Muss man Gott beweisen, um ihn zu erkennen?

Philosophisches zum Nachdenken
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Halman
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#431 Re: Muss man Gott beweisen, um ihn zu erkennen?

Beitrag von Halman » Do 13. Mär 2014, 19:20

Darkside hat geschrieben:Mythen sind sagenhafte Geschichten, welche erst mal nichts weiter sind als eben das: Geschichten!
Mythen sind Geschichten, die zwischen Märchen und Historie liegen. Sie sind komplexer als Märchen und weisen einen größeren Deutungsspielraum auf. Typisch für Mythen ist das Symbol, da gerade dieses dazu geeignet ist, begrifflich über das rational Fassbare und Konkretisierbare hinaus zu gehen; jedoch verlieren sie nie den Bezug zur gemeinsamen historischen Erfahrung. Insbesondere im Judentum spielt die Rückbindung für das Selbstverständnis eine große Rolle. In dieser Rückbindung erfährt der religiöse Gläubige eine Korrelation mit seiner subjektiven Erfahrung.
Religion ist im Grunde der Versucht, über das Rationale hinaus zu gehen, ohne die konkrete Realität zu leugnen.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

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Demian
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#432 Re: Muss man Gott beweisen, um ihn zu erkennen?

Beitrag von Demian » Do 13. Mär 2014, 19:29

Halman hat geschrieben:
Darkside hat geschrieben:Mythen sind sagenhafte Geschichten, welche erst mal nichts weiter sind als eben das: Geschichten!
Mythen sind Geschichten, die zwischen Märchen und Historie liegen. Sie sind komplexer als Märchen und weisen einen größeren Deutungsspielraum auf. Typisch für Mythen ist das Symbol, da gerade dieses dazu geeignet ist, begrifflich über das rational Fassbare und Konkretisierbare hinaus zu gehen; jedoch verlieren sie nie den Bezug zur gemeinsamen historischen Erfahrung. Insbesondere im Judentum spielt die Rückbindung für das Selbstverständnis eine große Rolle. In dieser Rückbindung erfährt der religiöse Gläubige eine Korrelation mit seiner subjektiven Erfahrung.
Religion ist im Grunde der Versucht, über das Rationale hinaus zu gehen, ohne die konkrete Realität zu leugnen.

Sehr schön. So ist es. Platonisch gesprochen: Mythen sind bildhafte Philosophie. Die Bilder der Menschen sind eine Schatzkammer ihrer Weisheit. Was man ansonsten nur in langwierigen Argumentationsketten sagen könnte ( um dann am Ende unterschiedlicher Meinung zu sein und aneinander vorbei zu reden ), kann man mit einem Bild ganz einfach und direkt sagen - und auch so, dass Nichtphilosophen die ESSENZ (!) dessen möglicher Weise intuitiv erfassen - und auch so, dass man "Paradoxien" in einen sinnvollen Zusammenhang bringt. Denn Bilder berühren das Herz. „Alle Gestalten sind ähnlich, und keines gleicht der andern; Und so deutet das Chor auf ein geheimes Gesetz ...“ (Goethe, “Eins und alles“)

Sogar die Systemtheorie spricht heutzutage von Archetypen. Nämlich SYSTEMARCHETYPEN - bestimmte zentrale Verhaltensmuster von Menschen innerhalb eines Systems.

Samantha

#433 Re: Muss man Gott beweisen, um ihn zu erkennen?

Beitrag von Samantha » Do 13. Mär 2014, 19:44

closs hat geschrieben:
Samantha hat geschrieben:Wenn man nicht mal genau definieren kann, was "Seele" ist, dürfte dies schwierig werden.
Stimmt auch. - Wie würdest Du "Seele" definieren?
Kann ich nicht. Vielleicht das Bewusstsein in Kombination mit unserem Körper? Ich kann nicht denken ohne mein Gehirn, zumindest momentan noch nicht. ;)

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Demian
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#434 Re: Muss man Gott beweisen, um ihn zu erkennen?

