Jenseits von Gut und Böse?

Philosophisches zum Nachdenken
Pluto
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#231 Re: Jenseits von Gut und Böse?

Beitrag von Pluto » Sa 25. Mär 2017, 16:47

closs hat geschrieben:Wie gesagt: Ich schüttele nach wie vor den Kopf, wie man so konsequent "Wahrnehmung" und "Realität" verwechseln kann.
Pass uff!
Wenn du weiter schüttelst, fällt er vielleicht noch ab! :lol:

So einfach wie du es dir machst, ist es eben nicht!

Unsere 5 Sinne dienen dazu, die Realität zu erfassen. D.h. In den allermeisten Fällen ist Wahrnehmung deckungsgleich mit Realität. Diejenigen Menschen, die in der Vergangenheit nicht auf ihre Sinne geachtet haben, wurden (sinngemäß) zum Mittagessen der Säbelzahntiger.
Wir alle sind die Nachfahren der Überlebenden, weshalb es völlig normal ist, seinen Sinnen zu trauen. Wenn wir uns z.B. beim Anblick von Exkrementen erschrocken zurückziehen, dann hat es durchaus seinen Sinn: Vor dem Siegeszug der Medizin, wurden die meisten Krankheiten über Exkremente übertragen.

Weshalb es immer besser ist, seinen Sinnen zu vertrauen, und nicht seiner Phantasie freien Lauf zu lassen, und an paranormale Welten zu glauben.
Ich frage mich immer, wie man so viel Zeit mit dem was sein könnte befassen kann.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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Tyrion
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#232 Re: Jenseits von Gut und Böse?

Beitrag von Tyrion » Sa 25. Mär 2017, 16:57

closs hat geschrieben:Ich stimme NICHT zu, wenn es als nachgewiesen gilt, dass es für den Menschen keine Teleologie gäbe, weil dies innerhalb der Evolutions-Theorie nachweisbar ist (was ich übrigens unbesehen glaube).

Das macht doch niemand (siehe meine Antwort auf Novalis, der den gleichen Vorwurf formuliert). Und falls doch, ist das nicht wissenschaftlich.


- Ich stimme deshalb nicht zu, weil Naturwissenschaft nur über die pyhsikalische Welt sprechen kann und nicht darüber befinden kann, ob es "darüber" etwas gibt - das interessiert sie gar nicht, wenn sie diszipliniert ist.

Sage ich doch.

Ergo ist der Satz FALSCH, dass das Vorhandensein von Teleologie wissenschaftlich widerlegt ist

Wo wurde das auch behauptet? Du stellst eine Behauptung auf, die du falsifizierst, die nie Thema war (in unserem Dialog) und auch seriös nirgends Thema ist.

- evolutions-theoretisch gewiss, aber eben nicht universal.

Auch nicht evolutions-theoretisch! Und das zeigt mir, wo der Denkfehler bei dir liegen könnte. Du kannst zwar Wissenschaftlichkeit beschreiben, hast aber den Kern nicht wirklich verstanden, denn sonst würdest du diesen Halbsatz so nicht bringen. Du bist offensichtlich kein Naturwissenschaftler und hast gewisse Verständnisprobleme, wenn es ins Detail oder um generelle Schlussfolgerungen geht (jedenfalls mein Eindruck)



Es erscheint mir wie ein "Halb zog sie ihn, halb sank er hin" - also ein Einvernehmen zwischen Wissenschaft und materlöser Weltanschauung, das um so inniger ist, als dass die Übergänge zwischen dem einen und dem anderen von vielen (auch im Profibereich) nicht klar getrennt sind.

Was erwartest du denn real? Kannst du denn sauber trennen? Kann "Mensch" immer sauber trennen? Ich denke, nein. Der Naturwissenschaftler hingegen muss es, sonst werden seine Publikationen nicht von peer review Journals publiziert. Privat kann er es nicht unbedingt, dann arbeitet er aber auch nicht wissenschaftlich. Sonst gäbe es keine gläubigen Wissenschaftler. (Die ID-Schoten, die manche "Biologen" oder "Chemiker" publizieren, sind höchst unwissenschaftlich, weshalb sie auch nie in seriösen Journals, sondern in unwissenschaftlichen Publikationsorgane unters Volk geworfen wrden, von Laien dann aber als "hochwissenschaftlich" eingestuft werden (nur weil der Verfasser eine Promotion aufzuweisen hat). Das Problem auch hier: Wissenschaftlichkeit meint fast jeder zu verstehen, so einfach ist das aber nicht. Und wenn dann ich beispielsweise den ID-Vorrednern mangelnde Wissenschaftlichkeit vorwerfe, wird die Argumentation, warum ich dieser Meinung bin, wohl von vielen nicht verstanden.

