Die Würde des Menschen ist unantastbar

Philosophisches zum Nachdenken
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Janina
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#11 Re: Die Würde des Menschen ist unantastbar

Beitrag von Janina » Mi 29. Jun 2016, 14:25

Novalis hat geschrieben:Also meine mathematisch-logische Denkweise scheitert an Auschwitz und ähnlichen Ereignissen.
Das heißt Theodizeeproblem und hat mit Logik nichts zu tun.

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Andreas
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#12 Tabu

Beitrag von Andreas » Mi 29. Jun 2016, 16:52

Meiner Meinung nach ist das Theodizeeproblem ein logisches Problem, weil sich diesem Problem nur Wesen "widmen", die logisch denken können - Tiere können das nicht in dieser Weise. In erster Linie ist es ein psychologisches Problem, eine Angstabwehr in Form der Projektion: weg vom Menschen hin zu Gott.

Die eigentlichen Grundfragen sind vielleicht folgende:

Liebe ich Vater und Mutter, obwohl sie mich- in vollem Bewusstsein menschlichen Leides - in diese Welt hinein gezeugt haben?
Und umgekehrt:
Liebe ich "meine" Kinder, wenn ich sie in eine Welt hinein zeuge, in der ich ihnen Leid nicht ersparen kann?

Falls ich "meine" Kinder (aus Liebe?) nicht zeuge, werden sie auch nicht leiden. Zukünftiges, menschliches Leid kann heutzutage jeder Mensch innerhalb seiner Möglichkeiten ohne große Probleme verhindern. Manche wollen aus diesem Grund keine Kinder. Tiere können das nicht, weil sie sich ihrer Biologie nicht bewusst sind und dieser deshalb auch nichts entgegensetzen können.

Diese Problematik werde ich nun scheinbar los, wenn ich die ganze Sache Gott "übergebe" und den Menschen per se als potentielles Opfer darstelle: Gott, du hast alles Lebendige erschaffen und alles Lebendige kann schuldig oder unschuldig leiden. Gott ist im Grundsatz an allem schuld und hat uns deshalb auch vom Leid zu erlösen. Diese Denkweise entbehrt nicht jeglicher Logik - entlässt uns Gläubige aber irgendwie zumindest "grundsätzlich" aus einer Verantwortung, die wir gar nicht tragen können.

Auf der anderen Seite ist es nicht unproblematisch einen Gott zu lieben "der an allem Schuld ist". Das wiederum erklärt, warum uns Christen der "Sündenfall" so am Herzen zu liegen scheint: wir übernehmen pro Forma im zweiten Schritt die Schuld dann doch lieber wieder selbst, allerdings projizieren wir sie nun auf zwei ganz bestimmte Menschen, Adam und Eva - und wem das dann doch wieder zu viel menschliche Schuld ist, der hilft sich in seiner Seelennot mit dem Satan als Sündenbock. :mrgreen:

Obwohl ich das so sehe, vertraue ich auf Gott - wie ich meinen Eltern vertraute - wie ich der geheimnisvollen Logik meines liebenden Herzens vertraue.
Amen.

Pluto
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#13 Re: Tabu

Beitrag von Pluto » Mi 29. Jun 2016, 17:41

Andreas hat geschrieben:In erster Linie ist es ein psychologisches Problem, eine Angstabwehr in Form der Projektion: weg vom Menschen hin zu Gott.
Das verstehe ich nicht. Was meinst du mit "Angstabwehr in Form der Projektion"?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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Andreas
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#14 Re: Die Würde des Menschen ist unantastbar

Beitrag von Andreas » Mi 29. Jun 2016, 17:56

Die ins Unterbewusstsein verdrängten Inhalte werden auf andere Personen projiziert und dort heftig kritisiert ...
Wem sage ich das?

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Janina
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#15 Re: Tabu

Beitrag von Janina » Mi 29. Jun 2016, 20:17

Andreas hat geschrieben:Meiner Meinung nach ist das Theodizeeproblem ein logisches Problem
Die Theodizee ist ein Problem von Theologen, nicht eines von Mathematikern. Sie fragen, wo Gott in Auschwitz war. Kein Mathematiker hat je gefragt, wo die Logik in Auschwitz war. Es hieß sogar, nach Auschwitz könnte man keine Musik mehr machen. Esther Bejarano hat in Auschwitz Musik gemacht, und macht sie auch heute noch.

