Sophismen und logische Fehlschlüsse

Philosophisches zum Nachdenken
SilverBullet
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#201 Re: Sophismen und logische Fehlschlüsse

Beitrag von SilverBullet » Sa 20. Mai 2017, 19:40

closs hat geschrieben:Richtig. - Und diese Zusammenhänge sind - ob es sie gibt oder nicht gibt - im Rahmen unserer Körper-/Welt-Zusammenhänge nicht nachweisbar
Das bedeutet, dass du auch nicht aus „dem Korridor“ rauskommst und damit noch nicht einmal sagen kannst, ob es ein Korridor ist.

closs hat geschrieben:…jedoch geistig vermutbar und begründbar (bspw. "Dialektik").
Nein.

closs
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#202 Re: Sophismen und logische Fehlschlüsse

Beitrag von closs » So 21. Mai 2017, 01:03

Pluto hat geschrieben:Vermutbar ist Vieles, selbst die Existenz von Zeus dem Allmächtigen ist vermutbar, aber ob das alles begründbar ist, da habe ich meine Zweifel.
Man kann es nur philosophisch, da nicht naturwissenschaftlich begründen.

Pluto hat geschrieben:Übrigens... Aristoteles bezeichnete Dialektik als "geistige Gymnastik".
In der Antike war "Dialektik" ein Teil der Rhetorik - also etwas ganz anderes.

SilverBullet hat geschrieben:Das bedeutet, dass du auch nicht aus „dem Korridor“ rauskommst
Richtig - man erkennt innerhalb seines anthropozentrischen Korridors, dass viel dafür spricht, dass es auch andere Korridore gibt.

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Halman
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#203 Re: Sophismen und logische Fehlschlüsse

Beitrag von Halman » Mi 24. Mai 2017, 16:23

Pluto hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Bedeutung ist eine subjektive Bewertung. Allerdings ist es menschlichen Subjekten möglich, sich intersubjektiv über die Bedeutung von Mustern, z.B. Buchstaben, zu einigen. Dies ermöglich uns, schriftlich zu kommunizieren.
Was bedeutet Ï€? Ohne den Menschen bedeuten diese schwarzen Linien gar nichts. In Griechenland denken die Menschen wohl an einen Buchstaben, entsprechend unserem p. Wir mögen da eher an die Verhältniszahl des Kreisumfangs zum Kreisdurchmesser denken. Wir geben diesem Symbol Bedeutung. Bedeutung ist sogesehen eine geistige Größe (ja, ich weiß, Dich stört dieser übliche Begriff).
Unverständlich, warum der Begriff "geistig" jemand stören sollte.
Natürlich ist die Verhältniszahl Ï€ ein menschlicher, geistiger Begriff. Aber Geist ist hat hier nichts mit Religion zu tun, sondern ist ein Prozess des menschlichen Gehirns.
Eben.

Pluto hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Vielleicht liegt das Problem auch darin, dass Du unter dem Wort "Geist" etwas anderes verstehst als ich.
Was verstehst DU denn unter Geist?
Es kommt darauf an, in welchen Kontext das Wort verwendet wird. Bezogen auf den menschlichen Geist verstehe ich das Wort genauso wie Du.

Pluto hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Die Funktionsweise unseres Gehirns ist für den meschlichen Verstand in der Tat schwer zu begreifen. Dies liegt daran, dass die Arbeitsweise unseres komplexen Gehirns sehr verschieden von den Erfahrungen unserer Erfahrungswelt ist. Wolf Singer erklärt dies in einem Festvortrag (s. nachfolgender Link).
Fachleute können aber forschen und ihre Erkenntnisse veröffentlichen. Und interessierte Menschen können sich darüber mehr oder weniger gut (je nach Bildungsstand und Intelligenz) informieren und so ein sehr begrenztes Wissen die Hirnforschung erlangen.
Gut formuliert! :thumbup:
Danke. :D

Pluto hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:...das zweite Wort bezeichnet die Geisteswissenschaften:
Geschichte
Kunstwissenschaften
Pädagogik
Philologie
Philosophie
Psychologie
Rechtswissenschaft
Ökonomie
Soziologie
Theologie
Ich habe echte Probleme mit dieser Gliederung. Vor allem passen Geschichte, Psychologie und Soziologie nicht da hinein. Die beiden Letzteren sind Unterdisziplinen der Medizin, bzw der Anthropologie.
Da wage ich nicht Dir zu widersprechen, schließlich bist Du hier der Wissenschaftler und ich nur ein Laie. Außerdem wird auch in meinen Link eingeräumt:
Bei einigen der hier aufgeführten Wissenschaften ist die Zuordnung umstritten.

Wie wäre es mit dieser Quelle?
[1] „Geisteswissenschaften, auch Kultur- oder Geschichtswissenschaften, heißen seit der Mitte des 19. Jh. sämtliche Wissenschaften, die sich der Erforschung der Schöpfungen des menschl. Geistes […], der Kulturgebilde und Kulturgebiete, widmen, wie Wissenschaft, Kunst, Religion, Staat, Wirtschaft, Recht u.a.“
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

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#204 Re: Sophismen und logische Fehlschlüsse

Beitrag von Halman » Mi 24. Mai 2017, 17:12

SilverBullet hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:Sinneszellen liefern Daten, aber keine „Bedeutung“. Der Impuls aus einer Augen-Netzhaut-Zelle trägt keinen Bedeutungsanteil in sich, so dass er von einem Impuls aus einer „Innenohr-Hörkanal-Zelle“ unterschieden werden könnte. D.h. „Bedeutung“ kommt in der Verarbeitung der Anfangsimpulse durch das Gehirn ins Spiel.
Ja, dem stimme ich zu.
Selbstverständlich stimmst du dem zu, weil dir diese Aufteilung einleuchtet.

Das hindert dich aber nicht an dem Kunststück, weiterhin die Bezeichnung „Informationsverarbeitung“ hochzuhalten, obwohl es nur zwei Anteile gibt: Daten und Reaktion auf diese Daten.

Sorry, das ist nicht besonders klug.
Halten wir fest: Du hälst es nicht für besonders klug, wenn ich mich in meinem BEITRAG u.a. auf eine Diplomarbeit, dem Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig und dem Jahrbuch 2008 des MPI für Hirnforschung stütze.

SilverBullet hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Das Gehirn verarbeitet die visuellen Daten in diesem Fall aber so, dass wir schräge Linien sehen.
…
Wir können eben mehr als nur Objekte wahrnehmen. Wir können uns dank unserer Denkkraft auch selbst betrachten.
Das riecht extrem nach Dualismus.

Das Gehirn erzeugt nicht ein Subjekt, das dann etwas sehen kann.

Du wählst Formulierungen, die deutlich machen, dass du „etwas Wahrnehmendes“ neben den Gehirnvorgängen (oder aus ihnen heraus) sein möchtest. Man kann zwar schon den Körper als "das Wahrnehmende" bezeichnen, aber das hast du erst begriffen, wenn du die Qualia-Suggestion durchschaut hast.
Qualia sind subjektiv.

SilverBullet hat geschrieben:Wie wäre es damit:
In der Gehirnaktivität ergibt sich ein festgelegtes Überzeugungsverhalten, das vom „Vorhandensein einer Schräge“ ausgeht.

Diese Formulierung ist fern von Dualismus.
Das mag sein. Allerdings hattest Du von mir gefordert, zu erklären, wie es zustande kommt. Daraufhin präsentierte ich Dir mehrere Quellen und zitierte daraus den gegenwärtigen Forschungsstand.
Deine dualismusfreie Formulierung erfüllt jedenfalls nicht Deine Forderung, die visuelle Wahrnehmungstäuschung zu erklären.

SilverBullet hat geschrieben:Der Körper sieht keine „schrägen Linien“, denn da sind ja gar keine.
Der Körper ist nur der Überzeugung eine Schräge vor sich zu haben, was etwas ganz anderes ist – auch wenn du das nicht verstehst, so sollte dir auffallen, dass es jedenfalls kein „Sehen“ ist.
Die "Überzeugung der Schräge" kann als falsch entlarvt werden – für einen tatsächlichen Sehvorgang, müsstest du jedoch irgendwo ein „unmöglich herstellbares Bild“ vorlegen können - Fehlanzeige.

Dein Problem ist, dass du den Wahrnehmungsvorgang duplizierst.
Zum einen steht dein Körper einer Welt gegenüber und zum anderen soll dir das Gehirn eine „zweite Welt“ aufbereiten, die du dann sehen können willst.
=> Das ist Dualismus
Meine Unterscheidung in Sujektivität und Objektivität kann man als Dualismus bezeichnen.

