Der neue Atheismus ist vielleicht nicht tot, aber er riecht komisch!

Philosophisches zum Nachdenken
Catholic
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#141 Re: Der neue Atheismus ist vielleicht nicht tot, aber er riecht komisch!

Beitrag von Catholic » Mo 20. Nov 2017, 18:55

Pluto hat geschrieben:
Catholic hat geschrieben:Nenne einfach mal einige demokratische Errungenschaften und dann schauen wir weiter.
- Gleichberechtigung.
- Gleichberechtigung der Frauen.
- Wahlrecht.
- Abschaffung der Hexenverbrennungen.
- Abschaffung der Todesstrafe.
- Menschliche Unversehrtheit.
- Tierrechte.
- ...

Ich greife mal das Thema Abschaffung der Hexenverbrennungen auf.
Zuerst sollte vieleicht sachlich betrachtet werden wann und wo Hexenverbrennungen stattfanden?
Oft wird behauptet,die Katholische Kirche habe im Mittelalter Millionen (vermeintliche) Hexen verbrannt.
Fakt ist,dass im Mittelalter (also dem Zeitraum zwischen 500 und 1500 n.Chr.) relativ wenig "Hexen" verurteilt wurden (und dann keineswegs immer zum Tode).
Seriöse Historiker wie Arnold Angenendth (Kirchenhistoriker) gehen heutzutage von ca. 40.- 50.000 Verurteilungen aus,bezogen auf den Zeitraum vom 13.-18.Jahrhundert.
Bereits im 10.Jahrhundert,also in karolingischer Zeit,gab es den in Trier verfassten Canon Episcopi,der sich an die Bischöfe richtete.
In ihm ging es um den Umgang mit Frauen die überzeugt waren mit der (antik-griechischen) Göttin Diana nachts durch die Luft zu fliegen,was als Wahnidee betrachtet wurde.
Wohlbemerkt ging es nicht um Frauen die für Hexen gehalten wurden sondern um Frauen die sich für Hexen hielten.

Catholic
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#142 Re: Der neue Atheismus ist vielleicht nicht tot, aber er riecht komisch!

Beitrag von Catholic » Mo 20. Nov 2017, 19:09

Pluto hat geschrieben: - Gleichberechtigung der Frauen.
- Wahlrecht.
- Abschaffung der Hexenverbrennungen.
- Abschaffung der Todesstrafe.
- Menschliche Unversehrtheit.
- Tierrechte.
- ...

Catholic hat geschrieben:Meinst Du mit "von den Kirchen" auch katholische oder lutherische Verbände usw.?
Öfter als man glaubt, ja.

Wahlrecht gab es über lange Zeit in Europa nicht weil es keine Demokratien gab.
Übrigens galt das Wahlrecht in der berühmten Athener Demokratie der Antike nur für freie Athener Bürger was konkret bedeutete dass Frauen weder das wählen durften noch gewählt werden durften.
Menschliche Unversehrheit war ebenfalls in etlichen Kulturen der Geschichte kein Thema.
Der christliche Glaube sieht in jedem (!) Menschen das Abbild Gottes und das Leben dementsprechend als schützenswert,....auch wenn sich Christen im Laufe der Geschichte leider nicht immer daran hielten.
Aber es ist im Vergleich dazu interessant dass in der antik-römischen Gesellschaft der Hausherr (der Patris -- richtig geschrieben? - ) darüber entscheiden durfte ob das neugeborene Kind leben durfte oder im Wald oder anderswo in der Wildnis ausgesetzt wurde.

Catholic
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#143 Re: Der neue Atheismus ist vielleicht nicht tot, aber er riecht komisch!

Beitrag von Catholic » Mo 20. Nov 2017, 19:15

Novalis hat geschrieben: Die Erde, behauptet Bruno, ist nicht der Mittelpunkt des Universums, sondern nur eine Welt von unendlich vielen. ...

Und das war ein wesentlicher Fehler,den auch Galileo Galili beging als er behauptete die Sonne stehe im Zentrum des Universums und deswegen habe die Bibel Unrecht.
Beide,Bruno wie auch Galilei,haben wissenschaftliche Theorien als Fakten (!) hingestellt und dann behauptet dass die Bibel und damit die Kirche im Unrecht sei.
Hätten sie beide wissenschaftliche Theorien als genau das - als Theorien - bezeichnet,wäre die Geschichte warscheinlich anders verlaufen.

JackSparrow
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#144 Re: Der neue Atheismus ist vielleicht nicht tot, aber er riecht komisch!

Beitrag von JackSparrow » Mo 20. Nov 2017, 23:33

closs hat geschrieben:Die bleibende Leistung von D. ist doch "nur" sein Nachweis, dass der Mensch mit Wahrnehmung diese Frage NICHT beantworten kann
Welche Frage? Es steht dir doch jederzeit frei, die Natur für "falsch" zu halten, wenn du meinst, irgendwo irgendwas Echteres entdeckt zu haben, das du aufgrund einer persönlichen Setzung lieber nicht für einen Teil der Natur halten möchtest...

