Alte und neue Kosmologie

Philosophisches zum Nachdenken
Pluto
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#21 Re: Alte und neue Kosmologie

Beitrag von Pluto » Do 20. Jul 2017, 10:24

ThomasM hat geschrieben:So wie ich die Existenz des Metaphysischen behaupte, haben diese Dinge keinerlei Raumzeit, so dass der Ausdruck "jenseits der Sterne" inhaltlich unsinnig ist.
Das war aber während 3000 Jahren der Glaube der Menschen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

ThomasM
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#22 Re: Alte und neue Kosmologie

Beitrag von ThomasM » Do 20. Jul 2017, 12:26

Pluto hat geschrieben:
ThomasM hat geschrieben:So wie ich die Existenz des Metaphysischen behaupte, haben diese Dinge keinerlei Raumzeit, so dass der Ausdruck "jenseits der Sterne" inhaltlich unsinnig ist.
Das war aber während 3000 Jahren der Glaube der Menschen.
Na und? Dürfen Gläubige nicht dazulernen?
Es gab auch mal Menschen, die glaubten, dass die Erde flach und das Himmelsgewölbe darüber gewölbt ist.
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

Novas
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#23 Re: Alte und neue Kosmologie

Beitrag von Novas » Do 20. Jul 2017, 20:29

Pluto hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:Richtig ist, dass etwas Nicht-Materielles mit den Methoden der klassischen Physik niemals bewiesen werden kann. Geist und Seele sind immateriell und somit nicht fassbar, aber sehr wohl erfahrbar.
Dass die Seele erfahrbar ist, bestreitet doch Niemand. Es sei denn spirituelle Menschen wollen Atheisten eine Seele absprechen

Ich persönlich würde noch nicht mal Tieren eine Seele absprechen. Oder auch Pflanzen, denn es ist inzwischen wissenschaftlich nachgewiesen, dass sie auf Musik reagieren.

Pflanzen haben zwar keine Ohren, aber jede ihrer Zellen hat eine Membran, empfindlicher als das menschliche Hörorgan. In der Toskana in Montalcino gibt es Experimentierfelder für pflanzliches Hören. Dort untersucht der Biologe Stefano Mancuso von der Universität Florenz, warum Wein, der regelmäßig mit Kompositionen von Mozart, Bach, Vivaldi und Mahler beschallt wird, besser wächst. Auf einem 42 ha großen Gelände berieselt Mancuso seit 2001 junge und alte Pflanzen. Die Pflanzen lieben anscheinend besonders Mozart. Der Musikeinsatz führt grundsätzlich zu größeren und süßeren Früchten, außerdem ist ein positiver Effekt, dass Schadinsekten offensichtlich nicht beschallte Pflanzen bevorzugen. Stefano Mancuso zieht nach seinen mehrjährigen Feld- und Laborstudien Bilanz „Unsere Sprache oder auch Musik sind stark genug, um Pflanzenmembranen zu reizen. Die Frequenzen der Töne können durchaus einen Einfluss auf das Wachstum haben, auch wenn das manche Wissenschaftler nicht gerne hören.“

Chinesischen Wissenschaftlern gelang der Nachweis, dass ein niederfrequenter Klang die Aktivität von Enzymen erhöht und die Zellmembranflüssigkeit stimuliert. Dabei wurden messbar Gene angeregt. Südkoreanische Forscher fanden Mitte 2008 einen weiteren Beleg für die anregende Wirkung von Musik auf Pflanzen. Das Team vom staatlichen Institut für landwirtschaftliche Biotechnologie beschallte Reispflanzen mit klassischen Musikstücken wie Beethovens Mondscheinsonate. Bei ganz bestimmten Frequenzen wurden zwei Gene in den Pflanzen besonders aktiv, die für das Wachstum zuständig sind.

http://www.iifeh.de/pflanzenkommunikation.php

Wenn selbst Pflanzen "Beseeltheit" erkennen lassen, dann kann als gesichert gelten, dass es bei Atheisten ebenso ist :lol: der GEIST offenbart sich, so denke ich, auf allen Ebenen der Existenz: im Reich der Pflanzen, Reich der Tiere, Reich der Menschen oder auch in höheren Reichen der "Engel", worüber wir kaum etwas wissen. Oder in anderen Sonnensystemen.

