Die ethnisch-demographische Wahl

Politik und Weltgeschehen
closs
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#171 Re: Die ethnisch-demographische Wahl

Beitrag von closs » Sa 2. Dez 2017, 00:48

Hemul hat geschrieben:Der Klerus lieferte und liefert mit Hinweis auf Römer 13:1-5 den jeweiligen Kaisern-Königen-Diktatoren und sogar auch in Demokratien nicht nur das Kanonenfutter, sondern auch noch die Feldgeistlichen dazu.
Naja - das mit dem Kanonenfutter ist heute nicht mehr so, war aber in der Tat ein schweres Vergehen der Kirche in Mittelalter & Co. - Geistliche dagegen müssen auch heute noch aufs Feld - einfach weil da gestorben wird.

Hemul hat geschrieben:Hätten Menschen die sich als Christen bezeichnen in der Vergangenheit die obigen Worte beachtet-fürwahr-die Obrigkeit hätte
ihre Kriege alleine führen müssen.
Stimmt - aber so ist halt das Fürstentum der Welt. - Aber diese Stelle zeigt Dir, dass die Paulus-Stelle ("Obrigkeit") in der Zusammenschau interpretiert werden sollte als "Jede Bürde (alias "Obrigkeit") ist gottgegeben".

Hemul
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#172 Re: Die ethnisch-demographische Wahl

Beitrag von Hemul » Sa 2. Dez 2017, 01:04

closs hat geschrieben:
Hemul hat geschrieben:Hätten Menschen die sich als Christen bezeichnen in der Vergangenheit die obigen Worte beachtet-fürwahr-die Obrigkeit hätte ihre Kriege alleine führen müssen.
Stimmt - aber so ist halt das Fürstentum der Welt. - Aber diese Stelle zeigt Dir, dass die Paulus-Stelle ("Obrigkeit") in der Zusammenschau interpretiert werden sollte als "Jede Bürde (alias "Obrigkeit") ist gottgegeben".
Werter closs!
Welche Bürden Christen tragen sollten geht aus Römer 13:1-7 wie folgt hervor:
Das Verhalten dem Staat gegenüber
1 Jedermann ordne sich den staatlichen Behörden unter, die Macht über ihn haben. Denn es gibt keine staatliche Behörde, die nicht von Gott gegeben wäre; die jetzt bestehen, sind von Gott eingesetzt. 2 Also gilt: Wer sich gegen die Autorität des Staates auflehnt, der widersetzt sich der Anordnung Gottes; die sich aber widersetzen, werden ihr Urteil empfangen. 3 Denn nicht die gute Tat muss die Machthaber fürchten, sondern die böse. Willst du die Autorität des Staates nicht fürchten müssen? Dann tue das Gute, und du wirst bei ihr Anerkennung finden! 4 Denn Gottes Dienerin ist sie, zu deinem Besten. Tust du jedoch das Böse, dann fürchte dich! Denn nicht umsonst trägt sie das Schwert; im Dienst Gottes steht sie, beauftragt, den zu bestrafen, der das Böse tut. 5 Darum ist es notwendig, sich unterzuordnen, nicht bloss im Blick auf eine Bestrafung, sondern auch mit Rücksicht auf euer Gewissen; 6 deshalb zahlt ihr ja auch Steuern. Beamte Gottes sind es ja, die dazu bestellt sind, ihren Dienst zu verrichten. 7 Gebt allen, was ihr ihnen schuldig seid: Steuern, wem ihr Steuern schuldet, Zoll, wem ihr Zoll schuldet, Respekt, wem ihr Respekt schuldet, Ehre, wem ihr Ehre schuldet.
Von gehorchen wenn zu den Fahnen gerufen wird lese ich hier aber nix-Du etwa? :roll:
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

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#173 Re: Die ethnisch-demographische Wahl

