Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Philosophisches zum Nachdenken
Pluto
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#41 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von Pluto » Di 25. Nov 2014, 15:55

closs hat geschrieben:Immerhin kann kein Materialist hier auf dem Forum behaupten, es nicht schon mal gehört zu haben, wenn es soweit ist. ;)
Das gilt auch umgekehrt, nicht wahr? — Aber das weißt du schon, oder?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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Savonlinna
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#42 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von Savonlinna » Di 25. Nov 2014, 15:56

Andreas hat geschrieben:@ Savonlinna
Das bedeutet dann wohl, dass für dich "christlicher Glaube" kategorial etwas anderes als "Weltanschauung" ist. Korrekt?
Verstehe nicht genau Deine Frage.
Kannst Du sie vielleicht noch mal umformulieren? Worauf beziehst Du Dich?
Ich muss allerdings jetzt sofort weg, werde die Antwort heute Abend lesen.

closs
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#43 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von closs » Di 25. Nov 2014, 20:10

Pluto hat geschrieben:"Sein ist Realität unabhängig von Wahrnehmung" ... überlasse ich den Gläubigen das Feld.
Dieser Punkt hat ÜBERHAUPT nichts mit gläubig oder ungläubig zu tun.

Pluto hat geschrieben:Ich sehe den menschlichen Geist als Prozess, deren primäre Aufgabe es ist die Steuerung des menschlichen Organismus um sein Überleben zu sichern und sein Wohlsein zu erhalten.
Das Funktions-Bündel, das Du aufzählst, ist zweifellos wichtig und richtig - hat aber nichts mit dem zu tun, was man im Christentum unter "Geist" versteht. - Wir sprechen von zwei verschiedenen Phänomen, für die es zufällig das selbe Wort zu geben scheint - in der Linguistik nennt man das "Homophon".

Pluto hat geschrieben:Viele Steuerungsvorgänge beginne im Unbewussten, und werden dann durch den geistigen Prozess bewusst.
Das gilt im christlichen Sinn des Wortes Geist auch - manches wirkt unbewusst, anderes ist einem bewusst. - Aber wie gesagt: Wir sprechen hier unter dem Label "Geist" von ganz unterschiedlichen Dingen - beginnend bei der Software für materielle Abläufe, führend zu kognitiven Phänomenen und endend mit dem, was unter christlichen Gesichtspunkt überhaupt erst "Geist" genannt wird - nämlich Transzendenz-Fähigkeit (also genau an dem Punkt, wo die materialistische Definition endet) :lol: - Insofern sind materialistisches und christliches Geist-Verständnis komplementär.

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Andreas
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#44 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von Andreas » Di 25. Nov 2014, 20:25

closs hat geschrieben:Dieser Punkt hat ÜBERHAUPT nichts mit gläubig oder ungläubig zu tun.
Das verstehe ich jetzt aber auch nicht mehr.

closs
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#45 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von closs » Di 25. Nov 2014, 20:27

Savonlinna hat geschrieben: Und dass gerade dieser Ballast die Eintrittskarte zum "Reich Gottes" sein soll - das kann doch wohl nicht sein, oder?
Ist es wirklich nicht - im Gegenteil: Wer geistig-instinktiv das Richtige tut (früher hat man dazu "Gewissen" gesagt), steht am Ticket-Schalter ganz vorne.

Wenn wir hier reden, ist dies ja eine Meta-Ebene: Wir versuchen das, was Menschen denken und glauben, zu analysieren - oder auch: Wir versuchen erkenntnis-theoretische Grundlagen zu verstehen oder zu erarbeiten. - Das allein ist nichts.

Savonlinna hat geschrieben: und auch er bestand auf dem Begriff "Sein"
Es ist verwunderlich, dass dieser Begriff als religiös oder weltanschaulich interpretiert ist - eigentlich meine ich ihn auf nüchternste Art sachlich: "Sein = wenn etwas unabhängig von unserer Wahrnehmung der Fall ist" - ohne jegliche weltanschauliche Referenz.

