"Freier Wille" und "freie Entscheidung" - was ist das?

Philosophisches zum Nachdenken
closs
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#311 Re: "Freier Wille" und "freie Entscheidung" - was ist das?

Beitrag von closs » So 12. Jan 2014, 13:42

Salome23 hat geschrieben:Closs-es ergibt keinen Sinn
Doch, Baby 8-) .

Allerdings bin ich über dieselbe Bibel-Stelle anfangs auch gestolpert - bis dann die urtext-nahe Buber-Übersetzung kam, dieses Rätsel (wie viele andere auch) löste - denn:

Dort heisst es nämlich, dass es Gott "Leid war" (statt "es reute ihn"), den Menschen erschaffen zu haben - er hat schlicht gelitten, dass der Mensch sich von ihm so weit entfernte. Das ist logisch, definiert man (spirituelles) "Leid" als Gradmesser für die Spannung zwischen Ist- und Soll-Zustand, also Unheil und Heil.

Hätte es Gott "gereut", hieße dies, dass er etwas revidieren wollte, was er vorher nicht gewusst hätte ("Ey Mann, wenn ich DAS gewusst hätte, hätte ich es nicht gemacht"). - Geistig uneingeschränkt unmöglich, wenn man das Wort "Gott" sinnvoll einsetzt. - Denn das Wort "Gott" ist nur dann sinnvoll, wenn damit Allmacht, Allwissen und Allpräsenz verbunden sind.

Man muss also unterscheiden zwischen Gottes-Vorstellungen, die "Gott" als "Stärkere" als der Mensch darstellen (so wie in der griechischen Mythologie, in der der Oberboss Zeus NICHT allmächtig ist (siehe auch Wotan bei Wagner), sondern richtig Schiß vor Gaia, der Wächterin des Chaos (und zudem seine Mutter), hat. - Dieser Unterschied zwischen den EINEN absoluten Gott und allem anderen, was sich so alles als "Götter" umherverfügt, wird an folgender Stelle (allerdings wieder nur in der text-nahen Buber-Übersetzung) deutlich gemacht: (2Kön 16,25f) "Denn er ist ... zu fürchten über alle Götter. Denn Gottnichtse sind alle Götter der Völker"

Es steht hier zweierlei:
* JHWH ist nicht INNERHALB der Götterschar der Boss, sondern er steht an sich ÜBER dem, was sich sonst so als Gott bezeichnet.
* Diese Götter sind "Gottnichtse", also Nicht-Gott, die zwar Gott genannt werden, es aber nicht sind.

Wäre die von Dir herangezogene Übersetzung richtig, hättest Du recht.

Salome23
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#312 Re: "Freier Wille" und "freie Entscheidung" - was ist das?

Beitrag von Salome23 » So 12. Jan 2014, 13:47

Pluto hat geschrieben:
Salome23 hat geschrieben:Und wie aus dem Nichts kam auf einmal eine Eingabe(ich nenn es mal so) wie das gemeint ist..(Geistesblitz)
Im Prinzip muss man kein gläubiger Mensch sein, um so eine Erfahrung zu machen....
Vielleicht ist es ja wie bei einem Traum, wo sich das Gehirn irgendwas zusammen bastelt und wir uns am nächsten Tag fragen: Wie um alles in der Welt komme ich zu so einem Traum(auf den Inhalt bezogen).
Diese Erfahrung ist ganz typisch für die Art wie das Unterbewusstsein arbeitet. Irgendetwas hat dich wieder an die Szene erinnert, über die du Monate zuvor gegrübelt hattest — und wie durch ein Wunder kam dir "aus heiterem Himmel" die Eingebung.