Beitrag von Hemul » Sa 2. Dez 2017, 01:14

closs hat geschrieben:
Hemul hat geschrieben:Der Klerus lieferte und liefert mit Hinweis auf Römer 13:1-5 den jeweiligen Kaisern-Königen-Diktatoren und sogar auch in Demokratien nicht nur das Kanonenfutter, sondern auch noch die Feldgeistlichen dazu.
Naja - das mit dem Kanonenfutter ist heute nicht mehr so, war aber in der Tat ein schweres Vergehen der Kirche in Mittelalter
Nur im Mittelalter? :roll:
https://www.abendblatt.de/politik/deuts ... irche.html
Hurra und Halleluja – der Erste Weltkrieg und die Kriegsbegeisterung der Kirchenleute wurden aus heutiger Perspektive zum Sündenfall für die evangelische Kirche. Denn sie stand Gewehr bei Fuß, als es darum ging, dem deutschen Kanonendonner ihren Segen zu geben. Die von neuzeitlichen Modernisierungsprozessen gebeutelte protestantische Kirche erlebte plötzlich ein religiöses Erwachen bei den Menschen, die trotz aller Kriegsbegeisterung letztlich um Leib und Leben fürchteten.
und:
http://www.lebenshaus-alb.de/magazin/003354.html
Zunächst hatte es am 6. August 1945 gegen 0.15 Uhr einen der Höhepunkte neuzeitlicher Gotteslästerung gegeben. Gerade acht Stunden bevor sie den Atomtod nach Hiroshima bringen sollten, bekamen die Besatzungen der beteiligten B29-Bomber seelsorgerische Stärkung. Der katholische Priester George Zabelka segnete die Atombombe, die sinnigerweise “Little Boy” getauft wurde, und sein lutherischer Amtsbruder Downey betete vor versammelten Fliegern:
“Allmächtiger Vater, wir bitten Dich: Schütze diese Männer, die den Kampf zu unseren Feinden tragen. Mögen sie, bewaffnet mit Deiner Macht, den Krieg zu einem schnellen Ende bringen. Mögen die Männer, die in dieser Nacht fliegen, in Deiner Obhut sein und sicher zurückkehren… Im Namen Jesus Christus, Amen.”
Derselbe Feldgeistliche Downey sprach dann auch drei Tage später vor dem Abwurf auf Nagasaki ein Gebet:
“Allmächtiger Vater, der Du die Gebete jener erhörst, die Dich lieben, wir bitten Dich, denen beizustehen, die sich in die Höhen Deines Himmels wagen und den Kampf zu unseren Feinden vortragen … Wir werden im Vertrauen auf Dich weiter unseren Weg gehen …”
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

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#174 Re: Die ethnisch-demographische Wahl

Beitrag von sven23 » Sa 2. Dez 2017, 07:40

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Auf die Frage, wo dieses gelobte Land sein soll, hast du Rußland ins Spiel gebracht. Aber nicht den europäischen Teil, sondern jenseits des Ural.
:lol: Was soll ich da sagen? - Jetzt muss ich erst mal gucken, ob Du den nächsten Absatz gelesen hast.
Du solltest mal endlich zu deinen Fehlern stehen. Was ist so schlimm daran, einzugestehen, ich habe hier übers Ziel hinaus geschossen, es war ein Irrtum? Da bricht dir doch kein Zacken aus der Krone.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Nein, sie unterscheidet zwischen höchstwahrscheinlich authentischen Aussagen wie die Naherwartung, gerade weil sie sich schon bei Abfassung der Evangelien als Irrtum erweisen haben und schwerlich hätten erfunden werden können, und späteren Erhählungen, die versuchen, diesen Irrtum zu korrigieren.
Das ist doch ein total irrer Ansatz - Du tust so, als sei die Naherwartung bereits bei der Abfassung der Evangelien irrig gewesen (war sie aus theologischer Sicht natürlich nicht ist, weil es demnach ganz anders gemeint ist), und nimmst dies als (falsche) Begründung, spätere Einschübe seien dazu da gewesen, diesen Irrtum (den es gar nicht gab) zu kaschieren.
Wie immer: Man setze einen Irrtum und weise danach "wissenschaftlich" nach, warum man recht hat.
Nein, es gibt nun mal widersprüchliche Aussagen zur Ankunft der Gottesherrschaft. Naherwartung und Parusieverzögerung können nicht gleichzeitig richtig sein. Diese Widersprüche lassen sich nur durch die chronologische Rekonstruktion auflösen. Genau das tut die Forschung.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Nein, das entgeht der Forschung nicht. Im Gegenteil wird dies als spätere Rezeption erkannt, die nicht viel mit dem historischen Jesus zu tun hat.
So, wie Du "Forschung" beschreibst, macht sie den falschen Ansatz. - Sie stellt den Unterschied zwischen frühen und späten Rezeptionen fest (das tut sie zu recht) und baut sie in ein irres Interpretationssystem ein - diesen Vorwurf würde ich der HKM nicht machen wollen - ich schiebe es also auf diejenigen, die Du vertrittst.
Keine Ahnung, was du den in der Forschung arbeitenden Theologen in die Schuhe schieben willst. Sachlich begründet ist es mit Sicherheit sowieso nicht.


closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Der historische Jesus wurde in einem posthumen Glaubenskonstrukt "vergeistigt".
Richtig - das ist man einer heilsgeschichtlich satisfaktionsfähigen Entwicklung auch schuldig.
Eben, nachdem man sich dieses Konstrukt ausgedacht hat. war man sehr erfindungsreich im Gestalten dieser Geschichte. Aber nicht perfekt, denn die vielen Widersprüche und Ungereimtheiten sprechen für sich.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Deshalb gibt es ja die Diskrepanz zwischen historischem und kerymatischen Christus.
Nicht ganz: Dadurch entsteht die Differenz aus historisch-kritisch verstandenen historischen Jesus und kerygmatischen Jesus. - Das, was man dem kerygmatischen Jesus an Denken unterstellt, kann sehr wohl historisch ("Was hat Jesus wirklich vor 2000 Jahren gedacjt?") so gewesen sein.
Sehr unwahrscheinlich, wenn man immer nur auf kritisches Nachfragen neue Legenden erfinden muss.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Wie kommst du auf so einen Unsinn? Als fänden Menschen in Bulgarien, Rümanien, Albanien, Kroatien oder Griechenland keine geistige Orientierung.
Das ist nur sehr bedingt westliche Hemisphäre. - Außerdem gibt es für den Einzelnen auch dort oder in Russland keine Garantie für geistige Orientierung - aber der kulturelle Hintergrund, der dies ermöglichen könnte, ist dort intakter als bei uns.
Ähm, trotzdem gehören sie zu Europa, in dem Menschen nach deiner Aussage keine geistige Orientierung finden können.
Also halten wir fest: Menschen, die geistige Orientierung suchen, müssen sich hinter den Ural begeben. Warum denkst du, wollen alle trotzdem nach Deutschland?

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Seltsamerweise gab es immer eine enge Allianz der Kirchen mit den Mächtigen
Gar nicht immer, aber sehr wohl oft. - Die Mächtigen haben immer probiert, die Volkskultur zu vereinnahmen - und manchmal waren die Mächtigen auch die Kirchen selbst.
Vor allem konnten sich alle Thyrannen, Despoten und Feudalherren auf diese von Gott gewollte Ordnung berufen. Das hat lange Zeit jeden sozialen und gesellschaftlichen Fortschritt verhindert.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: wohl auch legitimiert durch Pauli unsinnige Bemerkung, dass alle Obrigkeit von Gott gegeben sei. Das hat historisch für viel Unheil gesorgt.
Absolute Zustimmung - wobei diese Stelle in meinem Umfeld schon immer interpretiert wurde als "Man muss im Dasein die Macht des Fürsten der Welt erdulden, weil sie als Prüfung von Gott gegeben ist". - Trotzdem bleibt diese Stelle zweischneidig.
Sie ist auch deshalb zweischneidig, weil sie vermutlich nicht die Meinung Jesu widergibt. Seine antirömische Gesinnung hälte solche Äußerungen sicher nicht zugelassen.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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#175 Re: Die ethnisch-demographische Wahl

Beitrag von closs » Sa 2. Dez 2017, 09:25

sven23 hat geschrieben:Du solltest mal endlich zu deinen Fehlern stehen. Was ist so schlimm daran, einzugestehen, ich habe hier übers Ziel hinaus geschossen, es war ein Irrtum?
Da ist nichts schlimm dabei - aber Du hast mein Beispiel absichtlich oder unvermögend von Anfang an entfremdet. - So wie ich es gemeint habe, meine ich es auch jetzt noch - und habe es erneut ausführlichst erklärt.

sven23 hat geschrieben:Nein, es gibt nun mal widersprüchliche Aussagen zur Ankunft der Gottesherrschaft.
Stimmt - das weiß die Theologie seit ewigen Zeiten.

sven23 hat geschrieben: Naherwartung und Parusieverzögerung können nicht gleichzeitig richtig sein.
Richtig.

sven23 hat geschrieben:Diese Widersprüche lassen sich nur durch die chronologische Rekonstruktion auflösen.
Falsch - und da sind wir beim Thema "methodisch". - Die HKM verfährt nach dem Grundsatz "je älter, desto wahrer" - kann man machen. - Hermeneutisch arbeitende Methodik verfährt nach dem Grundsatz "Was wurde wann geschrieben (soweit wie HKM) und was hat sich daraus an (wahrer und falscher) Erkenntnis entwickelt. - Also etwas ganz anderes.

Beide Methodiken haben ihre Tücken:
1) Die HKM kann sich aufgrund ihrer chronologischen Anbindung schlichtweg verrennen, weil mit dieser Anbindung nicht alles Nötige abgedeckt werden kann, um der Geschichte gerecht zu werden.
2) Die hermeneutische Methodik kann sich verrennen, wenn sie wahre und falsche Erkenntnis verwechselt.

sven23 hat geschrieben:Eben, nachdem man sich dieses Konstrukt ausgedacht hat.
Wobei wir wieder bei der Setzung wären "Da hat sich jemand was ausgedacht - historisch kann es nur so gewesen sein, wie WIR es sagen".- Vergiss nicht: Der Kampf zwischen HKM und Theologie ist auch ein Kampf um Deutungshoheit - ein Machtkampf, der teilweise nichts mit Wahrheit zu tun hat.

