Wie Gott die Schöpfung liebt

Nichtchristen sind willkommen, wir bitten aber darum, in diesem Forum keine Bibel- und Glaubenskritik zu üben.
Rembremerding
Beiträge: 2984
Registriert: So 18. Aug 2013, 16:16

#1 Wie Gott die Schöpfung liebt

Beitrag von Rembremerding » Mi 14. Jun 2017, 07:51

Ein wenig Religions- und Glaubensphilosophie:


Gott hat allein die Welt erschaffen. In ihr ist seine Überfülle und seine Liebe angelegt. So ist die Welt groß und kostbar vor Gott.

Gott hat gewollt, dass die Welt nicht nur ist, sondern dass sie in lebendigem Bewusstsein ersteht. Die Welt als seine Schöpfung soll erkannt sein, nicht nur von Gott, sondern vom Geschöpf selbst. So hat er den Menschen erschaffen und ihm die Fähigkeit gegeben Dinge anzuschauen und ihr Wesen zu verstehen. Sie sollen die Gesetze begreifen, nach denen die Schöpfung gebaut sind und das Geschehen, welches sich aus deren Wirken ergibt. Die Dinge tauchen dadurch im Geist des Menschen auf, sie werden noch einmal geschaffen, nun in der Form der Wahrheit. Und Gott wollte noch mehr:

Er hat dem Menschen die Fähigkeit geschenkt zu erleben. Er fühlt beim Blick in das Weltall eine Größe und Herrlichkeit, er erkennt in einer Blume Formen der Schönheit und erlangt Freude. Im anderen Menschen kann er solche Freude ebenso erkennen, aber auch Zorn, und er antwortet darauf mit eigenem Gefühl. Die Mannigfaltigkeit der Dinge erstehen somit erneut im Herzen des Menschen, sie gewinnen Innerlichkeit und eine neue Dimension, in dem sie Inhalt von Leben werden.

Der Mensch kann auch urteilen, weil Gott es so will. Er kann Dinge als gut, schön, hässlich, böse oder nützlich erkennen, er kann sie bewerten. In dem man das bessere vom guten unterscheiden kann, kehren die Dinge im Menschen in seiner (Wert-)Schätzung, seinem Gefühl für Geltung wieder, sie erlangen Wert und Sinn.

Der Mensch kann durch lebendiges Empfinden erkennen. Das Erkennen wird weise gemacht durch sein Urteil und dessen Folgen. Der Mensch kann deshalb in der Welt zugreifen und handeln. Er kann die Dinge in Besitz nehmen, seinen Zwecken anpassen, sie in das Gefüge seines Lebens einordnen. Er kann sie zum Stoff machen, um innerlich angeschautes sichtbar darzustellen. Selbstempfundenes kann er so für Andere ausdrücken. All das bedeutet: Der Mensch begegnet lebendig der Wirklichkeit der Dinge und aus dieser Begegnung heraus entsteht ein neues Ganzes, eine Welt neuer Art.

Gott gab dem Menschen genau diesen Auftrag – weiter an seiner Schöpfung zu arbeiten und aus einer ersten Welt eine zweite Welt zu schaffen, indem er sie bebaut und bewahrt. Aus Natur ersteht Kultur, aus Kult Kunst, die Schönheit und das Gute von Gott ersteht aus der Innerlichkeit des Menschen heraus neu, wird bewusst erkannt und lebendig.

Diese zweite Welt sollte groß und schön werden. Der biblische Ausdruck dafür lautet „Paradies“. Gemeint ist damit jener Zustand des Daseins, der wurde, als der erste reine Mensch im Einvernehmen des Glaubens und eines liebenden Gehorsams mit Gott lebte, den Dingen begegnete. Das Paradies ist kein Kinderreich oder Schlaraffenland, sondern eine Welt, wie Gott sie wollte. Seine erste Schöpfung sollte vom Menschen zu einer zweiten Schöpfung werden, die er gestaltet, schuldlos und lebend von Gottes Gnade her.

