Der neue Atheismus ist vielleicht nicht tot, aber er riecht komisch!

Philosophisches zum Nachdenken
Pluto
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#161 Re: Der neue Atheismus ist vielleicht nicht tot, aber er riecht komisch!

Beitrag von Pluto » Di 21. Nov 2017, 17:42

closs hat geschrieben:Dein Denkfehler ist, dass Du "Realität" lediglich als materielle Größe verstehst.
Als was denn sonst? Willst du überzeugend darlegen, dass DU nicht DU den Denkfehler machst, solltest du schleunigst zeigen, dass es mehr als materielle Realität gibt, und es nicht bloß behaupten.

closs hat geschrieben:Deine Argumentation wäre dann richtig, wenn das, was hier in Frage steht, von vorneherein beantwortet wäre.
Natürlich ist sie richtig! — Ganz ohne "wenn" und "aber".

closs hat geschrieben:Ontisch ist es das NICHT, aber in Deinem Glaubensentscheid ist es das.
Ontisch hin oder her. Man kann Vieles behaupten, aber wo bleiben die überzeugenden Argumente?

closs hat geschrieben:Das ist ein typisches Muster für den Materialismus, der auf diesem Glaubensentscheid beruht, diesen gleichzeitig negiert, und dann aus dieser geistigen Bewusstlosigkeit heraus die kritisiert, die ihren Glaubensentscheid erkennen und benennen.
Nein. Es ist ein typisches Muster, wie man Glaubensentscheide zunichte macht.

closs hat geschrieben:Schein-Überlegenheit aus philosophischer Minder-Bemitteltheit. - Und das nennt man dann auch noch "Aufklärung".
Du meinst also der Empirismus von Descartes oder die Rationalität von Kant seien minderbemittelt? :o
Du lieber Schwan? In welcher Welt bewegst du dich eigentlich?
In einer Scheinwelt, wo alles deiner ureigenen Methode folgt? Irgenwie erinnert das an Pippi Langstrumpf.

closs hat geschrieben:Kannst Du jetzt nachvollziehen, warum spirituelle Menschen über philosophische Materialisten seufzen?
Nein, ich kann das nicht.
Ich kann auch nicht nachvollziehen, wieso spirituelle Menschen die Größen der Geschichte derart mit Füßen treten, nur weil sie Aufklärung betrieben.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Novas
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#162 Re: Der neue Atheismus ist vielleicht nicht tot, aber er riecht komisch!

Beitrag von Novas » Di 21. Nov 2017, 17:48

Novalis hat geschrieben:Die Atheisten verneinen Gott, um sich selbst auf den Thron Gottes setzen zu können. Sie verneinen jede höhere Macht, um sich selbst - ihr Ego - zur höchsten Instanz zu machen. Der Transhumanismus soll endlich den ersehnten Übermenschen schaffen, der alle Schwächen und Begrenzungen des Menschen abgelegt hat, um mit Superkräften absolute und grenzenlose Herrschaft zu erlangen. Doch dafür gibt es einen Preis: der Mensch muss aufhören ein menschliches Wesen zu sein und Maschine werden.

Dann wird der Mensch ein Cyborg sein. Das ist sozusagen die atheistische Idee von Erlösung: der Mensch ist erlösungsbedürftig, aber ohne Gott, losgelöst von Religion und Spiritualität, kann die Erlösung nur durch Wissenschaft und Technik erlangt werden. Der Mensch wird erlöst, in dem er abgeschafft wird, in dem er ein übermenschliches Wesen wird. Wenn er selbst Gott ist, dann braucht er keinen Gott mehr über sich. Die Sehnsucht nach absoluter Herrschaft - der Wille zur Macht, wie Nietzsche es nannte - ist eine der entscheidenden Triebkräfte dahinter.

Das finden wir bereits in der griechischen Mythologie: die Titanen erheben sich zum Kampf gegen die Götter.

Bild
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Rembremerding
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#163 Re: Der neue Atheismus ist vielleicht nicht tot, aber er riecht komisch!

Beitrag von Rembremerding » Di 21. Nov 2017, 17:51

Björk wusste es schon lang.
Ein wunderbares Video und Musik.
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Novas
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#164 Re: Der neue Atheismus ist vielleicht nicht tot, aber er riecht komisch!

