Grausame Tierhaltung

Philosophisches zum Nachdenken
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Flavius
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#1 Grausame Tierhaltung

Beitrag von Flavius » So 31. Dez 2017, 11:52

Kontrolle toter Schweine belegt Verstöße , - © countrypixel –fotolia, 28. Dezember 2017

In Deutschland sterben jährlich über 13,6 Mio. Schweine vor ihrer Schlachtung – das entspricht 21 % der lebend geborenen Tiere !!
Diese sogenannten »Falltiere« werden nicht weiter untersucht, als »tierische Nebenprodukte« der Industrie in Tierkörperbeseitigungsanlagen entsorgt. Eine Studie der Tierärztlichen Hochschule (TiHo) Hannover hat sich ihnen gewidmet und dabei massive Tierschutzverstöße zutage gefördert.

Untersuchungen von »Falltieren«
Die Studie der Außenstelle für Epidemiologie der TiHo in Bakum untersuchte im Zeitraum Januar bis April 2016 die Körper von 485 Mast- u. 128 Zuchtschweinen auf Auffälligkeiten, die auf Tierschutzverstöße hindeuten konnten. Die Tiere stammten aus sechs Bundesländern und waren auf 57 Lieferungen verteilt.
Bei 13,2 % der Mastschweine und 11,6 % der Zuchtschweine ist davon auszugehen, dass sie längere Zeit vor ihrem Tod mit »mit erheblichen Schmerzen und/oder Leiden« lebten. Bei 20 % der Tiere wäre eine Nottötung angebracht gewesen. Stattdessen wurden sie ihren Leiden überlassen ..
Dies ist ein klarer Verstoß gegen § 17 Nr. 2b des Tierschutzgesetzes; ein Straftatbestand, der mit einer Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren o. einer Geldstrafe geahndet werden kann.

------------- Die GESETZGEBUNG und die PRAXIS KLAFFEN hier aber leider oft sehr AUSEINANDER. --------- -------

Albert Schweizer: Solange wir Tiere so gedankenlos u. in ungeheuren Massen schlachten, wird es keinen Frieden auf Erden geben.
Dogmen - aller couleur- sind oft sehr hinderlich. (nach Feuerbach).


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sven23
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#3 Re: Grausame Tierhaltung

Beitrag von sven23 » So 31. Dez 2017, 13:05

Schon Schopenhauer hat sich Gedanken über den Umgang des Menschen mit den Tieren gemacht. Vielen gilt er als denkerischer Vorreiter der heutigen Tierschutzgesetze. Er war eines der ersten Mitglieder des 1841 gegründeten "Frankfurter Tierschutzvereins".

“ Grenzenloses Mitleid mit allen lebenden Wesen ist der festeste und sicherste Bürge für sittliches Wohlverhalten ... Mitleid selbst aber ist eine unleugbare Tatsache des menschlichen Bewusstseins, ist diesem wesentlich eigen, beruht nicht auf ... Begriffen, Religionen, Dogmen, Mythen, Erziehung und Bildung; sondern ist ursprünglich und unmittelbar, liegt in der menschlichen Natur selbst.”
Arthur Schopenhauer


Schopenhauer hielt es für einen “Grundfehler des Christentums”, dass “es widernatürlicherweise den Menschen losgerissen hat von der Tierwelt, welcher er doch wesentlich angehört”.(2) Es sei eine “augenfällige simple Wahrheit: ´das Tier ist im Wesentlichen das Selbe wie der Mensch`”.
Quelle: Artur-Schopenhauer-Studienkreis

Ein wichtiger Beitrag zum Tierschutz wäre z. b.. das Verbot langer Tiertransporte, die für viele Tiere mit großem Leid verbunden sind.
Und auch wichtig wäre eine effizientere Kontrolle der großen Mastbetriebe. Freiwillige Selbstkontrolle hat noch nie da funktioniert, wo es vor allem um Profitdenken geht.

http://www.ndr.de/nachrichten/niedersac ... rt108.html
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

Helmuth
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#4 Re: Grausame Tierhaltung

Beitrag von Helmuth » So 31. Dez 2017, 13:18

Janina hat geschrieben:Tu was dagegen. Kauf dein Fleisch beim Bio-Bauern.
Hier ist Österreich glücklicherweise weit voran. Aber die EU haut uns hier ein Hackl ins Kreuz.