Nur.... es war kein Wunder.
Es war vielleicht eine zufällige elektrische Schwingung in deinem Gehirn, die den Gedankenknäuel löste, und schwupp, war es wieder da!
Bitte Pluto!
Es wurd in keinster Weise von einem Wunder gesprochen ..
Es geht auch gar nicht um "zufällige" :?: Schwingungen in einem Gehirn...
Und ein Wort (Satzzusammenhang) ist nun mal nicht Materie
Es geht auch nicht um ein einzelnes Wort=einzelne Bilder aus einem Traum-sondern wie sie zusammengesetz sind, so dass sie uns wie ein Film erscheinen..
Wenn ich ein Wort bei Google eingebe , dann stellt mir das (Gehirn) Google alle möglichen Assoziationen zu zusammen, die mit dem Wort in Verbindung gebracht werden...
Aber auf welche Art kreiert das menschliche Gehirn "selbstständig" diesen Film-diesen Geistesblitz
Das Gehirn selber kann sich nicht selbstständig Geschichten ausdenken, wie zum Beispiel die Gebrüder Grimm :D
Verstehst du was ich meine?
Es ist nur Speicher
Irgendetwas hat dich wieder an die Szene erinnert
Aber klar doch-es war der Duft des Geschirrspülmittels... 8-)

:roll:
Zuletzt geändert von Salome23 am So 12. Jan 2014, 13:48, insgesamt 1-mal geändert.

closs
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#313 Re: "Freier Wille" und "freie Entscheidung" - was ist das?

Beitrag von closs » So 12. Jan 2014, 13:51

Salome23 hat geschrieben:Wie oft kommt das Wort "Satan" in der Bibel vor-und was sagt Satan eigentlich aus?
Im AT habe ich das Wort noch nicht gefunden. - In der urtext-nahen Übersetzung steht üblicherweise "Hinderer" - auch bei Deinen David-Zitaten.

Salome23 hat geschrieben:Warum lässt Gott den Satan gewähren?
Warum macht Gott sogar einen Deal mit Satan? Siehe Buch Hiob. - Weil der Satan Chiffre ist für den Antagonismus zu Gott - man braucht einen Antagonisten, weil sonst keine Dialektik möglich ist. - Dialektik aber braucht man, wenn der Mensch erkennen soll. - Erkennen soll aber der Mensch, weil Gott erkannt sein will. (In Kürze gesagt)

Hemul
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#314 Re: "Freier Wille" und "freie Entscheidung" - was ist das?

Beitrag von Hemul » So 12. Jan 2014, 13:53

Salome23 hat geschrieben:
Hemul hat geschrieben: Ja, lasset uns sehen. Ja sie sind gestorben. Da ihre geistige Verbindung zu Gott sofort unterbrochen wurde, waren sie auch an dem
Sündentag sofort geistig tot.
Das ist Quatsch, völliger Unsinn-denk mal nach ;)
Ich denke immer nach-gerade bei dir. :mrgreen:
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

Salome23
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#315 Re: "Freier Wille" und "freie Entscheidung" - was ist das?

Beitrag von Salome23 » So 12. Jan 2014, 14:05

closs hat geschrieben:
Salome23 hat geschrieben:Closs-es ergibt keinen Sinn
.
Allerdings bin ich über dieselbe Bibel-Stelle anfangs auch gestolpert - bis dann die urtext-nahe Buber-Übersetzung kam, dieses Rätsel (wie viele andere auch) löste - denn:
Dort heisst es nämlich, dass es Gott "Leid war" (statt "es reute ihn"), den Menschen erschaffen zu haben - er hat schlicht gelitten, dass der Mensch sich von ihm so weit entfernte.

Und jetz hast du dich auf dem Wort "reute ihn"(gelitten) aufgehängt...
Darum ging es mir ja gar nicht..
Es ging um das "Gott wusste schon, wo's drauf rausläuft."
Dann wusste er auch schon im Vorraus, wie die Menschen sein werden.
Also warum leidet er dann grossartig darunter?
Wenn doch für ihn von Anfang an klar war, was sein wird?

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#316 Re: "Freier Wille" und "freie Entscheidung" - was ist das?

Beitrag von Pluto » So 12. Jan 2014, 14:08

closs hat geschrieben: Dialektik aber braucht man, wenn der Mensch erkennen soll.
Nein. Ich brauche dazu keine Dialektik, also keine Gegensätze, sondern nur Alternativen. Die kann ich mir auch ohne Dialektik aussuchen. Erst in der jüngeren Geschichte können wir uns den Luxus leisten, uns mit ideellen Dingen wie Dialektik auseinanderzusetzen.

