Intellektuelle Redlichkeit

Philosophisches zum Nachdenken
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Savonlinna
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#41 Re: Verhalten im Forum

Beitrag von Savonlinna » Sa 9. Mai 2015, 17:44

Pluto hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Das Buch wird mir beim Einsortieren meiner Bücher bald wieder in die Hände fallen, hoffe ich, es heißt "Der Ego-Tunnel".
Das Buch habe ich, und fand seine Erklärungen hervorragend, wenn auch das letzte Drittel mir ziemlich langatmig erschien.
Es hätte mich auch gewundert, wenn es Dir nicht gefallen hätte.
Ich habe das Buch jetzt gefunden. Ich hatte seinerzeit in dem Buch angestrichen, wo ich es unerträglich fand, habe ich gerade festgestellt.
Und da kann man ja mal gucken, wie ich es heute finde.

Pluto hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Wie er als Philosoph die Erkenntnisse der Neurologie nutzt, um sein Menschenbild als "bald realisiert" zu behaupten, und zwar vor Glück strahlend, ist kaum fassbar.
Neurologische Ergebnisse sind nicht dazu da, Lieblingsmenschenbilder mit Hilfe neurologischer Möglichkeiten in die Tat umzusetzen.
Ich vermute, du bestrafst den Boten der dir eine Nachricht bringt, die dir nicht gefällt.
Ja, gewisse Menschenbilder gefallen mir tatsächlich nicht.

Ich setze hier mit Ideologiekritik an, um die Wissenschaft von ideologischem Missbrauch zumindest erst mal verbal strikt zu trennen.
Was ich unter Ideologiekritik verstehe, könnte man bei Gelegenheit mal mit Habermas und Adorno abgleichen.

Pluto hat geschrieben:Und nun sind wir echt OT.
Das ist leider wahr, aber Du hast ja inzwischen einen Thread aufgemacht, wo es auch oder nur um Thomas Metzinger geht.
Das ist eine gute Möglichkeit, Metzingers Aussagen ideologiekritisch zu untersuchen.

Nachtrag:
Ach, wir sind ja gar nicht mehr OT, das Thema wurde ja inzwischen abgetrennt.
Heißt das, man kann mit diesem Thema hier bleiben?
Zuletzt geändert von Savonlinna am Sa 9. Mai 2015, 18:11, insgesamt 1-mal geändert.

Pluto
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#42 Re: Verhalten im Forum

Beitrag von Pluto » Sa 9. Mai 2015, 18:11

Savonlinna hat geschrieben:Was ich unter Ideologiekritik verstehe, könnte man bei Gelegenheit mal mit Habermas und Adorno abgleichen.
Du willst mit Ideologie Ideologiekritik üben... Na, dann bin ich gespannt! :lol:

Savonlinna hat geschrieben:... aber Du hast ja inzwischen einen Thread aufgemacht, wo es auch oder nur um Thomas Metzinger geht.
Stets zu Diensten... :D
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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Savonlinna
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#43 Re: Verhalten im Forum

Beitrag von Savonlinna » Sa 9. Mai 2015, 18:12

Pluto hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Was ich unter Ideologiekritik verstehe, könnte man bei Gelegenheit mal mit Habermas und Adorno abgleichen.
Du willst mit Ideologie Ideologiekritik üben... Na, dann bin ich gespannt! :lol:
Was will ich?

Pluto
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#44 Re: Verhalten im Forum

Beitrag von Pluto » Sa 9. Mai 2015, 18:15

Savonlinna hat geschrieben:Was will ich?
Nix... Ich habe falsch gelesen
Vergiss es bitte.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#45 Re: Intellektuelle Redlichkeit

Beitrag von closs » Sa 9. Mai 2015, 18:27

Zeus hat geschrieben:die traditionelle Judenfeindlichkeit des Christentums
... ist eine logische Folge davon, dass sich aus Sicht des Christentums das Judentum nicht dem Juden Jesus angeschlossen hat - "Verrat". - Natürlich ist diese Denkweise falsch - aber so war die geschichtliche Entwicklung.

