Descartes und die menschliche Seele II

Philosophisches zum Nachdenken
SilverBullet
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#51 Re: Descartes und die menschliche Seele II

Beitrag von SilverBullet » Mo 28. Nov 2016, 17:03

closs hat geschrieben:Die Antwort lautet: Das ICH
Mal ganz einfach:
„Ich“ ist der „Name“ des Körpers innerhalb der „subjektiven Perspektive“.

Deshalb heisst es z.B. „Ich laufe/stehe/liege“, „Ich bin männlich/weiblich“, „Ich bin 2m gross“, „Ich wiege zu viel“ usw.
(alles glasklare Verbindungen zum Körper)

Wenn man den Körper aussen vor lassen möchte, bleibt also erst einmal nur der Name.
Diesen Namen dann weiterhin wie ein eigenständiges Ding zu behandeln, ist vollkommen sinnfrei – eigentlich logisch.

Wenn dir eine Situation vorschwebt, in der „Ich“ nicht der Name des Körpers sein soll, dann musst du ein anderes Ding liefern, für den dieser Name stehen könnte.

Einfach nur den Namen als eigenständiges Ding anzusehen, schmerzt mich an Stellen, die gar nicht zu mir gehören (-> Fremdschämen) :-)

closs hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:Später bestätigst du ja explizit, dass Wahrnehmung nicht „das Ding selbst“ ist, sondern eine Reaktion
Die Wahrnehmung - ja. - Aber nicht die Entität "ICH".
Stell dir einfach vor, dass du jedes Mal bei „Entität Ich“ behauptest: Name=Ding.
„Name“ gehört in die Wahrnehmung, „Ding“, so wie du es erreichen möchtest, nicht.
Also kann Name=Ding nicht gelten.

closs hat geschrieben:Die Entität "SilverBullet" ist in der materiellen Welt das, was man von Dir mit den Sinnen wahrnimmt.
Schön - und genau wegen diesen „materiellen Fällen“, gibt es den Begriff „Entität“ überhaupt erst – nicht wegen „anderen Fällen“ (worum es auch immer dabei eghen soll)!

closs hat geschrieben:Die höchste Stufe des Anzweifelns ist aus meiner Sicht nach wie vor, dass das ICH angezweifelt wird und trotzdem als Entität übrigbleibt, weil es das Anzweifelnde ist, das man nicht loskriegt.
Nein, „Name=Ding“ ist nicht die „höchste Stufe des Anzweifelns“.
(auch wenn dies die maximal erreichbare philosophische Leistung darstellen mag)

closs
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#52 Re: Descartes und die menschliche Seele II

Beitrag von closs » Mo 28. Nov 2016, 18:42

SilverBullet hat geschrieben:Mal ganz einfach:„Ich“ ist der „Name“ des Körpers innerhalb der „subjektiven Perspektive“.
Ja - das ist eine folgerichtige Feststellung aus einem materialistischen Weltbild. - Bei mir lautet der Satz: "Ich" ist der "Name" der geistigen Identität, die durch den Körper wirkt.

SilverBullet hat geschrieben:„Name“ gehört in die Wahrnehmung, „Ding“, so wie du es erreichen möchtest, nicht.
Die geistige Entität "ICH" kann sinnlich nur durch den Körper wahrgenommen werden. - Das eigentliche "Ding" ist "nur" geistig wahrnehmbar.

SilverBullet hat geschrieben: genau wegen diesen „materiellen Fällen“, gibt es den Begriff „Entität“ überhaupt erst
Wer sagt das? Doch nur eine materialistische Weltanschauung. - Damit dürftest Du nicht einmal Plato kommen.

SilverBullet hat geschrieben: „Name=Ding“ ist nicht die „höchste Stufe des Anzweifelns“.
Was wäre höher?