Beitrag von Demian » Do 13. Mär 2014, 19:51

"Die menschliche Metamorphose - nach Goethe - nimmt ihren Ausgangs­punkt vom Selbst-Kern als Uridee der Entfaltungsmöglichkeiten und führt im Zuge der aktiven Lebensgestaltung wieder zum Ursprung in höher verwirklichter Form zurück, so dass im sozial han­delnden Lebensvollzug über Phasen von Versuchung und Irrtum letztlich eine zunehmende Annäherung an das Urbild erreich­bar wird. Der Lebensprozess wäre danach sukzessiv rückbezüglich (rekursiv) aufzufassen. Auch der physische Tod ist lediglich Ver­wandlung (Wiedergeburt) des geistig tätigen Menschen und bringt ihn in größte Nähe zur (metaphysisch-göttlichen) Ausgangsidee, die seine Lebensäußerungen und Ausdrucksvielfalt erst ermöglichte.

Somit ist jeder "Tod" einer Entwicklungsstufe Bedingung, notwendige Voraussetzung für das Leben auf einer höheren Ebene. Das Alte wird im Neuen aufgehoben: Jeder Teil enthält als Möglichkeit das Ganze, das Ganze erhält die Teile. Soweit Goethe sinngemäß."


Quelle:Goethe und das Fatale Fraktale

Salome23
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#435 Re: Muss man Gott beweisen, um ihn zu erkennen?

Beitrag von Salome23 » Do 13. Mär 2014, 20:10

Demian hat geschrieben:Entscheidend ist, dass Märchen, Mythen und Träume schon immer zum Herzen der Menschheit gehörten. Das wird schon aus den ersten Höhlenwandmalereien ersichtlich
Wenn du das schon behauptest, dann sollte dir eigentlich auf Anhieb wenigstens ein Beispiel dazu einfallen.
Also begib dich auf Internetsuche, wir warten :mrgreen:
Soviel Zeit wirste doch haben, nä? ;)

closs
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#436 Re: Muss man Gott beweisen, um ihn zu erkennen?

Beitrag von closs » Do 13. Mär 2014, 20:25

Samantha hat geschrieben:Vielleicht das Bewusstsein in Kombination mit unserem Körper?
Klingt nicht schlecht.

Aus der Bibel kann man näherungsweise erschließen, dass "Geist" die Orientierung an das Transzendente betrifft, und "Seele" für das (im besten Falle gottgefällige) Gestalten des Daseins steht. - "Seele" wäre also daseins-orientierter als "Geist", aber nicht gottferner. - Aber das ist echt nur der Spur nach, weil das schwer voneinander isolierbar ist.

Demian hat geschrieben:Somit ist jeder "Tod" einer Entwicklungsstufe Bedingung, notwendige Voraussetzung für das Leben auf einer höheren Ebene. Das Alte wird im Neuen aufgehoben
Genau so ist es - deshalb heisst es in der Bibel: "Wenn Ihr vom Baum esst, werdet Ihr sterben". - Denn jedes Verlassen der Einheit mit Gott führt in die Zeitlichkeit, welche durch den Tod überwunden werden muss, um zum "Baum des Lebens" zu kommen.

Insofern ist der Gedanke, dass (im christlichen Sinne) Jesu Tod das Leben ist, NICHT irgendeine Rhetorik, sondern knallhart wörtlich zu verstehen.

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Demian
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#437 Re: Muss man Gott beweisen, um ihn zu erkennen?

Beitrag von Demian » Do 13. Mär 2014, 20:30

Salome23 hat geschrieben:
Demian hat geschrieben:Entscheidend ist, dass Märchen, Mythen und Träume schon immer zum Herzen der Menschheit gehörten. Das wird schon aus den ersten Höhlenwandmalereien ersichtlich
Wenn du das schon behauptest, dann sollte dir eigentlich auf Anhieb wenigstens ein Beispiel dazu einfallen.
Also begib dich auf Internetsuche, wir warten :mrgreen:
Soviel Zeit wirste doch haben, nä? ;)

Es ist so, dass ich selbst entscheide wann und worüber ich rede und wofür ich Zeit habe ;) Wie ich schon sagte: hier thematisieren wir eigentlich etwas Anderes und mir wäre es lieber beim Thema zu bleiben. Es ist im Grunde nicht mal wichtig, was die Höhlenwandmalereien bedeuten. Ganz offensichtlich HABEN sie eine SYMBOLISCHE Bedeutung. Ganz offenbare SIND sie die ersten Versuche zu einem KÜNSTLERISCHEN Ausdruck und somit Zeugnisse inneren Erlebens, die man in einem Zusammenhang mit der heutigen Zeit sehen kann. Ganz offenbar sind das nicht nur beliebige Schmierereien, sondern sinnvolle Bilder, die irgendeine Erzählung, Vorstellung oder ein Wissen beinhalten.