Als der Mensch Gott den Gehorsam aufsagte, verneinte er nicht nur die Existenz Gottes, sondern ebenso seine eigene. Aus einem Ebenbild wollte der Mensch zu einem Urbild werden. Da er das aber nicht vermochte, entstand eine leere Form, die er seither mit sich selbst, der Welt und anderen füllen möchte. Die Sehnsucht blieb: nach der Schönheit, der Wahrheit und dem Guten.

Das gott-förmige Loch in der Seele des Menschen kann nur mit Gott gefüllt werden. Einem Gott, der nicht nur der „Ich bin der Ich-bin“ (Ex 3:14) ist, sondern waltend und schaffend in freier Souveränität auch der „liebend bin ich der Ich-bin … ich liebe, der Ich-liebe … meine Liebe ist, die sie ist … die Liebe ist Ich“. Gottes Liebe ist jene Gesinnung, aus der heraus Gott ist, „der Da ist“, aus der er das Ungeheure der Menschwerdung tut, ja, nur es allein tun kann.

Diese Offenbarung Gottes in der Menschwerdung überschreitet einen nur philosophisch-religiösen Begriff eines höchsten Wesens. In der Menschwerdung ist seine Absolutheit der Liebe mit eingeschlossen und findet somit eine echte Beziehung zum Endlichen, der Welt und den Menschen. Aus einem Gedanken Gottes wurde echte Geschichte, eine Liebesgeschichte in der Welt und für die Welt.

Weil Gott so liebt, hat er die Schuldigen nicht ihren Willen überlassen, sondern den Ratschluss der Erlösung gefasst. Weil Gott so liebt, ist er in seinem Sohn Mensch geworden in der Welt. Einfach alles hängt davon ab, dass wir das verstehen. Denn erlöst zu werden bedeutet, in diese Liebe einzutreten.

Servus :wave:
Dieser katholische User ist hier dauerhaft inaktiv

Benutzeravatar
fin
Beiträge: 1144
Registriert: So 16. Okt 2016, 13:49

#2 Re: Wie Gott die Schöpfung liebt

Beitrag von fin » Mi 14. Jun 2017, 08:44

"Jesus antwortete: Mein Reich ist nicht von dieser Welt. (Joh 18:36)"

Bild
http://www.spektrum.de/fm/912/thumbnail ... 363501.jpg

ceam
Beiträge: 611
Registriert: Mi 15. Jul 2015, 16:36

#3 Re: Wie Gott die Schöpfung liebt

Beitrag von ceam » Mi 14. Jun 2017, 10:47

Der einzige echte Gott, den es tatsächlich gibt, hätte es nie zugelassen, dass die Geschöpfe die er liebt Angst vor ihm haben. Die lebendigen Geschöpfe die Gott schuf sind auch gar nicht in der Lage etwas falsches zu tun, sodass Gott etwas dagegen haben könnte.

JackSparrow
Beiträge: 5501
Registriert: Mi 30. Okt 2013, 13:28

#4 Re: Wie Gott die Schöpfung liebt

Beitrag von JackSparrow » Mi 14. Jun 2017, 18:59

ceam hat geschrieben:Der einzige echte Gott, den es tatsächlich gibt, hätte es nie zugelassen, dass die Geschöpfe die er liebt Angst vor ihm haben.
Woher sollten seine Geschöpfe denn wissen, ob sie Angst vor ihm haben müssen. Er redet ja mit niemandem.

Die lebendigen Geschöpfe die Gott schuf sind auch gar nicht in der Lage etwas falsches zu tun, sodass Gott etwas dagegen haben könnte.
Solange er schweigt, kann er auch nichts dagegen haben. Punkt.

Benutzeravatar
Opa Klaus
Beiträge: 1018
Registriert: Di 24. Mär 2015, 11:56

#5 Re: Wie Gott die Schöpfung liebt

Beitrag von Opa Klaus » Mi 14. Jun 2017, 21:41

Rembremerding, Dein Plädoyer gefällt mir.

