Sophismen und logische Fehlschlüsse

Philosophisches zum Nachdenken
SilverBullet
Beiträge: 2414
Registriert: Mo 17. Aug 2015, 19:04

#191 Re: Sophismen und logische Fehlschlüsse

Beitrag von SilverBullet » Fr 19. Mai 2017, 21:20

Halman hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:Sinneszellen liefern Daten, aber keine „Bedeutung“. Der Impuls aus einer Augen-Netzhaut-Zelle trägt keinen Bedeutungsanteil in sich, so dass er von einem Impuls aus einer „Innenohr-Hörkanal-Zelle“ unterschieden werden könnte. D.h. „Bedeutung“ kommt in der Verarbeitung der Anfangsimpulse durch das Gehirn ins Spiel.
Ja, dem stimme ich zu.
Selbstverständlich stimmst du dem zu, weil dir diese Aufteilung einleuchtet.

Das hindert dich aber nicht an dem Kunststück, weiterhin die Bezeichnung „Informationsverarbeitung“ hochzuhalten, obwohl es nur zwei Anteile gibt: Daten und Reaktion auf diese Daten.

Sorry, das ist nicht besonders klug.

Halman hat geschrieben:Das Gehirn verarbeitet die visuellen Daten in diesem Fall aber so, dass wir schräge Linien sehen.
…
Wir können eben mehr als nur Objekte wahrnehmen. Wir können uns dank unserer Denkkraft auch selbst betrachten.
Das riecht extrem nach Dualismus.

Das Gehirn erzeugt nicht ein Subjekt, das dann etwas sehen kann.

Du wählst Formulierungen, die deutlich machen, dass du „etwas Wahrnehmendes“ neben den Gehirnvorgängen (oder aus ihnen heraus) sein möchtest. Man kann zwar schon den Körper als "das Wahrnehmende" bezeichnen, aber das hast du erst begriffen, wenn du die Qualia-Suggestion durchschaut hast.

Wie wäre es damit:
In der Gehirnaktivität ergibt sich ein festgelegtes Überzeugungsverhalten, das vom „Vorhandensein einer Schräge“ ausgeht.

Diese Formulierung ist fern von Dualismus.

Der Körper sieht keine „schrägen Linien“, denn da sind ja gar keine.
Der Körper ist nur der Überzeugung eine Schräge vor sich zu haben, was etwas ganz anderes ist – auch wenn du das nicht verstehst, so sollte dir auffallen, dass es jedenfalls kein „Sehen“ ist.
Die "Überzeugung der Schräge" kann als falsch entlarvt werden – für einen tatsächlichen Sehvorgang, müsstest du jedoch irgendwo ein „unmöglich herstellbares Bild“ vorlegen können - Fehlanzeige.

Dein Problem ist, dass du den Wahrnehmungsvorgang duplizierst.
Zum einen steht dein Körper einer Welt gegenüber und zum anderen soll dir das Gehirn eine „zweite Welt“ aufbereiten, die du dann sehen können willst.
=> Das ist Dualismus

Den zweiten Schritt gibt es aber gar nicht.
Du hast keinerlei Fähigkeiten, an deiner Wahrnehmung ein „es ist irgendwie“ feststellen zu können.
Du verstehst „die Welt“ als „irgendwie vorhanden zu sein“.
Genau dieses „Irgendwie“ wird von dir aber einfach noch ein zweites Mal verwendet, wobei du dann behaupten möchtest, dass es diesmal aufzeigt, wie die Wahrnehmung ist – sorry, genau das geht aber gar nicht.

Du müsstest für dieses Kunststück eine weitere wahrnehmende Instanz sein, was eindeutig Dualismus ist.

=> sobald du „Qualia“ als relevant vertrittst, hast du dich für Dualismus entscheiden.

Halman hat geschrieben:Was für ein Phänomen rufe ich aus?
For den Begriff „Qualia“ wird auch „phänomenales Bewusstsein“ verwendet => Phänomen.
Du willst also Zugang zu einer Situation haben, in der du eine deiner Fähigkeiten anwendest und die „Qualität des Bewusstseinseins“ feststellen können willst.