Ganz zentral ist natürlich der Jahreszyklus, die Wandlungsphasen von Sonne und Mond, die verschiedenen Phasen des Lebens, die ein Mensch durchläuft. Eben das was elementar für eine solche Jäger- und Sammlergesellschaft ist. Früher hat man die Naturerscheinungen noch nicht verstanden und deshalb die Welt "magisch" gedeutet. Wenn du mehr darüber lesen willst:

"Rituelle Bestattungen und Grabbeigaben gehören zu den ältesten Kulturerrungen­schaften. Die seelischen Beziehungen der Lebenden zu den Gestorbenen enden ja nicht mit deren Tod, und die Toten können in Träumen erscheinen; naheliegend ist also die Vorstellung eines Aufenthalts der oder des Toten in einer unterirdischen Welt oder im Bauch der Großen Mutter Natur, die Rückkehr in den Bauch einer menschli­chen Mutter und die Hoffnung auf eine Wiedergeburt in neuer Gestalt. Als Symbol des Lebenszyklus diente offenbar der Mond, dessen Wandlungsphasen zeitlich mit dem Zyklus der Frauen übereinstimmen."

Seit jeher kommt ein Mensch durch seine Mutter zur Welt; der notwendige Beitrag des Vaters – die biologi­sche Zeugung – musste erst erkannt und anerkannt werden. Mütter haben schon seit jeher ihre unbe­streitbare Bedeutung, Väter vielleicht erst seit dem Ende der Steinzeit. Wenn die Menschen der Steinzeit dazu veranlagt waren, das Mysterium des Lebens als das Walten einer Gottheit zu deuten, dann werden sie sich eine solche wahrscheinlich als eine mütterliche, allein aus sich Gebärende und
Nährende verbildlicht haben, die aber, dem gesamten Lebenszyklus gebietend, auch eine
Gebieterin der dunklen, verborgenen Sphäre sein mußte. Als Fetisch (Talisman) weiblicher
Fruchtbarkeit und „Magie“ dienten vielleicht die kleinen Frauenfiguren aus Stein, Knochen, Elfenbein oder Ton (wie die „Venus von Wil­lendorf“, Abb. oben), die man in großer Zahl, 12-28 000 Jahre alt, in ganz Europa (und da­rüber hinaus) gefunden hat.


Quelle

Samantha

#438 Re: Muss man Gott beweisen, um ihn zu erkennen?

Beitrag von Samantha » Do 13. Mär 2014, 20:33

closs hat geschrieben:Denn jedes Verlassen der Einheit mit Gott führt in die Zeitlichkeit, welche durch den Tod überwunden werden muss, um zum "Baum des Lebens" zu kommen.

Insofern ist der Gedanke, dass (im christlichen Sinne) Jesu Tod das Leben ist, NICHT irgendeine Rhetorik, sondern knallhart wörtlich zu verstehen.
Oh, Jesus ist der Baum des Lebens!

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#439 Re: Muss man Gott beweisen, um ihn zu erkennen?

Beitrag von closs » Do 13. Mär 2014, 20:33

Darkside hat geschrieben:Mythen sind sagenhafte Geschichten, welche erst mal nichts weiter sind als eben das: Geschichten!
Da der Geist nur mittelbar der menschlichen Wahrnehmung zugänglich ist, bedient sich der Mensch Chiffren/Gleichnisse/etc., um ihn indirekt zu fassen. - Das ist in allen Hochkulturen so.

closs
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#440 Re: Muss man Gott beweisen, um ihn zu erkennen?

Beitrag von closs » Do 13. Mär 2014, 20:35

Samantha hat geschrieben:Oh, Jesus ist der Baum des Lebens!
Kann man meines Erachtens geistig so stehen lassen.

Aber nicht, dass da wieder irgend ein Mitforist kommt und fragt, ob ich beweisen kann, ob Jesus Blätter statt Haare auf dem Kopf hatte. :lol:

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