Das Gehirn erzeugt durch neurologische Erregungsmuster gewissermaßen eine "innere Wahrnehmungswelt". Bei Menschen mit einem unilateralen Neglect fehlt z.B. eine Raumhälfte in ihrer "inneren Welt", obwohl sie real natürlich weiterhin existiert. Mein "Dualismus" macht also methodisch Sinn.

SilverBullet hat geschrieben:Den zweiten Schritt gibt es aber gar nicht.
Du hast keinerlei Fähigkeiten, an deiner Wahrnehmung ein „es ist irgendwie“ feststellen zu können.
Du verstehst „die Welt“ als „irgendwie vorhanden zu sein“.
Genau dieses „Irgendwie“ wird von dir aber einfach noch ein zweites Mal verwendet, wobei du dann behaupten möchtest, dass es diesmal aufzeigt, wie die Wahrnehmung ist – sorry, genau das geht aber gar nicht.

Du müsstest für dieses Kunststück eine weitere wahrnehmende Instanz sein, was eindeutig Dualismus ist.
Mir ist durchaus bewusst, was der Hirnforscher Prof. Wolf Singer erkläret:
Unserer Intuition erscheint es fremd, dass das neuronale Korrelat dessen, was wir als solides, „greifbares“ Objekt wahrnehmen, ein hoch abstraktes, räumlich und zeitlich strukturiertes Erregungsmuster sein soll – und dass auf diese Weise nicht nur dreidimensionale Gegenstände, sondern ebenso Gerüche, Gefühle oder Handlungsintentionen repräsentiert werden. Dabei entspricht jede solche Repräsentation einem bestimmten Zustand unter nahezu unendlich vielen möglichen. Oder anders ausgedrückt: Das System Großhirnrinde bewegt sich in einem unvorstellbar hochdimensionalen Raum fortwährend von einem Punkt zum nächsten. Dabei hängt die Trajektorie, also die Spur dieser Bewegung, von der Gesamtheit aller inneren und äußeren Einflüsse ab, die auf das System einwirken.
Meinst Du das?

[quote="SilverBullet"=> sobald du „Qualia“ als relevant vertrittst, hast du dich für Dualismus entscheiden.[/quote]
Ja, für einen "Dualismus" von Objektivität und Subjektivität.

SilverBullet hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Was für ein Phänomen rufe ich aus?
For den Begriff „Qualia“ wird auch „phänomenales Bewusstsein“ verwendet => Phänomen.
Du willst also Zugang zu einer Situation haben, in der du eine deiner Fähigkeiten anwendest und die „Qualität des Bewusstseinseins“ feststellen können willst.

Du bist also in einer analysierenden Nicht-Du-Selbst-Position, während du, du selbst bist.

„Ich würde sagen, das kann gar nicht schief gehen“ :-)
Wie können doch über uns selbst reflektieren. Wir können doch über unsere Wahrnehumg nachdenken, Hirnforscher können sie erforschen und wir können ihre Veröffentlichungen lesen.

SilverBullet hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Ich kann trotzdem verstehen, dass eine visuelle Täuschung vorliegt.
Es ist ein Unterschied, ob du eine Abweichung im Weltverständnis feststellst oder ob du von einer falschen Vorlage/Repräsentation ausgehst, die du „erlebst“.
:?:

SilverBullet hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Nimmst Du jetzt was ROTES wahr oder nicht?
Klar, in der Welt befindet sich ein roter Text vor mir.

Wenn du mich aber nun fragst, „wie“ der Wahrnehmungsvorgang ist, während ich in der Welt einen roten Text erkenne, dann kann ich dir das schlicht nicht sagen.
D.h. ich kann keinen „phänomenalen Inhalt“ oder irgendwelche „Zustände“ ausrufen, denn ich kann nicht von einem Weltverstehen auf ein Wahrnehmungsverstehen umschalten.

Als Körper habe ich keinen Zugang dazu, wie sich meine Reaktionen ergeben. Den Ablauf und das Feedback meiner Reaktionen verstehe ich wiederum als „Körper in der Welt“, d.h. ich bin keine übergeordnete Instanz, die das „so und so Sein“ der Reaktion analysieren kann.

Du hast offensichtlich genau diesen Anspruch, kannst aber meine Fragen nach der notwendigen Fähigkeit nicht beantworten – keine Angst, es kann auch sonnst kein Philosoph.
Nun, Du kannst Doch Bücher lesen. Ein Anfang wäre das oben von mir verlinkte PDF-Dokument von W. Singer.

SilverBullet hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Wir geben diesem Symbol Bedeutung.
Sorry, ich frage doch gerade im Detail nach, was wir dabei machen.

Du hast meine Frage ganz genau verstanden, konntest sie aber nicht beantworten, weshalb du anfängst die „Storry vom Pferd“ zu erzählen. Was soll das bringen?

Was geschieht beim „Geben von Bedeutung“?
(Tja, in Bezug auf die Herausforderung, bist du noch keinen Millimeter vorangekommen)

Wenn ich dich frage, wie man „Bedeutung“ herstellt, dann reagierst du mit „wir geben Bedeutung“ – Kompliment, deine Antwort ist schon wieder nicht besonders klug.

Zitat-Halman: „Bedeutung ist sogesehen eine geistige Größe

Das ist inhaltsleerer Blödsinn.
Sed contra, denn die Bedeutungen von Phänomenen sind keine ihnen inhärenten Eigenschaften, sondern menschliche Zuschreibungen.

SilverBullet hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Vor mir sehe ich den Montor. Auch rechts und links davon nehme ich Objekte in einem Raum wahr. Ich habe ein Raumbewusstsein. Dieser "Raum" ist nicht identisch mit den realen Raum, in dem ich mich befinde.
Wie kommst du von „Raumbewusstsein“ zu „dieser Raum ist nicht identisch“?
Ist „Raumbewusstsein == Raum“?
Aus was ist das Raumbewusstsein?
Dazu verweise ich auf das Buchkapitel Der Verlust des Bewusstseins für eine Raum- und Körperhälfte.

SilverBullet hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Wie wäre es, wenn Du die allgemeine Sprachkonvention aktzeptieren würdest?
Ich akzeptiere nicht die allgemeine Ahnungslosigkeit, warum sollte ich dann die Sprachkonvention verwenden, in der ich ein Verwirrungspotential sehe (und dies ja auch begründe)?
Du kannst natürlich weiter auf Deine eigensinnige Diktion beharren. Sie ist z.T. leider kaum verständlich.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

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#205 Re: Sophismen und logische Fehlschlüsse

Beitrag von SilverBullet » So 28. Mai 2017, 18:29

Halman hat geschrieben:Halten wir fest: Du hälst es nicht für besonders klug, wenn ich mich in meinem BEITRAG u.a. auf eine Diplomarbeit, dem Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig und dem Jahrbuch 2008 des MPI für Hirnforschung stütze.
Habe ich übersehen, dass du mit diesen Quellen irgendeine Art von „Argument“ gegen meine Aussage, oder ein „Argument“ für die Verwendung des Begriffs „Informationsverarbeitung“ liefern konntest?
=> wohl eher nicht.

Ich gehe davon aus, dass diese Quellen den „Information“-Begriff mit Lichtgeschwindigkeit in Richtung „Datenverarbeitung“ abändern werden, wenn sie erklären sollen, was sie mit „Information“ genau meinen.

Des Weiteren:
Es ist schlicht dumm, den Begriff „Information“ bereits vorab einzusetzen, denn er wird in Bezug auf Kommunikation noch benötigt. „Deine Quellen“ müssen dann das Kunststück vollbringen, den Begriff ein zweites Mal (und zwar anders) ins Spiel zu bringen.
Das ist vollständig unnötig und man kann sich dieses Verwirrungspotential sparen.

Halman hat geschrieben:Qualia sind subjektiv.
Dann nenn mir 1. das Subjekt und 2. wie es „in“ diesem Subjekt zu der „Qualia“-Feststellfähigkeit kommen soll (was geht da vor sich?).

