Heidegger und kein Ende?

Philosophisches zum Nachdenken
closs
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#101 Re: Heidegger und kein Ende?

Beitrag von closs » Di 5. Mai 2015, 16:54

Pluto hat geschrieben:Grün ist das was wir empfinden, wenn gewisse Rezeptoren in unseren Augen auf Licht mit einer bestimmten Wellenlänge reagieren (ca. 450-500 nm).
Ja - und wenn es auf das Auge einer anderen Spezies fällt, kann es ganz anders aussehen. - Aber das, was die Reaktion hervorruft, "ist". - Und das wäre das "Sein".

Savonlinna hat geschrieben:Durch Bewusstwerden.
Das IST doch Wahrnehmung (wenn man dieses Wort nicht aufs Sinnliche beschränkt, sondern auch geistig versteht) - oder nenne es Rezeption.

Savonlinna hat geschrieben:Ich verstehe es also ganz anders als Du.
Möglich - wir müssen das Schritt für Schritt abklappern..

Savonlinna hat geschrieben: Das kann einem plötzlich bewusst werden, dass ich alles ganz selbstverständlich als seiend wahrnehme.
Aha - für Dich wäre also "bewusst-werden" etwas anderes als "wahrnehmen". - Ja schon - aber das würde ich nennen "bewusst wahrnehmen" und "unbewusst wahrnehmen".

Eigentlich gefällt mir das Farb-Beispiel am besten: Da trifft dasselbe auf verschiedene Augen, die je nach deren Aufbau dieses Auftreffende unterschiedlich wahrnehmen. - Das Wahrgenommene (bewusst oder unbewusst) wäre das Seiende - DASS es ein Wahrzunehmendes überhaupt gibt, läge am "Sein", das "vor-gängig" ist und als solches nicht wahrnehmbar ist, weil immer nur eine Variante des Seins ein Seiendes sein kann.

"Seiendes ist gewordenes Mögliches", schreibt wik. dazu.

closs
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#102 Re: Heidegger und kein Ende?

Beitrag von closs » Di 5. Mai 2015, 16:57

Scrypt.on hat geschrieben: Messung ist nicht gleich Wahrnehmung
Messen ist keine sinnliche Wahrnehmung - ok. - Wenn es Dir besser gefällt: Messen ist eine Form der Rezeption.

Scrypt.on hat geschrieben:Meinst du, das Messergebnis wäre dann von vorn herein ANDERS?
Warum sollte es?

Scrypt.on hat geschrieben:Es spricht nichts dafür, dass diese metaphsyischen Konstruke "das, was ist" sind.
Aus Sicht des Seins ist es wurscht, was aus unserer Sicht dafür oder dagegen spricht - das ist unser Problem.

Scrypt.on hat geschrieben:Deshalb ist aber nicht alles (oder überhaupt etwas) metaphysische, was man sich ausdenken kann und an das in der Welt hier oder dort so geglaubt wird "der Fall".
Natürlich nicht.- Wer würde so etwas behaupten?

Scrypt.on hat geschrieben:Bereits der Grundsatz, dass es überhaupt Metaphysisches gibt, ist nichts weiter als eine willkürliche Behauptung.
Das Entscheidende ist, ob diese Behauptung authentisch ist in Bezug auf das Sein. Egal, ob wir es nachprüfen können oder nicht.

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Savonlinna
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#103 Re: Heidegger und kein Ende?

Beitrag von Savonlinna » Di 5. Mai 2015, 20:45

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Durch Bewusstwerden.
Das IST doch Wahrnehmung (wenn man dieses Wort nicht aufs Sinnliche beschränkt, sondern auch geistig versteht) - oder nenne es Rezeption.
Tut mir Leid - Rezeption ist etwas gänzlich anderes.