Und gerade in den Medien tauchen ja meistens Menschen auf, die in Personalunion Wissenschaftler und Weltanschauler sind - ich erinnere mich an meinen ersten diesbezüglich Schöck, als damals ein Wissenschaftler namens Bublath aus der Tatsache, dass man Nahtod-Ereignisse physikalisch erklären könne, gegenüber dem Publikum geschlussfolgert hat, dass damit solche Ereignisse im spirituellen Sinne widerlegt seien

Er arbeitete da als Fernsehmoderator und nicht als Wissenschaftler. Ich gerate auch nicht in Schockstarre, wenn mir ein Professor von seinen Glaubensgrundsätzen erzählt. Er ist privat Mensch. Und Bublath war beruflich Journalist/Moderator. Dass er Physik studiert hat, ändert an dem Beruf nichts.

Aber es hat sich durchgesetzt

Wie, wo, bei wem? Bei Lieschen Müller?

Tyrion hat geschrieben: erklärt man sachlich Evolutionsmechanismen, ist man sofort ein Materialist oder ein Naturalist
Nur DANN, wenn man damit eine "Widerlegung" verbindet, die weltanschaulicher Natur ist. - Ansonsten ist man nichts als ein Wissenschaftler.

Und warum benanntest du dann automatisch Naturwissenschaftler als Naturalisten?

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#233 Re: Jenseits von Gut und Böse?

Beitrag von closs » Sa 25. Mär 2017, 17:01

Tyrion hat geschrieben: Ich habe Zweifel geäußert, ob es bei dem aktuellen Status bliebe, wenn man der RKK ihre frühere, weltliche Macht wiedergeben würde.
ICh habe das in Erinnerung als: "Wenn die Konservativen die Macht zurückbekämen" - aber vielleicht habe ich mich ja getäuscht.

Tyrion hat geschrieben:Mir geht es nicht um eine Positionierung, sondern um das konsequente Eigenverständnis seiner Position. - Und da sehe ich in der Tat eklatante Mängel - nicht nur bei den Materiösen, aber da auffallend oft.
Interessante Aussage - da scheinen wir ja nicht so weit weg zu sein.

Tyrion hat geschrieben: nur dann, wenn man mir Ideologie oder Minderwertigkeit vorwirft.
Das "Minderwertige" gilt auch für religiöse Positionen, wenn sie sich ideologische darstellen. - Aus meiner Sicht kann man das vermeiden, wenn man bemerkt und sagt: "Ich habe folgende Setzungen, für die ich mich glaubens-entschieden habe: Daraus folgt ..." - das gilt für Religiöse genauso wie für Materiöse. - Und da ist es halt so, dass es die Religiösen bemerken und sagen - und die Materiösen meistens nicht.

Tyrion hat geschrieben:Du erhebst in meinen Augen in vielen Punkten einen Absolutheitsanspruch, greifst aber andere an
Das ist mit Verlaub etwas anderes, DENN: Meine einzige absolute Aussage ist, dass es keine absoluten Aussagen gibt. - Das ist etwas anderes als "Was nicht intersubjektiv nachweisbar ist, ist nicht Realität".

Tyrion hat geschrieben:Lass doch mal die Wertungen weg. Ist schwer, ich weiß, aber möglich... Dann wird daraus nur eine unterschiedliche Weltanschauung.
Denkfehler. - Es ist ein Unterschied, ob man sagt "Nach meiner Glaubensentscheidung sieht meine Weltanschauung so ... aus" oder "Meine Weltanschauung ist objektiv - ich brauche keine Glaubensentscheidung".

closs
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#234 Re: Jenseits von Gut und Böse?

Beitrag von closs » Sa 25. Mär 2017, 17:19

Pluto hat geschrieben:Unsere 5 Sinne dienen dazu, die Realität zu erfassen. D.h. In den allermeisten Fällen ist Wahrnehmung deckungsgleich mit Realität.
Dann ist es eine Koinzidenz, aber trotzdem nicht dasselbe - bzw. eine Authentizität von Wahrnehmung zu Realität. - Aber man kann nicht sagen: "Nur das, was ich wahrnehme/intersubjektiv nachweisen kann, ist Realität".

