Salome23 hat geschrieben:Mal hören,
Liebe Salome, Du hast also ausgelagert.
Ja - Deine Beschreibung ist recht gut, weil sie universal ist. Denn zu allen Zeiten gabe es Verbitterung, Perfektionismus,Selbstverachtung,Unzufriedenheit usw.. - Und da wäre halt die Frage, ob sich solche Kriterien durch "Aufklärung" (das war im anderen Thread der Ausgangspunkt) verändern - ich meine NEIN.
Schenken können wir uns die Frage, ob sich in Bezug auf juristische, äußere Bürgerrechte etwas in den letzten Jahrhunderten verändert hat: Die Antwort wird hoffentlich bei jedem JA sein.
Aber es gibt noch eine Art der inneren Freiheit, die über das ganz Persönliche (Verbitterung, Perfektionismus,Selbstverachtung,Unzufriedenheit usw.) hinausgeht: Die geistige Freiheit gegenüber Zeiterscheinungen.
Sicherlich war vor 500 Jahren die innere geistige Freiheit gegenüber Daseins-Mächte wie absolutistischen Herrschern und Kirche NICHT groß (wobei auch dieses Thema bei genauerer Betrachtung differenziert betrachtet werden müsste - man denke nur an das mittelalterliche Städtewesen, das vergleichsweise liberal war). - Aber wie ist das heute?
Heute kann jeder gegen Staat und Kirche motzen, ohne deshalb eingebuchtet zu werden. - Aber wie frei ist der Mensch in seinem Verhalten gegenüber Trends der Gesellschaft? Wie reagiert er auf mediale Aktionen? Merkt er, wenn er vereinnahmt wird? - Meine Antwort unterm Strich: Hier findet auf breiter Ebene Selbstentmündigung pur statt.
In unserer Meinungs-Gesellschaft "hat" man oft keine Meinung, sondern man "vertritt" eine Meinung. - Man überprüft die Quelle einer Aussage - wenn die Quelle glaubwürdig und vor allem attraktiv erscheint, hängt man sich dran und plappert konform nach. - Die Aussage selbst erscheint sekundären Charakter zu haben.
Insofern vermute ich, dass unsere Zeit eine der obrigkeitsgläubigsten überhaupt ist (Obrigkeit = Mainstream/political correctness/wissenschaftliche Absicherung/en vogue), also unfrei ist. - Dass diesbezüglich der mittelalterliche Stadtbürger des Jahres 1400 unfreier war, ist schwer vorstellbar.