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#24 Re: Alte und neue Kosmologie

Beitrag von Pluto » Fr 21. Jul 2017, 10:01

Novalis hat geschrieben:Ich persönlich würde noch nicht mal Tieren eine Seele absprechen. Oder auch Pflanzen, denn es ist inzwischen wissenschaftlich nachgewiesen, dass sie auf Musik reagieren.
Damit ein Lebewesen eine Seele hat, gibt ein zentrales Nervensystem (ZNS) den Ausschlag. Außerdem braucht es ein Bewusstsein. Da höhere Tiere Beides haben, gehe ich auch davon aus, dass viele Tiere sie haben. Trauernde Hunde, aufgeregte Affen, wütende Löwen, alles deutet darauf hin, dass diese Wesen Gefühle haben, die den unseren sehr ähnlich sind.

Pflanzen haben kein ZNS, weshalb sich die Frage nach einem Bewusstsein erübrigt.

Novalis hat geschrieben:
Pflanzen haben zwar keine Ohren, aber jede ihrer Zellen hat eine Membran, empfindlicher als das menschliche Hörorgan. In der Toskana in Montalcino gibt es Experimentierfelder für pflanzliches Hören. Dort untersucht der Biologe Stefano Mancuso von der Universität Florenz, warum Wein, der regelmäßig mit Kompositionen von Mozart, Bach, Vivaldi und Mahler beschallt wird, besser wächst. Auf einem 42 ha großen Gelände berieselt Mancuso seit 2001 junge und alte Pflanzen. Die Pflanzen lieben anscheinend besonders Mozart. Der Musikeinsatz führt grundsätzlich zu größeren und süßeren Früchten, außerdem ist ein positiver Effekt, dass Schadinsekten offensichtlich nicht beschallte Pflanzen bevorzugen. Stefano Mancuso zieht nach seinen mehrjährigen Feld- und Laborstudien Bilanz „Unsere Sprache oder auch Musik sind stark genug, um Pflanzenmembranen zu reizen. Die Frequenzen der Töne können durchaus einen Einfluss auf das Wachstum haben, auch wenn das manche Wissenschaftler nicht gerne hören.“

Chinesischen Wissenschaftlern gelang der Nachweis, dass ein niederfrequenter Klang die Aktivität von Enzymen erhöht und die Zellmembranflüssigkeit stimuliert. Dabei wurden messbar Gene angeregt. Südkoreanische Forscher fanden Mitte 2008 einen weiteren Beleg für die anregende Wirkung von Musik auf Pflanzen. Das Team vom staatlichen Institut für landwirtschaftliche Biotechnologie beschallte Reispflanzen mit klassischen Musikstücken wie Beethovens Mondscheinsonate. Bei ganz bestimmten Frequenzen wurden zwei Gene in den Pflanzen besonders aktiv, die für das Wachstum zuständig sind.

http://www.iifeh.de/pflanzenkommunikation.php
Selbstverständlich reagieren Pflanzen (durch ihre empfindlichen Blätter) auf Geräusche. Aber ob Musik tatsächlich Wein besser wachsen lässt, ist keineswegs erwiesen.
Vielleicht ist da der Wunsch der Vater des Gedanken.

Novalis hat geschrieben:Wenn selbst Pflanzen "Beseeltheit" erkennen lassen,
Dass Pflanzen auf Geräusche reagieren ist heute kaum mehr umstritten. Aber wieso schließt DU daraus auf deren "Beseeltheit"?