Zeus hat geschrieben:Das hat doch gar nichts mit der Judenfeindlichkeit des Christentums zu tun.
Doch - nach Theodosius hatte die Kirche großen weltlichen Einfluss. - Ohne diesen Einfluss hätten theologische Fragen zwischen Christentum und Judentum nicht in weltliche Konsequenzen umgewandelt werden können. - Dieses Problem wurde erst mit der Säkularisation im 18./19. Jh. gelöst.

Der zweite von Dir nicht weiter beachtete Punkt ist, dass Juden als versprengtes Volk (durch die Römer - NICHT die Christen) überall auf der Welt Minderheit waren - zumindest bis 1948. - Und dass Minderheiten aus gruppen-dynamischen Gründen gemobbt werden, gilt universal.

Auf dieser Matrix sitzen 19. und 20. Jh. auf - ohne diese Matrix wäre in der Tat die Geschichte anders gelaufen. Aber da sagt nichts über Kausalität aus. - Täte es dies, dann wäre Karl der Große verantwortlich dafür, dass es Adenauer gab - das ginge zu weit.

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sven23
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#46 Re: Intellektuelle Redlichkeit

Beitrag von sven23 » Sa 9. Mai 2015, 18:35

closs hat geschrieben: Der zweite von Dir nicht weiter beachtete Punkt ist, dass Juden als versprengtes Volk (durch die Römer - NICHT die Christen) überall auf der Welt Minderheit waren - zumindest bis 1948. - Und dass Minderheiten aus gruppen-dynamischen Gründen gemobbt werden, gilt universal.
Es gibt auch andere Volksgruppen, die in alle Welt ausgewandert oder versprengt wurden. Aber so gemobbt wie die Juden wurden nur wenige. Das hat auch religiöse Gründe.



closs hat geschrieben: Aber da sagt nichts über Kausalität aus. -
Eigentlich schon. Warum soll man die Verantwortung der christlichen Kirche für den Antisemitismus leugnen? Und die Bibel lieferte die Grundlage dafür.
http://www.bibelkritik.ch/kirchenkritik/e13.htm
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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Zeus
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#47 Re: Intellektuelle Redlichkeit

Beitrag von Zeus » Sa 9. Mai 2015, 19:44

@closs
Die Kernaussage war folgende:
es lässt sich auch nicht abstreiten, dass die Kirche 2000 Jahre lang keine Gelegenheit ausgelassen hat, den Antisemitismus zu kultivieren. Damit hat sie den Boden bereitet, auf dem all die Scheußlichkeiten gedeihen konnten.
closs hat geschrieben:Das kommt davon, wenn Religionen mit der weltlichen Macht verbandelt sind - DER Sündenfall der Kirche seit Theodosius.
Damit behauptetest du, dass die Ursache des Antisemitismus besagter Sündenfall sei.
Und das stimmt nun definitiv NICHT, lieber closs.
Und jetzt schreibst du:
nach Theodosius hatte die Kirche großen weltlichen Einfluss. - Ohne diesen Einfluss hätten theologische Fragen zwischen Christentum und Judentum nicht in weltliche Konsequenzen umgewandelt werden können.
Dem kann ich zustimmen, aber es bleibt die Tatsache, dass der christliche Judenhass als solcher nichts mit der "Verbandelung" zu tun hat. Nur die bekannten, von christlicher Nächstenliebeâ„¢ geprägten, Konsequenzen gewannen weltweite Bedeutung, sobald die Kirche Macht hatte.
e^(i*Pi) + 1 = 0
Gott ist das einzige Wesen, das, um zu herrschen, noch nicht einmal existieren muss.
(Charles Baudelaire, frz. Schriftsteller, 1821-1867)

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Yusuke
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#48 Re: Intellektuelle Redlichkeit

Beitrag von Yusuke » Sa 9. Mai 2015, 21:51

Hallo zusammen :),

Zeus hat geschrieben:aber es bleibt die Tatsache, dass der christliche Judenhass als solcher nichts mit der "Verbandelung" zu tun hat.

Kannst du das mal mehr begründen? ich verstehe nicht, warum es nichts mit dem, von closs genannten, "Sündenfall" zu tun hat.

