Philosophie des Glaubens

Philosophisches zum Nachdenken
Hemul
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#11 Re: Religionskritik

Beitrag von Hemul » Do 13. Jun 2013, 16:14

Janina hat geschrieben: Was wolltest Du eigentlich wissen? Das kann ich in dem Wirrwar nicht erkennen.

Hi Ninchen!
Ich wollte Deine Gedankengänge nur einmal in andere Bahnen lenken. :Smiley popcorn:
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)


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Lamarck
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#13 Re: Religionskritik

Beitrag von Lamarck » Do 13. Jun 2013, 16:36

Hi dvdk!

dvdk hat geschrieben:
Lamarck hat geschrieben: 'Glaube' ist nichts weiter als die Annahme, dass das, was ich 'glaube', zutreffend ist. Damit sind 'Glaubensinhalte' beliebig und somit sinnlos. Wunschdenken beruht eben immer auf einen Zirkelschluss. Wer 'glaubt', kann damit also nicht vernünfig sein. Da ist es schon ein Treppenwitz, dass 'Glaube' in adäquater Verwendung ein Synonym zu 'Vermutung' ist ... .
Glauben kann man viel. Oft ist er zutreffend. Selbst die Wissenschaft glaubt und vermutet, bis der Glaube zur Gewissheit wird.

'Glaube'(Religion) ist nie [sic!] zutreffend. 'Glaube'(Vermutung) kann zutreffend sein, bedarf aber gerade deshalb implizit der Überprüfung.

'Glaube'(Religion) ist nur eine Überzeugung ohne Grundlage. 'Glaube'(Vermutung) kann ein Anreiz dazu sein, nach der betreffenden Grundlage zu suchen.


Selbst wenn ich der Ansicht wäre, Götter würden tatsächlich existieren, wäre dies 'Glaube'(Vermutung). Genausogut könnte ich vermuten, der Yeti, Bigfoot oder das Ungeheuer von Loch Ness würden existieren. Dann wäre ich aber dazu verpflichtet, dies mittels angemessener Methodik darzustellen. Der Yeti, Bigfoot oder das Ungeheuer von Loch Ness existieren nicht deshalb, weil ich solches Vertrauen in meine Vermutungen setze, dass ich diese als 'Wahrheit' bezeichne.




dvdk hat geschrieben: Hat denn Kolumbus gewußt, dass die Erde eine Kugel ist, oder hat er geglaubt?

Ich glaub', ich muss aufs Klo ... .



Cheers,

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Hemul
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#14 Re: Philosophie des Glaubens

Beitrag von Hemul » Do 13. Jun 2013, 19:40

Janina hat geschrieben:Willst du an mein Helfersyndrom appellieren?

Hi Janina!
Kann sein. Aber zunächst kannst Du mir ja meine aufgeworfenen Fragen beantworten? :Smiley popcorn:
Aber bitte nicht wieder so zickig reagieren. Du weißt ja was Dir dann sonst wieder blüht. Züchtigung in Form eines passenden Gedichtes. :lol:
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Demian
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#15 Re: Religionskritik

Beitrag von Demian » Do 13. Jun 2013, 19:53

Das stimmt schon im Ansatz nicht: wenn Glaube sinnlos wäre, dann hätte er sich evolutionär nicht bewährt.

Lamarck hat geschrieben: 'Glaube' ist nichts weiter als die Annahme, dass das, was ich 'glaube', zutreffend ist. Damit sind 'Glaubensinhalte' beliebig und somit sinnlos.

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Lamarck
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#16 Re: Religionskritik

Beitrag von Lamarck » Do 13. Jun 2013, 20:51

Hi Demian!

Demian hat geschrieben:
Lamarck hat geschrieben: 'Glaube' ist nichts weiter als die Annahme, dass das, was ich 'glaube', zutreffend ist. Damit sind 'Glaubensinhalte' beliebig und somit sinnlos.
Das stimmt schon im Ansatz nicht: wenn Glaube sinnlos wäre, dann hätte er sich evolutionär nicht bewährt.

'Sinnlos' bezog sich hier auf die logische Analyse. Davon unabhängig: Evolutionär bewährt hat sich der Glaube nicht über logische Stringenz, sondern bestenfalls aus animistischen und sozialen Gründen!




Demian hat geschrieben: Man kann nun darüber sprechen ob Glaube ein mehr oder weniger sinnvolles Überlebensprogramm ist ( oder eben mehr als das ), [...]

Der Kern, um den es hier geht, bilden Mythen und die daraus hervorgehenden Kulte. Mythen sind eine animistische Form, sich mit der Welt zu arrangieren (Möglichkeiten der Empathie, die Absichten etwa eines sauer geworden Donnergottes nachzuvollziehen, damit dieser durch die Opferung der Jungfrau besänftigt wird). Kulte haben einen sozialen Anspruch, der von Initialisierungsriten bis zu kriegerischen Auseinandersetzungen reicht.




Demian hat geschrieben: [...] das übersteigt jedoch die Kompetenzen der bloß naturwissenschaftlichen Methodik.

Es gibt nichts, was die Kompetenz der "bloß naturwissenschaftlichen Methodik" übersteigt. Dies gilt gerade für Luftschlösser und Weihnachtsmänner, das gilt erst recht gegenüber Selbstimmunisierungsstrategien.




Demian hat geschrieben: Glaube ist außerdem mehr, als ein bloßes für-wahr-halten, das ist gerade der Unterschied zum Aberglauben: die Erfahrung.