Novalis hat geschrieben:oder auch in höheren Reichen der "Engel", worüber wir kaum etwas wissen.
Wenn du das nächste mal einem Engel begegnest, mach bitte ein Foto davon!
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#25 Re: Alte und neue Kosmologie

Beitrag von Münek » Fr 21. Jul 2017, 12:18

Novalis hat geschrieben:Richtig ist, dass etwas Nicht-Materielles mit den Methoden der klassischen Physik niemals bewiesen werden kann.
Das trifft auf ALLE Methoden zu. Die "spirituelle Methode" macht da KEINE Ausnahme. Mehr als bloße Annahmen auf ausschließlich subjektiv-individueller Glaubensbasis, denen es an Plausibilität und Evidenz mangelt, stehen nicht zur Verfügung.

Jeder Mensch trägt "seine eigene Welt" in sich. In dieser haben auch Götter, Elfen, Engel, Teufel und Dämonen, Himmel und Hölle Platz.
Da sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt.

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#26 Re: Alte und neue Kosmologie

Beitrag von Agent Scullie » Fr 21. Jul 2017, 17:45

Novalis hat geschrieben:Mein Eindruck ist eher, dass wir derzeit (vorallem im weltweiten Maßstab) eine Rückkehr der Religion erleben. Ich vertrete jene Auffassung, die Ken Wilber in seinem Hauptwerk "Sex, Ecology, Spirituality: The Spirit of Evolution" vertritt: in Zukunft werden wir nicht daran vorbei kommen, die Realität als eine zusammenhängende und allumfassende Einheit zu verstehen
Du weißt aber schon, dass Ken Wilber eher als Vertreter der New Age-Bewegung gilt und dass das, was er da beschreibt, daher nicht allzu viel mit dem zu tun hat, was man hiezulande traditionell mit Religion in Verbindung bringt? Die Vorstellung einer allumfassenden Einheit, von der er da spricht, ist sehr stark an die hinduistische Vorstellung des Brahmen, des Einen, das alles ist, angelehnt, und weist nur wenig Ähnlichkeit mit den Konzepten der christlichen Religion auf. Entsprechend vertritt Wilber auch keinen Dualismus von Seele und Körper - in seinem Buch "Das Spektrum des Bewusstseins" verteufelt er sogar jedes dualistische Konzept - sondern betont, dass entsprechend des hinduistischen Prinzips des Atman-Bahman das individuelle Bewusstsein des Einzelnen nicht vom restlichen Universum abgegrenzt werden könne und dürfe.

Zwar wendet er sich gegen die Ideen der Aufklärung, wie du richtig bemerkst:
Novalis hat geschrieben:Wilber weist jedoch auch darauf hin, dass die von der Aufklärung vorgelegte Darstellung der Existenz unvollständig ist, denn sie ignoriert oder unterschätzt die geistigen und noetischen Bestandteile des Daseins.
aber sicher nicht zugunsten traditionell christlicher Vorstellungen.

Wenn ich mir Plutos Postings so ansehe, so deutet ja vieles darauf hin, dass er die hierzulande weit verbreitete Ansicht vertritt, es gebe eine Polarität zwischen einer wissenschaftlichen Denkweise auf der einen und einer christlich geprägten religiösen Denkweise. Ansichten wie die von Wilber stellen dann eher einen dritten Pol dar als dem christlich-religiösen Pol zuschreibbar zu sein.
"Atheisten langweilen mich, weil sie immer nur von Gott reden"
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#27 Re: Alte und neue Kosmologie