Halman hat geschrieben:Deine dualismusfreie Formulierung erfüllt jedenfalls nicht Deine Forderung, die visuelle Wahrnehmungstäuschung zu erklären.
Ich habe bisher nichts über den auslösenden Zusammenhang ausgesagt (wobei ich davon ausgehe, dass wir, evolutionär bedingt, stärker auf Kontraste reagieren, als auf Konstruktionslinien, weil unsere Umwelt dies erfordert), aber meine dualismusfreie Version bietet eine funktionale Möglichkeit, wie es allein durch die „Aktivitätsfähigkeiten des Gehirns“ (ohne „Produkte“, „Erzeugen“ usw.) zum „Erleben der Schräge“ kommen kann.

Der gigantische Pluspunkt ist dabei, dass das Gehirn lediglich für den Körper arbeitet, also eine normale Organaufgabe durchführt.

Wer sich vom Dualismus trennen möchte, muss sich von Phantasien wie „Erzeugen durch das Gehirn“/“Produkt durch das Gehirn“ trennen. Wer allerdings dieser „Qualia“-Spinnerei auf den Leim geht, hat hierzu ganz schlechte Karten, denn die „Qualia“-Phantasie setzt Dualismus voraus (das habe ich ja schon erklärt).

Halman hat geschrieben:Das Gehirn erzeugt durch neurologische Erregungsmuster gewissermaßen eine "innere Wahrnehmungswelt".
Nein, denn das wäre keine Körperfunktion.
Wann und unter welchen Umständen soll es evolutionär zu einer derartigen „Repräsentationsneigung“ gekommen sein?

Halman hat geschrieben:Bei Menschen mit einem unilateralen Neglect fehlt z.B. eine Raumhälfte in ihrer "inneren Welt", obwohl sie real natürlich weiterhin existiert. Mein "Dualismus" macht also methodisch Sinn.
Du hast dich ohne Begründung für den Dualismus entschieden.
Tatsache ist, dass die Neglect-Effekte ohne Probleme durch eine fehlerhafte Überzeugungsreaktion (es fehlen schlicht Zusammenhänge) erklärt werden können.

Ich habe es dir bereits angedeutet, dass es ablauftechnisch viel aufwendiger ist, eine „Repräsentation“ zu generieren und anschliessend darauf „wahrnehmend“ zu reagieren.
Viel Energie-, und Performanceeffektiver ist das direkte Reagieren (mit festgelegten Überzeugungen) -> keine Repräsentation. Mein Ansatz bietet gravierende evolutionäre Vorteile.

Schau dir noch mal die „schrägen Linien“ an. Meiner Meinung nach ist es sehr plausibel, dass wir schlicht (auf Basis der Evolution aber auch durch unser tägliches Leben) auf die in unserer Umwelt stark dominanten Zusammenhänge rund um Kontraste geprägt sind. Das Gehirn als „neutrales Organ“ baut stark relevante Zusammenhänge natürlich genauso dominant in die Reaktionen ein und legt sie dadurch fest.

Wenn man sich nun fragt, welches ist der dominanteste Zusammenhang, dann ist dies schlicht der aktive Körper, weil er der Ausgangspunkt für jegliche Interaktion ist.

Dies bedeutet aber wiederum, dass der „aktive Körper“ überall im Gehirn als Zusammenhang beachtet wird.
Mit deiner „Repräsentations“-Phantasie versuchst du den „aktiven Körper“ herauszunehmen.
Hierzu kann jedoch keinerlei „evolutionäre Motivation“ für das Gehirn gefunden werden – kannst du sie liefern?

Halman hat geschrieben:Mir ist durchaus bewusst, was der Hirnforscher Prof. Wolf Singer erkläret:
Wolf Singer hat geschrieben:Unserer Intuition erscheint es fremd, dass das neuronale Korrelat dessen, was wir als solides, „greifbares“ Objekt wahrnehmen, ein hoch abstraktes, räumlich und zeitlich strukturiertes Erregungsmuster sein soll – und dass auf diese Weise nicht nur dreidimensionale Gegenstände, sondern ebenso Gerüche, Gefühle oder Handlungsintentionen repräsentiert werden.
Vorsicht:
Es liegt keinerlei „Repräsentations“-Wissen in den Neurowissenschaften vor.

Bis dato gibt es keine Technologie, mit der man die Bedeutung von Gehirnaktivität feststellen könnte.
Es ist nur möglich zu sagen, dass „diese Gehirnaktivität“ bei der Konfrontation mit „jener Situation“ beobachtet werden kann - mehr nicht (oftmals sogar nur „statistisch geglättet“).
Ab und zu bietet sich eine Gelegenheit à la, wenn man „diesen und jenen Neuronenabschnitt beeinflusst, dann versteht der Patient die Einwirkung so und so“.

Es würde mich sehr wundern, wenn „Wolf Singer“ mir hierbei nicht zustimmen würde.

Ich erkläre mir seine Ausdrucksweise „Repräsentation“ so, dass er keine andere Möglichkeit in der Gehirnaktivität sieht. Letztlich verwendet er (meines Wissens) gerne den Begriff „Emergenz“, was soviel heisst wie „aus der Gehirnaktivität sollen sich neue Eigenschaften ergeben“. Für ihn soll sich das „neuronale Erregungsmuster“ vermutlich in „das Ding“(?) wandeln.
Wie ich es verstanden habe, ist er Biologe, also ein Forscher, der mit Existenzen umgeht und nach existentiellen Zusammenhängen sucht. Dadurch wird er sich vermutlich schwer tun, die Möglichkeiten der „reinen Gehirnaktivität“ zu sehen.

Anmerkung:
Lass dich nicht von der Formulierung „unvorstellbar hochdimensionaler Raum“ in die Irre führen. Hierbei ist lediglich der Versuch einer „sich mathematisch anhörenden Darstellung“ der Abläufe an den Neuronen zu verstehen. Mit jedem Neuron kommt mindestens eine weitere „Dimension“ ins Spiel (dadurch bildet sich quasi ein gigantischer, sich dynamisch ändernder Zustandsvektor).
Er meint dabei also lediglich die „normale“ Gehirnaktivität (wobei er hoffentlich auch die Gliazellen in der Rechnung hat).

Halman hat geschrieben:Wie können doch über uns selbst reflektieren. Wir können doch über unsere Wahrnehumg nachdenken, Hirnforscher können sie erforschen und wir können ihre Veröffentlichungen lesen.
Nochmal:
das Gehirn führt eine Körperfunktion aus, d.h. sämtliche Reaktionen stehen unter dem Gesichtspunkt eines „aktiven Körpers“ (sprich: dieser Zusammenhang spielt in allen Überzeugungsfestlegungen eine Rolle).

=> Mit der Funktion des Gehirns, kannst du keine andere Position einnehmen, als „ein aktiver Körper in einer Welt zu sein“.
=> Wenn du nun die willkürliche Entscheidung getroffen hast, die „Qualität der Wahrnehmung“(?) beobachten zu „können“, dann phantasierst du lediglich „aktiver Körper in der Welt“ liegt auch in der Wahrnehmung vor.

Unsere Reflektion ist auf den Blickwinkel eines „aktiven Körpers“ festgelegt, d.h. „über unsere Wahrnehmung nachdenken“ kann nicht in einer Analyse „wie die Wahrnehmung ist“ enden – es geht schlichtweg nicht.

Halman hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:Du hast offensichtlich genau diesen Anspruch, kannst aber meine Fragen nach der notwendigen Fähigkeit nicht beantworten – keine Angst, es kann auch sonnst kein Philosoph.
Nun, Du kannst Doch Bücher lesen. Ein Anfang wäre das oben von mir verlinkte PDF-Dokument von W. Singer.
Vergiss es, da steht nichts dazu drin.

Wenn du mir „Qualia“ einreden möchtest, dann musst du mir erklären, wie es zu einer „Qualia“-Feststellfähigkeit kommen soll – Datenverarbeitende Wahrnehmung scheidet konzeptionsbedingt bereits aus, denn ein Ablauf kann sich nicht selbst zum „Inhalt“ haben.

Ich würde sagen, du brauchst dringend irgendeine „Zauberei“… :-)

Halman hat geschrieben:Sed contra, denn die Bedeutungen von Phänomenen sind keine ihnen inhärenten Eigenschaften, sondern menschliche Zuschreibungen.
Von welchen „Phänomenen“ sprichst du?

Egal, wenn du also von „menschlichen Zuschreibungen“ sprechen möchtest, dann müsstest du ja sagen können, wie dies funktioniert.
=> Wie erfolgt eine menschliche Bedeutungszuschreibung unter Einsatz des Gehirns?
=> Wie kommt man von „Erregungsmustern“ zu „Bedeutung“?