Du bist also in einer analysierenden Nicht-Du-Selbst-Position, während du, du selbst bist.

„Ich würde sagen, das kann gar nicht schief gehen“ :-)

Halman hat geschrieben:Ich kann trotzdem verstehen, dass eine visuelle Täuschung vorliegt.
Es ist ein Unterschied, ob du eine Abweichung im Weltverständnis feststellst oder ob du von einer falschen Vorlage/Repräsentation ausgehst, die du „erlebst“.

Halman hat geschrieben:Nimmst Du jetzt was ROTES wahr oder nicht?
Klar, in der Welt befindet sich ein roter Text vor mir.

Wenn du mich aber nun fragst, „wie“ der Wahrnehmungsvorgang ist, während ich in der Welt einen roten Text erkenne, dann kann ich dir das schlicht nicht sagen.
D.h. ich kann keinen „phänomenalen Inhalt“ oder irgendwelche „Zustände“ ausrufen, denn ich kann nicht von einem Weltverstehen auf ein Wahrnehmungsverstehen umschalten.

Als Körper habe ich keinen Zugang dazu, wie sich meine Reaktionen ergeben. Den Ablauf und das Feedback meiner Reaktionen verstehe ich wiederum als „Körper in der Welt“, d.h. ich bin keine übergeordnete Instanz, die das „so und so Sein“ der Reaktion analysieren kann.

Du hast offensichtlich genau diesen Anspruch, kannst aber meine Fragen nach der notwendigen Fähigkeit nicht beantworten – keine Angst, es kann auch sonnst kein Philosoph.

Halman hat geschrieben:Wir geben diesem Symbol Bedeutung.
Sorry, ich frage doch gerade im Detail nach, was wir dabei machen.

Du hast meine Frage ganz genau verstanden, konntest sie aber nicht beantworten, weshalb du anfängst die „Storry vom Pferd“ zu erzählen. Was soll das bringen?

Was geschieht beim „Geben von Bedeutung“?
(Tja, in Bezug auf die Herausforderung, bist du noch keinen Millimeter vorangekommen)

Wenn ich dich frage, wie man „Bedeutung“ herstellt, dann reagierst du mit „wir geben Bedeutung“ – Kompliment, deine Antwort ist schon wieder nicht besonders klug.

Zitat-Halman: „Bedeutung ist sogesehen eine geistige Größe

Das ist inhaltsleerer Blödsinn.

Halman hat geschrieben:Vor mir sehe ich den Montor. Auch rechts und links davon nehme ich Objekte in einem Raum wahr. Ich habe ein Raumbewusstsein. Dieser "Raum" ist nicht identisch mit den realen Raum, in dem ich mich befinde.
Wie kommst du von „Raumbewusstsein“ zu „dieser Raum ist nicht identisch“?
Ist „Raumbewusstsein == Raum“?
Aus was ist das Raumbewusstsein?

Halman hat geschrieben:Wie wäre es, wenn Du die allgemeine Sprachkonvention aktzeptieren würdest?
Ich akzeptiere nicht die allgemeine Ahnungslosigkeit, warum sollte ich dann die Sprachkonvention verwenden, in der ich ein Verwirrungspotential sehe (und dies ja auch begründe)?

SilverBullet
Beiträge: 2414
Registriert: Mo 17. Aug 2015, 19:04

#192 Re: Sophismen und logische Fehlschlüsse

Beitrag von SilverBullet » Fr 19. Mai 2017, 21:21

Pluto hat geschrieben:Unverständlich, warum der Begriff "geistig" jemand stören sollte.
Natürlich ist die Verhältniszahl Ï€ ein menschlicher, geistiger Begriff. Aber Geist ist hat hier nichts mit Religion zu tun, sondern ist ein Prozess des menschlichen Gehirns.
„Ja klar, total unverständlich“ :-)
OK, du musstest für den Spass, ein „Wörtchen“ gebrauchen zu können, erst einmal eine Distanzierung von bisherigen Spinnereien und danach eine wage Andeutung in Richtung Gehirn mitliefern, was eigentlich komplett überflüssig wäre, wenn man den Begriff erst gar nicht einsetzen würde, aber ansonsten ist es natürlich eine sehr „nützliche Ausdrucksform“ :-)

Warum reitest du auf „dieser Welle“, es bringt doch nichts diesen Begriff künstlich weiter zu führen?