Beitrag von Agent Scullie » Fr 21. Jul 2017, 17:52

Pluto hat geschrieben:Von den alten Griechen, bis ins Mittelalter glaubte man, dass die Erde das irdische beherbergt. Die Erde galt als Mittelpunkt des Kosmos. Darüber bewegten sich Sonne und Mond. Auf einer weiteren Ebene die Planeten, und schließlich alle anderen Sterne. Man glaubte, je weiter man sich von der Erde entfernt, umso reiner und "göttlicher" wurde es, bis man schließlich ins ewig Reich Gottes stieß, was sich über den Sternen befand.
Einigen Denkern des 16. und 17 Jahrhunderts fiel auf, dass hier was faul war. Leute wie Kopernikus, Galilei, Descartes, Leibniz und Newton begannen an diesem Modell, was die Menschen seit 3000 Jahren begleitete, zu zweifeln. Was wäre, wenn der Kosmos nicht in Schichten aufgebaut wäre, sondern tatsächlich homogen war? Was wäre, wenn überall im Kosmos dieselben Bedingungen galten? Sie alle gelangten schließlich zum selben Schluss: Das wäre das Ende des Körper/Seele Dualismus, den man seit Jahrtausenden kannte.
Sie haben nicht zufällig auch gesagt, wie sie zu diesem Schluss gelangt sind? Für mich ist dieser Schluss jedenfalls nicht nachvollziehbar. Was soll der Dualismus von Körper und Seele damit zu tun haben, ob überall im Kosmos die gleichen Bedingungen gelten?

Pluto hat geschrieben:Bedeutet die moderne Erkenntnis der Homogenität des Kosmos, das Aus für Gott und für den Dualismus von Körper und Seele?
Warum sollte es das? Für einen Gott, den man sich als irgendwo im Kosmos lokalisiert vorstellt, könnte es durchaus das Ende bedeuten. Einen Gott, der außerhalb des Universum exisiert, dagegen nicht unbedingt. Und für einen pantheistisch gedachten Gott, der zwar nicht außerhalb des Universums existiert, aber dafür allen Dingen innerhalb des Universums innewohnt, ebenfalls nicht. Und für den Dualismus von Körper und Seele - der als philosophisches Konzept a priori völlig unabhägngig von dem Gotteskonzept ist, auch wenn Theologen gerne anderes behaupten - genausowenig.

Pluto hat geschrieben:Wenn nicht, warum nicht?
Gegenfrage: warum sollte es denn?
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#28 Re: Alte und neue Kosmologie

Beitrag von Novas » Fr 21. Jul 2017, 18:59

Agent Scullie hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:Mein Eindruck ist eher, dass wir derzeit (vorallem im weltweiten Maßstab) eine Rückkehr der Religion erleben. Ich vertrete jene Auffassung, die Ken Wilber in seinem Hauptwerk "Sex, Ecology, Spirituality: The Spirit of Evolution" vertritt: in Zukunft werden wir nicht daran vorbei kommen, die Realität als eine zusammenhängende und allumfassende Einheit zu verstehen
Du weißt aber schon, dass Ken Wilber eher als Vertreter der New Age-Bewegung gilt und dass das, was er da beschreibt, daher nicht allzu viel mit dem zu tun hat, was man hiezulande traditionell mit Religion in Verbindung bringt? Die Vorstellung einer allumfassenden Einheit, von der er da spricht, ist sehr stark an die hinduistische Vorstellung des Brahmen, des Einen, das alles ist, angelehnt, und weist nur wenig Ähnlichkeit mit den Konzepten der christlichen Religion auf. Entsprechend vertritt Wilber auch keinen Dualismus von Seele und Körper - in seinem Buch "Das Spektrum des Bewusstseins" verteufelt er sogar jedes dualistische Konzept - sondern betont, dass entsprechend des hinduistischen Prinzips des Atman-Bahman das individuelle Bewusstsein des Einzelnen nicht vom restlichen Universum abgegrenzt werden könne und dürfe

Warum sollten Christen nicht dazu lernen dürfen? Wir leben in einem neuen Zeitalter. Manche Menschen sprechen von einem interreligiösen oder interspiritualen Zeitalter, welches den Dialog mit anderen spirituellen Traditionen beinhaltet (als Beispiel kann dieses Buch von Cynthia Bourgeault dienen: The Heart of Centering Prayer: Nondual Christianity in Theory and Practice) auch christliche Mystiker (wie Meister Eckhart oder Angelus Silesius) sprachen von der Einheit der Seele mit Gott und dem Universum, die dem Atman-Brahman-Konzept entspricht. Die mystischen Wege aller Religionen gehen in diese Richtung. Jesus selbst lehrte: Ich und der Vater sind eins (Joh 10,30) die christlichen Mystiker haben das immer wieder aufgegriffen und ihre Einheitserfahrung (unio mystica) bezeugt.