Novas
Beiträge: 7986
Registriert: Mi 20. Jun 2018, 21:23

#6 Re: Wie Gott die Schöpfung liebt

Beitrag von Novas » Mi 14. Jun 2017, 21:43

Rembremerding hat geschrieben: Weil Gott so liebt, ist er in seinem Sohn Mensch geworden in der Welt. Einfach alles hängt davon ab, dass wir das verstehen. Denn erlöst zu werden bedeutet, in diese Liebe einzutreten

Lange Rede kurzer Sinn: Damit ist eigentlich alles gesagt :wave: der Himmel ist das Hineingehen in die Liebe und die Hölle das Fernsein von ihr. Erlösung ist der Prozess des Loslassens von allem, was uns von ihr und somit von Gott trennt. Wir können es die Christifizierung (Vergöttlichung) des Menschen nennen. Die ganze Menschheit und der Kosmos werden vereint und erlöst in und durch Christus, da das göttliche Bewusstsein die ganze Welt durchdringt und erleuchtet und immer mehr zum Bewusstsein seiner selbst kommt.
Dazu sei angemerkt, dass die Christifizierung nicht gleichbedeutend mit der stumpfsinnigen und blinden Unterwerfung unter ein religiöses Glaubenssystem ist, sondern es ist die Imitatio Christi, welche nichts geringeres ist, als die vollkommene Selbstwerdung (Individuation) des Menschen. Einen wahren Jünger und Nachfolger Christi erkennen wir daran, dass er sich selbstbewusst vom Massenbewusstsein löst und er ein eigenständiges Individuum wird.

Das ewige und zeitlose Bild unsrer eigenen Selbstwerdung finden wir in Christus, dem Gekreuzigten und Auferstandenen. Der Weg Christi ist der Weg der menschlichen Selbstwerdung und die Inkarnation beschreibt ein universales Ereignis, denn das Göttliche manifestiert sich durch alle Dinge, doch insbesondere im Menschen; das ist die Würde und Größe des Menschen, allein das macht ihn zur Krone der Schöpfung.

Das All soll in CHRISTUS gesammelt seine Erfüllung finden [...] Teilhard de Chardin nannte es eine Christifizierung des Kosmos (Horst Burkle, Der Kosmos als Heilsträger. Neuwerdung aus dem Mutterschoß)




Gerade die moderne Psychologie ist ein hervorragendes Werkzeug, um die tiefsten Glaubenswahrheiten besser zu verstehen, wie die Lehre von den Archetypen. Denn wenn Gott den Seelengrund berührt oder gar dieser Grund ist (wie Meister Eckhart sagte), dann können wir schlussfolgern, dass er sich der Archetypen als Mittel bedient, um sich zu offenbaren. Einer dieser Archetypen ist CHRISTUS, der Gott-Mensch, für uns begreifbar, als das Ziel der gesamten spirituellen Evolution des Menschen. In Christus schauen wir das Bild des wahren (vollkommenen) Menschen, der in einer reinen und lebendigen Gottesbeziehung existiert. In reiner Hingabe und Selbstentäußerung (Kenosis) manche nennen es den Zustand der Heiligmachende Gnade (gratia sanctificans oder Gnadenstand, gratia iustificans auch schlechthin gratia habitualis)

Doch der Begriff ist egal :wave:

Novas
Beiträge: 7986
Registriert: Mi 20. Jun 2018, 21:23

#7 Re: Wie Gott die Schöpfung liebt

Beitrag von Novas » Do 15. Jun 2017, 00:02

fin hat geschrieben:"Jesus antwortete: Mein Reich ist nicht von dieser Welt. (Joh 18:36)"

Bild
http://www.spektrum.de/fm/912/thumbnail ... 363501.jpg


Ja, aber es wird in der Welt abgebildet, so wie das Licht der Sonne durch einen Spiegel reflektiert wird. Die Sonne ist nicht von dieser Welt, aber ihre wärmenden Lichtstrahlen beleben und ermöglichen alles Leben auf Erden. So wie eine Sonne die materielle Welt belebt, gibt es eine Sonne in der spirituellen Welt: der lebengebende heilige Geist.

