Das Markusevangelium aus historischer Sicht

Nichtchristen sind willkommen, wir bitten aber darum, in diesem Forum keine Bibel- und Glaubenskritik zu üben.
closs
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#11 Re: Das Markusevangelium aus historischer Sicht

Beitrag von closs » Fr 8. Apr 2016, 16:24

Andreas hat geschrieben: oder genau zuhören und selber recherchieren.
Habe ich sogar. - Aber die Tatsache, dass jemand der anglikanischen oder sonst einer Kirche beitritt oder Lehraufträge von christlichen Instituten bekommt, heisst heute gar nichts.

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sven23
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#12 Re: Das Markusevangelium aus historischer Sicht

Beitrag von sven23 » Fr 8. Apr 2016, 16:36

closs hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Was meint Ihr dazu?
Eine Sternstunde dessen, was wir früher unter "HKM" verstanden haben - super.
Dann verstehe ich nicht, warum du dich über Kubitza und die Forschung aufregst. Die kommen nämlich zum gleichen Ergebnis, nämlich dass die Evangelien keine historisch exakten Tatsachenberichte waren, sondern Glaubenspropagandaschriften, um die Leser mitzureißen.
Wenn man das mal kapiert hat, dann kann man die Texte auch mit anderen Augen lesen.
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closs
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#13 Re: Das Markusevangelium aus historischer Sicht

Beitrag von closs » Fr 8. Apr 2016, 16:57

sven23 hat geschrieben:Dann verstehe ich nicht, warum du dich über Kubitza und die Forschung aufregst.
Weil sie den Eindruck erwecken, nur das historisch Belegte sei substantiell und alles andere "K.opfkino". - Als sei nur HKM-Exegese in ihrem Sinne Substanz-Exegese - "forschende Theologie" im verengten HKM-Sinne wird als Grundlage des substantiellen Verständnisses verstanden - das ist das Problem.

sven23 hat geschrieben:Wenn man das mal kapiert hat, dann kann man die Texte auch mit anderen Augen lesen.
Mache ich persönlich ohnehin so - für mich es komplett egal, ob geistige Substanz über historische oder nicht-historische Chiffren vermittelt wird.

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sven23
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#14 Re: Das Markusevangelium aus historischer Sicht

Beitrag von sven23 » Fr 8. Apr 2016, 17:00

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Dann verstehe ich nicht, warum du dich über Kubitza und die Forschung aufregst.
Weil sie den Eindruck erwecken, nur das historisch Belegte sei substantiell und alles andere "K.opfkino". - Als sei nur HKM-Exegese in ihrem Sinne Substanz-Exegese - "forschende Theologie" im verengten HKM-Sinne wird als Grundlage des substantiellen Verständnisses verstanden - das ist das Problem.
Das grundsätzliche Problem ist aber, dass man von Glaubenspropagandaschriften keine historischen Tatsachenberichte erwarten darf.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

closs
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#15 Re: Das Markusevangelium aus historischer Sicht

Beitrag von closs » Fr 8. Apr 2016, 17:12

sven23 hat geschrieben:Das grundsätzliche Problem ist aber, dass man von Glaubenspropagandaschriften keine historischen Tatsachenberichte erwarten darf.
Zumindest ist es zweitrangig - wiewohl sicherlich historisch Ernstzunehmendes dabei ist. - Um dies auseinander-zu-priemeln, ist ja die HKM da. - Aber sie darf dabei nicht in die Substanz eingreifen, wenn sie nicht echte Beweise hat. - Wieder am Beispiel "leibliche Auferstehung".

Die HKM darf seriöserweise NICHT sagen, da so etwas nach heutigem Kenntnisstand nicht ginge, ist es als unhistorisch zu verstehen - das geht NICHT. - Was ginge: Man kann nachweisen, dass Jesus - ich mache es jetzt etwas flapsig - am Tag nach dem Kreuz in verschiedenen Kneipen beim Kartenspielen und Bier-Bechern gesehen worden sei. - Dies wäre ein hartes Indiz, dass er gar nicht im Grab war und möglicherweise die Kreuzigung gefaked war.

Aber Analogie-Bildungen und Plausibilitäts-Erfahrungswerte sind NICHT ausreichend, weil diese genau auf eine Singularität NICHT anwendbar sind.

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Andreas
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#16 Re: Das Markusevangelium aus historischer Sicht

Beitrag von Andreas » Fr 8. Apr 2016, 17:23

closs hat geschrieben:Habe ich sogar. - Aber die Tatsache, dass jemand der anglikanischen oder sonst einer Kirche beitritt oder Lehraufträge von christlichen Instituten bekommt, heisst heute gar nichts.
Was erwartest du eigentlich? Hier hast du Bild- und Tonaufnahmen seiner persönlichen Rede und schriftliche Zeugnisse vom wissenschaftlichen Diskurs mit Zeitzeugen. Den zweiten Link scheinst du nicht mal gelesen zu haben, weil du, wie so oft nur auf das vermeintlich leicht widersprechbare eingehst und das andere unter den Tisch fallen lässt.
closs hat geschrieben:DAS ist ein Wissenschaftler ...
... wäre nach der Lektüre wohl zu relativieren.
Soll ich dem verstorbenen Herrn Prof. C. P. Thiede in die Seele kriechen um deine Frage zu beantworten ob er wirklich Christ IST?

Hier hast du nun das, was du beim Thema "Naherwartung" so gerne hättest, um belegen zu können "wie es IST": eine Videoaufnahme des Originals, dazu Rezeptionen von echten, fachlich kompetenten Zeitzeugen - und wischt das mit einem Eineinhalb-Zeiler locker vom Tisch.