Die bleibende Leistung von D. besteht offenbar darin, dass er bei dem Gedanken, sein Denken sei vielleicht nur ein Teil der Natur, ein leichtes körperliches Unwohlsein verspürte und sich daraufhin zur Proklamation einer nicht natürlichen res cogitans entschloss, in der er dann auch gleich noch seinen Lieblingsgott ansiedeln konnte. Zwei Fliegen mit einer Klappe.

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#145 Re: Der neue Atheismus ist vielleicht nicht tot, aber er riecht komisch!

Beitrag von closs » Di 21. Nov 2017, 00:01

JackSparrow hat geschrieben:Die bleibende Leistung von D. besteht offenbar darin, dass er bei dem Gedanken, sein Denken sei vielleicht nur ein Teil der Natur, ein leichtes körperliches Unwohlsein verspürte und sich daraufhin zur Proklamation einer nicht natürlichen res cogitans entschloss, in der er dann auch gleich noch seinen Lieblingsgott ansiedeln konnte. Zwei Fliegen mit einer Klappe.
Du sollstest Dich ernsthaft mit dem beschäftigen, worum es hier eigentlich geht. - Deinen Äußerungen entnehme ich, dass Deine (heute nicht ungewöhnliche) Denk-Formatierung gar nicht dafür gemacht ist, Grundsatzfragen, die über den Materialismus hinausgehen, zu erfassen.

Pluto
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#146 Re: Der neue Atheismus ist vielleicht nicht tot, aber er riecht komisch!

Beitrag von Pluto » Di 21. Nov 2017, 09:23

Catholic hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben: - Gleichberechtigung der Frauen.
- Wahlrecht.
- Abschaffung der Hexenverbrennungen.
- Abschaffung der Todesstrafe.
- Menschliche Unversehrtheit.
- Tierrechte.
- ...

Catholic hat geschrieben:Meinst Du mit "von den Kirchen" auch katholische oder lutherische Verbände usw.?
Öfter als man glaubt, ja.

Wahlrecht gab es über lange Zeit in Europa nicht weil es keine Demokratien gab.
Aber nicht für alle.

Catholic hat geschrieben:Übrigens galt das Wahlrecht in der berühmten Athener Demokratie der Antike nur für freie Athener Bürger was konkret bedeutete dass Frauen weder das wählen durften noch gewählt werden durften.

Catholic hat geschrieben:Menschliche Unversehrheit war ebenfalls in etlichen Kulturen der Geschichte kein Thema.
In welcher denn?

Catholic hat geschrieben:Der christliche Glaube sieht in jedem (!) Menschen das Abbild Gottes und das Leben dementsprechend als schützenswert,....auch wenn sich Christen im Laufe der Geschichte leider nicht immer daran hielten.
Es gab einen tiefen Abgrund zwischen Theorie und Wirklichkeit.

Catholic hat geschrieben:Aber es ist im Vergleich dazu interessant dass in der antik-römischen Gesellschaft der Hausherr (der Patris -- richtig geschrieben? - ) darüber entscheiden durfte ob das neugeborene Kind leben durfte oder im Wald oder anderswo in der Wildnis ausgesetzt wurde.
Was ist mit Hexenverfolgung und Inquisition — glorreiche Erfindungen des christlichen Glaubens?

Seit der industriellen Revolution hat ein Wandel stattgefunden, den die Welt noch nie gesehen hat. In erster Linie ist dies der Marktwirtschaft und der Säkularisierung der Obrigkeit zu verdanken. Am Wenigsten dazu beigetragen haben Religionen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#147 Re: Der neue Atheismus ist vielleicht nicht tot, aber er riecht komisch!

Beitrag von Janina » Di 21. Nov 2017, 09:33

Catholic hat geschrieben:- Fakt ist,dass im Mittelalter (also dem Zeitraum zwischen 500 und 1500 n.Chr.) relativ wenig "Hexen" verurteilt wurden (und dann keineswegs immer zum Tode).
- Der christliche Glaube sieht in jedem (!) Menschen das Abbild Gottes und das Leben dementsprechend als schützenswert
- Hätten sie beide wissenschaftliche Theorien als genau das - als Theorien - bezeichnet,wäre die Geschichte warscheinlich anders verlaufen.
Was für eine Denk-Deformatierung muss man haben, um so eine Geschichtsklitterung abzusondern? :o

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#148 Re: Der neue Atheismus ist vielleicht nicht tot, aber er riecht komisch!

