Thaddäus hat geschrieben:Supra-naturalistische Erklärungen werden auch in allen(!) Geisteswissenschaften und den Gesellschaftswissenschaften zurückgewiesen.
Das geht nur, wenn man das Wort "geistig" so semantisch verhunzt, dass es passend gemacht ist. - Als nächstes kommt dann: "Theologie ist nur dann redlich, wenn sie Gott ausschließt".
Thaddäus hat geschrieben:Jeder kann nach historisch-kritischer Methodik forschen, egal woran er glaubt oder nicht glaubt. Er muss die Methode nur korrekt anwenden.
Richtig - aber das ist doch nicht das Problem.
Meine Aussage ist konkret: Selbst wenn Jesus historisch Gott ist, KANN die HKM interpretativ nicht zu diesem Ergebnis kommen. - Oder hättest Du Gründe, dem zu widersprechen?
Thaddäus hat geschrieben:Hältst du etwa die Judenverfolgung durch die Nazis für rational?
Warum nicht? - Es lag eine furchtbare Hermeneutik/moralisch indiskutable Vorannahme/Setzung zugrunde, auf deren Basis man schlüssig Regelungen und Prinzipien aufgestellt hat und danach gehandelt hat (vgl. wik zu "Vernunft"). - "Ratio" ist keine moralische/ethische, sondern eine technische Größe. - Katholischerseits unterscheidet man deshalb die (technische) "Ratio" von der (werte-gebundenen) "Ratio recta". - Wenn ich einen Banküberfall, Frauenmord, Steuerbetrug plane, tue ich das "rational".
Insofern wäre Deine Frage zu beantworten mit: Die Judenverfolgung verstößt gegen die "Ratio recta", aber nicht gegen eine werte-mäßig neutrale, rein technische Ratio.
Thaddäus hat geschrieben:Jesus kann nicht "historisch" göttlich sein.
Wieso denn das? - Wenn Jesus in Jerusalem rumgelatscht ist und Gott war, war er historisch göttlich - was denn sonst?
Thaddäus hat geschrieben:Historizität spielt für die Göttlichkeit Jesu überhaupt keine Rolle.
Doch - weil es ein Unterschied ist, ob ein Mensch oder Gott historisch am Kreuz hängt.
Thaddäus hat geschrieben:Es ist eine Glaubensfrage und es erfordert eine Glaubensentscheidung, wenn man JESUS für göttlich hält. Das ist auch keine rationale Frage, denn rationale Gründe spielen für diese Entscheidung keine Rolle.
Es ist auch eine Glaubensfrage, wenn man Jesus für nur-menschlich hält. - Rational ist es insofern schon, dass alles, was historisch der Fall sein kann, nicht gegen die Vernunft (in meinem Verständnis) verstoßen kann. - Stell Dir mal vor: "Die Existenz von Eichen ist vernünftig - die von Erlen nicht" - das macht doch keinen Sinn.
Thaddäus hat geschrieben: Etwas anders verhält es sich bei der Frage, ob man an Gott glaubt. Das kann unter UMständen eine rationale Entscheidung sein.
Da machst Du eine interessante Unterscheidung. - Warum sollte man rational an die Existenz Gottes glauben können und NICHT an die Existenz Jesu als göttlich glauben können? - Falls beides "ist", können wir an dieser "Realität" doch nichts ändern - und die eine Realität wäre rational und die andere nicht? - Siehe oben "Eiche und Erle".
Thaddäus hat geschrieben:Jeder mensch - insofern er geistig gesund ist - VERMAG rational und vernünftig zu denken. Er muss es aber nicht, wie nicht zuletzt du hier beweist.
Wieder ein "Beweis".
Thaddäus hat geschrieben:Nur als menschliche Eigenschaften sind Rationalität und Vernunft auch ontologische Größen
Das ist ein perfekter Widerspruch in sich: Das Sein ist die Voraussetzung für das Seiende - und nicht umgekehrt. - Allenfalls kann uns das Sein über Thematisierung durch das Seiende offenbar werden.
Mit anderen Worten: Wenn es Gott als Sein gibt, dann "ist" das auch dann so, wenn keine Sau Gott thematisiert - oder alle per Ratio sagen würden, dass es ihn nicht gibt. - Oder habe ich Dich falsch verstanden?
Thaddäus hat geschrieben:Wenn du Gott die Eigenschaften Rationalität und Vernünftigkeit zusprichst, dann kann sich diese Vernünftigkeit und Rationalität nicht von der menschlichen unterscheiden
Das ist grandios FALSCH. - Umgekehrt wird ein Schuh draus: Menschliche "Ratio recta" kann eine authentische Ableitung göttlicher Vernunft auf (unsere) tieferer Dimension sein - oder umgekehrt: Menschliche "Ratio recta" ist "aufhebbar" in göttliche Vernunft - "menschliche "Ratio falsa" dagegen nicht.
Im besten Fall kann der mit "Ratio recta" ausgestattete (der Theologe würde sagen: begnadete) Mensch authentisch sein zu göttlicher Vernunft.
