Mehr als 2 Millionen Euro für 30 Tage Arbeit

Politik und Weltgeschehen
Munro
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#11 Re: Mehr als 2 Millionen Euro für 30 Tage Arbeit

Beitrag von Munro » Mo 19. Mär 2018, 22:38

Novalis hat geschrieben: Ist es nicht absolut klar, dass Jesus für die Beseitigung extremen Reichtums und extremer Armut war?

Mir ist das sehr klar.
Diese sinnlos übersteigerte Bezahlung für sog. "Top"-Manager ist absolut un-christlich.
Zuletzt geändert von Munro am Di 20. Mär 2018, 07:25, insgesamt 1-mal geändert.
Jean Paul Getty:
Die Sanftmütigen werden die Erde besitzen, aber nicht die Schürfrechte.

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Magdalena61
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#12 Re: Mehr als 2 Millionen Euro für 30 Tage Arbeit

Beitrag von Magdalena61 » Mo 19. Mär 2018, 22:49

Munro hat geschrieben:Ich verstehe nicht, warum solch einen schreiende Ungerechtigkeit hier anscheinend so fatalistisch hingenommen wird.
Es ist empörend.
Diese Manager- Abfindungen, auch bei anderen Konzernen... sind immer wieder ein Schlag ins Gesicht derjenigen, die ihren Job verloren haben, die trotz Fleiß und Interesse an Arbeit aus diversen Gründen nicht schnell oder überhaupt nicht vermittelbar sind, bei den Hartz-IV- Ämtern zu Kreuze kriechen müssen und behandelt werden wie arbeitsscheue Sozialschmarotzer.

Das ist halt CDU. Mutti Merkel. Es geht uns gut. Den (sehr) Vermögenden darf man ja kein Härchen krümmen, sie könnten ja sonst auf den Gedanken kommen, ihr Vermögen in Steueroasen jenseits der deutschen Grenzen zu bunkern.

Es gibt ein Kartellamt, das Preisabsprachen verhindern bzw. ahnden soll. Warum gibt es so etwas nicht für mehr Gerechtigkeit bei Gehältern/ Bezügen/ Diäten?
LG
God bless you all for what you all have done for me.

Munro
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#13 Re: Mehr als 2 Millionen Euro für 30 Tage Arbeit

Beitrag von Munro » Di 20. Mär 2018, 08:29

Magdalena61 hat geschrieben: Es ist empörend.

Das ist es.

Wir leben nicht im Manchester-Kapitalismus, sondern theoretisch leben wir in einer sozialen Marktwirtschaft.

Und diese astronomischen Gehälter und Boni für mittelmäßige und oft auch unfähige sogenannte "Top"-Manager sind im wahrsten Sinne des Wortes a-sozial.
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sven23
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#14 Re: Mehr als 2 Millionen Euro für 30 Tage Arbeit

Beitrag von sven23 » Di 20. Mär 2018, 09:01

Novalis hat geschrieben:
ThomasM hat geschrieben:Es geht doch nur um die übliche Neiddebatte mit klaren politischen Absichten, die "da oben" zu verunglimpfen und die Leser zu emotionalisieren

Wie gläubige Christen auf solche Gedanken kommen ist mir ein Rätsel. Es sei daran erinnert, dass es im Christentum schon lange vor Marx eine kapitalismuskritische Tradition gab. Ist es nicht absolut klar, dass Jesus für die Beseitigung extremen Reichtums und extremer Armut war? Besonders absurd wird es jedoch, wenn man das Evangelium in ein Wohlstandsevangelium (Prosperity Gospel) umdeutet, wie das in Amerika häufig der Fall ist. Es gibt nicht nur das individuell Böse, sondern auch das strukturell Böse, wenn ein System Gier und nicht altruistisches Handeln belohnt. Die Bibel spricht vom Mammonismus und Molochdienst. Im scharfen Kontrast dazu formulierte Jesus seine Reich Gottes-Theologie.
Du wirst es nicht glauben, aber hier muss ich dir absolut zustimmen.
Und es deckt sich auch mit dem, was die Forschung über Jesus sagt: die Kirche hat seine Lehre ins Gegenteil pervertiert.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

ThomasM
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#15 Re: Mehr als 2 Millionen Euro für 30 Tage Arbeit

Beitrag von ThomasM » Di 20. Mär 2018, 10:26

Ich sehe, der zitierte Artikel hat sein Ziel erreicht.
Niemand regt sich hier über die falsche und unredliche Darstellung auf.
Alle sehen nur den Wert 2 Millionen Euro und vergleichen einen Manager mit Arbeitslosen.