In der Vorsteinzeit hatten es Menschen mit gefährlichen Raubtieren wie Säbelzahntiger zu tun. Diejenigen die erst mal alles mittels Dialektik untersucht haben, haben nicht überlebt weil sie zum Mitagessen eines dieser Tiere wurden. :engel:
Erkennen soll aber der Mensch, weil Gott erkannt sein will.
Ist natürlich ein Zirkelschluss par excellance.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#317 Re: "Freier Wille" und "freie Entscheidung" - was ist das?

Beitrag von Pluto » So 12. Jan 2014, 14:09

Hemul hat geschrieben:Was du nicht sagst?
Dann kannst du uns ja bezgl. der Aussage Jesu aus Johannes 8:44 zwei Fragen beantworten-gell? ;)
Nö.
Ist nicht mein Ding, Bibelzitate zu deuten. Das können andere besser. :D
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#318 Re: "Freier Wille" und "freie Entscheidung" - was ist das?

Beitrag von closs » So 12. Jan 2014, 14:58

Salome23 hat geschrieben:Es ging um das "Gott wusste schon, wo's drauf rausläuft." Dann wusste er auch schon im Vorraus, wie die Menschen sein werden. Also warum leidet er dann grossartig darunter?
Weil Leid auch dann stattfindet, wenn man es schon vorher weiß. - Ich muss mir nächsten Monat einen Zahn wegen einer neuen Brücke schleifen lassen, von dem ich weiß, dass er ziemlich empfindlich ist. Ich weiß jetzt schon, dass das weh tun wird. - Dadurch, dass ich es weiß, wird es nicht weniger weh tun.

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#319 Re: "Freier Wille" und "freie Entscheidung" - was ist das?

Beitrag von closs » So 12. Jan 2014, 15:02

Pluto hat geschrieben:Erst in der jüngeren Geschichte können wir uns den Luxus leisten, uns mit ideellen Dingen wie Dialektik auseinanderzusetzen.
Das hat aber ausschließlich damit zu tun, dass wir eine geistige Metaebene besetzen, die solche Dinge benennt. - Auch ohne Benennung "sind" sie.

Auch die Naturwissenschaft gibt es nicht seit ewig - trotzdem gab es schon immer die physikalischen Phänomene, die die Naturwissenschaft inzwischen methodisch beobachtet und beschreibt. - Vor der Entdeckung der SChwerkraft sind die Menschen NICHT geschwebt.

Pluto hat geschrieben:Ist natürlich ein Zirkelschluss par excellance.
Wie das?

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#320 Re: "Freier Wille" und "freie Entscheidung" - was ist das?

Beitrag von Salome23 » So 12. Jan 2014, 15:17

closs hat geschrieben:
Salome23 hat geschrieben:Es ging um das "Gott wusste schon, wo's drauf rausläuft." Dann wusste er auch schon im Vorraus, wie die Menschen sein werden. Also warum leidet er dann grossartig darunter?
Weil Leid auch dann stattfindet, wenn man es schon vorher weiß. - Ich muss mir nächsten Monat einen Zahn wegen einer neuen Brücke schleifen lassen, von dem ich weiß, dass er ziemlich empfindlich ist. Ich weiß jetzt schon, dass das weh tun wird. - Dadurch, dass ich es weiß, wird es nicht weniger weh tun.
Ja closs-nur das ist kein Vergleich zu Gott-der die Ursache(der Anfang) alles Seins ist. (wenn wir jetzt von der Bibel aus gehn ;) )
Es ist zwar jetzt ein blöder Vergleich, nur ich weiss mir im Moment keinen besseren.
Eltern wissen, was einem im Leben so alles wiederfahren kann, Glück, Leid usw.
Eltern wäre es wohl am liebsten, wenn ihrem Kind Leid erspart bleiben würde...
Wiederfährt dem Kind Leid, sind sie traurig...
Warum um alles in der Welt zeugen sie (Gott) dann ein Kind?
Verstehst du, worauf ich hinaus will? Kannst du meine Denke nachvollziehn?

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