Bei den Naturwissenschaft spielt dieser Unterschied zwar auch, aber viel weniger eine Rolle als bei Geisteswissenschaften, weil bei letzteren auch Weltbilder thematisiert werden, die basieren auf "Materie ist aus Geist". - Und dann kann man nichts mehr mit kritisch-rationalen Regeln anfangen.

Tyrion hat geschrieben:Das macht doch niemand (siehe meine Antwort auf Novalis, der den gleichen Vorwurf formuliert). Und falls doch, ist das nicht wissenschaftlich.
Doch - dieser Nachweis wird geführt. - Pluto, wer war das nochmal? Das Beispiel kam von Dir.

closs hat geschrieben:Auch nicht evolutions-theoretisch!
Noch besser. - Aber dann sag das Deinen Wissenschafts-Kollegen bzw. den Materiösen.

closs hat geschrieben:Du bist offensichtlich kein Naturwissenschaftler und hast gewisse Verständnisprobleme
Stimmt - ich bin kein Naturwissenschaftler und bin da gerne belehrbar. - ABER: Bisher waren immer die Rollen vertauscht - da musste ich immer auf den Unterschied zwischen Wissenschaft und Weltanschauung hinweisen (bis auf die Naturwissenschaftler Anton und Janina, der es noch besser gemacht habe - es wird dazu genickt, und ein Post später wird das Gegenteil gemacht). - Wenn Du das jetzt übernimmst, SEHR, SEHR gerne.

Tyrion hat geschrieben:Was erwartest du denn real?
Dass die Welt so ist, wie sie ist - insofern erschreckt mich das nicht. - Aber das es ist kein Grund, es nicht zu durchschauen.

Tyrion hat geschrieben:Kannst du denn sauber trennen?
Ich denke, dass das möglich ist. - Es ist allein damit viel getan, dass man sagt: "Folgende Ergebnisse ergeben sich bei folgenden Setzungen". - Damit ist der Kittel schon geflickt.

Tyrion hat geschrieben: Privat kann er es nicht unbedingt, dann arbeitet er aber auch nicht wissenschaftlich. Sonst gäbe es keine gläubigen Wissenschaftler.
Richtig - das sind verschiedenen Positionen mit entsprechenden Setzungen in einer Person - das finde ich nicht beuruhigend - im Gegenteil.

Tyrion hat geschrieben: Und wenn dann ich beispielsweise den ID-Vorrednern mangelnde Wissenschaftlichkeit vorwerfe, wird die Argumentation, warum ich dieser Meinung bin, wohl von vielen nicht verstanden.
Davon abgesehen, dass ich nicht weiß, was "ID" ist, verstehe ich Dich - und jetzt kommt der Punkt: Wenigstens Wissenschafler sollten es verstehen - denn wenn diese es verstehen und sich auch dementsprechend nach außen verhalten, können sie einer Versauung der Volksmeinung vrobeugen.

Tyrion hat geschrieben:Und Bublath war beruflich Journalist/Moderator. Dass er Physik studiert hat, ändert an dem Beruf nichts.
Korrekt - aber er wird als Wissenschaftler wahrgenommen - Halbgott in weiß.

Tyrion hat geschrieben:Und warum benanntest du dann automatisch Naturwissenschaftler als Naturalisten?
Das wäre ein Mißverständnis - zur Klarstellung: Ein Naturwissenschaftler, der erkennt, dass er auf Basis von Setzungen arbeitet, und es für möglich hält, dass es eine naturwissenschaftlich nicht erreichbare geistige Welt gibt, die dementsprechend nicht Befindungs-Gegenstand der Naturwissenschaft ist, ist kein Naturalist.

Ich kenne solche Naturwissenschaftler und übrigens auch Psychologen/Psychiater - sie sind in der Minderheit.

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#235 Re: Jenseits von Gut und Böse?

