Wissen Glauben und Realität

Philosophisches zum Nachdenken
Pluto
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#81 Re: Wissen Glauben und Realität

Beitrag von Pluto » Sa 16. Mai 2015, 14:33

Novalis hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Ich betrachte mein Wissen als etwas flüchtiges, was stets durch neue Erkenntnisse überholt werden kann
Weshalb es ein geglaubtes Wissen ist.
Nein, warum?
Wissen ist etwas anderes als Glaube, aber es muss nicht beständig sein.
Glaube ist im harmlosen Sinn Vermutung. Im dogmatischen Sinn ist der Glaube fester Bestandteil einer Weltanschuung.

Novalis hat geschrieben:Nur ein Allwissender besitzt reines Wissen.
Das scheint mir ein auswendig gelerntes Dogma zu sein, an das ich nicht glaube.
Jedermann kann wissen; manche weniger, andere mehr.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Catholic
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#82 Re: Wissen Glauben und Realität

Beitrag von Catholic » Sa 16. Mai 2015, 14:37

Pluto hat geschrieben: Das Verb credere hat laut Wörterbuch folgende Bedeutungen:
  • glauben
    vertrauen
    meinen
    sich einbilden

und credo bedeutet "vertrauen auf" "für wahr halten"

Pluto,hier wird immer noch der Denkfehler
"Glauben = Nichtwissen"
gemacht,den ich hier versuchte zu erläutern.
Übrigens:
Wenn ein Pysiker sagt:
"Ich glaube an die Relativitätstheorie!"
dann sagt er damit aus
"Ich halte an der Relativitätstheorie fest,solange sie nicht widerlegt wird!"
und damit äussert er sich dogmatisch,denn er hält an dem pysikalischen Grundsatz (Dogma) fest,den die Wissenschaft bzgl.der Relativitätstheorie festgelegt hat.

Pluto
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#83 Re: Wissen Glauben und Realität

Beitrag von Pluto » Sa 16. Mai 2015, 14:48

Catholic hat geschrieben:Pluto,hier wird immer noch der Denkfehler
"Glauben = Nichtwissen"
gemacht,den ich hier versuchte zu erläutern.
Das behaupte ich aber nicht. Ich nenne Glaube eine Vorstufe von Wissen.

Catholic hat geschrieben:Übrigens:
Wenn ein Pysiker sagt:
"Ich glaube an die Relativitätstheorie!"
dann sagt er damit aus
"Ich halte an der Relativitätstheorie fest,solange sie nicht widerlegt wird!"
und damit äussert er sich dogmatisch,denn er hält an dem pysikalischen Grundsatz (Dogma) fest,den die Wissenschaft bzgl.der Relativitätstheorie festgelegt hat.
Einspruch!
Der Glaube an die Relaitivitätstheorie ist keineswegs ein Dogma, sonder eine Vermutung, an die der Physiker so lange festhält, bis er was besseres findet. Das im Unterschied zu manchen Dogmen der Kirche(n).

Gegen manchen Theologen (Drewermann, Küng, Ranke-Heinemann, etc.) wurden seitens der Kirche Verbote ausgesprochen weil sie es wagten gewisse Dogmen in Frage zu stellen. In der Physik hingegen, wird die Hinterfragung von Theorien nicht geahndet, sondern gefördert.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Novas
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#84 Re: Wissen Glauben und Realität

Beitrag von Novas » Sa 16. Mai 2015, 14:52

Pluto hat geschrieben:Wissen ist etwas anderes als Glaube, aber es muss nicht beständig sein

Auch für mich sind Wissen und Glauben zwei paar Schuhe, aber ich bestehe darauf, dass sie einander ergänzen können. Mir persönlich geht es eher um Wissen (ich will ja nicht nur an Wahrheit glauben, sondern sie auch wissen, fühlen, erkennen, leben), aber ich halte es für einen Fehler beides zu trennen. Ich finde, dass das Hütchenspielertricks sind. :)

Novalis hat geschrieben:Das scheint mir ein auswendig gelerntes Dogma zu sein, an das ich nicht glaube.
Jedermann kann wissen; manche weniger, andere mehr.

