closs hat geschrieben:SilverBullet hat geschrieben:Es gibt tatsächlich Menschen, deren lebenslanges Ziel es ist, sich von „den Verstrickungen in die materielle Welt“ zu lösen.
Aber nicht von der materiellen Welt selber, an die sie glauben.
Doch genau darum geht es.
Richte deinen Blick nach Asien und du wirst fündig werden (Stichwort „Sadhu“).
closs hat geschrieben:SilverBullet ist keine Person/Existenz, sondern ein Zusammenhang?
Selbstverständlich, denn es ist ein Username für ein Internetforum – mehr nicht.
closs hat geschrieben:Wenn ich es richtig verstehen, ist das echter Hardcore-Materialismus
Ich will mich da nicht einmischen, aber war Materialismus nicht die Idee, das „Geist“ (ein Materialist kann auch nicht sagen kann, was das sein soll) rein materiell ist?
Wie du dies auf meinen Ansatz projizieren kannst, ist mir schleierhaft.
closs hat geschrieben:Der Körper (Fleisch, Blut, Enzyme, Neuronen) wäre der Nukleus, um den herum das Ich ein Zusammenhang ist - stimmt's?
Der Körper führt eine ständige Auswertung durch (Wahrnehmungssystem, Gehirn). Dabei werden Zusammenhänge aufgestellt: individuelle Reaktionen => „Zusammenhangsverhalten“.
Mit „Ich“ wird der dominanteste Zusammenhang, also eine Konstellation, die überall in den Eingangsdaten der Wahrnehmung vorhanden ist, als „handelnder Ausgangspunkt“ oder auch als „subjektive Perspektive“ verwaltet.
Wenn man sich nun fragt, auf was dieser „Ich“-Zusammenhang abzielt, muss man den „handelnden Ausgangspunkt“ suchen: der Körper ist hierfür ein prima Kandidat.
closs hat geschrieben:Aus spiritueller Sicht ist das Ich eine Entität, die wir gewohnheitsmäßig mit dem dazugehörigen Körper verbinden.
Wenn dies eine „Sicht“ wäre, dann würde ja „etwas angesehen werden“, aber Fragen nach dieser „Ich-Entität“ können nicht beantwortet werden
=> „Sicht“ ist hierfür der falsche Begriff.
„gewohnheitsmässig“ und „verbinden“ sind reine Wunschbehauptungen, denn es liegt kein Fall vor, bei dem diese „Gewohnheit“ durch eine „Nicht-Verbindung“ nicht angebracht wäre.
Du folgst einer philosophischen Narretei, bei der ein Existenzzusammenhang wunschhaft gedeutet wird – mehr ist nicht dran.
closs hat geschrieben:Frage: Ist "Person" nun ebenfalls ein Zusammenhang und sonst nichts?
Wo kommt „Person“ vor?
=> In der Wahrnehmung, also im Umgang mit Zusammenhängen
=> ergo ist „Person“ ein Zusammenhang
Die spannende Frage ist, wie im Umgang mit Zusammenhängen eine Sicherheit bzgl. „der Wirklichkeit“ aufgebaut werden kann.
Da Wahrnehmung ein Umgang mit Zusammenhängen ist, muss der Lösungsansatz natürlich auch im Umgang mit Zusammenhängen liegen.
Descartes’ (und deine) Lösung ist, dass man sich auf Basis einer, aus der Antike überlieferten Phantasie, einfach einen Zusammenhang isoliert herausgreift und derart „geeignet deutet“, dass die Phantasie erfüllt zu sein scheint.
Ich sage: wie aus dem Beispiel der „schrägen Linien“ erkennbar ist, geht es nur über viele, viele unterschiedliche Blickwinkel, also eine möglichst grosse Zusammenhangsmenge, die eine geschlossene Stimmigkeit aufweist.
Das Resultat ist,
…du verwendest Begriffe, zu denen du nicht sagen kannst, was es sein soll und musst das Offensichtliche (Wahrnehmung als Funktion des Körpers) als „temporäre Verstrickung“ suggerieren.
…ich finde immer mehr Zusammenhänge rund um den aktiven Körper, die „das Bild“ abrunden.
closs hat geschrieben:Was bedeutet dann eigentlich der Satz: "Ich bin mir bewusst, dass (meinetwegen) materialistisch und geistig denkende Menschen von unterschiedlichen Prämissen ausgehen" - wäre aus Deiner Sicht die Wendung "Ich bin mir bewusst" eine irreführende Konstruktion?
