Was ist Dialektik?

Philosophisches zum Nachdenken
Pluto
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#11 Re: Was ist Dialektik?

Beitrag von Pluto » Sa 4. Jun 2016, 15:07

closs hat geschrieben:Mein Beispiel soll zeigen, dass ein wesentlicher Grundgedanke die Aufhebung einer niederen Dimension in eine höhere Dimension sein kann - mehr nicht.
Doch genau das geht nicht, weil wir in der Lage sind uns höhere Dimensionen vorzustellen und damit zu arbeiten.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#12 Re: Was ist Dialektik?

Beitrag von closs » Sa 4. Jun 2016, 15:41

Pluto hat geschrieben:Doch genau das geht nicht, weil wir in der Lage sind uns höhere Dimensionen vorzustellen und damit zu arbeiten.
Joh. 10,6 :lol:

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Josi
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#13 Re: Was ist Dialektik?

Beitrag von Josi » Sa 4. Jun 2016, 16:14

closs hat geschrieben:Was hat das um Gottes Willen mit "Mythos" zu tun?
Ganz einfach, lieber closs,

dialektisch anders, als in obig zitierter Redewendung, bringst Du ständig den Begriff "Gott" ein, und dies verweisend auf längt überholte bzw. widerlegte dialektische Spielarten - quasi nach dem Motto: Mein Freund Buber hat ...!

Du kannst "dialektisch" 'für Dich selbst sprechend' die Dinge halten, wie immer Du das willst, aber in dessen Vermittlungen bitteschön stets in Rücksicht auf jene dramatischen Konsequenzen bedacht, die nur zu oft daraus folgten, als auch immer noch folgen und immer wieder folgen können und werden.
Dazu mein aktuelles Lieblingsbeispiel: Ohne Geburtsurkunde existierst Du nicht.
Ist das bereits dialektisches Pfft genug? Oder braucht es noch mehr Beispiele?

Übrigens: 'Humor' hat auch was mit Dialektik zu tun.

;)
Wer propagiert, es sei nicht schlimm wenn Menschen - einschließlich Kinder - getötet werden, da sie bei Gott weiter leben würden, gehört selbst auf der Stelle mit der Begründung getötet: "DIES SEI AUCH DIR GEGÖNNT!!!"

Pluto
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#14 Re: Was ist Dialektik?

Beitrag von Pluto » Sa 4. Jun 2016, 16:52

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Doch genau das geht nicht, weil wir in der Lage sind uns höhere Dimensionen vorzustellen und damit zu arbeiten.
Joh. 10,6 :lol:
In diesem Fall irrt der Evangelist.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#15 Re: Was ist Dialektik?

Beitrag von closs » Sa 4. Jun 2016, 17:44

Josi hat geschrieben: dies verweisend auf längt überholte bzw. widerlegte dialektische Spielarten
Wie denn das?

Josi hat geschrieben:Du kannst "dialektisch" 'für Dich selbst sprechend' die Dinge halten, wie immer Du das willst
Wahrscheinlich ist es das beste, überhaupt nicht mehr mit solchen Begrifflichkeiten zu kommen - das hatte ich mir einfacher vorgestellt.

Pluto hat geschrieben:In diesem Fall irrt der Evangelist.
Ich halte es inzwischen für eine Lebensweisheit, deren Aktualität mir erst durch das Forum in ganzer Konsequenz aufgegangen ist.

ThomasM
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#16 Re: Was ist Dialektik?

Beitrag von ThomasM » Sa 4. Jun 2016, 18:06

closs hat geschrieben: Der Transfer im theologischen Sinne wäre nun:
Setze Mensch und dessen Gedanken/Handlungen als "Halbkreis"/"Rechteck" und "Dreieck" und Gott als "halben Zylinder". - Kommt der Grundgedanke in etwa rüber?
Dein Beispiel habe ich selbstverständlich verstanden, denn das Rechnen in höheren Dimensionen ist bei meiner Ausbildung kein Problem.