Ob Du an Gott glaubst oder nicht, spielt keine Rolle. Mir geht es um die Logik dabei: einzig und allein ein vollkommenes Wesen (aus der absoluten Perspektive) kann reines Wissen für sich beanspruchen. Wir erkennen nur Facetten und Mosaike, einzelne Bausteine der Schöpfung.

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Savonlinna
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#85 Re: Wissen Glauben und Realität

Beitrag von Savonlinna » Sa 16. Mai 2015, 14:59

Pluto hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:Du glaubst ja an dein Wissen.
In dem du mir das unterstellst, irrst du gewaltig.
Ich betrachte mein Wissen als etwas flüchtiges, was stets durch neue Erkenntnisse überholt werden kann.
Glaube hingegen ist als Vermutung, die Vorstufe des Wissens in meinem Verständnis.
Was hat Denn "Glaube" mit Vermutung zu tun?
Glaube bedeutet "Vertrauen". Ich vertraue - als Kind - meiner Mutter, dass sie mich nicht aus dem Kinderwagen schmeißt.
Ich vermute das nicht, sondern ich kenne meine Mutter. Du forderst da Beweise, dass ich meiner Mutter darin vertrauen kann.
Das sind uralte Instinkte, die so etwas wissen können.

Genauso, wenn man sagt: "Ich vertraue letztendlich dem Menschen, dass er nicht im Kern boshaft ist, sondern wie auch die Natur "heilen" will, selber "heil" sein will.
Ich habe das x-mal an der Natur beobachtet, an mir beobachtet, an der Historie vieler tausend Jahre beobachtet - und mein Instinkt sagt mir: Ich bin Teil dieser Natur, alle Menschen sind Teil dieser Natur, also muss ich keine Sorge haben, dass das Heilsame sich am Ende nicht durchsetzen wird.

Der Instinktverlust könnte Ursache dafür sein, dass man meint, dass sei ein "Für-wahr-Halten".

Pluto hat geschrieben:Andere Bedeutungen wie Fürwahrhalten oder Vertrauen haben ein Element der Gewissheit, was ich für potentiell gefährlich halte.
Da ist was dran. Das gilt ja auch besonders dafür, dass man für wahr hält oder sich gar fast gewiss ist, dass die Naturwissenschaften eines Tages alles dominieren werden.
Solchen Gewissheiten liegt immer ein Keim zur Herrschsucht und Diktatur inne, auf den man achten muss.
Das Gleiche gilt, wenn man eine bestimmte Gottesvorstellung hat und sich sicher ist, dass nur die richtig ist.

Aber da die Naturwissenschaften heute viel mächtiger sind als die Religionen, liegt die wirkliche Gefahr bei den Naturwissenschaften, sofern sie ihren Hypothesen-Charakter so klammheimlich in Gewissheit verwandeln.

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#86 Re: Wissen Glauben und Realität

Beitrag von Rembremerding » Sa 16. Mai 2015, 15:07

Novalis hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Wissen ist etwas anderes als Glaube, aber es muss nicht beständig sein

Auch für mich sind Wissen und Glauben zwei paar Schuhe, aber ich bestehe darauf, dass sie zusammen gehören und einander ergänzen.

:thumbup:
Wer trennt, was zu unterscheiden ist, der will sich oder andere lediglich ab- oder ausgrenzen.
Ich kann glauben, dass der Stuhl mich trägt, oder ich kann es wissen. Beides wird unbeständig, wenn er unter meiner Last zusammenbricht. Aber es sind wohl die Ungläubigen, die jeden Stuhl zuerst eingehend auf seine Belastbarkeit überprüfen, bevor sie sich darauf setzen. Oder etwa nicht?
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#87 Re: Wissen Glauben und Realität

Beitrag von Catholic » Sa 16. Mai 2015, 15:17

Savonlinna hat geschrieben: Was hat Denn "Glaube" mit Vermutung zu tun?
Glaube bedeutet "Vertrauen". Ich vertraue - als Kind - meiner Mutter, dass sie mich nicht aus dem Kinderwagen schmeißt.
Ich vermute das nicht, sondern ich kenne meine Mutter.