Der Satz „Ich bin mir bewusst, dass…“ legt das Hauptaugenmerk darauf, dass ein Zusammenhang (die drei Punkte) in einem Wahrnehmungsvorgang beachtet werden.
Es ist eine effektive Abstraktion, also ein Überblick.
Zitat-closs:
“Wie würdest Du diesen Satz in Deinem Sinne umformulieren?“
Gar nicht, denn dieser Satz „funktioniert“ im Alltag.
Auf Basis dieses Satzes würde ich jedoch keine Existenzanalyse starten.
Das wäre so, wie wenn man bei „das Stadion war bis auf den letzten Platz gerammelt voll“ nachfragt: „warum war der letzte Platz frei?“
Oder „Sorry, hast du eine Uhr, kannst du mir sagen, wie spät es ist?“ => „Ja“
Es ist schlicht weg falsch, eine „treudoofe Deutung“ durchzuführen.
An dieser Stelle noch mal Descartes (weil es gerade so vorzüglich zu „treudoof“ passt):
„ich habe mich überredet, dass es schlechterdings nichts in der Welt gibt, keinen Himmel, keine Erde, keine Geister, keine Körper, also doch wohl auch mich selbst nicht.
Keineswegs!
„Ich war“ sicherlich, wenn ich mich dazu überredet habe“
closs hat geschrieben:SilverBullet hat geschrieben:„personale Entität“ ist eine sinnlose Wortkreation
Es gäbe aus Deiner Sicht also kein Ich, das ontologisch "ist" und Person ist? - Nur ein Spiel von Zusammenhängen? Aber für wen? Zusammenhänge machen doch nur Sinn, wenn sie "jemand" erkennt - WER wäre dies dann?
Die Wahrnehmung ist „ein Spiel von Zusammenhängen“.
Der Körper ist ein prima Kandidat, um dieses „Spiel“ durchzuführen – die Zusammenhänge passen sehr gut auf „die Situation des aktiven Körpers“.
Wahrnehmung ist eine Funktion des Körpers, also zielen die Zusammenhänge „des eigenen Verhaltens“ auf den Körper ab.
Zusammenhänge müssen nicht „erkannt“ werden, denn dieses „Erkennen“ wäre ja nur wiederum eine Wahrnehmung, also ein erneuter Aufbau von Zusammenhängen.
Zusammenhänge werden in Form einer Reaktion aufgestellt und mit einer Gedächtnisfunktion immer weiter fortgesetzt, wodurch sich „ein Zusammenhangsverhalten“ ergibt – ich nenne dies einen Verstehprozess.
Da dies in einzelnen „Schüben/Wellen“ durchgeführt wird, verwende ich die Formulierung „Verstehanimation“.
closs hat geschrieben:Über die Eigenschaften des Gehirn werden wir uns sicher einig werden. - Aber was hat das hier zu suchen?
Es ist (im einzig vorliegenden Kandidat: dem Körper) das Reaktionssystem, das die Zusammenhänge (mit Ziel: aktiver Körper) fortgesetzt aufbaut/umbaut/verarbeitet (=> „Zusammenhangsverhalten“).
Damit liegt also vor, „wer“ die Wahrnehmung durchführt und „für wen“ es gemacht wird.
Wenn man das auch noch unter dem Gesichtspunkt „der Evolution“ betrachtet, dann wird auf Basis „der Dominanz des aktiven Körpers“ schnell klar, dass exakt „die Situation des Körpers“ das „Zusammenhangsverhalten“ bedingt – das Gehirn ist also ein Organ, dessen Struktur (und Funktion) sich durch den Körper und seine (evolutionäre) Interaktion mit der Umwelt auf Basis von zellulären Korrektheitsmechanismen ergibt.
Rund um diesen abstrakten Überblick kann eine gigantisch grosse Menge an Zusammenhängen aufgestellt werden, aus der eine Sicherheit für die Stimmigkeit abgeleitet werden kann – das passt…
(Ich gebe zu, dass die Lage aktuell sehr stark dadurch vereinfacht wird, dass es nur
einen Kandidaten gibt: den aktiven Körper – aber
ein Kandidat reich ja auch vollkommen aus)
„Hinter“ dem Gehirn wird keine „veranlassende/steuernde Kraft/Entität/Männchen“ benötigt.