Was könnte jemand hier also schreiben, um deine Frage nach dem Christsein des Herrn Prof. C. P. Thiede zu beantworten - das du auch annehmen könntest?

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#17 Re: Das Markusevangelium aus historischer Sicht

Beitrag von closs » Fr 8. Apr 2016, 20:16

Andreas hat geschrieben:Den zweiten Link scheinst du nicht mal gelesen zu haben
Nee - meine Aussage stammt von davor.

Andreas hat geschrieben:Was könnte jemand hier also schreiben, um deine Frage nach dem Christsein des Herrn Prof. C. P. Thiede zu beantworten - das du auch annehmen könntest?
Meine diesbezügliche Aussage war in dem Kontext, dass seine wissenschaftliche Aussagen so blitzsauber sind, dass man es daraus nicht merkt. - Ich hatte kein Primär-Interesse in Bezug auf dessen Glauben - verfolge mal zurück: Mein erster Beitrag dazu war:
Closs hat geschrieben:Eine Sternstunde dessen, was wir früher unter "HKM" <also Wissenschaft> verstanden haben - super.
Darum ging es.

Den zweiten Link werde ich mir auch noch reinziehen - Du hast mich jetzt noch neugieriger gemacht.

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Andreas
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#18 Re: Das Markusevangelium aus historischer Sicht

Beitrag von Andreas » Fr 8. Apr 2016, 20:48

Also ich habe das Recherchieren angefangen, weil ich seine Ausführungen gerade nicht als so "blitzsauber" empfunden habe. Besonders schwach fand ich seine Metapher mit den zwei Seiten von Münzen. Man könne ja sogar den Selbstversuch machen und nachschauen, ob auf der anderen Seite auch eine Prägung sei. Solch polemische Spielchen empfinde ich geradezu als beleidigend und jemand der als "Wissenschaftler" einen Vortrag hält, hat so schwache Argumente nicht nötig. Der Wert einer Münze bemisst sich nach Materialwert oder Übereinkunft. Im Mittelalter gab es viele Münzen mit einseitiger Prägung.

Hält er den Vortrag als Christ, bräuchte es keine wissenschaftlich-historischen "Beweise" für seinen Glauben, weil die "Wahrheit heiliger Schriften" auf einer anderen hermeneutischen Ebene angesiedelt wäre. Wenn ein Christ sich an historisch-wissenschaftliche "Wahrheiten" klammert, fürchte ich, dass sein Glaube auf wackeligen Füßen steht. Dass er "klammert" sieht man daran, dass er Schwierigkeiten hat, von seiner These abzurücken, dass im Fragment 7Q5 aus den Schriftenfunden vom Toten Meer ein Teil des Markusevangeliums vorliegt, trotz des heftigen Gegenwindes seiner Kollegen. Er möchte eben glauben, dass Jesus prophetisch begabt gewesen ist, weil es ihm so leichter fiele zu glauben ...

Mir machte dieser Vortrag den Eindruck, dass hier Wissenschaft und Glaube auf eine für die Wissenschaft und den Glauben ungesunde Weise vermischt wird.

Dennoch hast du die Frage nach seinem Christsein gestellt. Wie könnte eine Antwort - positiv oder negativ - aussehen, die du gelten lassen könntest? Welche Art Argumente hast du auf deine Frage erwartet?

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Halman
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#19 Re: Das Markusevangelium aus historischer Sicht

Beitrag von Halman » Fr 8. Apr 2016, 21:46

closs hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Dies spricht ja für Prof. Carsten Peter Thiede.
Genau - der Mann scheint super zu sein. - DAS ist ein Wissenschaftler - und jetzt trotzdem die Frage: Ist er Christ? - Ich vermute schon, aber man wird ja manchmal überrascht.
Laut Wikipedia arbeitete er u.a. für die Medienanstalt ERF, war Laienseelsorger, erhielt 2000 die Priesterweihe und war Rechtsritter des Johanniterordens. Auch war er in Bibel TV präsent. Ich glaube, er war Christ.

Im SPIEGEL gab es 2004 einen Artikel über ihn.
Ebenso teilten nur wenige Experten seine Ansicht, die in Rom aufbewahrte Holztafel vom Kreuz Jesu Christi mit der Aufschrift INRI sei echt. Dagegen galt seine Entdeckung der Lage des Dorfs Emmaus bei Jerusalem als sicher.
Zwar vertrat er Theorien, welche vom fachlichen Mainstream abgelehnt wurden, doch seine Entdeckung von Emmaus ist sicher war eine sehr gute Arbeit.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

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Halman
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#20 Re: Das Markusevangelium aus historischer Sicht

Beitrag von Halman » Fr 8. Apr 2016, 21:54

Andreas hat geschrieben:
closs hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Dies spricht ja für Prof. Carsten Peter Thiede.
Genau - der Mann scheint super zu sein. - DAS ist ein Wissenschaftler - und jetzt trotzdem die Frage: Ist er Christ? - Ich vermute schon, aber man wird ja manchmal überrascht.
Man kann sich überraschen lassen, oder genau zuhören und selber recherchieren.
Carsten Peter Thiede in Wikipedia
Dazu gehören dann auch kritische Stimmen:
QUMRAN-FRAGMENT 7Q5 IST NICHT MARKUS 6,52–53
Vielen Dank für Deinen kritischen und informativen Link der Uni Köln. Bisher kannte bisher nur folgende Quelle und hatte daher die Hoffnung, dass es sich bei 7Q5 tatsächlich um einen Fragment des originalen Urtextes der Markusevangeliums handeln würde. Sehr schade, diese Hoffnung muss ich wohl begraben. :cry:
Als Standart möchte ich noch den Wikipedia-Artikel gegenüberstellen.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

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