Beitrag von Novas » Di 21. Nov 2017, 17:55

War der alte Mythos eigentlich eine prophetische Vorhersage der Zukunft, eine Ahnung der Zukunft der Menschheit? :) Ich habe manchmal dieses sonderbare Gefühl, dass es auf die Zukunft hinweist. Sowohl ihre Konflikte, ihre Schattenseiten, die Dystopie, als auch die Lösung für die Konflikte, ihre Utopie, die Eukatastrophe (Wendung zum Guten), wie es J. R. R. Tolkien nannte. Die Titanomachie (altgriechisch Τιτανομαχία Titanomachía „Kampf der Titanen“) hat endzeitlichen Charakter. In unsrer jüdisch-christlichen Tradition schwingt hier der Mythos vom Aufstand der Engel gegen Gott mit, was aber nicht zum Sieg, sondern zum Sturz der Engel führte.

Die Titanomachie (altgriechisch Τιτανομαχία Titanomachía „Kampf der Titanen“) ist in der Griechischen Mythologie ein elfjähriger Krieg zwischen den zwei Göttergeschlechtern der Titanen. Die alten Götter, die Titanen, kämpfen geführt von Kronos lange vor der Entstehung der Menschheit vom Berg Othrys her mit Zeus und seinen anderen Geschwistern, den Kindern von Rhea und Kronos, die später vom Olymp aus herrschten. Die Griechen des klassischen Zeitalters kannten verschiedene Gesänge über den Krieg zwischen ihren Hauptgöttern, den späteren Olympiern, und den älteren Titanen.
Die bedeutendste und einzige überlieferte Erzählung ist die Theogonie des Dichters Hesiod.
Das verlorene Werk Titanomachia, das dem blinden thrakischen Barden Thamyris zugeschrieben wird, wird in dem Essay Über die Musik von Plutarch erwähnt.

Die Titanen spielen auch eine bedeutende Rolle in den Geschichten über Orpheus. Obwohl nur wenige Bruchstücke der orphischen Erzählungen überdauert haben, zeigen sich interessante Unterschiede zu der Überlieferung Hesiods. Die griechische Mythologie der Titanomachie gehört zu einer Gruppe von Mythen, die in Europa und dem Nahen Osten verbreitet sind, in denen eine Generation oder Gruppe von Göttern mit einer anderen um die Vorherrschaft kämpft. Manchmal wird die ältere Gruppe besiegt. Manchmal verlieren die Empörer und werden ihrer Macht völlig beraubt oder werden untergeordnet in das Pantheon integriert. Andere Beispiele sind die Kriege der Asen mit den Wanen und Jötunns in der Mythologie Skandinaviens, das babylonische Epos Enuma Elish, die hethitische Kumarbi-Erzählung (Königtum im Himmel), die nach Kämpfen erreichte Integration Baals im ugaritischen Keret-Mythos und die jüdisch-christlichen Traditionen über den gefallenen Engel.
Titanomachie

Bild

Der Sturz der Titanen von Peter Paul Rubens, 1637–1638, Musée Royaux des Beaux Arts, Brüssel

Novas
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#165 Re: Der neue Atheismus ist vielleicht nicht tot, aber er riecht komisch!

Beitrag von Novas » Di 21. Nov 2017, 18:10

Rembremerding hat geschrieben:Björk wusste es schon lang.
Ein wunderbares Video und Musik.

Wir sind Zeitzeugen und müssen uns entscheiden auf welcher Seite wir sein wollen:

Bild

Pieter Bruegel der Ältere: Sturz der gefallenen Engel, Gemälde von 1562


Ich habe mich schon entschieden :thumbup: viele wahre Christen gibt es nicht mehr, aber die letzte Bastion muss gehalten und verteidigt werden bis der Himmel seine Verstärkung schickt. Unsre Aufgabe wird es sein das spirituelle Licht am Leben zu erhalten, die Leuchttürme in der Finsternis der Nacht zu sein, um die Seefahrer auf stürmischer See zurück in den Hafen zu lotsen.
Zuletzt geändert von Novas am Di 21. Nov 2017, 18:16, insgesamt 2-mal geändert.

closs
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#166 Re: Der neue Atheismus ist vielleicht nicht tot, aber er riecht komisch!