Genau so wird jede Sachlichkeit zerstört und Diskussionen emotionalisiert.

Dann frage ich einmal an die versammelte Gemeinde ganz neutral:

- Haltet ihr es für richtig, dass nachweislich falsche Aussagen in einem Zeitungsartikel in der Überschrift gemacht werden? Darf man lügen, um die Massen aufzuwiegeln, wenn es einem - scheinbar - sozialen Zweck dient?

- Haltet ihr es für richtig, dass Menschen für unterschiedliche Arbeit unterschiedliches Gehalt bekommen? Wenn ja, wonach sollte sich der Unterschied bemessen?

- Haltet ihr es für richtig, dass Arbeitslose dasselbe Geld bekommen, wie jemand, der arbeitet?

- Haltet ihr es für richtig, wenn bei einem vorzeitigem Ende eines Arbeitsvertrages Abfindungen gezahlt werden können? Wenn ja, wonach sollten die sich bemessen?

- Was ist für euch das Problem der 2 Millionen Abfindung für den ehemaligen Bahn Chef? Warum ist das nicht angemessen? Was wäre angemessen?
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

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ProfDrVonUndZu
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#16 Re: Mehr als 2 Millionen Euro für 30 Tage Arbeit

Beitrag von ProfDrVonUndZu » Di 20. Mär 2018, 10:33

Vielleicht einen Blick wert :

https://www.rosalux.de/publikation/id/3 ... mzuwerfen/

Ich bin ganz mit dem Theologen José Porfirio Miranda
einverstanden, der sagt, dass es ein totaler Unsinn des
Christentums gewesen sei, aus dem Marxismus seinen
Hauptfeind gemacht zu haben, wo doch Marx das
»christliche Projekt par excellence« entwickelt hat.
Ernesto Cardenal (Priester, Dichter, Revolutionär aus Nicaragua)


Der Titel des Sammelbandes »Alle Verhältnisse umzuwerfen … und die Mächtigen vom Thron zu stürzen« mischt zwei Traditionen, die unvereinbar schienen, die sich in der Geschichte nur zu oft verkämpft und bekämpft hatten, die unversöhnlich schienen und sich wechselseitig verworfen und ausgegrenzt hatten, aber auch allen Widerständen zum Trotz verbunden wurden.

Wer Marx kennt, wird unschwer die Herkunft der ersten Satzhälfte des Buchtitels ausmachen: Es ist der kategorische Imperativ von Karl Marx, »alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist« (MEW 1: 385). Der Bibelkundige wird seinerseits den anderen Teil des Mischzitats erkennen: Das Magnifikat aus dem Lukasevangelium Kap 1, Vers 52. Es ist das Lied der schwangeren Maria bei der Begegnung mit ihrer Nichte Elisabet, die auch mit einem Kind schwanger ist, das einmal ein Prophet Israels sein wird.

Dieser Sammelband, den wir hier zum 200. Geburtstag von Karl Marx vorlegen, will aufzeigen, dass die zerrissenen Traditionen zusammengehören – wie in dem Mischzitat. Es gibt ein gemeinsames Erbe, aus dem Christinnen und Christen wie Karl Marx auch schöpfen, leben und kämpfen.
"Viele, die leben, verdienen den Tod. Und manche, die sterben, verdienen das Leben. Kannst du es ihnen geben? Dann sei auch nicht so rasch mit einem Todesurteil bei der Hand." - Gandalf in J.R.R Tolkien - Herr der Ringe, Band 1

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ProfDrVonUndZu
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#17 Re: Mehr als 2 Millionen Euro für 30 Tage Arbeit

Beitrag von ProfDrVonUndZu » Di 20. Mär 2018, 10:53

Magdalena61 hat geschrieben: Das ist halt CDU. Mutti Merkel. Es geht uns gut. Den (sehr) Vermögenden darf man ja kein Härchen krümmen, sie könnten ja sonst auf den Gedanken kommen, ihr Vermögen in Steueroasen jenseits der deutschen Grenzen zu bunkern.
In Steueroasen bunkern die sowieso. Das vielgebrachte Argument ist eher die Angst vor Abwanderung der Unternehmen.