Beitrag von JackSparrow » Di 21. Nov 2017, 09:56

closs hat geschrieben:[Deinen Äußerungen entnehme ich, dass Deine (heute nicht ungewöhnliche) Denk-Formatierung gar nicht dafür gemacht ist, Grundsatzfragen, die über den Materialismus hinausgehen, zu erfassen.
Deine Grundsatzfrage besteht darin, ob du deine Wahrnehmungen für falsch halten solltest, weil es ja hypothetisch irgendwas geben könnte, das echter ist als deine Wahrnehmungen.

Und hier die Antwort: Was hättest du davon?

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#149 Re: Der neue Atheismus ist vielleicht nicht tot, aber er riecht komisch!

Beitrag von closs » Di 21. Nov 2017, 14:40

JackSparrow hat geschrieben:Deine Grundsatzfrage besteht darin, ob du deine Wahrnehmungen für falsch halten solltest, weil es ja hypothetisch irgendwas geben könnte, das echter ist als deine Wahrnehmungen.

Und hier die Antwort: Was hättest du davon?
Das Einzige und Wichtige, das man davon hat, und warum Descartes sein radikal-skeptizistisches Gedanken-Experiment überhaupt gemacht hat, ist die Erkenntnis, dass es NICHTS gibt, was nicht auf Glaubensbasis steht. - Man muss GLAUBEN, dass die menschliche Wahrnehmung nicht irrt, wenn man die Objekte menschlicher Wahrnehmung als "echt" (alias: "Res extensae = Entität und = NICHT Vorstellung") bezeichnet - und genau das tut Descartes. - Er denkt keine Minute daran, dass seine Wahrnehmung Fake sein könnte, weiss aber philosophisch zwingend, dass dies eine Bewusstseins-Entscheidung ist ("Glaubensentscheid"), weil es die Wahrnehmung selbst gar nicht entscheiden kann (Denn wie sollte etwas, was auf dem Prüfstand steht, sein eigener Prüfer sein?).

Diese Erkenntnis ist deshalb so aktuell, weil Anhänger des Materialismus gelegentlich meinen, Wahrnehmung der Natur sei NICHT setzung-behaftet, wenn man Natur als "echt" bezeichnet. - Diese Erkenntnis ist weiterhin deshalb so wichtig, weil aus diesem Irrtum weitere Irrtümer folgen - etwa dass die eine Weltanschauung/interpretative Perspektive setzungs-behaftet sei und die andere nicht.

Die meisten Fehler entstehen dadurch, dass man sich beim ersten Knopf verknöpft - deshalb ist es so wichtig, sich über Grundlagen klar zu sein.

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Detlef
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#150 Re: Der neue Atheismus ist vielleicht nicht tot, aber er riecht komisch!

Beitrag von Detlef » Di 21. Nov 2017, 15:23

closs hat geschrieben:
JackSparrow hat geschrieben:Deine Grundsatzfrage besteht darin, ob du deine Wahrnehmungen für falsch halten solltest, weil es ja hypothetisch irgendwas geben könnte, das echter ist als deine Wahrnehmungen.Und hier die Antwort: Was hättest du davon?
Das Einzige und Wichtige, das man davon hat, und warum Descartes sein radikal-skeptizistisches Gedanken-Experiment überhaupt gemacht hat, ist die Erkenntnis, dass es NICHTS gibt, was nicht auf Glaubensbasis steht. - Man muss GLAUBEN, dass die menschliche Wahrnehmung nicht irrt, wenn man die Objekte menschlicher Wahrnehmung als "echt" (alias: "Res extensae = Entität und = NICHT Vorstellung") bezeichnet - und genau das tut Descartes. - Er denkt keine Minute daran, dass seine Wahrnehmung Fake sein könnte, weiss aber philosophisch zwingend, dass dies eine Bewusstseins-Entscheidung ist ("Glaubensentscheid"), weil es die Wahrnehmung selbst gar nicht entscheiden kann (Denn wie sollte etwas, was auf dem Prüfstand steht, sein eigener Prüfer sein?).Diese Erkenntnis ist deshalb so aktuell, weil Anhänger des Materialismus gelegentlich meinen, Wahrnehmung der Natur sei NICHT setzung-behaftet, wenn man Natur als "echt" bezeichnet. - Diese Erkenntnis ist weiterhin deshalb so wichtig, weil aus diesem Irrtum weitere Irrtümer folgen - etwa dass die eine Weltanschauung/interpretative Perspektive setzungs-behaftet sei und die andere nicht.Die meisten Fehler entstehen dadurch, dass man sich beim ersten Knopf verknöpft - deshalb ist es so wichtig, sich über Grundlagen klar zu sein.
Wäre es ein Irrtum, dann würden wir Menschen nicht (mehr) existieren - und auch die anderen Spezies nicht, denen diesbezüglich ein "Irrtum" unterlaufen wäre.
Die Wahrheit lässt sich pachten, mit dem Glauben an des Gottes Sohn, doch die Thesen sind vergänglich, allen Gläubigen zum Hohn! (Gert Reichelt)

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