Ist "Sein" Vorbedingung für "Dasein"?

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Scrypton
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#1 Ist "Sein" Vorbedingung für "Dasein"?

Beitrag von Scrypton » So 6. Jul 2014, 14:08

Thema abgetrennt aus: Eine Welt ex nihilo?


closs hat geschrieben:Seins-mäßig wo es keine Wahrscheinlichkeit, sondern nur "ist" und "nicht-ist" gibt, ist es offen.
In jeder Seins/Daseins-Welt trifft ausschließlich und entweder der Fall "Ist" oder "ist nicht" zu, diese Regelung gilt in keinster Weise nur für deine frei erfundene Seins-Welt. Jedoch kann man über behauptete, weitere Seins-Welten überhaupt keine konkrete Aussage treffen, daher können und müssen wir dabei ausschließlich Wahrscheinlichkeitsaussagen machen.
So ist das eben.

closs hat geschrieben:Wie kannst Du denken, dass etwas deshalb ist, weil der Mensch beschließt, dass es so ist?
Der Mensch beschließt ja nichts.
Selbst die Aussage "Die Natur ist alles, was der Fall ist" ist erstmal naheliegender, als eine (dem Dasein übergeordnete) "übernatürliche Seins-Welt", die zwar behauptet mit unserer Welt wechselwirkt, also interagiert, dies aber naturwissenschaftlich prinzipiell nicht nachvollzogen werden kann. Damit wird die Behauptung selbst durch eine weitere selbstimmunisiert.
Ausführlicher gehe ich darauf gleich ein.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Dass die Welt durch einen ewig Seienden ex nihilo erschaffen wurde ist allerdings noch weniger plausibel als dass die Welt aus dem ewig seienden Quantenvakuum entstand.
Glaubenssache - der eine glaubt das, der andere das andere.

Vermutlich ist das eine geistig plausibel und das andere naturwissenschaftlich plausibel - wie immer ein Patt
Völlig falsch, auch wenn du es sicherlich gerne so hättest.
Wenn man übernatürlich, metaphysisch, (...) als das definiert, was man wissenschaftlich nicht erforschen kann, dann versucht man willkürlich, einen Teil der Welt dem Forschen und letztlich auch dem überprüfbaren Nachdenken zu entziehen. Willkürlich, weil du nicht wissen kannst, was man nicht wissen ((naturwissenschaftlich) überprüfen) kann.

Übernatürlich ist also ein Synonym für unbekannt, unerforscht. Ob dies auch prinzipiell  unbekannt und unerforschbar bleiben muss, kann man im Vorhinein nicht wissen, weil nicht überprüfbar. Denn dazu müsste man wissen, was man dem eigenen Bekunden nach nicht weiß. Wenn etwas prinzipiell unerforscht bleibt und sich unseren Beobachtungen usw. entzieht, wäre eben dies ebenfalls prinzipiell nicht von Nicht-Existenz zu unterscheiden.

Ein Patt kommt dadurch jedoch keinesfalls zu stande; es wäre irrsinnig anzunehmen, dass alle Behauptungen zu ihrem jeweiligen Gegenteil stehts gleichwärtig sind. Das ist Unsinn.
Ich müsste auch kein Gegenargument für die Existenz Gottes haben. Es reicht, dass derartige Behauptungen auch einen Nachweis erfordern. Liegt dieser nicht vor, kann ich die Behauptung zurückweisen. Denn du musst zuerst mal deinen Gott und deine metaphysische Welt genau genug definieren und dann zeigen, dass eine solche Existenzbehauptung ebenso wahrscheinlich ist wie das Gegenteil, dann kann man darüber reden.

Rembremerding
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#2 Re: Eine Welt ex nihilo?

Beitrag von Rembremerding » So 6. Jul 2014, 15:38

Hallo und einen schönen Tag des Herrn an alle Foristen! :)

--- Habe es mir anders überlegt. Unsere Zeit ist zu wertvoll.
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#3 Re: Eine Welt ex nihilo?