Ich bin längst auf Qualität umgesteigen. War es in Österreich in meiner Kindheit ein Zeichen von Wohlstand, jede Woche eine Schweinsschnitzel am Teller zu haben, kann ich heute darauf verzichten. Die wurden billigst und in Massenstallungen gezüchtet, aufgefuttert mit Kraftfutter der Industrie und um Krankheiten vorzubeugen mit Antibiotika vollgepumpt, Dann waren sie ab 3 Monate schlachtreif. Irre.

In der Pfanne merkte man es, dass das Fleisch auf 50% und mehr zusammenschrumpfte. Da war also nur noch Chemie und Wasser drin, aber Hauptsache es schmeckte und war billig. Alsi ich jung war beschäftigte ich mich noch nicht damit.

Gott sei Dank hat man sich heut eauch gewandelt und kehrt zurück zu natürlicher Aufzucht. Österreich ist da wie gesagt weit voran. So gibt es heute das Strohschwein und die Mangalizaschweine. Kosten tun sie natürlich doppelt so viel, ist klar.

Doch da wäre der Ansatz des Konsumenten, dem Wahn der gelgierigen Großzuchten entgegenzuwirken. Wo steht geschrieben, dass ich die doppelte Menge essen muss, um dann dasslebe zu bezahlen wenn ich die halbe Menge, dafür mit korrekter Qualität kaufe? Wir fressen uns ohnehin bereits zu Tode. Weniger ist da mehr.
Der Herr steht zu mir, deshalb fürchte ich mich nicht. Was kann ein Mensch mir anhaben?
Ps 118:6

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Magdalena61
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#5 Re: Grausame Tierhaltung

Beitrag von Magdalena61 » Mo 1. Jan 2018, 04:00

Flavius hat geschrieben:Dies ist ein klarer Verstoß gegen § 17 Nr. 2b des Tierschutzgesetzes; ein Straftatbestand, der mit einer Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren o. einer Geldstrafe geahndet werden kann.

------------- Die GESETZGEBUNG und die PRAXIS KLAFFEN hier aber leider oft sehr AUSEINANDER. --------- -------
Die Veterinärämter haben zu wenig Personal, deshalb ist es ihnen oftmals nicht möglich, die landwirtschaftlichen Einrichtungen in engeren Zeitabschnitten zu kontrollieren. Dazu kommt:
Ein besonderes „Geschmäckle „ bekommt der Fall zudem dadurch, dass der betroffene Landwirt aus Merklingen selbst Mitarbeiter des Landratsamts Alb-Donau-Kreis, das für die Kontrollen zuständig ist. Laut Kritikern brauche man sich da nicht wundern, dass solche Zustände trotz behördlicher Kontrolle möglich seien.

Topagrar.com - Lesen Sie mehr auf: https://www.topagrar.com/news/Home-top- ... 31707.html
(!)

Diese unhaltbaren Zustände in der Nutztierhaltung, egal ob Schwein, Geflügel oder andere Tiere, schnell und kompromisslos zu beenden, sollten jeder Regierung dringliches Anliegen sein.

Schweinefleisch ist so billig-- wir kaufen keines, da wir es nicht essen, aber ich sehe ja die Preise und sehe auch, wie das Fleisch in den Auslagen der Supermärkte aussieht.