Aber bitte mal folgendes ca. 2 Min anschauen und abwarten was Michael Hartmann dazu sagt

https://youtu.be/qhEVSSUbaZI?t=22m00s
"Viele, die leben, verdienen den Tod. Und manche, die sterben, verdienen das Leben. Kannst du es ihnen geben? Dann sei auch nicht so rasch mit einem Todesurteil bei der Hand." - Gandalf in J.R.R Tolkien - Herr der Ringe, Band 1

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Kingdom
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#18 Re: Mehr als 2 Millionen Euro für 30 Tage Arbeit

Beitrag von Kingdom » Di 20. Mär 2018, 13:23

ThomasM hat geschrieben:
- Haltet ihr es für richtig, dass Menschen für unterschiedliche Arbeit unterschiedliches Gehalt bekommen? Wenn ja, wonach sollte sich der Unterschied bemessen?

Grundsätzlich richtig. Wenn es sich um ein eigenes Unternehmen handelt kann der Unterschied gross sein, wenn aber unter dem grossen Unterschied die Arbeiter ausgenutzt werden, welche zu einem Erfolg massgeblich beitragen, dann hat das ganze nichts mehr mit Neid Debatte zu tun, sonder damit, das der kleine keinen Boni kriegt, die Grossen aber sogar dann wenn Verluste geschrieben werden, immer hohe Saläre beziehen. Das kann es definitiv nicht sein. Wer ein hohes Risiko trägt, der darf ruhig ein wenig mehr haben aber darunter sollter der Kleine nicht zu leiden haben.

Bei Unternehmen welche aber zum Teil noch vom Staat Subventionen erhalten, wenn es nicht rund läuft, da trägt ein Boss nie die Verantwortung wie bei einer Firma, wo der Boss das volle Risiko selber tragen muss.

Diese enorm hohen Saläre sind grundsätzlich stossend, gerade dort wo eben unten noch mehr gedrückt wird und noch mehr entlassen werden, damit man via Erfolgsgeschichten in der Presse, wieder sein Salär rechtfertigen kann.

Die Schere ist defintiv zu weit auseinander geklafft und Firmenchefs welche Ingeineure anorden Produkte her zu stellen welche eine möglichst begrenzte Lebensdauer haben, die haben definitiv moralisch gesehen, nicht das verdient, was sie verdienen. Kaptialtechnisch und Marktwirtschaftlich haben sie zwar viel erkannt, wie kurzfristig und sozial verwerflich solche Prinzipien sind dafür hätten sie nicht mal einen Pfennig verdient.

Aber eben so läuft die Wirtschaft, kurzfristiger Gewinn vor Nachhaltigkeit und Moral, wird belohnt als Erfolg. Solange die Konsumenten mitmachen wird sich daran nichts ändern, trotzdem muss man sagen: Wo sind die Unternehmer, welche solche Negativen Denkanstätze mal verwerfen weil die hätten dann wahrlich eine Boni verdient.


- Haltet ihr es für richtig, dass Arbeitslose dasselbe Geld bekommen, wie jemand, der arbeitet?

Nein. Trotzdem sollte der Firmenschef belohnt werden und die Politiker die eine Gesellschaft anstreben, wo jeder Arbeit hat, gem. seinen Fähigkeiten. Eine Politik welche Arbeitstlose verwaltet ist falsch und eine Firmenpolitik die Arbeitslose produziert ist auch falsch.

Da geht viel an "Human Capital" verloren. Wenn aber die Oberen nur die Unteren verwalten, dann geht es den Oberen immer besser und denen unten wird der Weg aus der Arbeitslosigkeit dadurch versperrt und solange eben das belohnt wird, läuft etwas schief.

Ein Gesellschaft wird dann gut, wenn auch der Schwächere mitgenommen wird auf dem Weg zu einem besseren Leben und dazu braucht es echte Chancen und Perspektiven, welchen man auch Schwächeren geben muss, weil der Stärkere der kann für sich selbst sorgen, der Schwächere braucht dort eben Unterstützung.

- Haltet ihr es für richtig, wenn bei einem vorzeitigem Ende eines Arbeitsvertrages Abfindungen gezahlt werden können? Wenn ja, wonach sollten die sich bemessen?

Nun warum tut man es oben, wärend der unten von einer Abfindung nur träumen kann? Welcher normale Arbeiter bekommt schon 2 oder 3 Jahresgehälter als Abfindung, wenn es der Firma nicht so gut geht oder die Firma meint, Dich wollen wir nicht mehr?