Pluto hat geschrieben:Was verstehst DU unter "Geist", SilverBullet?
Meinst du, immer dann, wenn ich frage, was „Geist“ sein soll?

Pluto hat geschrieben:Wie würdest DU denn das Problem korrekt umschreiben?
Als reines Überzeugungsverhalten, d.h. die Wahrnehmung umfasst keine Inhalte, sondern ist reine Reaktion und damit handelt es sich um einen Ablauf, bei dem spezielle Zusammenhänge beachtet werden.

=> Wir suchen ein Reaktionssystem, das die Wahrnehmung ausführt.
=> Von irgendwoher müssen die Zusammenhänge kommen, die im Reaktionssystem beachtet werden.

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#193 Re: Sophismen und logische Fehlschlüsse

Beitrag von closs » Fr 19. Mai 2017, 21:55

SilverBullet hat geschrieben:Als reines Überzeugungsverhalten, d.h. die Wahrnehmung umfasst keine Inhalte, sondern ist reine Reaktion
Nimm mal im Gedankenexperiment an, es gäbe Gott als Entität, der seinen Geist in die Materie gelegt hätte: Wäre dann (geistige) Wahrnehmung nicht eine Reaktion auf Gott?

SilverBullet
Beiträge: 2414
Registriert: Mo 17. Aug 2015, 19:04

#194 Re: Sophismen und logische Fehlschlüsse

Beitrag von SilverBullet » Fr 19. Mai 2017, 22:05

@closs
Ein Gedankenexperiment bei dem ich nicht weiss, was ich machen soll, ist nicht gerade sinnvoll.

- Das Wort „Gott“ bezeichnet eine Frage.
- Das Wort „Entität“ verwendest du, um zu verschleiern, dass du nicht sagen kannst, um was es bei „Gott“ gehen soll. Wie soll ich dann wissen, auf was du hinaus möchtest?
- Die Formulierung „seinen Geist in die Materie gelegt hat“ ist Blödsinn, den du selbst nicht verstehst.
- „(geistige) Wahrnehmung“ zeigt, dass du es mit dem Wort „geistig“ ganz gehörig übertreibst. Wozu soll das gut sein?

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#195 Re: Sophismen und logische Fehlschlüsse

Beitrag von closs » Fr 19. Mai 2017, 22:14

SilverBullet hat geschrieben:Ein Gedankenexperiment bei dem ich nicht weiss, was ich machen soll, ist nicht gerade sinnvoll.
Es reicht, dass Du so tust, als würde dieses Gedanken-Experiment wahr sein - Du musst ja nur so tun.

* Dann heißt "Entität Gott", dass es dimensional über uns etwas gibt, was "ist".
* Dann heißt "Geist in Materie", dass eben diesen real ist.

Was wäre also in Deiner Logik, WENN diese beiden Bedingungen wahr wären? - Kleiner Hinweis: Intellektuelle Strukturen funktionieren auch dann, wenn die Grundlagen dazu spekulativ sind - genauso wie man in der Mathematik mit "x" rechnen kann: Man kennt es nicht, aber es "ist" (außer bei x=0). - Soviel reines Denken sollte von Dir zu schaffen sein.

SilverBullet
Beiträge: 2414
Registriert: Mo 17. Aug 2015, 19:04

#196 Re: Sophismen und logische Fehlschlüsse

Beitrag von SilverBullet » Sa 20. Mai 2017, 08:40

closs hat geschrieben:Es reicht, dass Du so tust, als würde dieses Gedanken-Experiment wahr sein - Du musst ja nur so tun
Ein Gedankenexperiment, bei dem die Zusammenhänge unklar sind, kann schlicht nicht stattfinden und ist somit nicht denkbar, also kein „Experiment“.

Dass du auf ein „musst ja nur so tun“ Wert legst, sollte dir selbst als Einstieg zu „blankem Unsinn“ auffallen.

closs hat geschrieben:Soviel reines Denken sollte von Dir zu schaffen sein
„reines Denken“ ist wohl, wenn ein Philosoph/Religiöser keine Ahnung hat und von „denkbar“ spricht.
Sorry, so ein Theater ist Blödsinn.