Beitrag von closs » Di 21. Nov 2017, 18:12

Pluto hat geschrieben:Als was denn sonst? Willst du überzeugend darlegen, dass DU nicht DU den Denkfehler machst, solltest du schleunigst zeigen, dass es mehr als materielle Realität gibt, und es nicht bloß behaupten.
Das ist nicht die Frage - Descartes geht es darum, dass es so sein könnte und wir es nicht wüßten, weil wir es per Wahrnehmung prinzipiell nicht unterscheiden können.

Pluto hat geschrieben:Natürlich ist sie richtig!
Das ist ein knallhartes Beispiel für "Setzung".

Pluto hat geschrieben:wo bleiben die überzeugenden Argumente?
Diese sind philosophisch problemlos erbringbar und auch erbracht. - Man kann es nur nicht naturalistisch nachweisen, weil man Nicht-Naturalistisches (wen wundert's) nicht naturalistsch nachweisen kann.

Pluto hat geschrieben:Du meinst also der Empirismus von Descartes oder die Rationalität von Kant seien minderbemittelt?
Nein - minderbemittelt ist, wenn man die Grundlagen dafür nicht erkennt oder nicht erkennen kann.

Pluto hat geschrieben:Ich kann auch nicht nachvollziehen, wieso spirituelle Menschen die Größen der Geschichte derart mit Füßen treten, nur weil sie Aufklärung betrieben.
Das tun sie ja nicht - GANZ im Gegenteil. - Descartes war doch Aufklärer! - Nur hat er mit der Aufklärung nicht nur materialistische, sondern auch geistige Dinge abgedeckt. - Descartes war ein größerer Aufklärer als die rein-materialistisch orientierten Aufklärer. - Seine Ontologie mit Res cogitans und Res extensae ist das beste Beispiel dafür.

Rembremerding
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#167 Re: Der neue Atheismus ist vielleicht nicht tot, aber er riecht komisch!

Beitrag von Rembremerding » Di 21. Nov 2017, 18:14

Novalis hat geschrieben:War der alte Mythos eigentlich eine prophetische Vorhersage der Zukunft, eine Ahnung der Zukunft der Menschheit?
Genau hier ist das Wunderbare des Christentums angesiedelt: Gott wurde Mensch und besiegt den Tod.
Im Auferstandenen haben die Mächte der Welt ihre Macht verloren. Gerade diese Ohnmacht der "Titanen" treibt sie zu stärkerer Selbstbehauptung. Die Erlöstheit des Menschen durch den Glauben an den Auferstandenen erhebt ihn nicht zu Gott, sondern Gott erhebt den Menschen zu sich.
Hier durchzieht die universale Mythologie des Menschen ein Bruch.

Atheismus füllt nur neuen Wein in alte Schläuche.
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#168 Re: Der neue Atheismus ist vielleicht nicht tot, aber er riecht komisch!

Beitrag von closs » Di 21. Nov 2017, 18:16

Rembremerding hat geschrieben:„Wenn das Mittelalter eine ‚Rückführung aller Wissenschaft auf die Theologie‘ (Bonaventura) versucht hatte, so kann man hier von einer Rückführung aller Realität auf ‚Evolution‘ sprechen, die auch Erkenntnis, Ethos, Religion aus dem Generalschema Evolution glaubt ableiten zu können. Dass diese Philosophie sich als scheinbar reine Auslegung naturwissenschaftlicher Erkenntnis darbietet, sich mit ihr geradezu identifiziert, gibt ihr eine fast unwidersprechliche Plausibilität, die inmitten der allgemeinen Krise philosophischen Denkens nur um so wirksamer ist.“
(Kardinal Ratzinger
Wann immer man auf Aussagen von Ratzinger stößt, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass er Weisen sagt - hier trifft er wieder mal den Nagel auf den Kopf.

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#169 Re: Der neue Atheismus ist vielleicht nicht tot, aber er riecht komisch!