Philosophen wissen schlicht nicht, was „Bedeutung“ ist und/oder wie man „sie“ herstellt :-)

Halman hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:Wie kommst du von „Raumbewusstsein“ zu „dieser Raum ist nicht identisch“?
Ist „Raumbewusstsein == Raum“?
Aus was ist das Raumbewusstsein?
Dazu verweise ich auf das Buchkapitel Der Verlust des Bewusstseins für eine Raum- und Körperhälfte.
Was soll das?
Der Artikel behandelt meine Fragen nicht.
„Hast du etwa schon wieder keine Antwort?“ :-)

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#206 Re: Sophismen und logische Fehlschlüsse

Beitrag von Halman » Di 30. Mai 2017, 00:23

SilverBullet hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Halten wir fest: Du hälst es nicht für besonders klug, wenn ich mich in meinem BEITRAG u.a. auf eine Diplomarbeit, dem Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig und dem Jahrbuch 2008 des MPI für Hirnforschung stütze.
Habe ich übersehen, dass du mit diesen Quellen irgendeine Art von „Argument“ gegen meine Aussage, oder ein „Argument“ für die Verwendung des Begriffs „Informationsverarbeitung“ liefern konntest?
=> wohl eher nicht.
Dir genügt also mein Verweis auf die Fachwelt nicht. Gut, dann schauen wir uns den Begriff Informationsverarbeitung genauer an:

1. Daten versus Informationen
Der Begriff „Information” wird umgangssprachlich häufig für Daten verwendet. Die Informatik unterscheidet dagegen zwischen Daten und Information.
Die umgangssprachliche Verwendung könnte bei mir das Problem sein. Gehe ich recht in der Annahme, dass Du die Terminologie der Informatik bevorzugst? Gilt diese auch in der Kognition?

Schauen wir weiter.
2. Definition und Unterscheidung der Begriffe Daten, Informationen & Wissen
Informationen

Aus diesem Datum können aber Informationen entstehen, wenn bekannt ist, in welchem Kontext das Datum steht. Durch eine Kombination verschiedener Daten wird eine Beziehung hergestellt, die interpretiert werden kann. Die Daten werden zu einer Information.
Information sind demzufolge interpretierte Daten. Übertragen auf das Wahrnehmungs- und Nervensystem des Menschen würde dies bedeuten: Das Wahrnehmungssystem nimmt Daten aus der Umwelt auf und leitet diese in Form von neuronalen Signalen zum Gehirn. Dort werden diese zu Informationen verarbeitet. Dies mag der Grund sein, warum in der Kognition von Informationsverarbeitung die Rede ist.

Im Buch Intelligentes Projektmanagement auf Seite 225 ist hierzu ein anschauliches Diagramm abgebildet.

Schauen wir uns die schematische Darstellung vom Institut für Visualisierung und Interaktive Systeme (VIS) an:
Bild
Akzeptierst Du die Aussage, das Informationen aus Daten generiert werden?

SilverBullet hat geschrieben:Ich gehe davon aus, dass diese Quellen den „Information“-Begriff mit Lichtgeschwindigkeit in Richtung „Datenverarbeitung“ abändern werden, wenn sie erklären sollen, was sie mit „Information“ genau meinen.
Schauen wir uns die Kontexte in meinen Quellen genauer an, in denen der Begriff Informationsverarbeitung verwendet wird.

Beginnen wir mit dem Essay Informationsverarbeitung im menschlichen Gehirn:
Das Gehirn hat die Aufgabe Reize aufzunehmen, zu verarbeiten und zu beantworten. Rezeptoren, wie z.B. die Sinnesorgane nehmen bestimmte Reize (Licht, Druck, Töne, Temperatur,...) auf und senden diese als kodierte Signale auf elektochemischem Wege in das Zentrale Nervensystem, dessen wichtigste Schaltstelle das Gehirn darstellt. Dort werden die eingegangenen Signale nach bestimmten Mustern bearbeitet und, falls erforderlich, Reaktionsreize an die Effektoren (Muskeln, Drüsen, ...) weitergeleitet.

Der wesentliche Kern der Informationsverarbeitung erfolgt in der Hirnrinde (Neokortex). Dieses 2 bis 3 cm dicke Gewebe erstreckt sich beim Menschen in Form eines lappenartigen Gebildes voller Furchungen und Windungen über ca. 0,2 Quadratmeter. Assoziativ zusammengehörende Fähigkeiten (Motorik,Tasten, Sehen, Lage) sind jeweils auf einem Teil der Hirnrinde zusammenhängend gespeichert.
Daraus leite ich folgende Informationen ab: Das Nervensystem leitet Reize zum Gehirn. Im Wesendlichen (wenn auch nicht ausschließlich) werden diese Reize (man könnte auch von Signalen oder Daten sprechen) im Neokortex zu Informationen generiert.

Nun habe ich folgende Frage an Dich: Wie unterscheidest Du Informationen von Wissen?

Fahren wir fort mit der Diplomarbeit von Swenja Braun: Aktuelle Ergebnisse der Hirnforschung und ihre Bedeutung für erziehungswissenschaftliches Denken:
Das Glücksgefühl über eine neue Entdeckung setzt Dopamin frei, dieser Botenstoff regt das Gehirn zur Informationsverarbeitung an ...
Hier geht es offenbar um einen inneren Prozess im Gehirn, denn das "Glücksgefühl über eine neue Entdeckung" kann nur dann aufkommen, wenn die Reize bereits im Gehirn verarbeitet werden. Das Dopamin regt nun die Informationsverarbeitung weiter an, die offenbar im Wesendlichen im Neokortex erfolgt.

Betrachten wir nun den Artikel Dein ICH in MIR von Prof. Dr. Tania Singer (Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften).
Um zu verstehen, was andere Menschen denken und fühlen, nutzen wir zwei verschiedene Routen der sozialen Informationsverarbeitung im Gehirn. Mit einer neuen methodischen Herangehensweise, dem EmpaToM, können Wissenschaftler erstmals beide Wege parallel innerhalb einer Person erforschen. So können sie auch konkreten Zusammenhängen dieser elementaren sozialen Fähigkeiten auf den Grund gehen. Durch eine Kombination des EmpaToM mit MRT-Messungen konnte ein Forscherteam um Tania Singer am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften nun belegen, dass die beiden Routen parallel genutzt werden, und die jeweils aktivierten Gehirnnetzwerke genau lokalisieren. Beide Netzwerkkonfigurationen weisen jeweils Überlappungen mit bereits bekannten Netzwerken aus der Resting-State-Forschung auf.
Abgesehen davon, dass solche Texte für mich schwer zu verstehen sind, scheint unser Kommunikationsproblem in diesem Punkt darin zu bestehen, dass Du früher ansetzt als ich:
1. SilverBullet: Deine Frage lautet nach meinen Verständnis sinngemäß: Wie erhalten die Daten (die Reize, welche das Nervensystem ans Gehirn weiterleitet) Bedeutung?
2. Halman: Im Gehirn erfolgt die Informationsverarbeitung der Signale.

Damit beanworte ich freilich nicht Deine Frage. Allerdings sehe ich zwischen 1. und 2. auch keinen Widerspruch. Dass die Signale (Daten) zu Informatinen verarbeitet werden, ist sicher korrekt. Erhalten sie denn damit schon Bedeutung? Ist Bedeutung nicht eine Qualität, die erst durch Wissen entsteht? (Daher meine obige Frage in fetter Formatierung.)

Nun zum Buch Medien - Gehirn - Evolution .... Dort lesen wir:
Grundlage aller im Gehirn ablaufenden Prozesse und kausales Element der dortigen Informationsverarbeitung sind dessen Bausteine, die Nervenzellen oder Neuronen.
Auch an dieser Aussage habe ich nichts zu kritisieren. Die Grundlage der Informationsverarbeitung, durch welche die Reize zu Informationen generiert werden, sind natürlich die Neuronen.