Benutzeravatar
fin
Beiträge: 1144
Registriert: So 16. Okt 2016, 13:49

#8 Re: Wie Gott die Schöpfung liebt

Beitrag von fin » Do 15. Jun 2017, 01:11

Novalis hat geschrieben:
fin hat geschrieben:"Jesus antwortete: Mein Reich ist nicht von dieser Welt. (Joh 18:36)"

Bild
http://www.spektrum.de/fm/912/thumbnail ... 363501.jpg


Ja, aber es wird in der Welt abgebildet, so wie das Licht der Sonne durch einen Spiegel reflektiert wird. Die Sonne ist nicht von dieser Welt, aber ihre wärmenden Lichtstrahlen beleben und ermöglichen alles Leben auf Erden. So wie eine Sonne die materielle Welt belebt, gibt es eine Sonne in der spirituellen Welt: der lebengebende heilige Geist.

Und du, Novalis, bist autorisiert, um besagte Größe richtig auszuweisen (?) gemäß Evangelist Johannes:
"Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, kommen wird, der wird euch in alle Wahrheit leiten ... (16:13f)"

Novas
Beiträge: 7986
Registriert: Mi 20. Jun 2018, 21:23

#9 Re: Wie Gott die Schöpfung liebt

Beitrag von Novas » Do 15. Jun 2017, 06:16

fin hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:
fin hat geschrieben:"Jesus antwortete: Mein Reich ist nicht von dieser Welt. (Joh 18:36)"

Bild
http://www.spektrum.de/fm/912/thumbnail ... 363501.jpg


Ja, aber es wird in der Welt abgebildet, so wie das Licht der Sonne durch einen Spiegel reflektiert wird. Die Sonne ist nicht von dieser Welt, aber ihre wärmenden Lichtstrahlen beleben und ermöglichen alles Leben auf Erden. So wie eine Sonne die materielle Welt belebt, gibt es eine Sonne in der spirituellen Welt: der lebengebende heilige Geist.

Und du, Novalis, bist autorisiert, um besagte Größe richtig auszuweisen (?) gemäß Evangelist Johannes:
"Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, kommen wird, der wird euch in alle Wahrheit leiten ... (16:13f)"


Ja, bin ich :engel: Wir werden Christen durch das Wirken des Heiligen Geistes, an dem wir alle individuell Anteil nehmen (eine spirituelle Sonne, deren Lichtstrahlen uns erleuchten und inspirieren können ;) ) die Wirkung dieser Inspiration wird in dieser Welt real sichtbar.
Zuletzt geändert von Novas am Do 15. Jun 2017, 08:36, insgesamt 1-mal geändert.

Benutzeravatar
fin
Beiträge: 1144
Registriert: So 16. Okt 2016, 13:49

#10 Re: Wie Gott die Schöpfung liebt

Beitrag von fin » Do 15. Jun 2017, 08:19

-- Gottes Pressesprecher --

Novalis hat geschrieben:
fin hat geschrieben:Und du, Novalis, bist autorisiert, um besagte Größe richtig auszuweisen (?) gemäß Evangelist Johannes:
"Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, kommen wird, der wird euch in alle Wahrheit leiten ... (Joh 16:13f)"

Ja, bin ich. Wir werden Christen durch das Wirken des Heiligen Geistes, an dem wir alle individuell Anteil nehmen (eine spirituelle Sonne, deren Lichtstrahlen uns erleuchten und inspirieren können) ...

Novalis, insbesondere der Geist der Wahrheit ist gebunden und strikt angewiesen, darum er nicht von/für/aus sich selbst redet, wie jener Bremer, Dingsda und seine erlauchten Stadtmusikanten. :D Warum heißt es wohl ...

"Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, kommen wird, der wird euch in alle Wahrheit leiten. Denn er wird nicht von sich selber reden; sondern was er hören wird, das wird er reden, und was zukünftig ist, wird er euch verkünden." (Joh 16:13f)
Zuletzt geändert von fin am Do 15. Jun 2017, 10:00, insgesamt 1-mal geändert.

Antworten