"Halt an, wo läufst du hin - der Himmel ist in dir! Suchst du Gott anderswo. Du fehlts ihn für und für. Wird Christus tausendmal zu Bethlehem geboren und nicht in dir, du bleibst noch ewiglich verloren."

~ Angelus Silesius

Seine Worte aus dem „Cherubinischen Wandersmann“ stammen aus der Zeit des Barock (und gehörten zum Besten der Barocklyrik) mit anderen Worten: das ist schon lange Bestandteil der „Heiligen Tradition“ des Christentums. Silesius bekannte sich zur katholischen Kirche. Ein nennenswerter Mystiker unsrer Zeit ist sicher Richard Rohr: ein Franziskaner. Papst Franziskus hat sich nicht zufällig Franziskus genannt: seine Umweltenzyklika Laudato Si ist im Geist der franziskanischen Spiritualität verfasst. „Laudato si', mi' Signore – Gelobt seist du, mein Herr“, sang der heilige Franz von Assisi. Damit hat er große Sensibilität bewiesen, denn von dort kann eine geistige Erneuerung geschehen. Ken Wilber hat die visionäre Kraft von Laudato Si als „Integral Ecology“ bezeichnet und positiv kommentiert.

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#29 Re: Alte und neue Kosmologie

Beitrag von Agent Scullie » Sa 22. Jul 2017, 13:19

Novalis hat geschrieben:
Agent Scullie hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:Mein Eindruck ist eher, dass wir derzeit (vorallem im weltweiten Maßstab) eine Rückkehr der Religion erleben. Ich vertrete jene Auffassung, die Ken Wilber in seinem Hauptwerk "Sex, Ecology, Spirituality: The Spirit of Evolution" vertritt: in Zukunft werden wir nicht daran vorbei kommen, die Realität als eine zusammenhängende und allumfassende Einheit zu verstehen
Du weißt aber schon, dass Ken Wilber eher als Vertreter der New Age-Bewegung gilt und dass das, was er da beschreibt, daher nicht allzu viel mit dem zu tun hat, was man hiezulande traditionell mit Religion in Verbindung bringt? Die Vorstellung einer allumfassenden Einheit, von der er da spricht, ist sehr stark an die hinduistische Vorstellung des Brahmen, des Einen, das alles ist, angelehnt, und weist nur wenig Ähnlichkeit mit den Konzepten der christlichen Religion auf. Entsprechend vertritt Wilber auch keinen Dualismus von Seele und Körper - in seinem Buch "Das Spektrum des Bewusstseins" verteufelt er sogar jedes dualistische Konzept - sondern betont, dass entsprechend des hinduistischen Prinzips des Atman-Bahman das individuelle Bewusstsein des Einzelnen nicht vom restlichen Universum abgegrenzt werden könne und dürfe

Warum sollten Christen nicht dazu lernen dürfen? Wir leben in einem neuen Zeitalter. Manche Menschen sprechen von einem interreligiösen oder interspiritualen Zeitalter, welches den Dialog mit anderen spirituellen Traditionen beinhaltet (als Beispiel kann dieses Buch von Cynthia Bourgeault dienen: The Heart of Centering Prayer: Nondual Christianity in Theory and Practice) auch christliche Mystiker (wie Meister Eckhart oder Angelus Silesius) sprachen von der Einheit der Seele mit Gott und dem Universum, die dem Atman-Brahman-Konzept entspricht.
Es ist zwar richtig, dass Meister Eckhart Erkenntnisse lehrte, die dem hinduistischen Atman-Bahman-Konzept sehr ähneln, aber genau dies bedeutet, dass er damit den Rahmen der traditionellen christlichen Religion verließ. Und wie du richtig bemerkst:
Novalis hat geschrieben:Die mystischen Wege aller Religionen gehen in diese Richtung.
Genau das bedeutet jedoch, dass die mystischen Wege aller Religionen in vielen Fällen dazu tendieren, sich von dem zu entfernen, was die jeweilige Religion ausmacht. In "Das Spektrum des Bewussteins" unterscheidet Ken Wilber zwischen der exoterischen und der esoterischen Religion, wobei die mystischen Wege dem esoterischen Part zugeschrieben werden. Demnach lassen sich auf der exoterischen Stufe die unterschiedlichen religiösen Lehren deutlich voneinander abgrenzen, während auf der esoterischen Stufe die Trennlinien zwischen den Religionen verschwimmen.