Pluto
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#46 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von Pluto » Di 25. Nov 2014, 20:29

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:"Sein ist Realität unabhängig von Wahrnehmung" ... überlasse ich den Gläubigen das Feld.
Dieser Punkt hat ÜBERHAUPT nichts mit gläubig oder ungläubig zu tun.
Selbstverständlich hat es mit Glaube zu tun. Denn man muss entweder glauben oder dogmatisch setzen, dass es Sein unabhängig von Wahrnehmung gibt.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Ich sehe den menschlichen Geist als Prozess, deren primäre Aufgabe es ist die Steuerung des menschlichen Organismus um sein Überleben zu sichern und sein Wohlsein zu erhalten.
Das Funktions-Bündel, das Du aufzählst, ist zweifellos wichtig und richtig
Mehr als das.
Geist ist eine unabdingbar notwendiger Prozess zum Erhalt des lebensfähigen Organismus.

closs hat geschrieben:führend zu kognitiven Phänomenen und endend mit dem, was unter christlichen Gesichtspunkt überhaupt erst "Geist" genannt wird
Darin sehe ich eine eher marginale Aufgabe des Geists, denn sie ignoriert die primäre Aufgabe des menschlichen Geistes, und das ist dem Überleben und dem Wohlsein des Organismus als Ganzheit zu dienen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#47 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von closs » Di 25. Nov 2014, 20:30

Andreas hat geschrieben:Das verstehe ich jetzt aber auch nicht mehr.
Ein Baum ist ein Baum - unabhängig davon, ob er jemals wahrgenommen wird. - Ein Geist ist ein Geist - unabhängig davon, ob er jemals wahrnehmbar ist. - "Sein" ist, wenn es dasselbe ist, ob Publikum da ist oder nicht. - Das halte ich für eine sachliche, glaubens-neutrale Aussage.

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Savonlinna
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#48 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von Savonlinna » Di 25. Nov 2014, 20:31

Andreas hat geschrieben:
closs hat geschrieben:Dieser Punkt hat ÜBERHAUPT nichts mit gläubig oder ungläubig zu tun.
Das verstehe ich jetzt aber auch nicht mehr.
Das ist gut, dass closs das sagt. Denn genauso habe ich closs verstanden.
Deine Aussage, Andreas, dass nur Christen das schreiben können - und wer closs nicht recht gibt, nicht ins Reich Gottes kommt -, war schon ziemlich grenzwertig.

Ich hab das grad in einem längeren Beitrag in irgend einem Thread geschrieben.

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#49 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von closs » Di 25. Nov 2014, 20:33

Pluto hat geschrieben:Geist ist eine unabdingbar notwendiger Prozess zum Erhalt des lebensfähigen Organismus.
Für das, was Du unter "Geist" verstehst (oder gar: was "man" inzwischen unter Geist versteht), ist das unbestritten - es ist aber etwas qualitativ anderes als das, was man als ebenbildlichen/transzendenten Geist bezeichnet. - Wir sprechen mit demselben Wort von zwei unterschiedlichen Feldern. So als würden wir über "Quark" reden - Du im Sinne der Teilchenphysik, ich im Sinne des Milchprodukts. ;)

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#50 Re: Ontologie & Sein - Descartes, Plato und Heidegger

Beitrag von Savonlinna » Di 25. Nov 2014, 20:35

closs hat geschrieben:
Andreas hat geschrieben:Das verstehe ich jetzt aber auch nicht mehr.
Ein Baum ist ein Baum - unabhängig davon, ob er jemals wahrgenommen wird. - Ein Geist ist ein Geist - unabhängig davon, ob er jemals wahrnehmbar ist. - "Sein" ist, wenn es dasselbe ist, ob Publikum da ist oder nicht. - Das halte ich für eine sachliche, glaubens-neutrale Aussage.

Das erinnert mich an die Frage:
Kann man beweisen, dass ein Baum, der im Urwald umfällt, wirklich ein Geräusch macht - wenn keiner dabei ist?
Meine Antwort: Wenn keiner dabei ist, setzt auch keiner die Schallwellen um, also gibt es kein Geräusch.

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