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von Abischai » Sa 27. Jan 2018, 11:09
Lieber Helmuth!
Wir alle bedienen uns bewußt oder unbewußt diverser Dogmen, die das Leben erleichtern und das Verständnis abkürzen und vereinfachen.
Ich gehe z.B. davon aus, daß die Bibel grundsätzlich so gemeint ist, wie es geschrieben steht, also tatsächlche Dinge beschreibt und thematisiert. Nur in den Fällen, wo das unsinnig wäre, kann nur ein bildhaftes Verständnis richtig sein. Das ist doch schon mal ein gewichtiger Grundsatz, der uns ein treues Festhalten am Wort Gottes (dem geschriebenen) ermöglicht, denn der Verstand ist ja nicht böse, sondern Gottes Werk. So kompliziert, daß es erweiterter Beurteilung bedarf, ist das noch lange nicht.
Doppelte Bedeutungen oder wie bei "großen" Prophezeihungen 3-fache, sind natürlich möglich. Aber daß es nur die 2. und 3. Ebene gibt, und die 1., die 1:1 direkte nicht, ist eine Ausnahme, die erst mal als solche belegt werden muß.
Das mit dem "Lande Uz" ist ein Fall, mit dem Du es Dir hierin zu einfach machst. Ich fragte Dich nicht ohne Grund nach Ninive und Het. Das hast Du unter den Teppich gekehrt.
Die Bibel ist ein Märchenbuch. Jedes Kind weiß das.
Das war weithin bekannt, weil sie nämlich geographische Details enthält, die es nicht gibt. Es gibt die sagenumwobene Stadt Ninive nicht, es gibt kein Volk der Hetiter.
Das alles sind Fakten, genau wie das Land Uz, das gibt es auch nicht.
Nun hat sich aber vor langer Zeit ein interessierter Mann beim Lesen der Bibel die Frage gestellt: "Wenn es in der Bibel eine Ninive gibt, muß es auch Spuren davon geben". Und so hat er aufgrund der Aussage der Bibel begonnen, diese Stadt zu suchen (vor ihm haben das schon andere erfolglos versucht)... und wurde fündig.
Durch diesen Fund wurde überhaupt erst die Bibliothek Assurbanipal III. gefunden, mit über 22.000 Keilschrifttexten, u.a. das berühmte Gilgamesch-Epos.
Mit einem Mal war die Bibel dann vielleicht doch nicht so märchenhaft, aber die Hetiter sind eine Erfindung irgendwelcher Bibeldichter, denn die gab es nicht...
...bis man dann auf dem Gebiet der heutigen Türkei ein seltsames Urvolk entdeckte, die "Chatti" und feststellte, daß genau diese das gigantische Reich der Hetiter bildeten. ("Chatti" und "Het" sind differierende Lesarten bzw. Schreib- und Sprechweisen, wie auch z.B. bei Pharao "Schischak", der in der Weltgeschichte als "Schoschenk" bekannt ist, also nichts ungewöhnliches.)
Das laut Bibel von Nimrod gegründete "Nimrod" und "Erek" ist historisch bekannt unter den Namen "Namirud" und "Uruk".
Und nun noch mal zum Lande "Uz", wie war das noch mal, das gab und gibt es nicht?
Denke darüber noch mal in Ruhe nach...
Ich sagte ja eingangs, daß es durchaus nach "Anachronismen" klingen könnte, daß also ein Mensch "Uz" ein Reich gegründet hat (was heute unbedeutend und unbekannt ist), obwohl die Geschichte viel früher anzusetzen ist, wie denn auch die Namen der Freunde "von Naama", "von Teman" auf Nachkommen Abrahams hindeuten. Vielleicht ist "Uz" auch ein Wort, was auf keinen Menschen zurückgeht, sondern die Lokalität beschreibt.
"Elim" und "Mara" sind Namen von Oasen, der eine war schon, der zweite wurde aus aktuellem Anlaß erteilt.
Es gibt Namen, die in der Bibel nicht eindeutig sind. Da ist "Agag", den wir als Amalekiterkönig zur Zeit Sauls kennen. Später wird im Buch Ester Haman als "Agagiter" bezeichnet. Geheimnisvoll !
Oder "Söhne Sets" die in der Königszeit erwähnt werden.
Unsere Namen sind auch sehr häufig und nicht unbedingt DIE Hinweise auf irgendetwas. Zwei bedeutende Bundeskanzler der BRD trugen Deinen Namen.
Langer Rede, ganz kurzer Sinn, Hiob ist meiner Ansicht nach sowohl historisch, wie auch künstlerisch, prophetisch, zeitgenössisch.
Die Welt, die die Bibel zu gern leugnen möchte, betrachtet Hiob auch als erstklassisches Werk der Dichtkunst. Ich erkenne das an, aber damit wird Hiob seiner viel tieferen Bedeutung beraubt. Ich denke, "man sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht".
Irgendwann wird man eine Region finden, die in der Antike den lokalen Namen "Uz" trug, irgendwann...
Bedenke mal, daß vor der Flut (!) zwei heute bekannte Flüsse eine zentrale Bedeutung haben. Dann wurde die ganze Erdoberfläche umgepflügt, und heute gibt es an eben dieser Stelle (?) wieder Flüsse, die aus irgendeinem Grunde die gleichen Namen tragen.
Wenn man Deine Herangehensweise konsequent verfolgt, gäbe es keinen König David. Von dem steht zwar viel geschrieben, aber keinerlei archäologische Funde zeugen von ihm. Ähnlich sieht es mit Karl dem Großen aus, dessen Historizität wird auch angezweifelt, weil man von ihm nichts gefunden hat, außer schriftliche Behauptungen über ihn.
Mit der Führung durch den Heilgen Geist kannst Du das auch nicht rechtfertigen, denn dann müßten wir beide wenigstens annähernd ähnlicher Auffassung zu diesem Problem sein.
Ist das nicht einfach nur etwas, was wir nur (noch) nicht verstehen können?
Liebe Grüße,
Tobias
Meine Hilfe kommt von Jahweh, der Himmel und Erde gemacht hat. [
Ps 121;2]