SilverBullet
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#53 Re: Descartes und die menschliche Seele II

Beitrag von SilverBullet » Mo 28. Nov 2016, 19:28

closs hat geschrieben:Bei mir lautet der Satz: "Ich" ist der "Name" der geistigen Identität, die durch den Körper wirkt.
Das ist schon klar, nur, genauso wie es lautet, genauso inhaltsleer ist es.

closs hat geschrieben:Die geistige Entität "ICH" kann sinnlich nur durch den Körper wahrgenommen werden. - Das eigentliche "Ding" ist "nur" geistig wahrnehmbar.
Das ist sinnlose Phantasie – deshalb lieferst du ja auch keinen Zusammenhang zu deinen Suggestionen.
Mir gefällt aber, dass du immer gezwungen bist, den Körper mit einzubeziehen, wodurch du quasi eingestehst, dass „Ich“ der Name für den Körper ist.

closs hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:genau wegen diesen „materiellen Fällen“, gibt es den Begriff „Entität“ überhaupt erst
Wer sagt das?
Wer sagt etwas anderes und wie begründet dieser Jemand seine Phantasie?
(Soll "Plato" dieser Jemand sein?)

closs hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:„Name=Ding“ ist nicht die „höchste Stufe des Anzweifelns“.
Was wäre höher?
Es gibt keine Hierarchie, sondern nur ein korrektes und ein falsches Anzweifeln.

Descartes Variante ist falsch, weil er gegen die Regeln verstösst.

closs
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#54 Re: Descartes und die menschliche Seele II

Beitrag von closs » Mo 28. Nov 2016, 20:06

SilverBullet hat geschrieben:Mir gefällt aber, dass du immer gezwungen bist, den Körper mit einzubeziehen
Ds ist kein Zwang, sondern ergibt sich daraus, dass wir in der materiellen Welt leben.

SilverBullet hat geschrieben:, wodurch du quasi eingestehst, dass „Ich“ der Name für den Körper ist.
Nein - im Grunde gibt es irgendwo im AT eine Stelle, deren Bedeutung mir eigentlich erst durch den Materialismus klar geworden ist: "Ich (Jahwe) rufe Dich (Mensch) bei Deinem Namen". - Damit ist NICHT meine Milz gemeint (und das, was so alles außenrum ist).

SilverBullet hat geschrieben:Soll "Plato" dieser Jemand sein?
Mache mal eine Tour d'Horizon durch die europäische Geistesgeschichte von Platons Ideelehre über die christliche Philosophie bis ins 19. Jh. - dann weißt Du, was ich meine.

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#55 Re: Descartes und die menschliche Seele II

Beitrag von Pluto » Mo 28. Nov 2016, 21:36

closs hat geschrieben:Mache mal eine Tour d'Horizon durch die europäische Geistesgeschichte von Platons Ideelehre über die christliche Philosophie bis ins 19. Jh. - dann weißt Du, was ich meine.
Du blendest dabei das Wesentliche aus..
Was du bei deinem Vorschlag übersiehst, ist dass es in der Erforschung des Geistes erst in den letzten Jahrzehnten einen Paradigenwechsel gab. Früher sah man den Geist als etwas mystisch göttliches an, dass man nicht erforschen kann. Heute ist diese Aura un den Geist gefallen, und man sieht wie lange man falsch lag. Das Problem lag u.a. beim Einfluss von Descartes' Unterteilung des Menschen in eine res cogitans/extens. Erst als dieser Schleier der Vernebelung endlich Mitte des letzten Jahrhunderts beseitigt wurde, konnte die Forschung gewaltige Schritte nach vorne tun.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#56 Re: Descartes und die menschliche Seele II

Beitrag von SilverBullet » Mo 28. Nov 2016, 21:39

closs hat geschrieben:Ds ist kein Zwang, sondern ergibt sich daraus, dass wir in der materiellen Welt leben.
Also doch ein Zwang :-)

closs hat geschrieben:im Grunde gibt es irgendwo im AT eine Stelle, deren Bedeutung mir eigentlich erst durch den Materialismus klar geworden ist: "Ich (Jahwe) rufe Dich (Mensch) bei Deinem Namen". - Damit ist NICHT meine Milz gemeint (und das, was so alles außenrum ist).
Klar mit dem Wörtchen „Gott“ wird dasselbe Spielchen getrieben.
Das Wort soll das Ding sein.
„Gott“ und „Geist“ sind seit ihrer Einführung nichts weiter, als die offenen Fragen, durch die sie auf Basis von Unwissenheit eingeführt wurden.