Wenn man davon ausgehend den esoterischen bzw. mystischen Teil der Religion betont, bedeutet das zugleich, dass man die Aspekte von Religion, die der exoterischen Stufe zuzuschreiben sind, die z.B. definieren, dass jemand Christ ist und keiner anderen Religion angehört, oder wenn man so will, kein religiöser Cosmopolit ist, der die Wahrheit über allen Religionen stehen sieht, hinter sich lassen muss.
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#30 Re: Alte und neue Kosmologie

Beitrag von Novas » So 23. Jul 2017, 06:59

Agent Scullie hat geschrieben:Genau das bedeutet jedoch, dass die mystischen Wege aller Religionen in vielen Fällen dazu tendieren, sich von dem zu entfernen, was die jeweilige Religion ausmacht. In "Das Spektrum des Bewussteins" unterscheidet Ken Wilber zwischen der exoterischen und der esoterischen Religion, wobei die mystischen Wege dem esoterischen Part zugeschrieben werden. Demnach lassen sich auf der exoterischen Stufe die unterschiedlichen religiösen Lehren deutlich voneinander abgrenzen, während auf der esoterischen Stufe die Trennlinien zwischen den Religionen verschwimmen

Salām :thumbup: was ist die höchste Religion? Meine Antwort darauf ist ganz einfach: Gott zu lieben. Die äußeren Formen sind verschieden und auf dieser Ebene gibt es viele Unterschiede, aber die innere Dimension ist ewig gleich. Es ist die Liebe der Seele zu Gott und seiner ganzen Schöpfung. Menschen haben verschiedene Namen für Gott, aber es gibt nur einen Gott. Sie haben verschiedene Bezeichnungen für ihre Religion, aber es gibt nur eine Religion. Das Schma Jisrael drückt das aus:

„Höre Jisrael! Adonai (ist) unser Gott; Adonai (ist) Eins.“ (Deuteronomium 6,4; siehe Talmud Sukkot 42a und Berachot 13b).

Das ist genau das, was Jesus gelehrt hat. Jesus hat nicht seine eigene Religion geschaffen (nirgendwo sprach er vom „Christentum“), denn es ist die Essenz jeder Religion Gott zu lieben mit ganzer Seele, ganzem Herzen und ganzem Verstand. Er hat die ewige und universale Religion gelehrt, wie sie ihm durch das Judentum vermittelt wurde und von allen spirituell bewussten und hochentwickelten Wesen zu allen Zeiten ähnlich verstanden und praktiziert wurde. Den jesuanischen Weg könnte man so auf den Begriff bringen: „Wenn Du Gott liebst, wenn Du dich ihm hingibst, dann wird deine Seele Befreiung finden“ ~ das kann jeder Mensch überprüfen, verifizieren oder falsizifieren, in dem er es ausprobiert. Die Lehre Jesu ist allumfassend und es wäre schön, wenn die katholische Kirche das irgendwann mal einsehen würde, sodass sie ihrem eigenen Namen gerecht wird.

Das Adjektiv katholisch kommt von καθολικός katholikós = ‚allumfassend'

Jesus selbst hat nur universale Wahrheiten gelehrt.

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