Ich habe ja gefragt, was Dialektik ist.
Wenn ich dich korrekt verstanden habe, ist Dialektik für dich eine Methode, um logisch widersprüchliche Dinge zu vereinen, indem man sie auf ein gemeinsames, höheres Etwas zurückführt.
Als Definition kann ich das so stehen lassen.

In der praktischen Ausführung muss ich die Kritik von Pluto ernst nehmen. Denn das Beispiel, das du gebracht hast, ist ja eines, das zeigt: Das Zurückführen auf das höhere Etwas bedarf nur etwas Logik und mathematische Kenntnis. Es ist eine objektive Beweistätigkeit. Damit natürlich auch objektiv nachvollziehbar.
Wenn also Dialektik eine Methode ist, um Widersprüche zu vereinen, dann muss sie auch Mittel mitbringen, diese Vereinigung zu beschreiben und zu zeigen, vielleicht ja sogar zu beweisen.

Gelingt das nicht und erschöpft man sich in der Behauptung, es gäbe eine solche Vereinigung, kann das aber nicht objektiv/logisch zeigen, dann ist das so, als hätte man einen mathematischen Satz, von dem man behauptet, er wäre wahr, aber der Beweis gelingt nicht.
Man darf die Wahrheit des Satzes dann nicht als gegeben annehmen.
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

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#17 Re: Was ist Dialektik?

Beitrag von closs » Sa 4. Jun 2016, 22:06

ThomasM hat geschrieben:Wenn ich dich korrekt verstanden habe, ist Dialektik für dich eine Methode, um logisch widersprüchliche Dinge zu vereinen, indem man sie auf ein gemeinsames, höheres Etwas zurückführt.
Genauso - wobei ich hoffentlich nicht darauf hinweisen muss, dass das nur EIN Aspekt ist, der mir im theologischen Kontext jedoch besonders wichtig zu sein scheint.

ThomasM hat geschrieben:Wenn also Dialektik eine Methode ist, um Widersprüche zu vereinen, dann muss sie auch Mittel mitbringen, diese Vereinigung zu beschreiben und zu zeigen, vielleicht ja sogar zu beweisen.
Das wird sie im Einzelfall NICHT tun, weil sie ja im Grunde "nur" eine philosophische Technik ist. - Salopp: Ein Auto muss nicht begründen, warum Du lieber nach Flensburg als nach Prag fährst.

ThomasM hat geschrieben:Gelingt das nicht und erschöpft man sich in der Behauptung, es gäbe eine solche Vereinigung, kann das aber nicht logisch/objektiv zeigen, dann ist das so, als hätte man einen mathematischen Satz, von dem man behauptet, er wäre wahr, aber der Beweis gelingt nicht.
In meinem einfachen Beispiel kann man logisch/objektiv zeigen, dass ein Rechteck und ein Halbkreis authentisch sind zum Halbzylinder und ein Dreieck nicht.

Beim Thema Mensch-Gott kann man es NICHT logisch/objektiv zeigen, aber man kann mit meinem einfachen Beispiel ein Verständnis-Muster bekommen. - Wichtig finde ich dabei bspw. die daraus erzielbare Erkenntnis, dass man ohne Kenntnis des Halbzylinders nicht begründen kann, warum ein Dreieck nicht-authentisch ist, aber Rechteck und Halbkreis authentisch sind. Denn es wird nichts nützen, wenn man diese drei geometrischen Figuren in ihrer Dimension miteinander vergleicht, um zu diesem Ergebnis zu kommen - man muss im Gegenteil einen Entwurf des dimensional übergeordneten Halbzylinders im Kopf oder Empfinden haben, um überhaupt unterscheiden zu KÖNNEN.

Diese Beobachtung finde ich eminent wichtig im Gespräch zwischen Christen und Agnostikern - denn dann lautet die Frage:
Wie kann man einem Agnostiker ohne jeglichen Gottesentwurf die Stellung des Menschen in der geistigen Welt beschreiben? Geht das eigentlich? - Was beim einen ohne jegliches Aufheben verstanden wird, kann beim anderen schlicht unvermittelbar sein.