- Was ist für euch das Problem der 2 Millionen Abfindung für den ehemaligen Bahn Chef? Warum ist das nicht angemessen? Was wäre angemessen?

Das Problem ist, das der geringste Verdiener in der gleichen Firma am Ende mit 65 vielleicht noch vom Staat unterstützt werden muss, weil bei der Lohngestaltung etwas aus dem Ruder gelaufen ist. Also nicht der hohe Betrag ist das Problem. Das Problem ist das der hohe Betrag, gerade auch bei den Kleinverdienern eben dazu führt, das zuwenig Geld für sie bleibt.

Der eine muss dann mit einem zu kleinen Lohn ein leben lang arbeiten und der andere wird aus Kostengründen noch frühzeitige entlassen ins Sozialsystem der Gemeinschaft und dadurch wird oben dann kräftig weiter verteilt und dafür eben belohnt.


Altes Problem bis heute ungelöst und wir sehen auch die welche 2 Millonen kassieren, sind nicht bereit es zu lösen:

Mat. 20.25 Da rief Jesus sie zu sich und sagte:  »Ihr wisst, wie die Herrscher sich als Herren aufspielen und die Großen ihre Macht missbrauchen.

Prinzip Jesus, der höchste dient dem schwächsten.

Prinzip Wirtschaft und Politik, die Höchsten kassieren und die unten sollen es gefälligst erarbeiten.

Will nicht sagen, das es auch Unternehmer gibt, die andere Ethische Standards haben aber es scheint so, das die immer rarer werden und immer mehr kleine von den grossen geschluckt werden und dadurch wird die Welt eben nicht besser.

Lg Kingdom

JackSparrow
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#19 Re: Mehr als 2 Millionen Euro für 30 Tage Arbeit

Beitrag von JackSparrow » Di 20. Mär 2018, 13:31

ThomasM hat geschrieben:- Haltet ihr es für richtig, dass Menschen für unterschiedliche Arbeit unterschiedliches Gehalt bekommen? Wenn ja, wonach sollte sich der Unterschied bemessen?
Das Gehalt sollte sich aus der Differenz bemessen zwischen dem, was die in Frage kommenden Arbeitnehmer für ihre Arbeit mindestens haben wollen und dem, was der jeweilige Arbeitgeber maximal bereit ist zu zahlen.

Haltet ihr es für richtig, dass Arbeitslose dasselbe Geld bekommen, wie jemand, der arbeitet?
In einer freien Marktwirtschaft darf jeder Arbeitnehmer selbstverständlich auch ein Gehalt akzeptieren, das lediglich der Höhe des Arbeitslosengeldes entspricht. Das hat natürlich mit den Arbeitslosen gar nichts zu tun, weil die ja an dem Vertragsverhältnis zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer in keiner Weise beteilgt sind.

Was ist für euch das Problem der 2 Millionen Abfindung für den ehemaligen Bahn Chef?
Da sehe ich kein Problem. Es steht doch jedem Bundesbürger jederzeit frei, sich irgendwo als Chef zu bewerben und dann selbst ein paar Millionen zu kassieren.

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sven23
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#20 Re: Mehr als 2 Millionen Euro für 30 Tage Arbeit

Beitrag von sven23 » Di 20. Mär 2018, 13:43

JackSparrow hat geschrieben:
ThomasM hat geschrieben:- Haltet ihr es für richtig, dass Menschen für unterschiedliche Arbeit unterschiedliches Gehalt bekommen? Wenn ja, wonach sollte sich der Unterschied bemessen?
Das Gehalt sollte sich aus der Differenz bemessen zwischen dem, was die in Frage kommenden Arbeitnehmer für ihre Arbeit mindestens haben wollen und dem, was der jeweilige Arbeitgeber maximal bereit ist zu zahlen.
Dann wäre es als Arbeitnehmer klug, ein möglichst niedriges Gehalt zu fordern. :lol:

JackSparrow hat geschrieben: Da sehe ich kein Problem. Es steht doch jedem Bundesbürger jederzeit frei, sich irgendwo als Chef zu bewerben und dann selbst ein paar Millionen zu kassieren.
Und theoretisch kann jeder im Lotto gewinnen.
Übrigens haben manche Fussballspieler (Erwachsene Männer, die gegen einen mit Luft gefüllten Lederball treten :lol: ) oben beschriebenes Gehaltsniveau erreicht. Warum regt sich da keiner auf?
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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