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben: Das kann einem plötzlich bewusst werden, dass ich alles ganz selbstverständlich als seiend wahrnehme.
Aha - für Dich wäre also "bewusst-werden" etwas anderes als "wahrnehmen". - Ja schon - aber das würde ich nennen "bewusst wahrnehmen" und "unbewusst wahrnehmen".
Nein. Ich spreche von etwas anderem. Aber man versteht es wahrscheinlich nur, wenn man es kennt.
Wie immer in solchen Fällen.
Du nimmst, wie es aussieht, nur den ersten Teil des zitierten Satzes, den zweiten nicht. Aber der erste ist nur die Einleitung zum zweiten Teil.

closs hat geschrieben:Eigentlich gefällt mir das Farb-Beispiel am besten: Da trifft dasselbe auf verschiedene Augen, die je nach deren Aufbau dieses Auftreffende unterschiedlich wahrnehmen. - Das Wahrgenommene (bewusst oder unbewusst) wäre das Seiende - DASS es ein Wahrzunehmendes überhaupt gibt, läge am "Sein", das "vor-gängig" ist und als solches nicht wahrnehmbar ist, weil immer nur eine Variante des Seins ein Seiendes sein kann.
Du sprichst von radikal Anderem als ich und - meiner Auffassung nach - als Heidegger in Bezug auf das, was der Artikelschreiber thematisiert hat,
Hätte ich das gemeint, so wie Du es formulierst, dann hätte ich das durchaus so ausdrücken können wie Du.
Ich habe aber bewusst meine Worte gewählt, damit man eben nicht das daraus liest, was Du daraus liest.

Ich glaube, es ist so, wie man es manchmal mit "den Star gestochen bekommen" beschreibt:
Es muss einem der Star gestochen werden, damit man plötzlich etwas sieht, in dem man die ganze Zeit war.
Es hat mit Rezeption und verschiedenen Wahrnehmungsformen gar nichts zu tun.
Ich habe in den vorigen posts einige Beispiele gebracht, die Dir offenbar nichts sagen.
Insofern sollten wir es aufgeben.

closs hat geschrieben:"Seiendes ist gewordenes Mögliches", schreibt wik. dazu.
Ich habe versucht zu ergooglen, woher dieser Satz stammt.
Ich habe ihn in dem Artikel "Sein" bei wikipedia gefunden, aber nicht unter "Heidegger".

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#104 Re: Heidegger und kein Ende?

Beitrag von Pluto » Di 5. Mai 2015, 21:17

Savonlinna hat geschrieben:
closs hat geschrieben:"Seiendes ist gewordenes Mögliches", schreibt wik. dazu.
Ich habe versucht zu ergooglen, woher dieser Satz stammt.
Ich habe ihn in dem Artikel "Sein" bei wikipedia gefunden, aber nicht unter "Heidegger".
Mir scheint hier das Problem zu sein, dass man "Mögliches" niemals unterteilen kann in Illusion und Realität. Der Versuch, "Seiendes" dadurch allumfassend zu machen scheitert am Mangel an Aussagefähigkeit und Präzision.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#105 Re: Heidegger und kein Ende?

Beitrag von closs » Di 5. Mai 2015, 21:56

Savonlinna hat geschrieben:Ich habe in den vorigen posts einige Beispiele gebracht, die Dir offenbar nichts sagen.
Was ich verstehe, ist der psychologische/kognitive Ansatz. - Damit kann ich relativ wenig anfangen, weil er mir für ontologische Dinge fremd erscheint.

Verstehst Du Heideggers Ontologie als platonische Philosophie? (Ich schon) (Ich versuche gerade, einen übergeordneten Anknüpfungs-Punkt in unseren Verständnissen zu finden).

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#106 Re: Heidegger und kein Ende?

Beitrag von closs » Di 5. Mai 2015, 22:00

Pluto hat geschrieben:Mir scheint hier das Problem zu sein, dass man "Mögliches" niemals unterteilen kann in Illusion und Realität.
"Seiendes" ist aus meiner Sicht Ausdruck von "Sein" - so wie das "seiende" Auftreffen von Lichtwellen bei Dir das Ergebnis "grün" bringen, ohne dass das "Sein" dazu grün wäre. - Verstehst Du mich?