Sämtliche Reaktionen der menschlichen Wahrnehmung finden entlang von Körper-/Welt-Zusammenhängen statt.

Wie soll „das Denken“ dabei „rein“ oder „unrein“ sein?

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#197 Re: Sophismen und logische Fehlschlüsse

Beitrag von closs » Sa 20. Mai 2017, 10:44

SilverBullet hat geschrieben:Ein Gedankenexperiment, bei dem die Zusammenhänge unklar sind, kann schlicht nicht stattfinden und ist somit nicht denkbar, also kein „Experiment“.
Wenn man es will und kann, geht es schon. - Ich verweise auf die Bedeutung von "x" in der Mathematik - wie Du weist, funktionieren auch dann Formeln, wenn x unbekannt ist.

SilverBullet hat geschrieben:Sämtliche Reaktionen der menschlichen Wahrnehmung finden entlang von Körper-/Welt-Zusammenhängen statt.
Wenn dieses Credo Deine hermeneutische Grundlage ist, wirst Du aus Deinem selbstgeschaffenen Korridor nicht rauskommen. - Aber halte es wenigstens für möglich, dass es ganz andere Korridore geben kann.

SilverBullet
Beiträge: 2414
Registriert: Mo 17. Aug 2015, 19:04

#198 Re: Sophismen und logische Fehlschlüsse

Beitrag von SilverBullet » Sa 20. Mai 2017, 12:45

closs hat geschrieben:Ich verweise auf die Bedeutung von "x" in der Mathematik - wie Du weist, funktionieren auch dann Formeln, wenn x unbekannt ist.
Ich garantiere dir, das in der Mathematik sämtliche (Be-)Rechnungs-Zusammenhänge klar vorliegen, wenn es darum geht, den „Wert von x“ bzw. den Verlauf der „x-Resultierenden“ aufzustellen.

Exakt dies ist jedoch in deinem Gedankenexperiment nicht der Fall.

Warum möchtest du eine Ähnlichkeit erschwindeln?

closs hat geschrieben:Wenn dieses Credo Deine hermeneutische Grundlage ist, wirst Du aus Deinem selbstgeschaffenen Korridor nicht rauskommen.
„Rauskommen“ würde bedeuten, dass neue Zusammenhänge vorliegen würden, die nicht zu den Körper-/Welt-Zusammenhängen gehören.

Hast du eine Quelle für derartige Zusammenhänge? => Nein
Hast du einen dieser neuartigen Zusammenhänge? => Nein
Weisst du eigentlich worüber du redest? => Nein

OK… :-)

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#199 Re: Sophismen und logische Fehlschlüsse

Beitrag von closs » Sa 20. Mai 2017, 13:29

SilverBullet hat geschrieben:„Rauskommen“ würde bedeuten, dass neue Zusammenhänge vorliegen würden, die nicht zu den Körper-/Welt-Zusammenhängen gehören.
Richtig. - Und diese Zusammenhänge sind - ob es sie gibt oder nicht gibt - im Rahmen unserer Körper-/Welt-Zusammenhänge nicht nachweisbar, jedoch geistig vermutbar und begründbar (bspw. "Dialektik").

Pluto
Administrator
Beiträge: 43975
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:56
Wohnort: Deutschland

#200 Re: Sophismen und logische Fehlschlüsse

Beitrag von Pluto » Sa 20. Mai 2017, 17:24

closs hat geschrieben:Und diese Zusammenhänge sind - ob es sie gibt oder nicht gibt - im Rahmen unserer Körper-/Welt-Zusammenhänge nicht nachweisbar, jedoch geistig vermutbar und begründbar (bspw. "Dialektik").
Vermutbar ist Vieles, selbst die Existenz von Zeus dem Allmächtigen ist vermutbar, aber ob das alles begründbar ist, da habe ich meine Zweifel.
Übrigens... Aristoteles bezeichnete Dialektik als "geistige Gymnastik". Ich hoffe doch, du erwartest mehr als Turnübungen für deinen Geist. ;)
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Antworten