Wahrnehmung und Setzung

Philosophisches zum Nachdenken
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sven23
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#101 Re: Wahrnehmung und Setzung

Beitrag von sven23 » So 4. Mai 2014, 11:01

closs hat geschrieben: "Willkürlich" ist es aus geistiger Warte nicht - da steckt sehr viel Schmalz und Erkenntnis dahinter. - Aber auch das ist nicht beweisbar. - Man erkennt oder nicht.

Aber Schmalz und Erkenntnis, die nicht beweisbar sind. Also eher subjektive Empfindungen, die nicht nachweisbar, aber irgendwie vorhanden zu sein scheinen. Aber trifft das nicht auf alle Formen von Esoterik, auch der "schlechten" Esoterik zu? Rein subjektive, nicht nachweisbare Vorstellungen.
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Pluto
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#102 Re: Wahrnehmung und Setzung

Beitrag von Pluto » So 4. Mai 2014, 12:04

Andreas hat geschrieben:Schönheit liegt im Auge des Betrachters. Liebe liegt im Herzen des Liebenden... Trotzdem sind Liebe und Schönheit existente Größen in dir. Daran zweifle ich nicht.
Daran zweifelt doch Keiner, oder?
Selbstverständlich ist Liebe eine existente Grösse -- So wie die Schönheit im Auge des Betrachters liegt, existiert die Liebe im "Gehirn des Denkenden".

Man kann es wollen und man kann es wählen. Du kannst es wollen und wählen. Deine Entscheidung. Meine Entscheidung.
Ja. Aber man kann man sollte die eigene Meinung nicht Anderen aufdrücken wollen... ;)
Andreas hat geschrieben:Die Liebe ist das Transzendente nach dem du immer fragst.

Es ist meine Erfahrung, die auch schon viele andere Menschen gemacht haben und die du selber auch machen kannst. Es werden in unterschiedlichen Religionen unterschiedliche Wege aufgezeigt, um diese Erfahrung zu machen.
Damit triffst du den Kern der Sache. Warum gibt es so viele unterschiedlichen Religionen, die alle um die vermeintlich einzige Wahrheit buhlen, und meinen, sie hätten dabei auch recht.
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#103 Re: Wahrnehmung und Setzung

Beitrag von closs » So 4. Mai 2014, 12:23

sven23 hat geschrieben:Aber Schmalz und Erkenntnis, die nicht beweisbar sind. Also eher subjektive Empfindungen
Ob etwas "subjektiv" ist oder nicht, entscheidet nicht die Wahrnehmung, sondern die Realität. - Es ist ein Irrsinn ohne Ende, dass man aus der Objektivität/Subjektivität einer Wahrnehmungs-Methode auf Realität/Nicht-Realität schließt - als hätte das eine etwas mit dem anderen zu tun.

sven23 hat geschrieben:Rein subjektive, nicht nachweisbare Vorstellungen.
Siehe oben. - Was sind das für Kriterien? - Merkst Du nicht, dass es Dir um die Absicherung Deines Wahrnehmungs-Systems geht und nicht um die Frage nach Realität oder Nicht-Realität? - Wahrnehmung und Realität sind autonome Größen - wie oft muss man das noch sagen?

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sven23
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#104 Re: Wahrnehmung und Setzung

Beitrag von sven23 » So 4. Mai 2014, 12:52

closs hat geschrieben: - Wahrnehmung und Realität sind autonome Größen - wie oft muss man das noch sagen?

Ach, wenn du das nur bei der HP-Diskussion früher begriffen hättest.
Übrigens wollten wir doch das böse "R" Wort nicht mehr verwenden, sonst wird der Anton wieder böse. :lol:
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#105 Re: Wahrnehmung und Setzung

Beitrag von Pluto » So 4. Mai 2014, 13:10

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Aber Schmalz und Erkenntnis, die nicht beweisbar sind. Also eher subjektive Empfindungen
Ob etwas "subjektiv" ist oder nicht, entscheidet nicht die Wahrnehmung, sondern die Realität.
Auch die Realität ist nur eine Interpretation des Gehirns. Hier ein Text (von mir), der dies verdeutlicht:

Was ist Rot?
Kannst Du mir erklären wie Rot aussieht? Ja, Du kannst sagen, es ist Licht mit einer gewissen Energie (nicht Wellenlänge, obwohl wenn es sich durch die Luft bewegt, ist es in etwa dasselbe). Doch das sagt nur WAS UNS ROT erscheint, nicht was ROT IST. Du kannst sagen eine Rose oder eine Ampel ist rot, aber das sagt nur dass Rot... naja, wie rote Dinge aussieht. Doch woher weiß ich, dass das was Du und ich als rot bezeichnen für Beide gleich aussieht? Könnte es auch sein, dass Dir rote Dinge eigentlich grün erscheinen? Wie könnten wir das feststellen? In dem wir die Augen, die Sehnerven oder gar die Gehirne tauschen? Doch würde letzteres nicht bedeuten, alles zu tauschen weil unser Gehirn unser ICH beinhaltet?


Fazit:
Realität ist so wie wir sie wahrnehmen.
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#106 Re: Wahrnehmung und Setzung

Beitrag von Andreas » So 4. Mai 2014, 13:28

Pluto hat geschrieben:Ja. Aber man kann man sollte die eigene Meinung nicht Anderen aufdrücken wollen...
Onkel Freud lässt grüßen. Einung passt auch, irgendwie.
Falls du Meinung meintest: Wie kann ich einem anderen eine Erfahrung, die er nur in sich selbst machen kann - aufdrücken?

