Lieber erbreich & Rembremerding,
seid mir herzlich gegrüßt.
Eure Antworten sind mir allesamt gut nachvollziehbar und zeigen mir euer Verständnis, Danke.
Dasjenige aber, was ich zu befragen suche, scheint mir möglicherweise noch ein 'blinder Fleck' und nicht im Blickfeld gemeinsamer Betrachtungen, wobei ich mittlerweile das Gefühl habe, daß gerade jene Frage zielführend sein könnte, die erstmal naiv/abwegig anmutete und einfach zu beantworten war - siehe Verlauf:
fin hat geschrieben:"Was ich mich also frage, wie kann es sein, daß beide Wege nebeneinander herliefen, ohne gegenseitige Erkenntnis?"
Erbreich hatte sich glücklicherweise auch dieser Frage wohlwollend angenommen:
erbreich hat geschrieben:"Sie liefen nicht nebeneinander her: Buddha lebte ein halbes Jahrtausend vor Christus. Buddha konnte also Jesus unmöglich gekannt haben, Jesus aber die Lehre Buddhas möglicherweise schon."
Dies ist vollkommen richtig und schlüssig.
Im Kontext der Historie verliefen beide Biographien nicht nebeneinander, sondern versetzt, zeitlich und auch räumlich gesehen waren sie voneinander getrennt. Beide Lebenswege waren nicht miteinander verbunden. Trotz dieser Differenz scheint die außerordentliche inhaltliche Verbindung ganz offensichtlich, tiefe Entsprechungen sind erkennbar, welche auf ein Wesen verweisen, das offenkundig über Zeit und Raum hinausweist.
Buddha und Jesus weisen in dieser Hinsicht also in die selbe Richtung, meine ich!?
Was mich wundert, das ist die bis heute bestehende Differenz, jener Zwischenraum, jene fehlende Verbindung, die beide Wege als Einheit einer übergeordneten Zusammengehörigkeit ausweist. Ich meine jetzt nicht, daß ein Buddhist oder Christ diese Gemeinsamkeiten erkennt und ausspricht, auch nicht in der Vielzahl, sondern daß diese wesenhafte Verbindung nicht von höchster Stelle gekennzeichnet wurde.
An dieser Stelle kann/wird ein Buddhist vermutlich nur mit den Achseln zucken, zumal sich diese Frage eher auf das christliche Verständnis bezieht.
Wenn man aber von der christlichen Glaubenslehre ausgeht, dann ist Jesus Christus der eingeborene Sohn "Gottes", Urgrund des Menschen und der Schöpfung und vor allem: Quelle der Liebe und Wahrheit.
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// An dieser Stelle sei mir ein kleiner Einschub gewährt: Die Gestalt besagter Quelle scheint offenbar erschüttert worden zu sein, denn die Schöpfung zeigt sich nicht in Wahrheit und Liebe, zumindest die irdische Entwicklung entpuppt sich als eine schmerzhafte Geburt und ein heranwachsender Mensch könnte zu Recht meinen, irgendetwas sei komplett aus dem Ruder gelaufen …
Das Leben scheint den Menschen grundsätzlich in Umstände zu verbringen, wo er besagte Gestalt verletzt, nicht nur andere Lebewesen, sondern auch sich selbst. Es fängt schon mit dem Fressen und Gefressen werden an. Sobald man das Licht dieser Welt erblickt, ist man Gewalten ausgesetzt, die den Menschen in eine Schieflache bringen, von Krankheit und Tod mal ganz abgesehen. Unsere Welt scheint durch Leid bedingt zu sein und der Mensch zugleich Opfer und Täter fragwürdiger Lebensumstände.
Buddha nahm diese Dinge ebenfalls wahr und ging ihnen nach, er verließ die eigene Zuflucht, las alles auf, was ihm unterwegs zuteil wurde, erforschte alle Weisen und natürlich sich selbst. Er ist wohl einen Weg gegangen, wie kein zweiter vor ihm, zumal er nicht in leidvollen Verhältnissen aufwuchs, sondern in einer heimatlichen Fülle.
Der Mensch erscheint mir wie eine Waise und sein religiöses Wesen als größte Angriffsfläche für feindliche Kräfte. Der Mensch ist ein treuseliges Geschöpf, man braucht sich nur Kinder anzusehen. Man kann ihnen alles auftischen und glauben machen. Man muß sich einmal vor Augen halten, was der Mensch alles leistet, zu welchen Opfern er bereit ist, bis zum Märtyrertum, allein seines Glaubens wegen. Was ich damit sagen möchte, dem Menschen mangelt es nicht an Glaubensbereitschaft, an Treue oder Loyalität, sondern es mangelt an liebevollen Vorbildern, die ihn in Wahrheit leiten. //
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Buddha war so ein Vorbild!
Um also auf meine Ausgangsfrage zurückzukommen. Warum hat Jesus keine Hinweise zu den übrigen Religionen gegeben, um mehr Klarheit über den geschichtlichen Kontext zu liefern. Ein paar Hinweise, eine einzige Seite in einem der Evangelien hätte vermutlich schon ausgereicht, um Nachfolgegenerationen eine bessere Orientierung zu geben, was Hintergründe, Differenzen und wahre Gemeinsamkeiten anbetrifft.
Warum hat er nicht Lebensweg & Lehre von Buddha erwähnt und aufgezeigt, daß er ein Vorreiter für das Wesen der Sache gewesen ist, die in ihm selbst nun ihren höchsten Ausdruck findet und daß zB. alle, die dieser Lehre nachgehen nicht im Widerspruch zu dem stehen, wofür Jesus nunmehr selbst Zeugnis ablegt.
Ich finde diese fehlende Kennzeichnung darum so dramatisch, weil ein Christ (sofern er sich nach den Schriften richtet) die buddhistische Lehre als Irrweg ansehen muß, dessen Lebensweg am Ende keine Erlösung und Rettung findet, da zB. geschrieben steht :
Diese fehlende Verbindung stimmt mich nachdenklich, nicht weil ich den Buddhistischen Weg so betrachten würde, aber wenn man die Schriftzeugnisse beim Wort nimmt, dann müssen sie verunsichern, sofern man nicht nur blind einer Macht vertraut oder sich ihr unterwirft, sondern das wahre Wesen der Dinge befragt, wo viele Aussagen der Bibel (auch im NT) keinen rechten Sinn ergeben und zwar im Hinblick auf Wahrheit & Liebe!
Bitte seht mir das Unausgewogene nach.
Beste Grüße
fin
PS: Nachträgliche Ergänzungen.
Ich möchte nochmal betonen, daß ich mich sehr über die Art und Weise freue, wie ihr (erbreich & Rembremerding) euch in der Sache annähert euch wahrlich dankbar bin, daß ihr hier so einen Raum der Begegnung geschaffen habt - hoffend, daß wir diese freundschaftliche Stimmung im Thread beibehalten können!
Rembremerding hat geschrieben:
Zu seinen Lebzeiten war Jesus der einsamste und am wenigsten verstandene Mensch, der je gelebt hat.
Hallo Rembremerding,
das habe ich auch schon oft gedacht und empfunden, wobei ich mir gut vorstellen könnte, daß Buddha diese starke Vereinzelung auch für sich erlebt haben muß. Hinzu käme noch die Tatsache (zumindest aus christl. Sicht), daß er keinen Vater im Hintergrund hatte, an den er sich wenden konnte, um in der Not Rücksprache halten zu können. Ich gebe dir allerdings Recht, die Umstände im Garten Gethsemani und alles, was dann folgte, muß ein fürchterlicher Horror gewesen sein, den man sich nicht auszumalen wagt.
Amen.