Beitrag von sven23 » Sa 25. Mär 2017, 17:33

closs hat geschrieben:Davon abgesehen, dass ich nicht weiß, was "ID" ist, verstehe ich Dich - und jetzt kommt der Punkt: Wenigstens Wissenschafler sollten es verstehen - denn wenn diese es verstehen und sich auch dementsprechend nach außen verhalten, können sie einer Versauung der Volksmeinung vrobeugen.
Nach über 26000 Beiträgen weißt du immer noch nicht, was ID ist?????? :?: :?: :?: :?: :?:

closs hat geschrieben:
Tyrion hat geschrieben:Und Bublath war beruflich Journalist/Moderator. Dass er Physik studiert hat, ändert an dem Beruf nichts.
Korrekt - aber er wird als Wissenschaftler wahrgenommen - Halbgott in weiß.
Er hat nur Esoteriker ab und zu mal in ihre Schranken verwiesen. Das muss erlaubt sein.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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#236 Re: Jenseits von Gut und Böse?

Beitrag von closs » Sa 25. Mär 2017, 17:46

sven23 hat geschrieben:Nach über 26000 Beiträgen weißt du immer noch nicht, was ID ist??????
Ich habe es echt vergessen, weil ich es in den letzten Jahren nie begrifflich gebraucht habe. - Sag mirs und dann antworte ich entweder "Nie davon gehört" oder "Klar - ich stand gerade auf dem Schlauch".

sven23 hat geschrieben:Er hat nur Esoteriker ab und zu mal in ihre Schranken verwiesen. Das muss erlaubt sein.
Bei anspruchsvollem Niveau geht es NICHT - nach wie vor stehen zwei Deutungs-Varianten für die Wirklichkeit im Raum, die beide richtig sein können.

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#237 Re: Jenseits von Gut und Böse?

Beitrag von Tyrion » Sa 25. Mär 2017, 18:46

ID - intelligent design, also Kreationismus

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#238 Re: Jenseits von Gut und Böse?

Beitrag von sven23 » Sa 25. Mär 2017, 18:51

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Nach über 26000 Beiträgen weißt du immer noch nicht, was ID ist??????
Ich habe es echt vergessen, weil ich es in den letzten Jahren nie begrifflich gebraucht habe. - Sag mirs und dann antworte ich entweder "Nie davon gehört" oder "Klar - ich stand gerade auf dem Schlauch".
Ok. ID ist die Abkürzung für Intelligent Design
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#239 Re: Jenseits von Gut und Böse?

Beitrag von closs » Sa 25. Mär 2017, 19:32

sven23 hat geschrieben:. ID ist die Abkürzung für Intelligent Design
Stimmt - das hatten wir schon mal. - Aber ich habe mich nur selten mit diesem Thema beschäftigt, weil es aus meiner Sicht klar beantwortbar ist. - Und die Ebene "Kurzzeit-Kreationist versus Naturwissenschaftler" ist die falsche Ebene, um diese Frage zu klären - deshalb meine Absenz. - Aber danke für die Erinnerung.

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#240 Re: Jenseits von Gut und Böse?

Beitrag von Tyrion » Sa 25. Mär 2017, 21:12

closs hat geschrieben:
Tyrion hat geschrieben:Mir geht es nicht um eine Positionierung, sondern um das konsequente Eigenverständnis seiner Position. - Und da sehe ich in der Tat eklatante Mängel - nicht nur bei den Materiösen, aber da auffallend oft.
Interessante Aussage - da scheinen wir ja nicht so weit weg zu sein.

"Wir" müssten da komplett gleicher Meinung sein, denn das ist nicht meine, sondern deine Aussage! :D

Das "Minderwertige" gilt auch für religiöse Positionen, wenn sie sich ideologische darstellen. - Aus meiner Sicht kann man das vermeiden, wenn man bemerkt und sagt: "Ich habe folgende Setzungen, für die ich mich glaubens-entschieden habe: Daraus folgt ..."

Meist passiert das aber doch nicht. Meist gehen religiöse Menschen ganz automatisch davon aus, dass sie und nur sie recht haben und dass beispielsweise eine Existenz einer Gottheit keine Setzung, sondern die einzige Wahrheit sei. Das ist ja das Problem am Glauben - er gilt vielen als sakrosankt.

- das gilt für Religiöse genauso wie für Materiöse.

Nein. Ich gehe weiter davon aus, dass der Schmerz, den der Hammer auf dem Daumen verursacht, auch für dich real und keine potentielle Setzung ist. Man kann auch sagen, dass die Existenz der physischen Welt eine Übereinkunft aller (fast aller?) Menschen ist, eine Konvention. Die Existenz einer metaphysischen Welt hingegen eben nicht. Zumal sie sich jeder anders vorstellt (oder ausmalt, einbildet usw.). Natürlich ist sie möglich, aber es gibt eben keine Evidenzen und jeder malt sie sich anders aus.
Es gibt doch einen Unterschied zwischen etwas real erfahrbaren und einer hypothetischen Geistwelt.