Selbstverständlich besteht zwischen 'Glaube' und 'Aberglaube' nicht der geringste Unterschied. Ein Rabe in einer entsprechenden Versuchsanordnung wird einiges ausprobieren, um an das Futter zu gelangen. Wenn er Erfolg hat, wird er den entsprechenden Bewegungsablauf als Ritus beibehalten, auch wenn objektiv betrachtet, einige Teilmodule des über die Erfahrung gewonnen Ritus entbehrlich sind - Übersteuerungen im Verhalten sind gegenüber dem Ergebnis vernachlässigbar.

Entsprechendes siehst Du besonders im Sport, wo es um etwas geht, nämlich um Sieg oder Niederlage. Da wird vor dem Spiel auf Sex verzichtet, dafür aber die 'Gewinnersocke' als unabdingbarer Fetisch angesehen. Und warum wohl führt der Moderator solch lustige Kommentare auf, wie etwa "Bilanz der Fußball-Länderspiele zwischen Deutschland und England seit 1908: 11 Siege, 6 Unentschieden, 15 Niederlagen - das ist kein gutes Omen"? Wohlgemerkt: Diese Statistik ist aus der Erfahrung gewonnen. Und sie findet Verwendung, um Aussagen über die Zukunft anzustellen. Und wenn Deutschland dann doch gewinnt, so macht das dann halt auch nichts ... .

Den Übersteuerungsmechanismus des Aberglaubens findet sich deutlich bei südamerikanischen Mannschaften beim Elfmeterschießen: Sowohl Torwart als auch Elfmeterschütze schlagen vor Antritt das Kreuzzeichen. Preisfrage also: Was hält die Spieler davon ab, es ohne Ritual zu probieren? ;)




Cheers,

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Janina
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#17 Re: Philosophie des Glaubens

Beitrag von Janina » Do 13. Jun 2013, 22:15

Hemul hat geschrieben:Aber zunächst kannst Du mir ja meine aufgeworfenen Fragen beantworten? :Smiley popcorn:
Außer der mit der Atomuhr habe ich nichts verständliches finden können. Vielleicht formulierst du's mal um in verständlich. Also meine-Welt - deine-Welt - kompatibel?

Hemul hat geschrieben:Du weißt ja was Dir dann sonst wieder blüht. Züchtigung in Form eines passenden Gedichtes. :lol:
Du alter Schlingel... :oops:

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Demian
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#18 Re: Religionskritik

Beitrag von Demian » Fr 14. Jun 2013, 02:07

Die Wissenschaft betrachtet nur das Wie, nicht das Warum.

Lamarck hat geschrieben: Es gibt nichts, was die Kompetenz der "bloß naturwissenschaftlichen Methodik" übersteigt.

Glauben heißt im übertragenen Sinne, dass ich mein Herz an etwas schenke/auf etwas setze. Aber nicht aufgrund eines bloßen für-wahr-haltens, sondern aufgrund einer realen Erfahrung, die dann auf verschiedene Weise gedeutet werden kann.

Selbstverständlich besteht zwischen 'Glaube' und 'Aberglaube' nicht der geringste Unterschied.

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#19 Re: Religionskritik

Beitrag von barbara » Fr 14. Jun 2013, 07:29

Lamarck hat geschrieben: 'Sinnlos' bezog sich hier auf die logische Analyse. Davon unabhängig: Evolutionär bewährt hat sich der Glaube nicht über logische Stringenz, sondern bestenfalls aus animistischen und sozialen Gründen!

Logik beruht auf Empirie.

Wenn man empirisch feststellen kann, dass bestimmte religiöse Rituale sozial sinnvoll sind, ist es nicht mehr als logisch, diese Rituale weiterhin zu benutzen. Warum etwas abschaffen, das gut funktioniert?

Wir können auch feststellen, in unserer säkularen westeuropäischen Gesellschaft, dass wir Mangel an Ritualen haben und gleichzeitig auch jede Menge Probleme, die stark ritualisierte Gesellschaften nicht haben.


Preisfrage also: Was hält die Spieler davon ab, es ohne Ritual zu probieren? ;)

Ein Ritual hilft dabei, sich zu konzentrieren, und es hilft dabei, das Ego auszuschalten; denn die besten Leistungen sind nur ohne Ego möglich. Wobei natürlich die Verlockungen fürs Ego riesig sind, gearde wenn es um etwas Grosses geht wie im Champions-League-Final.

Jeder Mensch, der genau einen Versuch kriegt, eine ausserordentlich gute Leistung zu bringen, tut also sehr gut daran, sich mit einem für ihn passenden Ritual darauf einzustimmen.

grüsse, barbara

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sven23
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#20 Re: Religionskritik

Beitrag von sven23 » Fr 14. Jun 2013, 19:47

dvdk hat geschrieben:
Und allgemeiner Wissensstand war das mit der Erdkugel zu Kolumbus' Zeiten noch nicht. Er war der Erste, der Indien auf dem Seeweg Richtung Westen erreichen wollte.

Das verwechselst du mit dem alten Testament. ;)
Zu Zeiten von Kolumbus ging man längst von der Kugelgestalt der Erde aus. Lediglich Umfang und Kontinentalverteilung waren noch unsicher.
Nur wenn man von der Kugelgestalt der Erde ausgeht, macht es überhaupt Sinn, Indien in Westrichtung erreichen zu wollen. Daß dabei Amerika in die Quere kam, konnte er nicht wissen.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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