Wie kann ein Land, das sich für fortschrittlich hält und sich als human bezeichnet, diese entsetzliche Tierquälerei dulden?
LG
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#6 Re: Grausame Tierhaltung

Beitrag von Pluto » Mo 1. Jan 2018, 09:32

Magdalena61 hat geschrieben:Wie kann ein Land, das sich für fortschrittlich hält und sich als human bezeichnet, diese entsetzliche Tierquälerei dulden?
Das Motiv ist der Preis.
Damit Tierhaltung "humaner" wird, müssten die Preise mindestens doppelt so hoch sein, wie jetzt. So lange der Druck auf die Produzenten nicht nachlässt, wird sich nichts ändern.
Da spielt es keine Rolle ob es sich um Rind, Schwein oder Geflügel handelt.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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Flavius
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#7 Re: Grausame Tierhaltung

Beitrag von Flavius » Mo 1. Jan 2018, 11:55

Ja, Abstimmen mit den Füssen, mittels Kauf-Rückhaltung bei Billig-Fleisch aus lieblosen bis grausamen Massen-Kasernen ist ein Weg. - DAS kann JEDER machen !!
Einkaufsketten reagieren auch tatsächlich auf geändertes Kauf-Verhalten.

Inzwischen gibt es vermehrt Vereine u. Organisationen, die das Thema der Bevölkerung, den Politikern öfters u. beständig ins Gewissen rufen.


Bleibt zu hoffen, dass sich bald (weiter) etwas ändert u. verbessert.. Ohne ständigen "Druck" und Lobby-Arbeit geht das aber kaum.

- - - "Steter Stein höhlt den Stein". - -
Dogmen - aller couleur- sind oft sehr hinderlich. (nach Feuerbach).

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#8 Re: Grausame Tierhaltung

Beitrag von Pluto » Mo 1. Jan 2018, 13:13

Janina hat geschrieben:Tu was dagegen. Kauf dein Fleisch beim Bio-Bauern.
Flavius hat geschrieben:Ja, Abstimmen mit den Füssen, mittels Kauf-Rückhaltung bei Billig-Fleisch aus lieblosen bis grausamen Massen-Kasernen ist ein Weg. - DAS kann JEDER machen !!
Einkaufsketten reagieren auch tatsächlich auf geändertes Kauf-Verhalten.
Fragt man die Leute "im Volk", ist sofort jeder für solche Maßnahmen.

Aber es bleibt beim Lippenbekenntnis. Das Problem ist, kaum einer will auf das Biilig-Fleisch verzichten.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#9 Re: Grausame Tierhaltung

Beitrag von Flavius » Mo 1. Jan 2018, 13:55

Ja, natürlich ist bei einer Straßenbefragung jeder gegen Tier-Quälerei u. gegen Massentierhaltung.

Ein Groß-Teil hat dann zuhause aber: 2 ,teils vernachlässigte o. zumindest nicht gerade glückliche Hunde. Teils nur zum Angeben!. . Und / oder auch ein Halb-Dutzend Billig-Schnitzel im Kühlschrank.

DENNOCH: Das Bewusstsein über die vielen SCHWEINEREIEN gegenüber den Tieren wächst langsam doch !!

- Es wurden auch -kleine - Fortschritte erzielt (Die Größe des Mindest-Platzes im Stall. z.B bei Hühnern und Kühen).. Ferkel müssen "human" getötet werden. Die Muttersau hat nun 0,5 qm mehr wie früher ( Bei der Geburt ist dies/ die Enge immer noch eine absolute Qual oder Horror .. Die Tötungsmaschinerien sind sehr effizent (Zum Teil aber ein wenig besser = schmerzfreier dank z.B. kurzer Halb-Betäubung vor der Enthauptung (bei Hühnern). u.anderes.
Die Normen für Bezeichnungen "Freilandhaltung",für BIO-Fleisch u.a. sind etwas höher geschraubt worden.
(aber verbesserungswürdig).
- Dass jährlich in d. BRD alleine 18 Millionen männlicher Kücken (weil für sie kein Markt ist) in Maschinen geschreddert !!! werden, ist ein großer Skandal.
--