Helmuth
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#16 Re: Die Würde des Menschen ist unantastbar

Beitrag von Helmuth » Do 30. Jun 2016, 00:47

Novalis hat geschrieben:Eine wichtige Frage: was bedeutet „die Würde des Menschen ist unantastbar“, wie es in der Charta der Menschenrechte gesagt wird? Wie begründen wir diese Würde? Was ist Würde und woher kommt sie? Ich als Christ begründe diese Würde SPIRITUELL, also mit Bezug auf Gott. Kann sie auch ohne Gott begründet werden, wenn ja wie?
Kein Staat hat es bisher noch gewagt klare biblische Fundamente aus der Bibel direkt in die jeweilige Verfassung aufzunehmen. Höchstens ein Bezug zu Gott wurde hergestlellt, der aber oft nur oberflächlich.

Die MRK hat als überstaatliche Institution etwas von den biblischen Grundsätzen übernommen, geht aber in eine andere Richtung, nämlich in Richtung Humanismus.

Eine Würde ist an sich so wie dieser Begriff geformt wird in der Bibel gar nicht als solcher enthalten. Diese sogenannte vom Humanismus her verstandene Würde sollte ja dahingehend verstanden werden die Todesstrafe abzuschaffen. Damit hebelt sie aber die Gerechtigkeit Gottes aus.

Biblisch gesehen endet die Würde nämlich genau hier:
1Mo 9, 6 hat geschrieben:Wer Menschenblut vergießt, dessen Blut soll auch durch Menschen vergossen werden; denn im Bild Gottes hat Er den Menschen gemacht.
Wer also das Leben eines anderen Menschen nicht würdigt, dessen Leben ist es nicht würdig länger gewürdigt zu bleiben. Klare Sprache im Wort Gottes. Die MRK ist also der Versuch die Würde ohne Gott zu begründen und muss daran auch scheitern.
Der Herr steht zu mir, deshalb fürchte ich mich nicht. Was kann ein Mensch mir anhaben?
Ps 118:6

JackSparrow
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#17 Re: Tabu

Beitrag von JackSparrow » Do 30. Jun 2016, 11:03

Andreas hat geschrieben:Die eigentlichen Grundfragen sind vielleicht folgende:
Die Grundfrage ist, wieso Gläubige ständig behaupten, Gott sei gut, obwohl er in der Bibel doch kaum je etwas Gutes tut.

"Danke lieber Gott, dass du so gut bist und mich in der Sintflut ertrinken lässt." Das entbehrt jeglicher Logik.


Helmuth hat geschrieben:Wer Menschenblut vergießt, dessen Blut soll auch durch Menschen vergossen werden; denn im Bild Gottes hat Er den Menschen gemacht.
Außer der HERR selbst ließ es seiner Hand widerfahren. Dann geht es in Ordnung. Wie wir aus 2Mo21:13 erfahren können.

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Janina
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#18 Re: Tabu

Beitrag von Janina » Do 30. Jun 2016, 12:59

JackSparrow hat geschrieben:"Danke lieber Gott, dass du so gut bist und mich in der Sintflut ertrinken lässt." Das entbehrt jeglicher Logik.
Stimmt, wer in der Sintflut ertrunken ist, betet nicht mehr. Logisch.

ThomasM
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#19 Re: Tabu

Beitrag von ThomasM » Do 30. Jun 2016, 20:30

JackSparrow hat geschrieben: Die Grundfrage ist, wieso Gläubige ständig behaupten, Gott sei gut, obwohl er in der Bibel doch kaum je etwas Gutes tut.
"Danke lieber Gott, dass du so gut bist und mich in der Sintflut ertrinken lässt." Das entbehrt jeglicher Logik.
Das liegt daran, dass du nur die halbe Geschichte erzählst.

"Danke lieber Gott, dass du so gut bist und mich in der Sintflut ertrinken hast lassen." sagte der Gläubige, nachdem er durch Gott wieder zum Leben in Gottes Reich erweckt wurde.
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

Novas
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#20 Re: Tabu

Beitrag von Novas » Do 30. Jun 2016, 22:08

ThomasM hat geschrieben:"Danke lieber Gott, dass du so gut bist und mich in der Sintflut ertrinken hast lassen." sagte der Gläubige, nachdem er durch Gott wieder zum Leben in Gottes Reich erweckt wurde.

Das glauben und bekennen wir :thumbup:

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