Schauen wir uns zum Schluss meine letzte Quelle an und zwar das Interview mit Prof. Dr. med. Dr. h.c. mult. Wolf Singer. Ganz unten steht:
Untersuchungen der strukturellen und funktionellen Organisation des menschlichen Gehirns belegen, dass die Informationsverarbeitung in sensorischen und motorischen Systemen hochgradig parallel abläuft. In den verschiedenen Arealen der Großhirnrinde wird eine Fülle von Teilaspekten der Sinneswelt gleichzeitig analysiert; die einzelnen Teilergebnisse werden an exekutive Strukturen weitergegeben, ohne dass es jemals zu einer Zusammenführung der Teilergebnisse in einem singulären Zentrum kommt. Als Mechanismus für die Koordination der hochgradig parallelen und verteilten Informationsverarbeitung wurde von Professor Singer und Mitarbeitern die Synchronisation oszillatorischer Aktivität vorgeschlagen, um die verteilten neuronalen Antworten zu verbinden. (Jahrbuch 2008 des MPI für Hirnforschung).
Wenn ich diesen Absatz recht verstehe, werden die Datenströme der neuronalen Reize vorausgesetzt und hier nicht thematisiert. Was hier thematisiert wird, ist die Informationsverarbeitung dieser neuronalen Daten. Der Begriff Informationsverarbeitung scheint mir in der Kognition im Sinne des Generierungsprozesses von neuronalen Daten zu Information gemeint zu sein.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

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#207 Re: Sophismen und logische Fehlschlüsse

Beitrag von Halman » Di 30. Mai 2017, 00:28

SilverBullet hat geschrieben:Des Weiteren:
Es ist schlicht dumm, den Begriff „Information“ bereits vorab einzusetzen, denn er wird in Bezug auf Kommunikation noch benötigt. „Deine Quellen“ müssen dann das Kunststück vollbringen, den Begriff ein zweites Mal (und zwar anders) ins Spiel zu bringen.
Das ist vollständig unnötig und man kann sich dieses Verwirrungspotential sparen.
Ein genaueres Lesen der Quellen entwirrt, denn von Informationsverarbeitung ist nicht vorab die Rede, sondern erst dann, wenn es darum geht, die neuronalen Daten zu Informtationen zu verarbeiten, insbesondere im Neocortex.
Falls Du allerdings darauf beharrst, erst in Bezug auf Kommunikation von Informationen zu sprechen, weicht Deine Verwendung des Informationsbegriffes offenkundig von dem der Kongnitionswissenschaft ab, an dem ich mich - so gut ich kann - orientiere. Falls ich in diesem Punkt irre, bitte ich Dich, mir nachvollziebar zu erklären, warum dem so ist.

SilverBullet hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Qualia sind subjektiv.
Dann nenn mir 1. das Subjekt und 2. wie es „in“ diesem Subjekt zu der „Qualia“-Feststellfähigkeit kommen soll (was geht da vor sich?).
Kommunizierst Du strategisch? Warum stellst Du immer wieder derart schwere Fragen, von denen Du mit hoher Wahrscheinlichkeit weiß, dass sie schwerlich beantwortbar sind?
Zumal mir dies auch unnötig erscheint, um bspw. Schönheit als Quale zu definieren.
Das Projekt widmet sich diesen Qualia des Erlebens und versucht teilweise gleichzeitig, diese mit bestimmten Objekteigenschaften zu korrelieren.
Die objektivierbaren Eigenschaften eines Objektes können so beschaffen sein, dass sie subjektiv als schön erlebt werden. Dieses Erleben ist die Quale schön. Wo ist das Problem? Ich verstehe wirklich nicht Deine Kritik daran.

SilverBullet hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Deine dualismusfreie Formulierung erfüllt jedenfalls nicht Deine Forderung, die visuelle Wahrnehmungstäuschung zu erklären.
Ich habe bisher nichts über den auslösenden Zusammenhang ausgesagt (wobei ich davon ausgehe, dass wir, evolutionär bedingt, stärker auf Kontraste reagieren, als auf Konstruktionslinien, weil unsere Umwelt dies erfordert), aber meine dualismusfreie Version bietet eine funktionale Möglichkeit, wie es allein durch die „Aktivitätsfähigkeiten des Gehirns“ (ohne „Produkte“, „Erzeugen“ usw.) zum „Erleben der Schräge“ kommen kann.

Der gigantische Pluspunkt ist dabei, dass das Gehirn lediglich für den Körper arbeitet, also eine normale Organaufgabe durchführt.

Wer sich vom Dualismus trennen möchte, muss sich von Phantasien wie „Erzeugen durch das Gehirn“/“Produkt durch das Gehirn“ trennen. Wer allerdings dieser „Qualia“-Spinnerei auf den Leim geht, hat hierzu ganz schlechte Karten, denn die „Qualia“-Phantasie setzt Dualismus voraus (das habe ich ja schon erklärt).
Auch hier verstehe ich Dein Problem nicht. Wenn ich davon spreche, dass unser Gehirn Gedanken und Ideen erzeugt, dann bedeutet dies doch nicht, dass Ideen greifbare Objekte wären. Ich wüsste auch nicht, wie ich es sonst ausdrücken sollte. So wie Du?
Selbst wenn ich beschließen würde, fortan Deine Diktion zu gebrauchen, würde ich an Unvermögen scheitern. Ich kann NICHT so kommunizieren, wie Du es forderst. Dies von mir zu fordern, erfüllt also überhaupt keinen Sinn, da selbst auf eine Zustimmung Deines Appells keine erfolgreiche Umsetzung meinerseits folgen kann. Das wäre in etwa so, als würde ich von jemanden fordern, fortan poetisch zu schreiben, obgleich die betreffende Person gar nicht dazu imstande ist.

SilverBullet hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Das Gehirn erzeugt durch neurologische Erregungsmuster gewissermaßen eine "innere Wahrnehmungswelt".
Nein, denn das wäre keine Körperfunktion.
Wann und unter welchen Umständen soll es evolutionär zu einer derartigen „Repräsentationsneigung“ gekommen sein?
Warum soll das Erzeugen einer "inneren Wahrnehmungswelt" keine Körperfunktion sein? Das Gehirn ist doch ein Organ und gehört zum menschlichen Körper. Funktionen des Gehirns können also als Funktionen des Körpers betrachtet werden.

Wie sollte ich es denn ausdrücken? Wie?

SilverBullet hat geschrieben:Wenn man sich nun fragt, welches ist der dominanteste Zusammenhang, dann ist dies schlicht der aktive Körper, weil er der Ausgangspunkt für jegliche Interaktion ist.

Dies bedeutet aber wiederum, dass der „aktive Körper“ überall im Gehirn als Zusammenhang beachtet wird.
Mit deiner „Repräsentations“-Phantasie versuchst du den „aktiven Körper“ herauszunehmen.
Hierzu kann jedoch keinerlei „evolutionäre Motivation“ für das Gehirn gefunden werden – kannst du sie liefern?
Wenn ich DICH recht verstehe, leugnest Du das "Ich". Du vertritts offenbar einen radikalen positivistischen Reduktionismus. Anton B. stellte ja schon fest, dass Du das Argumentum ad lapidem von Samuel Johnson verwendest. Im Link ist es übrigens unter den Sophismen subsumiert.

SilverBullet hat geschrieben:Ich erkläre mir seine Ausdrucksweise „Repräsentation“ so, dass er keine andere Möglichkeit in der Gehirnaktivität sieht. Letztlich verwendet er (meines Wissens) gerne den Begriff „Emergenz“, was soviel heisst wie „aus der Gehirnaktivität sollen sich neue Eigenschaften ergeben“. Für ihn soll sich das „neuronale Erregungsmuster“ vermutlich in „das Ding“(?) wandeln.
Wie ich es verstanden habe, ist er Biologe, also ein Forscher, der mit Existenzen umgeht und nach existentiellen Zusammenhängen sucht. Dadurch wird er sich vermutlich schwer tun, die Möglichkeiten der „reinen Gehirnaktivität“ zu sehen.
Ich verstehe Singer nicht so, dass sich „neuronale Erregungsmuster“ in „das Ding“ verwandeln, sondern genau umgekehrt: Dass es kein „Ding“ im Gehirn gibt, sondern unanschauliche „neuronale Erregungsmuster“.
Wenn ich ein :Herz: wahrnehme, dann existiert in meinem Gehirn kein Herz, sondern visuelle Reize werden als rot und Herzform verarbeitet, also zu Informationen. Wenn ich recht informiert bin, wird die Farbe in einem anderen Hirnareal abgespeichert als die Form des Objektes. Bestimmte simultan angeregte Neuronen repräsentieren das, was ich subjektiv als „Herz“ wahrnehme. Also
1. Visuelle Reize in den Retinae
2. Signalübertragung der visuellen Reize ans Gehirn
3. Anregung von Neuronen (insbesondere im visuelle Cortex)
4. Neuronale Erregungsmuster verarbeiten Reize zur Information, hier „Herz“

Dieses simultane Zusammenspiel von Neuronen, die mich subjektiv das Herz erleben lassen, bezeichnet Singer als repräsentieren, um es zu benennen. Damit will er kein „Ding“, wie ein :Herz: benennen, sondern ganz im Gegenteil beschreiben, dass in den Hirnfunktionen keine greifbaren „Dinger“ sind, abgesehen von den Neuronen und Neurotransmittern natürlich.