- Und da ist es halt so, dass es die Religiösen bemerken und sagen - und die Materiösen meistens nicht.

Umgekehrt wird ein Schuh draus.Die Geistwelt wird sogar als dermaßen real angesehen, dass daraus Vorstellungen und Zwänge für Dritte abgeleitet werden (wie man sich zu verhalten hat, was man nicht tun darf - das wird ja auf alle ausgeweitet, nicht nur auf diejenigen, die zumndest zufällig an die gleiche Geistwelt glauben).

Tyrion hat geschrieben:Du erhebst in meinen Augen in vielen Punkten einen Absolutheitsanspruch, greifst aber andere an
Das ist mit Verlaub etwas anderes, DENN: Meine einzige absolute Aussage ist, dass es keine absoluten Aussagen gibt. - Das ist etwas anderes als "Was nicht intersubjektiv nachweisbar ist, ist nicht Realität".

Natürlich ist das etwas anderes. Du machst ja eben beides. Du schreibst einerseits, dass es keine absoluten Aussagen gebe, um dann absloute Aussagen zu machen. Sogar soweit, dass du festlegst, wer was wie gut begreift, wer weniger begreift, wer dumm ist, wer irrt (usw.) und was letzten Endes die wahre Welt ("die Wahrheit") ist und was nicht. Und die metaphyische Ebene als unplausibel zu verwerfen, legst du als mangelhaft fest. Das empfinde ich als sehr absolut. Da aber auch du nicht ständig einen Disclaimer nutzen willst, sage ich ja nicht, dass dem so sei, sondern dass deine Aussagen oft so klingen.

Denkfehler. - Es ist ein Unterschied, ob man sagt "Nach meiner Glaubensentscheidung sieht meine Weltanschauung so ... aus" oder "Meine Weltanschauung ist objektiv - ich brauche keine Glaubensentscheidung".

Du unterscheidest also wirklich nicht zwischen den zwei Aussagen

1. "Wenn du die Hand jetzt auf die heiße Herdplatte legst, dann verbrennst du dich. Lass das bitte sein!"

und

2. "Wenn du mir jetzt nicht gehorchst, dann kommst du in die Hölle!"

Deine Kinder täten mir leid. Sollte deine Glaubensentscheidung die Existenz einer Hölle sein (solche Menschen gibt es tatsächlich), dann würdest du nicht qualitativ unterscheiden wollen zwischen objektivierbaren Aussagen wie der verbrannten Handfläche und nicht überprüfbaren Aussagen über deine Vorstellung einer fiktiven Hölle? Dann hoffe ich, dass deine Kinder gut aufwachsen konnten ;)

Das eine ist physisch überprüfbar, das andere eine rein fiktive Vorstellung. Und du hast kein Verständnis dafür, dass viele Menschen das physisch Überprüfbare als objektiver prüfbar erachten als etwas, was man eben nicht überprüfen kann?

Wissenschaft ist sich bewusst, dass letzten Endes nichts überprüfbar ist, da ja auch unsere Existenz eine Fitkion sein könnte, weil das, was man gerade erlebt, auch ein Traum sein kann etc. Dennoch wird das als sehr unwahrscheinlich erachtet. Insofern wird eben als Konvention gesagt, dass man verhindern sollte, dass Kinder vom Hausdach springen, denn sie würden sich schwer verletzen oder sterben. Das nennt man eine objektive Gefahr. Sie hängt nicht vom Betrachter ab. Die Gefahr, dass ein Kind sein Seelenheil verliert (falls es das überhaupt geben sollte), weil es versehentlich Schweinefeleisch gegessen hat, ist eine rein subjektiv gegalubte Möglichkeit. Sie ist nicht objektivierbar. Man könnte sagen, die Objektivierbarkeit der Gefahr beim vom Dach springen ist um Größenordnungen höher als die theoretische Gefahr beim Schweinefleischessen.

Und trotzdem sagen religiöse Menschen gerne, dass alles, was sie glauben, die einzige Wahrheit ist (und sie gehen teils so fest davon aus, dass sie die, die diese Wahrheit nicht glauben wollen, töten - Beispiel Islamisten).

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