Thaddäus hat geschrieben:Wenn du behauptest, Gott sei rational und vernünftig, dann ist das ZWANGSLÄUFIG eine Zuschreibung, die DU vornimmst und niemand anderes.
Das ist der thematisierende Versuch eines Seienden, das Sein authentisch zu benennen - anders geht es nicht - aber inhaltlich das ist natürlich eine Definitionsfrage. - Meine Definition wäre: "Vernunft ist Eigenschaft der letzten, nicht weiterführbaren Synthese (= Gott)". - Alternative dazu wäre, dass das, woher alles ist, NICHT vernünftig ist - kann das sein? Spätestens jetzt müssten wir genau definieren, was wir unter "Vernunft" verstehen wollen. - Soll es eine genuin menschliche Eigenschaft sein, die mit Gott nichts zu tun haben muss, oder ist es Ableitung göttlicher Vernunft?
Thaddäus hat geschrieben:Nein, denn dir ist überhaupt nicht daran gelegen, eine rationale und vernünftige Diskussion um deine Behauptungen zu führen. Es geht dir nicht um die Wahrheit.
Ich zitiere absichtlich solche Hämmer von Dir, damit Du sie nochmal liest. - Du versuchst alles, Vernunft als systemisch-anthropozentrischen Zauberlehrling-Zauberstab zu etablieren und sprichst mir dann Wahrheitssuche ab, wenn ich Vernunft dimensional höher ansetze. - Schon mal was von "Glashaus" gehört?
Thaddäus hat geschrieben:Und deshalb geht es hier schon lange nicht mehr um dich und deine längst in jederlei Hinsicht als falsch oder unsinnig erwiesenen Ansichten.
Um mich geht es eh nicht - was meine Ansichten angeht: Da gibt es sicherlich noch Optimierungs-Spielräume, aber sicherlich nicht auf diesem Niveau. - Was Du unter "erwiesen", "bewiesen" und sonstwas darstellst, kommt ausschließlich aus Schlussfolgerungen aus Deiner Dogmatik.
Thaddäus hat geschrieben:Es geht - mit zumindest - vielmehr darum, allen, die es sehen wollen, die Mächtigkeit des rationalen und stringenten besseren Argumentierens an dir zu demonstrieren.
Das gelingt Dir aber nicht, weil Dein Argumentations-System auf Zauberlehrlings-Ebene abläuft. - Du versuchst, "Vernunft" als Erfindung des Menschen darzustellen, die Maßstab für Gott und die Welt sein könne. - Aus meiner Sicht richtig wäre, wenn Du Dir aus einer übergeordneten Vernunft Gottes eine menschliche "Ratio recta" abzwacken würdest - also nicht erfinden, sondern aufnehmen - es ist doch alles da.
Thaddäus hat geschrieben:Vielmehr geht es um ein höheres Ethos und die Freiheit des Denkens selbst, welches sich aus den Fesseln dogmatisch vorgeschriebenen, ideologischen Denkens befreien und gegen solches Denken immer wieder aktiv kämpfen muss, - egal, wo es sich zeigt.
Es zeigt sich doch bei DIR - Du denkst streng dogmatisch - während ich versuche, aus verschiedenen Perspektiven zu denken. - Was ist aus Deinem Mund ein "höheres Ethos" wert, wenn Du gleichzeitig "Vernunft" nicht als "Höheres", sondern als menschliches Eigengewächs verstehst? - Da beißt sich doch was.
Thaddäus hat geschrieben:Wenn aber klar ist, was mit Sicherheit oder Wahrscheinlichkeit die Wahrheit ist, dann ist es moralisch verwerflich, aus dogmatischen Gründen an den falschen Überzeugungen festzuhalten.
Wider besseren Wissens handeln die allerwenigsten Menschen - meistens ist es Irren - "Der Teufel (von griechisch Διάβολος Diábolos, wörtlich ‚Durcheinanderwerfer‘ im Sinne von ‚Verwirrer, Faktenverdreher, Verleumder‘ aus διά dia ‚auseinander‘ und βάλλειν bállein ‚werfen‘, zusammengesetzt zu διαβάλλειν diabállein Zerwürfnis stiften, verleumden; lateinisch Diabolus)" (wik) - das Satanische ist meistens nicht das mit dem Messer zwischen den Zähnen, sondern das brillant Irrende.
Thaddäus hat geschrieben:Um dich zu retten kann ich dir also nur das neutestamentliche Wort der ersten Christen in schwesterlicher Liebe zurufen: "metanoia"! Denke um und ändere dein Leben.
Ganz ohne Groll oder Lust auf eine Retourkutsche: Genauso wollte ich diesen Post im Hinblick auf Dich beenden.
Gehen wir mal davon aus, dass wir es beide aufrichtig meinen und beide nicht bösartig sein wollen: Wie kann das sein, dass zwei Menschen mit bestem Wissen und Gewissen so diametral meinen können, Vernunft und Wahrheit besser zu vertreten als der jeweils andere? - Bitte keine platten Antworten.