SilverBullet hat geschrieben:Anmerkung:
Lass dich nicht von der Formulierung „unvorstellbar hochdimensionaler Raum“ in die Irre führen. Hierbei ist lediglich der Versuch einer „sich mathematisch anhörenden Darstellung“ der Abläufe an den Neuronen zu verstehen. Mit jedem Neuron kommt mindestens eine weitere „Dimension“ ins Spiel (dadurch bildet sich quasi ein gigantischer, sich dynamisch ändernder Zustandsvektor).
Er meint dabei also lediglich die „normale“ Gehirnaktivität (wobei er hoffentlich auch die Gliazellen in der Rechnung hat).
Dies hat er sicherlich in der Rechnung.

Dass es sich beim Gehirn um ein dreidimensionales (wenn auch hochkomplexes) Gebilde handelt, ist mir bewusst. Ich hatte Singers Beschreibung niemals in der Form rezipiert, dass das Gehirn buchstäblich hochdimensinal wäre. Damit wird aber recht gut die Komplexität des sich dynamisch ändernden Zustandsvektors beschrieben. Es ist eine Beschreibung und dies trifft auch auf Ausdrücke, wie "Erzeugen" und "repräsentieren" zu. Wo ist das Problem?
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

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#208 Re: Sophismen und logische Fehlschlüsse

Beitrag von Halman » Di 30. Mai 2017, 00:30

SilverBullet hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Wie können doch über uns selbst reflektieren. Wir können doch über unsere Wahrnehumg nachdenken, Hirnforscher können sie erforschen und wir können ihre Veröffentlichungen lesen.
Nochmal:
das Gehirn führt eine Körperfunktion aus, d.h. sämtliche Reaktionen stehen unter dem Gesichtspunkt eines „aktiven Körpers“ (sprich: dieser Zusammenhang spielt in allen Überzeugungsfestlegungen eine Rolle).

=> Mit der Funktion des Gehirns, kannst du keine andere Position einnehmen, als „ein aktiver Körper in einer Welt zu sein“.
=> Wenn du nun die willkürliche Entscheidung getroffen hast, die „Qualität der Wahrnehmung“(?) beobachten zu „können“, dann phantasierst du lediglich „aktiver Körper in der Welt“ liegt auch in der Wahrnehmung vor.

Unsere Reflektion ist auf den Blickwinkel eines „aktiven Körpers“ festgelegt, d.h. „über unsere Wahrnehmung nachdenken“ kann nicht in einer Analyse „wie die Wahrnehmung ist“ enden – es geht schlichtweg nicht.
Nun, Prof. Reinhard Werth hat ein Buch darüber geschrieben, wie u.a. Wahrnehmung im Gehirn entsteht. Offenbar ist die Wahrnehmung erforschbar.

SilverBullet hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:Du hast offensichtlich genau diesen Anspruch, kannst aber meine Fragen nach der notwendigen Fähigkeit nicht beantworten – keine Angst, es kann auch sonnst kein Philosoph.
Nun, Du kannst Doch Bücher lesen. Ein Anfang wäre das oben von mir verlinkte PDF-Dokument von W. Singer.
Vergiss es, da steht nichts dazu drin.

Wenn du mir „Qualia“ einreden möchtest, dann musst du mir erklären, wie es zu einer „Qualia“-Feststellfähigkeit kommen soll – Datenverarbeitende Wahrnehmung scheidet konzeptionsbedingt bereits aus, denn ein Ablauf kann sich nicht selbst zum „Inhalt“ haben.

Ich würde sagen, du brauchst dringend irgendeine „Zauberei“… :-)
Irrtum. Ich brauche nur Begriffe zur Beschreibung des Subjektiven.

SilverBullet hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Sed contra, denn die Bedeutungen von Phänomenen sind keine ihnen inhärenten Eigenschaften, sondern menschliche Zuschreibungen.
Von welchen „Phänomenen“ sprichst du?
Meine Aussage ist abstrakt.

SilverBullet hat geschrieben:Egal, wenn du also von „menschlichen Zuschreibungen“ sprechen möchtest, dann müsstest du ja sagen können, wie dies funktioniert.
Warum setzt Du diese Prämisse? Warum sollte ich komplexe Zusammenhänge der Hirnforschung referieren können, um von Qualia sprechen zu dürfen? Ich kann auch so erkennen, dass Schönheit ein subjektives Erleben ist. Wenn ich beispielsweise folgende Grafik als schön empfinde — :Herz: — dann muss dies bei Dir keineswegs genauso sein. Die Schönheit ist keine objektive Eigenschaft der Herzgrafik.

SilverBullet hat geschrieben:=> Wie erfolgt eine menschliche Bedeutungszuschreibung unter Einsatz des Gehirns?
=> Wie kommt man von „Erregungsmustern“ zu „Bedeutung“?
Warum forderst Du, dass ich imstande sein sollte, hochkomplierte Fragen der Hirnforschung beantworten zu können?

SilverBullet hat geschrieben:Philosophen wissen schlicht nicht, was „Bedeutung“ ist und/oder wie man „sie“ herstellt :-)
Irrtum, denn der Begriff Bedeutung wird folgendermaßen erklärt:
Im philosophischen Sinne ist Bedeutung in erster Linie eine Eigenschaft von Worten und Sätzen und Untersuchungsgegenstand der Bedeutungstheorie oder Semantik.
Ferner empfehle ich Dir Gottlob Frege über Sinn und Bedeutung und „Funktion und Begriff“.

SilverBullet hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:Wie kommst du von „Raumbewusstsein“ zu „dieser Raum ist nicht identisch“?
Ist „Raumbewusstsein == Raum“?
Aus was ist das Raumbewusstsein?
Dazu verweise ich auf das Buchkapitel Der Verlust des Bewusstseins für eine Raum- und Körperhälfte.
Was soll das?
Der Artikel behandelt meine Fragen nicht.
„Hast du etwa schon wieder keine Antwort?“ :-)
Der Link zum Abschnitt Der Verlust des Bewusstseins für eine Raum- und Körperhälfte des Buches Die Natur des Bewusstseins diente dazu, Dich an dem Teilhaben zu lassen, was ich schon kenne. Als nächstest kommt bei mir der Abschnitt 5.1 drann (zurzeit habe ich ein anderes Buch vorgezogen, daher verzögert sich mein Informationsgewinn aus der hier genannten Lektüre). In dem verlinkten Kapitel wird auf Abschnitt 6.2 verwiesen und diesen habe ich noch nicht gelesen. Daher kann ich Deine Frage nicht beanworten. Verstehst Du das?
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#209 Re: Sophismen und logische Fehlschlüsse

Beitrag von SilverBullet » Mi 31. Mai 2017, 22:02

Halman hat geschrieben:Das Wahrnehmungssystem nimmt Daten aus der Umwelt auf und leitet diese in Form von neuronalen Signalen zum Gehirn. Dort werden diese zu Informationen verarbeitet. Dies mag der Grund sein, warum in der Kognition von Informationsverarbeitung die Rede ist.
Es ist amüsant, festzustellen, wie sich philosophisch orientierte Menschen mit maximaler Gewalt ein Bein stellen wollen :-)

Wenn jemand Holz zu einem Tisch verarbeitet, nennt man dies dann „Tischverarbeitung“? :-)
=> Äh nö, es ist einfach nur „Holzverarbeitung“.

Wenn also Daten ausgewertet werden und über eine Reaktion „verarbeitet“ werden, dann nennt man dies schlicht und ergreifend „Datenverarbeitung“.

Dein Blödsinn, ein phantasiertes Ziel ins Spiel zu bringen und den Vorgang dann als „Zielverarbeitung“ zu bezeichnen, verursacht bei mir Schmerzen an Stellen, die gar nicht zu mir gehören -> Fremdschämen.

Halman hat geschrieben:Akzeptierst Du die Aussage, das Informationen aus Daten generiert werden?
Nein, „Information“ ist „Bedeutung“ in einer konkreten Wertausprägung.

Wenn du hierbei „generieren“, „erzeugen“, „produzieren“ verwenden möchtest, dann musst du zuerst aufzeigen, wie du über Gehirnaktivität (Datenverarbeitung), „Bedeutung“ herstellen können möchtest, denn ansonsten habe ich keine Ahnung, über was du gerade redest – deine Vokabeln deuten eher in Richtung „Dualismus“, also letztlich auf eine reine Inhaltsleere.