- Ein weiteres Problem: Das kolossale Aussterben von Insekten u. mancher Vogelarten (= bis 80% !! heute weniger als 1975)
Es gibt eine enorme Schmetterlings-Ausrottung dank übermäßigem Einsatz von Unkrautsvernichtungsmittel (Glysophat ist eines) . Über ein 90%iges Aussterben von Steck-Mücken würde sich von uns ja keiner beklagt.- Vögel leiden aber darunter.)
Schmetterlinge u. Käfer sind eine wirkliche u. schöne Bereicherung der heimischen Arten-Vielfalt; (auch notwendig für bestimmte Vogelarten.) .. unbedingt erhaltungswürdig, auch wenn sie keinen wirtschaftlichen Gewinn bringen.
(Was heute ja immer erstmal als das Wichtigste scheint.).

- Wie bei allen Problemen: Es gibt viel zu tun ! - Lassen wir's laufen oder packen wir's beherzt an. ?
Dogmen - aller couleur- sind oft sehr hinderlich. (nach Feuerbach).

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Janina
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#10 Re: Grausame Tierhaltung

Beitrag von Janina » Di 2. Jan 2018, 10:06

Flavius hat geschrieben:Ja, Abstimmen mit den Füssen, mittels Kauf-Rückhaltung bei Billig-Fleisch aus lieblosen bis grausamen Massen-Kasernen ist ein Weg. - DAS kann JEDER machen !!
Einkaufsketten reagieren auch tatsächlich auf geändertes Kauf-Verhalten.
Mir ist im Supermarkt jetzt die Initiative Tierwohl aufgefallen.
https://initiative-tierwohl.de/
Das ist eine Initiative zur Verbesserung der Haltungsbedingungen in der Massentierhaltung. Klar kann man sagen, es ist nicht viel. Aber es hat einen entscheidenden Vorteil gegenüber der Bio-Haltung: Es betrifft quasi ALLE Tiere. Nicht nur eine Elite.
Es gibt Debatten, welches Bio-Siegel jetzt "bio" genug wäre. Natürlich keines, es geht immer noch etwas "bio"er. Aber das Problem ist, dass es den meisten Tieren keinen Vorteil bringt, weil die meisten nicht bio gehalten werden. Ist mir selber aufgefallen, als ich im Bioladen ein Huhn gesucht habe. Das sollte einen Kilopreis von 14,-€ kosten. Dafür kauf ich doch kein Huhn! Das heißt, bio ist nur was für eine statistisch unrelevante Elite. Man sagt ja auch nicht einem Syrer im Kriegsgebiet: Na dann sei doch einfach Deutscher. Klar hilft das. Wer Deutscher ist, leidet nicht am syrischen Krieg. Aber es ist keine Option für alle, die es tun. Kein Qualschwein hat was davon, wenn Bio-Schweine Freilandhaltung haben. Aber ALLE Schweine haben was davon, wenn ALLE Schweine 20% mehr Platz haben. Das ist zwar noch nicht gut, aber besser als vorher.

Eine andere Initiative ist der Duke of Berkshire vom Handelshof. Das Wort ist eine Schweinerasse. Worauf es ankommt ist, dass die Tiere in Belgien leben, und zwar in Freilandhaltung. Fläche ist dort billig. Sie Schweine haben Weideland und schlafen in Hütten. Die sind unten offen, und wenn sie vollgeschissen sind, werden sie vom Trecker einfach 5 Meter weiter gestellt. Wenig Aufwand, und die Schweine fühlen sich wohl. Immer noch nicht bio, aber wesentlich besser als sonst. Und es ist erschwinglich, und damit echt für ALLE geeignet.

Vegetarismus nützt keinem Tier. Wer will dass es den Tieren besser geht, muss diejenigen Bauern unterstützen (d.h. deren Fleisch kaufen), bei denen es den Tieren besser geht. Es muss einen evolutionären Vorteil für die bessere Version der Tierhaltung geben, sonst kann sich die Tierhaltung insgesamt nicht in die richtige Richtung entwickeln.

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