Rembremerding hat geschrieben:Er postuliert ebenso, man müsse den neuen Atheismus auf eine religiöse Ebene heben, ihm eine eigene Heilsgeschichte zusprechen, damit er nicht weiter in Banalität absinkt. Atheismus riecht nach Arroganz, Ignoranz und elitärer Geisteshaltung. Fruchtbare Auseinandersetzungen scheitern an diesen Einstellungen, welche inzwischen auch die Gesellschaft durchdringen. Die Empörkultur und Empörlinge lassen sich ihre Instant-Meinung von Belieferando frei Haus liefern.closs hat geschrieben:Was will er damit sagen? - Wird hier ein Saulus zum Paulus?Novalis hat geschrieben:„Der neue Atheismus ist vielleicht nicht tot, aber er riecht schon irgendwie komisch!“ – Michael Schmidt-Salomon, Vorstandssprecher der Giordano-Bruno-Stiftung
In seinem von mir schon einmal geposteten Aufsatz: "Sind AtheistInnen die besseren Menschen? Anmerkungen zur Kriminalgeschichte des Atheismus" schreibt Schmidt-Salomon:
Im Laufe der letzten Jahre traf ich aber im freigeistigen Spektrum eine beachtliche Anzahl von Menschen, auf die der Satz dummerweise doch erschreckend zutraf: Atheisten, die so religiös fanatisiert über Atheismus sprachen, dass sie auf mich den Eindruck missionierender Wanderprediger machten, freigeistige Märtyrer, die das Misslingen ihres eigenen Lebens ausschließlich auf das Wirken klerikaler Seilschaften zurückführten, Menschen, die alle Katastrophen der letzten 2000 Jahre der katholischen Kirche anlasteten und deren Kirchenhass das Einzige zu sein schien, was ihrem Leben noch Halt zu geben vermochte.
Ich hatte den Eindruck, dass diese Menschen, die in der Regel der christlichen Religion entflohen waren, zwar ihren Gottesglauben verloren, das entscheidende Problem aber nicht gelöst hatten: Sie waren religiös geblieben, überzeugt von der unumstößlichen Wahrheit ihrer Glaubenssätze. So fest sie zuvor glaubten, Gott existiere, so waren sie nun davon überzeugt, dass er (sie oder es) nie existiert habe. Ihre Propheten der Wahrheit hießen nun nicht mehr Markus, Matthäus, Lukas und Johannes, sondern Nietzsche, Marx und Feuerbach. Widerrede war verpönt wie eh und je, die Schwarz auf Weiß gedruckte Wahrheit durfte nicht in Frage gestellt werden.
Die Konfrontation mit dieser Art religiöser Atheisten rief mir immer wieder zu Bewußtsein, was mir eigentlich schon seit Beginn meines Ausstiegs aus der Religion klar war, nämlich dass das entscheidende Problem nicht der Theismus ist, sondern die Religion. Schon in dem ersten religionskritischen Aufsatz, den ich jemals veröffentlichte, war dies die Grundthese. Ich plädierte dafür, den traditionellen Begriff der Religion zu erweitern: er müßte sowohl die theistischen als auch die atheistischen Heilsgeschichten umfassen.
Servus
Michael Schmidt-Salomon finde ich im Grunde sehr sympathisch, auch wenn ich seine Sichtweise auf die Religion nicht teile. Religion ist kein Problem: sie existiert ja nur, weil sie uns hilft mit den Herausforderungen und Problemen des Menschseins umzugehen, sie vermittelt einen spirituellen Weg, Lebensweisheit, Handlungsstrategien um das Leben erfolgreich zu bewältigen. Da verwechselt er Ursache und Wirkung Wenn man einen Religionswissenschaftler wie Michael von Brück fragt, was Religion ist, so könnte er das noch nicht mal beantworten, weil der Begriff so vieles beinhaltet.