Die Frage nach der Herstellung von „Bedeutung“ stelle ich dir nun schon seit einigen Beiträgen und auch im sonstigen Forum habe ich sie als eine der drei grundlegenden Fragestellungen (genauer „Frage 2“) zur menschlichen Wahrnehmung formuliert.

Die Wahrheit ist:
du (und die gesamte Philosophie) hast nicht die winzigste Chance auf einen Ansatzpunkt, wie das gehen könnte.

Halman hat geschrieben:Nun habe ich folgende Frage an Dich: Wie unterscheidest Du Informationen von Wissen?
„Wissen“ ist „Information“ (also „Bedeutung“ mit konkreter Wertausprägung), die als „bestätigt“ verwaltet wird, also nicht mehr kontrolliert und nicht mehr hinterfragt wird. (wobei „Wissen“ nicht automatisch korrekt ist, auch wenn nicht mehr hinterfragt wird).

Halman hat geschrieben:Dass die Signale (Daten) zu Informatinen verarbeitet werden, ist sicher korrekt. Erhalten sie denn damit schon Bedeutung? Ist Bedeutung nicht eine Qualität, die erst durch Wissen entsteht?
Wenn du dies als korrekt ansiehst, dann kannst du sicherlich einen Weg aufzeigen, wie das Gehirn Daten zu „Information“ verarbeiten können soll.

Dass du mir die „Bedeutungs“-Frage stellst beweist, dass du nirgendwo in der Philosophie auf etwas Verwertbares gestossen bist :-)
Du hast schlicht keine Idee, um was es bei „Bedeutung“ (und damit auch „Information“) gehen könnte.

Halman hat geschrieben:Die Grundlage der Informationsverarbeitung, durch welche die Reize zu Informationen generiert werden, sind natürlich die Neuronen.
Was ist bei dir „Information“, wenn die „Grundlage natürlich die Neuronen sind“?
Du hast doch gar keine Ahnung, worüber du gerade redest :-)

Halman hat geschrieben:Der Begriff Informationsverarbeitung scheint mir in der Kognition im Sinne des Generierungsprozesses von neuronalen Daten zu Information gemeint zu sein.
Und mir scheint, du führst gerade ein lustiges Ratespielchen auf, was denn mit „Informationsverarbeitung“ gemeint sein könnte. :-)

Peinlich, peinlich, peinlich

Halman hat geschrieben:Falls Du allerdings darauf beharrst, erst in Bezug auf Kommunikation von Informationen zu sprechen, weicht Deine Verwendung des Informationsbegriffes offenkundig von dem der Kongnitionswissenschaft ab, an dem ich mich - so gut ich kann - orientiere. Falls ich in diesem Punkt irre, bitte ich Dich, mir nachvollziebar zu erklären, warum dem so ist.
„Datenverarbeitung“ kann man ohne Probleme stehen lassen, denn hierbei wird nichts Unklares hinzugefügt. Die Daten in Form von Gehirnaktivität sind ohne weiteres Rätsel tatsächlich feststellbar und es findet eine fortgesetzte Reaktion, sprich „Verarbeitung“ statt – das passt.

„Informationsverarbeitung“ erzeugt hingegen genau die Verwirrung, in der du dich gerade befindest, denn es ist schlicht unklar, was gemeint ist, „ist es das Ziel?“, „ist es etwas anderes?“, „ist es dualistisch?“, „was soll dabei überhaupt vor sich gehen?“, „wie und woher kommt Bedeutung ins Spiel?“ usw. usw.

Da du nur die Texte von irgendwelchen Leuten nachplapperst, gar nicht weisst, was du da redest und es offensichtlich auch nicht von den Leuten gesagt bekommst, solltest du zu dir selbst so ehrlich sein und ein klares „Stopp“ aussprechen.

Die Aussagen von Naturwissenschaftlern darf man (sollte man sogar) kritisieren, damit sich die Erkenntnisse verbessern.
Die Herangehensweise eines „Gläubigen“ bringt rein gar nichts.

Ich akzeptiere „Informationsverarbeitung“ nicht, wenn es um Wahrnehmung geht und ich begründe dies nachvollziehbar. Wenn aus deinen „Quellen“ kein Gegenargument hierfür zu entnehmen ist, dann haben sie schlicht keine Grundlage um von „Informationsverarbeitung“ sprechen zu können, was die Texte (zumindest in diesem Detail) als phantasiegesteuert entlarvt.

Halman hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Qualia sind subjektiv.
Dann nenn mir 1. das Subjekt und 2. wie es „in“ diesem Subjekt zu der „Qualia“-Feststellfähigkeit kommen soll (was geht da vor sich?).
Kommunizierst Du strategisch? Warum stellst Du immer wieder derart schwere Fragen, von denen Du mit hoher Wahrscheinlichkeit weiß, dass sie schwerlich beantwortbar sind? Zumal mir dies auch unnötig erscheint, um bspw. Schönheit als Quale zu definieren.
Dein Affentheater ist echt lustig.
Du stellst eine waghalsige Behauptung auf, die eindeutig Richtung Dualismus zeigt, ich frage dich nach den Voraussetzungen, daraufhin bist du blank bis auf die Knochen und zeigst am Ende noch die Verrücktheit, frech mit deinem Irrsinn fortzufahren zu wollen.

Halman hat geschrieben:Auch hier verstehe ich Dein Problem nicht. Wenn ich davon spreche, dass unser Gehirn Gedanken und Ideen erzeugt, dann bedeutet dies doch nicht, dass Ideen greifbare Objekte wären. Ich wüsste auch nicht, wie ich es sonst ausdrücken sollte.
Aha, du redest von „Erzeugen“, meinst aber irgendwie gar kein „Erzeugen“ und hast keine Ahnung wie, wo, was „erzeugt“ werden soll.
Warum soll es dann vernünftig sein, dass du von „erzeugen“ sprichst?
Wäre die Welt nicht viel besser dran, wenn du einfach nur still wärst?

Halman hat geschrieben:Warum soll das Erzeugen einer "inneren Wahrnehmungswelt" keine Körperfunktion sein?
Weil man so etwas „Kino“ nennen würde und es hierfür keine körperliche Grundlagentechnik gibt.
Du gehst auch nicht darauf ein, wenn ich dich frage, wie die Fähigkeit dazu funktionieren soll und wie das evolutionär entstanden sein soll.
Wieso sollte das Organ eines Körpers, exakt diesen Körper beim Aufbauen von Zusammenhängen „herausfiltern“ und eine Art „Kino“ für ein Subjekt (das du ja noch nicht einmal liefern kannst) aufführen?

Halman hat geschrieben:Wenn ich DICH recht verstehe, leugnest Du das "Ich".
Lies den Text aus dem Link lieber noch mal genau durch:
„Das Ich“ ist die Zusammenhangsmenge des Körpers, sprich: der Körper ist „das Ich“.

Halman hat geschrieben:Offenbar ist die Wahrnehmung erforschbar.
Naja, wir kommen ja immerhin von deiner „Qualia“-Behauptung her und da gibt es kein „offenbar erforschbar“ (weil es deine Erfindung ist)

Halman hat geschrieben:Ich brauche nur Begriffe zur Beschreibung des Subjektiven.
Mit „Beschreiben“ zielst du darauf ab, dass du sagen kannst, wann man von „Subjektivität“ sprechen kann.

Gerade eben konntest du jedoch nicht sagen, was das Subjekt sein soll.

Du scheinst ein wenig zwischen kompletter Ahnungslosigkeit und „Ich bin der Grösste“ zu schwanken -> Philosophie :-)

Halman hat geschrieben:Warum sollte ich komplexe Zusammenhänge der Hirnforschung referieren können, um von Qualia sprechen zu dürfen?
…
Warum forderst Du, dass ich imstande sein sollte, hochkomplierte Fragen der Hirnforschung beantworten zu können?
Ja klar, wozu sollte ein Philosoph für seine Spinnerei von irgendwas, irgendeine Ahnung haben!
-> für Philosophie ist das wohl sogar eher hinderlich :-)

Die Antwort auf „Warum“ ist schlicht:
Der „philosophische Kaiser ist vollständig nackig“ und du demonstrierst dies mit deinen „Antworten“ auf hervorragende Weise :-)

Halman hat geschrieben:Irrtum, denn der Begriff Bedeutung wird folgendermaßen erklärt:
Link hat geschrieben:Im philosophischen Sinne ist Bedeutung in erster Linie eine Eigenschaft von Worten und Sätzen und Untersuchungsgegenstand der Bedeutungstheorie oder Semantik.
Prima, dann schau doch einfach in der „Bedeutungstheorie“ nach, was „Bedeutung“ ist und wie „sie“ durch Gehirnaktivität „erzeugt“ wird, so dass du von „Informationsverarbeitung“ sprechen darfst.
Gut, das hättest du ja bereits gemacht, wenn es dir möglich gewesen wäre und zwar bevor du mir obige Frage zu „Bedeutung“ gestellt hast.