Es hat insofern etwas "damit zu tun" als dass die deutsche Sprache,so wie sie heute meistens gebraucht wird,leider nicht deutlich genug ist und ein Wort nutzt,das mehrere Bedeutungen haben kann,je nach Kontext.
Wenn ich schreibe,dass ich glaube dass morgen gutes Wetter für eine Radtour sein wird,dann vermute (!) ich es.
Ich kann es aber nicht 100%ig sicher sagen.
Wenn ich schreibe,dass ich dem Busfahrer der Linie, mit der ich die Woche über zur Arbeit fahre,glaube dass er die Strecke kennt,dann weiss ich es auch nicht 100%ig aber auf Grund meiner bisherigen Erfahrung mit dem Fahrer vertraue ich ihm.

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#88 Re: Wissen Glauben und Realität

Beitrag von Novas » Sa 16. Mai 2015, 15:20

Savonlinna hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Andere Bedeutungen wie Fürwahrhalten oder Vertrauen haben ein Element der Gewissheit, was ich für potentiell gefährlich halte.
Da ist was dran.

Darum macht es Sinn, dass beide Pole einander ergänzen. Ein blinder Glaube ist nicht wahrhaftig. Er wird aus Angst und nicht aus Liebe geboren.

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#89 Re: Wissen Glauben und Realität

Beitrag von Novas » Sa 16. Mai 2015, 15:26

Rembremerding hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Wissen ist etwas anderes als Glaube, aber es muss nicht beständig sein

Auch für mich sind Wissen und Glauben zwei paar Schuhe, aber ich bestehe darauf, dass sie zusammen gehören und einander ergänzen.

:thumbup:
Wer trennt, was zu unterscheiden ist, der will sich oder andere lediglich ab- oder ausgrenzen.
Ich kann glauben, dass der Stuhl mich trägt, oder ich kann es wissen. Beides wird unbeständig, wenn er unter meiner Last zusammenbricht. Aber es sind wohl die Ungläubigen, die jeden Stuhl zuerst eingehend auf seine Belastbarkeit überprüfen, bevor sie sich darauf setzen. Oder etwa nicht?

Ein lustiger Gedanke :lol:

Novas
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#90 Re: Wissen Glauben und Realität

Beitrag von Novas » Sa 16. Mai 2015, 15:29

Savonlinna hat geschrieben: Was hat Denn "Glaube" mit Vermutung zu tun?
Glaube bedeutet "Vertrauen". Ich vertraue - als Kind - meiner Mutter, dass sie mich nicht aus dem Kinderwagen schmeißt.
Ich vermute das nicht, sondern ich kenne meine Mutter. Du forderst da Beweise, dass ich meiner Mutter darin vertrauen kann.
Das sind uralte Instinkte, die so etwas wissen können.

Genauso, wenn man sagt: "Ich vertraue letztendlich dem Menschen, dass er nicht im Kern boshaft ist, sondern wie auch die Natur "heilen" will, selber "heil" sein will.
Ich habe das x-mal an der Natur beobachtet, an mir beobachtet, an der Historie vieler tausend Jahre beobachtet - und mein Instinkt sagt mir: Ich bin Teil dieser Natur, alle Menschen sind Teil dieser Natur, also muss ich keine Sorge haben, dass das Heilsame sich am Ende nicht durchsetzen wird.

Der Instinktverlust könnte Ursache dafür sein, dass man meint, dass sei ein "Für-wahr-Halten".

Sehr schön beschrieben.

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