Beitrag von Novas » Di 21. Nov 2017, 18:19

closs hat geschrieben:
Rembremerding hat geschrieben:„Wenn das Mittelalter eine ‚Rückführung aller Wissenschaft auf die Theologie‘ (Bonaventura) versucht hatte, so kann man hier von einer Rückführung aller Realität auf ‚Evolution‘ sprechen, die auch Erkenntnis, Ethos, Religion aus dem Generalschema Evolution glaubt ableiten zu können. Dass diese Philosophie sich als scheinbar reine Auslegung naturwissenschaftlicher Erkenntnis darbietet, sich mit ihr geradezu identifiziert, gibt ihr eine fast unwidersprechliche Plausibilität, die inmitten der allgemeinen Krise philosophischen Denkens nur um so wirksamer ist.“
(Kardinal Ratzinger
Wann immer man auf Aussagen von Ratzinger stößt, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass er Weisen sagt - hier trifft er wieder mal den Nagel auf den Kopf.

Ratzinger ist ein beachtlicher Theologe, der immer wieder wichtige Gedanken formuliert hat, allerdings ist er auch ein hauptsächlich vernunftgeleiteter Kopfmensch. Das ist nicht verkehrt, aber ein Papst soll ja die Herzen der Menschen erreichen. :) Darauf hat der katholische Theologe Johannes Hartl hingewiesen: das westliche Christentum ist extrem kopflastig und hat die mystische Dimension weitgehend verloren. Das ist ein ziemliches Problem, denn die Menschen sehnen sich danach und wenn sie das im Christentum und den Kirchen nicht mehr finden, dann gehen sie eben woanders hin. Doch das Gebetshaus macht sehr gute Arbeit.
https://www.gebetshaus.org

Eine kleine Empfehlung



Rembremerding hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:War der alte Mythos eigentlich eine prophetische Vorhersage der Zukunft, eine Ahnung der Zukunft der Menschheit?
Genau hier ist das Wunderbare des Christentums angesiedelt: Gott wurde Mensch und besiegt den Tod.
Im Auferstandenen haben die Mächte der Welt ihre Macht verloren. Gerade diese Ohnmacht der "Titanen" treibt sie zu stärkerer Selbstbehauptung. Die Erlöstheit des Menschen durch den Glauben an den Auferstandenen erhebt ihn nicht zu Gott, sondern Gott erhebt den Menschen zu sich.
Hier durchzieht die universale Mythologie des Menschen ein Bruch.

Atheismus füllt nur neuen Wein in alte Schläuche.

Ja, das ist das Gute am Christsein: wir wissen bereits vorher wie die Geschichte ausgeht :D darum bin ich innerlich auch im Frieden, egal was die Zukunft bringt. Ein orthodoxer Christ sagte es mal sehr schön: egal was die Zukunft bringt - Gott wird da sein. In der Offenbarung des Johannes (Kap. 22,13) bezeichnet sich der erhöhte Jesus Christus als „das Alpha und das Omega, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende.“ wenn das wahr ist, dann geht die Geschichte in jedem Falle gut aus. Das innere Problem des Atheismus ist, dass er es mit einem erlösungsbedürftigen Menschen zu tun hat, aber Wissenschaft und Technik keine ausreichenden Mittel sind, um wirkliche Erlösung, Befreiung und Erleuchtung zu finden. Er scheitert an der Realität des Menschen: der Mensch ist ein spirituelles Wesen, nicht nur ein Geschöpf der Materie, nicht nur Körper, sondern auch Geist und Seele, eine ewige Geist-Seele. Wirkliche Erlösung besteht deshalb in der Gottes- und Selbsterkenntnis.

“Für die Seele gibt es weder Geburt noch Tod. Auch hört sie, da sie einmal war, niemals auf zu sein. Sie ist ungeboren, ewig, immerwährend, unsterblich und urerst. Sie wird nicht getötet, wenn der Körper erschlagen wird.” [Gita]

Dieses wissen um das Wahre Selbst nenne ich wirkliche Freiheit :thumbup:
Zuletzt geändert von Novas am Di 21. Nov 2017, 19:25, insgesamt 3-mal geändert.

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#170 Re: Der neue Atheismus ist vielleicht nicht tot, aber er riecht komisch!

Beitrag von Catholic » Di 21. Nov 2017, 19:07

Novalis hat geschrieben: Das innere Problem des Atheismus ist, dass er es mit einem erlösungsbedürftigen Menschen zu tun hat, aber Wissenschaft und Technik keine ausreichenden Mittel sind, um wirkliche Erlösung, Befreiung und Erleuchtung zu finden...

Tja,so gut technische Entwicklungen waren und sind,erlöst werden kann der Mensch durch sie nicht.

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