Peinlich, peinlich, peinlich :-)

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#210 Re: Sophismen und logische Fehlschlüsse

Beitrag von Halman » Do 1. Jun 2017, 05:06

SilverBullet hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Das Wahrnehmungssystem nimmt Daten aus der Umwelt auf und leitet diese in Form von neuronalen Signalen zum Gehirn. Dort werden diese zu Informationen verarbeitet. Dies mag der Grund sein, warum in der Kognition von Informationsverarbeitung die Rede ist.
Es ist amüsant, festzustellen, wie sich philosophisch orientierte Menschen mit maximaler Gewalt ein Bein stellen wollen :-)
In diesem Fall bezog ich mich auf Artikel, die sich mit Kognition und Hirnforschung beschäftigen. Du müsstest Deine Kritik also an naturwissenschaftlich orientierten Menschen richten.

SilverBullet hat geschrieben:Wenn jemand Holz zu einem Tisch verarbeitet, nennt man dies dann „Tischverarbeitung“? :-)
=> Äh nö, es ist einfach nur „Holzverarbeitung“.

Wenn also Daten ausgewertet werden und über eine Reaktion „verarbeitet“ werden, dann nennt man dies schlicht und ergreifend „Datenverarbeitung“.
Deine triviale Argumentation erscheint unmittelbar einleuchtend. Allerdings erfolgt im Gehirn die Signalverarbeitung (Datenverarbeitung) im Zusammenspiel mit bereits abgespeicherten Informationen (also Daten, die aufgrund ihres Zusammenhanges bedeutungstragend sind).
Im Artikel Daten - Information - Wissen - Lernen wird erklärt:
Information ist ein bedeutungstragender Zusammenhang, der zwischen (mindestens) zwei unterschiedlichen Systemen wirkt und (mindestens) im Empfängersystem etwas bewirkt.

SilverBullet hat geschrieben:Dein Blödsinn, ein phantasiertes Ziel ins Spiel zu bringen und den Vorgang dann als „Zielverarbeitung“ zu bezeichnen, verursacht bei mir Schmerzen an Stellen, die gar nicht zu mir gehören -> Fremdschämen.
Zu viel der "Ehre". Für JEDEN Rezipienten mit hinreichender Lesekompetenz ist klar, dass es nicht meine Idee ist, in Verbindung mit Kognition und Hirnforschung von Informationsverarbeitung zu sprechen bzw. zu schreiben.
Als Beispiel verweise ich auf den Artikel Neuronale-Netze eine Einführung. Dort steht unter dem Abschnitt 2.1 Natürliche Neuronen:
Man spricht hier auch von Erregung des Neurons durch Impulse der vorhergehenden Neuronen. Je höher die Frequenz der eingehenden Impulse, desto höher ist auch die Erregung des Neurons, desto schneller feuert das Neuron. Die Feuerrate stellt also die Information über den Zustand des Neurons dar. Der Zustand eines Neurons wird durch den Zustand der vorgeschalteten Neuronen bestimmt. Wichtig hierbei ist, daß es sich um eine gerichtete Verbreitung von Information handelt. Die Synapsen, welche zwischen dem Axon des vorhergehenden Neurons und den Dendriten des nachfolgenden liegen, lassen die Impulsübertragung nur in eine Richtung zu. Aus vielen solchen Neuronen werden in höheren Lebewesen Strukturen gebildet, die eine Informationsverarbeitung ermöglichen, meistens Gehirn genannt.

Sehr für präziser wird die Signalverarbeitung im 60seiten PDF-Dokument Neuronale Informationsverarbeitung dargestellt. Unter dieser allgemeinen Überschrift steht auch der Abschnitt „Das visuelle System, ein Beispiel für sensorische Datenverarbeitung“.
Kannst Du mir erklären, was es bedeutet, dass auf Seite 40 von „Information pro Muster“ und „Information pro Synapse“ die Rede ist?

Was hälst Du von der Aussage, die auf Seite 59 steht?
Die hier vorausgesetzte Kodierung durch Feuerraten ist eine Hypothese. Es ist durchaus möglich, dass die räzise Synchronizität von Spikes, innerhalb eines Bruchteils einer Millisekunde, von Bedeutung ist, und für die Informationsverarbeitung genutzt wird.

SilverBullet hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Akzeptierst Du die Aussage, das Informationen aus Daten generiert werden?
Nein, „Information“ ist „Bedeutung“ in einer konkreten Wertausprägung.
Nun, neue Daten der visuellen, akustischen, olfaktorischen, gustatorischen und haptischen Reize werden im Gehirn doch in Beziehung zueiander und zu bereits abgespeicherten strukturieren Daten gebracht und erhalten so Bedeutung.
Bild
Grafikquelle: Infowissen

SilverBullet hat geschrieben:Wenn du hierbei „generieren“, „erzeugen“, „produzieren“ verwenden möchtest, dann musst du zuerst aufzeigen, wie du über Gehirnaktivität (Datenverarbeitung), „Bedeutung“ herstellen können möchtest, denn ansonsten habe ich keine Ahnung, über was du gerade redest – deine Vokabeln deuten eher in Richtung „Dualismus“, also letztlich auf eine reine Inhaltsleere.

Die Frage nach der Herstellung von „Bedeutung“ stelle ich dir nun schon seit einigen Beiträgen und auch im sonstigen Forum habe ich sie als eine der drei grundlegenden Fragestellungen (genauer „Frage 2“) zur menschlichen Wahrnehmung formuliert.

Die Wahrheit ist:
du (und die gesamte Philosophie) hast nicht die winzigste Chance auf einen Ansatzpunkt, wie das gehen könnte.
Vielleicht sollten wir erstmal eine Begriffsanalyse zum Wort Bedeutung durchführen. Darunter verstehe ich einen Sinnzusammenhang. So kann Feuergeruch im Sinnzusammenhang Gefahr bedeuten.

In meinem neuen Philosphie-Thema äußere ich mich vielleicht mal später zu Freges Bedeutungstheorie.

SilverBullet hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Nun habe ich folgende Frage an Dich: Wie unterscheidest Du Informationen von Wissen?
„Wissen“ ist „Information“ (also „Bedeutung“ mit konkreter Wertausprägung), die als „bestätigt“ verwaltet wird, also nicht mehr kontrolliert und nicht mehr hinterfragt wird. (wobei „Wissen“ nicht automatisch korrekt ist, auch wenn nicht mehr hinterfragt wird).
Deine Definition von Wissen (W) als eine bestätigte Information (I) weicht von der Terminologie ab.
Daten sind symbolische Abbildungen von Sachverhalten.
Informationen sind kontextualisierte Daten.
Wissen entsteht durch Denken, d.h. durch die logisch-funktionale Verknüpfung von Informationen.
Demnach gilt: I ≡ ¬W

Zur Begriffshierarchie zitiere ich aus dem Link Daten, Information und Wissen:
Daten sind objektive, meist mess- oder beobachtbare Fakten über Gegenstände oder Ereignisse, die in ein Bezugssystem gebracht zu Informationen umgewandelt werden können. Daten und Informationen bilden damit die Grundlage für Wissen, das aufgebaut werden kann. Informationen unterscheiden sich von Daten dadurch, dass sie zusätzlich zu den Daten den jeweils relevanten Kontext enthalten. Den Daten wird damit ein bestimmter Bezug verliehen. Wissen ist die darauf aufbauende, sinnvolle Verknüpfung von Informationen zueinander und die In-Beziehung-Setzung zu Erfahrungen. Wissen entwickelt sich somit aus der Verarbeitung der Informationen durch Menschen und deren Erfahrungshintergrund. Wissen ist somit das Ergebnis von Erkenntnisprozessen und damit eine spezielle, weiterverarbeitete Form von Information. Es bezieht die praktische Anwendung von Daten und Informationen ein und verknüpft Informationen sinngebend miteinander.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

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