Beitrag von Pluto » So 6. Jul 2014, 15:56

Rembremerding hat geschrieben:Also Patt-Situation.
Gott jedoch ist bereits als geistig ewig definiert, logisch und zwingend, beim Quantenvakuum (der Schnuller der Naturalisten) muss dies naturwissenschaftlich erst noch erbracht werden.
Das ist etwas zu einfach, lieber Rm!
Das Quantenvakuum kann man im Labor beobachten und nachweisen, Gott aber nicht.

Rembremerding hat geschrieben:Das Elektron ist unsterblich, also ewig. Es wird auch nach dem nächsten Irgendwas-Knall noch vorhanden sein.
Kann man so nich behaupten. Nach der Theorie entstand auch das Elektron im Urknall aus Energie.

Rembremerding hat geschrieben:Zudem besitzt das Elektron ein Gedächtnis. Beides Attribute, die im geistigen Bereich der Seele zugeschrieben werden.
Quanten sterben nicht, sie werden nur verwandelt, so wie unser irdischer Leib zum Herrlichkeitsleib im Reich Gottes.
In Hicks-Felder entsteht Materie aus Energie, anscheinend aus dem Nichts.
Der Mann heißt Peter Higgs nach dem das Feld und das vor Kurzem gefundene Teilchen genannt werden.
Man sollte generell mit physikalische Grundlagen zurückhaltend sein, besonders wenn man sie aus Zeitungs-Feuilletons aufgegabelt hat.

Naturalisten fehlt der Mut vom Ursprung und vom Ziel her zu forschen.
Nicht fehlender Mut sondern wissenschaftlicher Verstand ist gefragt. Ein Ziel setzen, und dann so lange an den Fakten herumbasteln bis man die gewünschte Antwort hat, ist genau der falsche Weg.

Rembremerding hat geschrieben:... und ich weiß nicht, warum dieser Thread unter Bibelkritik aufgeführt ist, er müsste eher unter Naturwissenschaftkritik sein.
Werde ich gleich umsetzen!
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#4 Re: Eine Welt ex nihilo?

Beitrag von Rembremerding » So 6. Jul 2014, 16:06

Oh, schade, @Pluto.
Jetzt steht Dein Post im nihilum, :lol:
weil ich meinen Beitrag gelöscht habe.
Es sind für mich übrigens bewusst Hicks-Felder!
Danke fürs Umtopfen. :thumbup:
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#5 Re: Eine Welt ex nihilo?

Beitrag von Pluto » So 6. Jul 2014, 16:12

Rembremerding hat geschrieben:Oh, schade, @Pluto.
Jetzt steht Dein Post im nihilum, :lol:
weil ich meinen Beitrag gelöscht habe.
Shit happens!
Wenns nur das ist, ich werds überstehen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#6 Re: Eine Welt ex nihilo?

Beitrag von closs » So 6. Jul 2014, 16:34

Auf das meiste habe ich schon in einem anderen Thread geantwortet.

Darkside hat geschrieben:Willkürlich, weil du nicht wissen kannst, was man nicht wissen ((naturwissenschaftlich) überprüfen) kann.
Du machst nach wie vor die Wahrnehmung zum Maßstab des Seins - das ist der Grundirrtum.

Darkside hat geschrieben: Es reicht, dass derartige Behauptungen auch einen Nachweis erfordern.
Und wieder dasselbe. - Das Sein ist jedoch NICHT davon abhängig, ob man einen Nachweis erbringen kann. - Denn mit "Nachweis" meinst Du naturwissenschaftlichen Nachweis (logische Argumentations-Ketten akzeptierst Du ja nicht). - Wie nun sollte es grundsätzlich möglich sein, NATUR-wissenschaftliche Nachweise für etwas zu erbringen, was nicht Bestandteil der Natur ist? - Geht nicht, gell?