Pluto hat geschrieben:Warum gibt es so viele unterschiedlichen Religionen, die alle um die vermeintlich gleiche Wahrheit buhlen, und meinen, sie hätten dabei auch recht.
Von Anfang an versuchten Menschen diese individuelle, subjektive Erfahrung ihren "Nächsten" mitzuteilen. Da das nicht gerade Alltagserfahrungen sind, gab es da erhebliche Lücken im Wortschatz und das Geschwurbel begann. Jede Region bildete da ihre Eigenheiten aus. Dazu kommt, dass anfänglich jedes Individuum nur seinen persönlichen Weg zu dieser Erfahrung schildern konnte. Da gibt es Unterschiede. Mit der Zeit versuchte man auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen. Manche Wege schienen sich kommunikativ besser vermitteln, sich besser nachvollziehen und dadurch bewahrheiten zu lassen als andere. In diesem Sinne teile ich sogar deine Meinung, dass sich die Menschen Gott selbst erschaffen haben. Gemeint ist von mir aber nur die Beschreibung von Gott, auf Grundlage ihrer gemachten Erfahrungen "seiner" Existenz. So erkläre ich mir das. (Und Gott [=Liebe] hatte da auch noch ein Wörtchen mitzureden.)

Und hier ist es wie mit allen anderen Dingen auch. Es gibt gute Lehrer und schlechte. Es gibt Unerfahrene die keine Ahnung haben, machtpolitische Interessen, Geldschneider, Wichtigtuer, [d]Theologen[/d] Theoretiker ohne praktische Erfahrung ...
Man kann da schon durchfinden. Skepsis kann da hilfreich sein, wenn man es damit nicht übertreibt.
Letzte entscheidende Instanz sollte das Herz (=Geschwurbel) sein - nicht die Blutpumpe - diese innere Instanz mit der du liebst und Liebe erfährst.

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#107 Re: Wahrnehmung und Setzung

Beitrag von Pluto » So 4. Mai 2014, 14:38

Andreas hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Ja. Aber man kann man sollte die eigene Meinung nicht Anderen aufdrücken wollen...
Onkel Freud lässt grüßen. Einung passt auch, irgendwie.
Wer Tippfehler findet.... :P (Ich habs korrigiert.)

Und hier ist es wie mit allen anderen Dingen auch. Es gibt gute Lehrer und schlechte. Es gibt Unerfahrene die keine Ahnung haben, machtpolitische Interessen, Geldschneider, Wichtigtuer, [d]Theologen[/d] Theoretiker ohne praktische Erfahrung ...
Man kann da schon durchfinden. Skepsis kann da hilfreich sein, wenn man es damit nicht übertreibt.
Genau das meine ich.
Es gibt zig-tausend Religionen, aber die Eigene ist die richtige -- die anderen sind bloss "wichtigtuerische Ignoranten ohne praktische Erfahrung", oder so ähnlich. ;)
Darum braucht man auch dort ein Werkzeug wie die Wissenschaft, um möglichst objektiv zu urteilen, und [d]die Spreu[/d] das Geschwurbel [d]vom Weizen[/d] von der Wirklichkeit zu trennen.

Hast du Vorschläge/Ideen, wie man dieses Ziel der Objektivierung erreichen könnte.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#108 Re: Wahrnehmung und Setzung

Beitrag von Andreas » So 4. Mai 2014, 14:47

Wollen wir uns lieben oder recht haben?
Was weiß die Wissenschaft über diese deine innere Instanz mit der du liebst und Liebe erfährst? Wie willst du dein Lieben objektivieren? Ist diese innere Instanz ein Wahrnehmungsorgan? Was geschieht wenn du aktiv liebst - etwas, jemanden? Kann man sich da täuschen? Ja. Gibt es deswegen die Liebe nicht?

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#109 Re: Wahrnehmung und Setzung

Beitrag von Pluto » So 4. Mai 2014, 15:09

Andreas hat geschrieben:Wollen wir uns lieben oder recht haben?
Was weiß die Wissenschaft über diese deine innere Instanz mit der du liebst und Liebe erfährst? Wie willst du dein Lieben objektivieren? Ist diese innere Instanz ein Wahrnehmungsorgan? Was geschieht wenn du aktiv liebst - etwas, jemanden? Kann man sich da täuschen? Ja. Gibt es deswegen die Liebe nicht?
Liebe, Schönheit, Freude, Hass, Wut, Kummer, Respekt... sind alles private subjektive Empfindungen. Aber es gibt durchaus transzendente Dinge die objektivierbar sind: der Weihnachtsmann, der Osterhase, die Zahn Fee... selbst das rosarote mini-Einhorn, dass im Kofferraum meines Autos lebt, aber gern unsichtbar bleibt.
Ich finde, Bertrand Russel hat es mit seiner orbitalen Teekanne sehr gut auf den Punkt gebracht.
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#110 Re: Wahrnehmung und Setzung

Beitrag von Andreas » So 4. Mai 2014, 15:51

Pluto hat geschrieben:sind alles private subjektive Empfindungen.
Stimmt, aber das bleibt eben nicht privat und hat Auswirkungen auf die Gemeinschaft. Das hat öffentliche Wirkung. In und um die Ukraine beispielsweise ist das Recht haben wollen von einigen ausschlaggebender als sich lieben zu wollen. Da ist die Angst, das eigene Gesicht zu verlieren momentan das Wichtigste.
Demnächst kommt vielleicht wieder die Frage auf: "Wo war Gott ..."

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