Aber zurück zu Deiner Anmerkung:
Ich glaube, dass man im spirituellen Bereich niemals Beweise abliefern, jedoch Beweis-Muster niederer Dimension anbieten kann, die als Matrix dienen können für (für uns) Unbeweisbares: "Könnte man vom göttlichen Wesen aus schauen, würde der Mensch als Aufhebbares ("Ebenbild") erscheinen, so wie meinetwegen der Kreis in der Kugel aufhebbar ist". - WIE das geht, wissen wir natürlich nicht - aber dass man wenigstens mal ein gedankliches Muster hat, wie höhere und tiefere Dimension verbunden sein können.

Weil Du Naturwissenschaftler bist:
Ich habe lange überlegt, ob die (inzwischen bewiesene) Poincaré-Vermutung ein solches Muster liefern kann. - Hast Du eine Meinung dazu?

Anton B.
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#18 Re: Was ist Dialektik?

Beitrag von Anton B. » Sa 4. Jun 2016, 22:26

closs hat geschrieben:Insofern möchte ich versuchen, D. in Bezug auf Theologie "nutzenorientiert" zu umreißen. Dazu EIN Beispiel:

Stelle Dir vor, [...]
Mir ist derzeit unklar, inwiefern die weiteren Ausführungen auf "D." referenzieren.

Kannst Du das nochmal darlegen?
Die Eiche "ist" - sie steht da - mit oder ohne Wildschweine.

closs
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#19 Re: Was ist Dialektik?

Beitrag von closs » Sa 4. Jun 2016, 22:38

Anton B. hat geschrieben:Kannst Du das nochmal darlegen?
Wenn man sich auf den Aspekt konzentriert, dass durch die Technik der Dialektik Gegensätze in D(imension)x (hier: Halbkreis, Rechteck, Dreieck) in einer höheren Dimension D(x+n) (hier: Halbzylinder) aufgelöst/aufgehoben werden können (aber nicht müssen - siehe hier: "Dreieck"), biete Dialektik eine Verständnis-Matrix für das Verhältnis zwischen Mensch Dx und Gott D(x+n) - wobei ich aus gegebenem Anlass erneut darauf hinweisen muss, dass dies ein Verständnis-Muster ist (Gleichnis), also Gott sich nicht wörtlich irgendwo in D524 aufhalten muss.

Beantwortet das Deine Frage fürs Erste?

Anton B.
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#20 Re: Was ist Dialektik?

Beitrag von Anton B. » Sa 4. Jun 2016, 23:22

closs hat geschrieben:
Anton B. hat geschrieben:Kannst Du das nochmal darlegen?
Wenn man sich auf den Aspekt konzentriert, dass durch die Technik der Dialektik Gegensätze in D(imension)x (hier: Halbkreis, Rechteck, Dreieck) in einer höheren Dimension D(x+n) (hier: Halbzylinder) aufgelöst/aufgehoben werden können (aber nicht müssen - siehe hier: "Dreieck"), biete Dialektik eine Verständnis-Matrix für das Verhältnis zwischen Mensch Dx und Gott D(x+n) - wobei ich aus gegebenem Anlass erneut darauf hinweisen muss, dass dies ein Verständnis-Muster ist (Gleichnis), also Gott sich nicht wörtlich irgendwo in D524 aufhalten muss.

Beantwortet das Deine Frage fürs Erste?
So ausführlich hätte es nun auch nicht sein müssen.

Den Bezug zur Dialektik siehst Du doch anscheinend hierin: In der Unterhaltung (Diskurs) zwischen D2- und D3-Wesen klopfen die beiden ihre Thesen gegenseitig ab und kommen zu einem gemeinsamen Verständnis (Verständnis-Matrix) ihrer Wahrnehmungen. Also die Technik These + These = Synthese.

Meinst Du es so?
Die Eiche "ist" - sie steht da - mit oder ohne Wildschweine.

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