Die dekadente Sensibilität in den Werken von Nietzsche usw.

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Demian
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#1 Die dekadente Sensibilität in den Werken von Nietzsche usw.

Beitrag von Demian » Mo 7. Jul 2014, 06:03

Ein bisschen Zeitdiagnostik gefällig?

Fin de siècle

Die von Nietzsche beschriebene und kritisierte „dekadente“ Sensibilität zeigte sich um die Jahrhundertwende in den Werken Rainer Maria Rilkes, Arthur Schnitzlers, Thomas Manns, und im Frühwerk Hugo von Hofmannsthals, der sich später davon distanzierte.[16]

Gautier und Baudelaire hatten die Décadence zu einer eigenständigen künstlerischen Position aufgewertet. Die so verstandene Entwicklungslinie setzte sich von der negativen Einschätzung der Kulturkritik Montesquieus, Rousseaus und Nietzsches ab.[17] In der von unterschiedlichen Autoren getragenen Haltung bezog sich der Begriff nun auf eine antibürgerliche Auflehnung gegen die als mal du siècle verstandene Langeweile des Zeitalters. Diese Einstellung war durch überreizte, extravagante Sinnlichkeit, Lust am Untergang und eine postulierte, amoralische Verwandtschaft von Eros und Thanatos gekennzeichnet.

Thomas Mann betrachtete den „dekadenten“ Ästhetizismus aus kritisch-ironischer Distanz und charakterisierte ihn etwa in der Gestalt des feinsinnigen, aber bis zur Lächerlichkeit lebensuntüchtigen Detlev Spinell in seiner Novelle Tristan.



Thomas Mann, Chronist der Dekadenz
In seinem ersten Roman Buddenbrooks wurde das Zentralthema der Dekadenz schon im Untertitel deutlich: Verfall einer Familie. Der bei Nietzsche charakterisierte Doppelaspekt der Dekadenz – biologischer Verfall bei geistiger Verfeinerung – wird in der Figur des Knaben Hanno Buddenbrook ausgeführt.[18] Er ist der letzte, kränkliche und künstlerisch veranlagte Spross der Familie, deren Entwicklung über vier Generationen geschildert wird: Die zunehmende Sensibilität wird mit dem Scheitern in der Lebenswirklichkeit erkauft. Schon sein Vater, der Senator Thomas Buddenbrook, der die Gefahr in der Natur Hannos erkennt und dem die Welt der dekadenten Musik Richard Wagners im Grunde fremd ist, wird am Ende des Romans vom rauschhaften Pessimismus Schopenhauers erschüttert und stirbt etwas später.


https://de.wikipedia.org/wiki/Dekadenz

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