Die Unterteilung von "Illusion" und "Realität" würde ich völlig unwichtig finden - man sollte einfach beziehen auf "das, was ist", egal wie man es einordnen würde.

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#107 Re: Heidegger und kein Ende?

Beitrag von Savonlinna » Di 5. Mai 2015, 22:23

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Ich habe in den vorigen posts einige Beispiele gebracht, die Dir offenbar nichts sagen.
Was ich verstehe, ist der psychologische/kognitive Ansatz.
Das war mir aber ferne.

closs hat geschrieben:Damit kann ich relativ wenig anfangen, weil er mir für ontologische Dinge fremd erscheint.
Ich weiß nicht, was ontologische Dinge sind. Ich habe mich erst mal nur auf diesen von Dir zitierten Artikel eingelassen.
Aber, wie gesagt: Ich gehe nicht psychologisch-kognitiv vor. Wie kann man das auch aus meinen Sätzen lesen? Ich verstehe das nicht.

Savonlinna hat geschrieben:Verstehst Du Heideggers Ontologie als platonische Philosophie? (Ich schon) (Ich versuche gerade, einen übergeordneten Anknüpfungs-Punkt in unseren Verständnissen zu finden).
Ich habe "Sein und Zeit" doch überhaupt noch nicht gelesen.

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#108 Re: Heidegger und kein Ende?

Beitrag von Savonlinna » Di 5. Mai 2015, 22:32

Pluto hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:
closs hat geschrieben:"Seiendes ist gewordenes Mögliches", schreibt wik. dazu.
Ich habe versucht zu ergooglen, woher dieser Satz stammt.
Ich habe ihn in dem Artikel "Sein" bei wikipedia gefunden, aber nicht unter "Heidegger".
Mir scheint hier das Problem zu sein, dass man "Mögliches" niemals unterteilen kann in Illusion und Realität.
Ich vermute, der Gedanke des Möglichen stammt nicht von Heidegger. closs hat den Begriff von einem anderen - unbenannten - Autor her.

Pluto hat geschrieben:Der Versuch, "Seiendes" dadurch allumfassend zu machen scheitert am Mangel an Aussagefähigkeit und Präzision.
Dessen hat sich Heidegger aber offenbar gar nicht schuldig gemacht.

Außerdem müssen Philosophen nicht "präzise" sein. Sie können Ahnungen haben, die sie formulieren. So wie Dichter auch.
Sie können Dinge erspüren, und das schreiben sie auf.
Aber das, was Heidegger sagt, dass es dem Menschen in der Regel gar nicht auffällt, dass er und alles andere ja "seiend" ist, scheint mir schon ziemlich präzise zu sein.

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#109 Re: Heidegger und kein Ende?

Beitrag von Pluto » Di 5. Mai 2015, 22:43

Savonlinna hat geschrieben:Außerdem müssen Philosophen nicht "präzise" sein. Sie können Ahnungen haben, die sie formulieren.
Müssten sie dann nicht von "Ahnungen" reden, und ihre Begriffe wie das "Seiende" nicht als Faktum hinstellen?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#110 Re: Heidegger und kein Ende?

Beitrag von Savonlinna » Di 5. Mai 2015, 22:49

Pluto hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Außerdem müssen Philosophen nicht "präzise" sein. Sie können Ahnungen haben, die sie formulieren.
Müssten sie dann nicht von "Ahnungen" reden, und ihre Begriffe wie das "Seiende" nicht als Faktum hinstellen?
Würde ich auch sagen.
Ich habe bei Heidegger das Wort "Fakt" auch noch nicht aufgespürt.
Aber das englische "being" ist auch keine Ahnung. Auch kein Fakt, aber doch eine Beschreibung dessen, wie der Mensch funzt. Oder nicht?

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