Wenn es darauf ankommt, ist in "Ich (Jahwe) rufe Dich (Mensch) bei Deinem Namen" kein einziges Wort „so gemeint“, wie es dasteht.
Je nach Gläubigem kann man es sich heraussuchen, „wie es denn gaaanz sicher gemeint ist“.

closs hat geschrieben:Mache mal eine Tour d'Horizon durch die europäische Geistesgeschichte von Platons Ideelehre über die christliche Philosophie bis ins 19. Jh. - dann weißt Du, was ich meine.
Möchtest du „in Rätseln“ sprechen?

Sorry, das werde ich nicht tun, denn das wäre reinste Zeitverschwendung.
Von diesen „Denkern“ kann keiner die einfachsten Wahrnehmungsfragen beantworten.

closs
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#57 Re: Descartes und die menschliche Seele II

Beitrag von closs » Mo 28. Nov 2016, 22:25

Pluto hat geschrieben:Was du bei deinem Vorschlag übersiehst, ist dass es in der Erforschung des Geistes erst in den letzten Jahrzehnten einen Paradigenwechsel gab.
Aber das bezieht sich doch auf einen Definitions-Wandel: Man definiert "Geist" jetzt anders ("Was verstehen wir unter naturalistischen Gesichtspunkten unter Geist?"). - An der Sache selbst hat sich doch nichts geändert.

Pluto hat geschrieben: Heute ist diese Aura um den Geist gefallen, und man sieht wie lange man falsch lag.
Aber doch nur wegen des Definitions-Wandels.

SilverBullet hat geschrieben:Von diesen „Denkern“ kann keiner die einfachsten Wahrnehmungsfragen beantworten.
Die meisten sind keine naturwissenschaftlichen Wahrnehmungs-Technik-Erklärer. - Aber darum geht es ihnen auch nicht.

Pluto
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#58 Re: Descartes und die menschliche Seele II

Beitrag von Pluto » Mo 28. Nov 2016, 22:44

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Was du bei deinem Vorschlag übersiehst, ist dass es in der Erforschung des Geistes erst in den letzten Jahrzehnten einen Paradigenwechsel gab.
Aber das bezieht sich doch auf einen Definitions-Wandel: Man definiert "Geist" jetzt anders ("Was verstehen wir unter naturalistischen Gesichtspunkten unter Geist?").
Du versuchst die Fakten zu verdunkeln.
Was untersuch wird, ist immer noch derselbe Geist. Was soll es denn sonst sein?

closs hat geschrieben:An der Sache selbst hat sich doch nichts geändert.
Ganz meine Meinung.

Pluto hat geschrieben: Heute ist diese Aura um den Geist gefallen, und man sieht wie lange man falsch lag.
Aber doch nur wegen des Definitions-Wandels.[/quote] Mir ist kein Definitionswandel bekannt. Was meinst du genau?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#59 Re: Descartes und die menschliche Seele II

Beitrag von closs » Mo 28. Nov 2016, 22:58

Pluto hat geschrieben:Was untersuch wird, ist immer noch derselbe Geist. Was soll es denn sonst sein?
Es ist die rein materielle Komponente des Geistes. - Der Umdeutung bezieht sich darauf, dass man "Geist" auf diese rein materielle Komponente beschränkt.

Pluto hat geschrieben: Mir ist kein Definitionswandel bekannt. Was meinst du genau?
Eben dieses: Die Definitions-Beschränkung auf die rein materielle Komponente.

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#60 Re: Descartes und die menschliche Seele II

Beitrag von Pluto » Mo 28. Nov 2016, 23:13

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Was untersuch wird, ist immer noch derselbe Geist. Was soll es denn sonst sein?
Es ist die rein materielle Komponente des Geistes.
Das ist eine weltanschauliche Behauptung

closs hat geschrieben:Der Umdeutung bezieht sich darauf, dass man "Geist" auf diese rein materielle Komponente beschränkt.
Welche Umdeutung?

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben: Mir ist kein Definitionswandel bekannt. Was meinst du genau?
Eben dieses: Die Definitions-Beschränkung auf die rein materielle Komponente.
Das mag aus deiner ideologischen Sicht so aussehen. Meinst du, Geist sei dualistisch?

Fazit: Es gibt keine materielle Komponente. Geist ist ein Prozess.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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