Es ist ja schließlich nichts neues unter der Sonne, wenn man sagt das extreme Ideologien (Religionen sind auch ideologisch) gepaart mit staatlicher Macht zu Probleme führen können. Folglich wäre der geschichtliche Ausmaß des christlichen Antisemitismus nicht denkbar ohne die Vergangenheit der Kirche.

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Zeus
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#49 Re: Intellektuelle Redlichkeit

Beitrag von Zeus » So 10. Mai 2015, 01:13

Yusuke hat geschrieben:Hallo zusammen :),

Zeus hat geschrieben:aber es bleibt die Tatsache, dass der christliche Judenhass als solcher nichts mit der "Verbandelung" zu tun hat.
Kannst du das mal mehr begründen? ich verstehe nicht, warum es nichts mit dem, von closs genannten, "Sündenfall" zu tun hat.
Weil der Hass gegen die Juden schon lange vor dem "Sündenfall" geschürt wurde und zwar durch Paulus, dem eigentlichen Gründer des Christentums.
In Paulus' ältestem Brief, dem Thessalonicherbrief, lesen wir zum Beispiel:

"Die (Juden) haben den Herrn Jesus getötet und die Propheten und haben uns verfolgt und gefallen Gott nicht und sind allen Menschen feind. Und um das Maß ihrer Sünden allewege voll zu machen, wehren sie uns, den Heiden zu predigen zu ihrem Heil. Aber der Zorn Gottes ist schon in vollem Maß über sie gekommen."(1. Thess 2,14-16)
MEHR

Auch im Johannesevangelium wird gegen die Juden gehetzt:

Dieses judenfeindlichste Evangelium der Bibel, beschwert sich wortgewaltig über die "Kinder Abrahams", die Jesu Lehren nicht annehmen wollten (Joh 8, 44-45): "Ihr habt den Teufel zum Vater, und nach eures Vaters Gelüste wollt ihr tun. Der ist ein Mörder von Anfang an und steht nicht in der Wahrheit."

Außerdem tauchen in diesem Evangelium (=Frohe Botschaft!) die Juden immer wieder als Jesus' Gegner auf, die ihm nach dem Leben trachten (Joh 10,31): "Da hoben die Juden abermals Steine auf, um ihn (Jesus) zu steinigen."

Folglich wäre der geschichtliche Ausmaß des christlichen Antisemitismus nicht denkbar ohne die Vergangenheit der Kirche.
Dem stimme ich zu.
Aber es bleibt die Tatsache, - ich wiederhole - dass der christliche Judenhass als solcher nichts mit der "Verbandelung" zu tun hat. Der Samen für den Judenhass wurde lange vor der "Verstaatlichung" der christlichen Religion gesät.
Nur die bekannten, von christlicher Nächstenliebeâ„¢- das war Sarkasmus - geprägten Konsequenzen gewannen weltweite Bedeutung, sobald die Kirche Macht hatte.
Erst Theodosius I erhob das Christentum faktisch zur Staatsreligion. Das geschah gegen Ende des vierten Jahrhunderts.
Paulus schrieb seine Briefe, in denen er oft Hetztiraden gegen die Juden vom Stapel ließ, ungefähr dreihundert Jahre früher.
Noch Fragen?

LG
Zeus
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(Charles Baudelaire, frz. Schriftsteller, 1821-1867)

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#50 Re: Intellektuelle Redlichkeit

Beitrag von 2Lena » So 10. Mai 2015, 05:02

Aber sicher sind da Fragen ...
Weshalb hat sich niemand um die Texterschließung gekümmert.

Es muss doch auffallen, dass die Katholische Kirche, als Vereinigung der Philosophieschulen mit Ethik als Prinzip und Jesus Christus als Leitfigur eben keine Hetzreden führen konnte ...

Zeus, man kehrt doch zuerst vor der eigenen Haustür (habe ICH das richtig verstanden, heißt da die Frage ...) bevor andere beschuldigt werden ...:-(
Es ist eine Riesenschalmperei in der Wissenschaft geworden.

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