Der Materialismus löst das Problem (per Dogma) dann so dass es sagt, dass es nichts gibt, was nicht prinzipiell naturwissenschaftlich nachweisbar wäre. Sehr elegant. - Denn dann ist Sein außerhalb des Daseins nicht möglich - es sei denn, man weist es naturwissenschaftlich nach. - Schöner Schachzug - nützt aber nichts. Denn "das, was ist/sein könnte" lässt sich nicht mit Finten ausspielen.

Darkside hat geschrieben:Denn du musst zuerst mal deinen Gott und deine metaphysische Welt genau genug definieren
Das wäre möglich.

Darkside hat geschrieben:und dann zeigen, dass eine solche Existenzbehauptung ebenso wahrscheinlich ist wie das Gegenteil, dann kann man darüber reden.
Das wäre überhaupt erst möglich, wenn der Maßstab bekannt wäre, an dem sich bemisst, was "wahrscheinlich" oder "unwahrscheinlich" ist.

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#7 Re: Eine Welt ex nihilo?

Beitrag von sven23 » So 6. Jul 2014, 16:54

closs hat geschrieben:Das wäre überhaupt erst möglich, wenn der Maßstab bekannt wäre, an dem sich bemisst, was "wahrscheinlich" oder "unwahrscheinlich" ist.

Der Maßstab ist das Dasein. Zu diesem hat das Sein eine Wahrscheinlichkeit von 1:10 hoch 200. :lol:
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#8 Re: Eine Welt ex nihilo?

Beitrag von Pluto » So 6. Jul 2014, 17:03

closs hat geschrieben:Das Sein ist jedoch NICHT davon abhängig, ob man einen Nachweis erbringen kann. - Denn mit "Nachweis" meinst Du naturwissenschaftlichen Nachweis (logische Argumentations-Ketten akzeptierst Du ja nicht). - Wie nun sollte es grundsätzlich möglich sein, NATUR-wissenschaftliche Nachweise für etwas zu erbringen, was nicht Bestandteil der Natur ist? - Geht nicht, gell?
Ein naturwissenschaftlicher Nachweis wurde hier nicht gefordert.
Irgendein Nachweis würde schon genügen.

closs hat geschrieben:Der Materialismus löst das Problem (per Dogma) dann so dass es sagt, dass es nichts gibt, was nicht prinzipiell naturwissenschaftlich nachweisbar wäre.
Auch das ist eine völlig unbegründete Aussage. Der Materialismus löst keine Probleme und in der Naturwissenschaft gibt es keine Dogmen (hatten wir alles schon).

Du meinst man könne beliebige Behauptungen in den Raum stellen. Doch damit ist es nicht getan. Es ist auch nicht damit getan, anschließend zu behaupten "dies und das" sei aus deiner Sicht "plausibel". Auch Plausibilität muss begründet werden, wenn sie anderen plausibel erscheinen soll.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#9 Re: Eine Welt ex nihilo?

Beitrag von closs » So 6. Jul 2014, 17:05

sven23 hat geschrieben:Der Maßstab ist das Dasein.
Natürlich ist dann alles andere als das Dasein unwahrscheinlicher als das Dasein. :lol: :lol: :lol: Selten so gelacht - ist echt ein Kracher.

Das lädt eigentlich zu Comedy ein: "Fragt der Wurm im Tiefseegraben, den er nie verlassen hat, den anderen Wurm: Sind Gewitter wahrscheinlich?. - Die Antwort (nach mehrfachen Studien :lol: ): Sehr unwahrscheinlich." - Geil.

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#10 Re: Eine Welt ex nihilo?

Beitrag von Pluto » So 6. Jul 2014, 17:07

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Der Maßstab ist das Dasein.
Natürlich ist dann alles andere als das Dasein unwahrscheinlicher als das Dasein.
Welchen Maßstab würdest du ansetzen?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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