sven23 hat geschrieben:Sehr unwahrscheinlich, wenn man immer nur auf kritisches Nachfragen neue Legenden erfinden muss.
:?: - Vergiß nicht, dass man immer neue Chiffren/Bilder/Gleichnisse/etc. braucht, um geistige Inhalte in jeder Zeit adäquat zu vermitteln. - Ob ein kerygmatisches Bild substantiell historisch kompatibel ist, kann die HKM nicht entscheiden.

sven23 hat geschrieben:Also halten wir fest: Menschen, die geistige Orientierung suchen, müssen sich hinter den Ural begeben.
Du hast mein Beispiel absichtlich oder unvermögend von Anfang an entfremdet. - So wie ich es gemeint habe, meine ich es auch jetzt noch - und habe es erneut ausführlichst erklärt.

sven23 hat geschrieben:Vor allem konnten sich alle Thyrannen, Despoten und Feudalherren auf diese von Gott gewollte Ordnung berufen. Das hat lange Zeit jeden sozialen und gesellschaftlichen Fortschritt verhindert.
Auch das ist Urban Legend - Fortschritte sind nicht davon abhängig, ob ein Herrscher sich auf Gott oder auf Lenin oder auf George Washington beruft.

sven23 hat geschrieben:Sie ist auch deshalb zweischneidig, weil sie vermutlich nicht die Meinung Jesu widergibt. Seine antirömische Gesinnung hälte solche Äußerungen sicher nicht zugelassen.
Das kommt auf die Interpretation an - in der Intepretation "Jede Bürde ist gottgewollt" würde vermutlich auch Jesus zustimmen.

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#176 Re: Die ethnisch-demographische Wahl

Beitrag von Pluto » Sa 2. Dez 2017, 11:53

closs hat geschrieben:Die hermeneutische Methodik kann sich verrennen, wenn sie wahre und falsche Erkenntnis verwechselt.
Wenn das so einfach wäre...
Das Problem liegt viel tiefer. Welche Kriterien verwendet die hermeneutische Methodik um wahre von falschen Erkenntnis zu unterscheiden?

closs hat geschrieben:Ob ein kerygmatisches Bild substantiell historisch kompatibel ist, kann die HKM nicht entscheiden.
Wie würdest du unterscheiden?

closs hat geschrieben:Fortschritte sind nicht davon abhängig, ob ein Herrscher sich auf Gott oder auf Lenin oder auf George Washington beruft.
Stimmt!
Sie sind davon abhängig, ob sie funktionieren.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#177 Re: Die ethnisch-demographische Wahl

Beitrag von closs » Sa 2. Dez 2017, 16:22

Pluto hat geschrieben:Welche Kriterien verwendet die hermeneutische Methodik um wahre von falschen Erkenntnis zu unterscheiden?
Logische Konsistenz im Gesamt-Kontext - mehr geht nicht. - Man kann geistige Fragestellungen nicht experimentell überprüfen.

Pluto hat geschrieben:Wie würdest du unterscheiden?
Geht nur hermeneutisch. - Man kann zwar intersubjektiv die Begründung für eine Unterscheidung erarbeiten (das versteht man in den Geisteswissenschaften unter "Wissenschaft"), aber man kann das Ergebnis selber nicht "beweisen", einfach deshalb, weil die Ergebnisse nicht falsifizierbar sind.

Auch die Aussage "Jesus hatte eine Naherwartung" ist nicht universell falsifizierbar, sondern nur Folge EINES methodischen Vorgehens (was ja AUCH eine Hermeneutik ist).

Pluto hat geschrieben: closs hat geschrieben:
Fortschritte sind nicht davon abhängig, ob ein Herrscher sich auf Gott oder auf Lenin oder auf George Washington beruft.

Stimmt!
Sie sind davon abhängig, ob sie funktionieren.
Naturwissenschaftlich ist das so, soweit sich Naturwissenschaft auf Praxis bezieht. - Fortschritte in geistigen Disziplinen sind auf diese Weise nicht ermittelbar.

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#178 Re: Die ethnisch-demographische Wahl

Beitrag von sven23 » Sa 2. Dez 2017, 17:27

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Du solltest mal endlich zu deinen Fehlern stehen. Was ist so schlimm daran, einzugestehen, ich habe hier übers Ziel hinaus geschossen, es war ein Irrtum?
Da ist nichts schlimm dabei - aber Du hast mein Beispiel absichtlich oder unvermögend von Anfang an entfremdet. -
Ich habe überhaupt nichts entfremdet, sondern exakt zitierst:

Closs hat geschrieben:
Sagen wir es so: Wer geistig gefestigt ist, findet in Europa den besten Ort der Welt in puncto Wohlstand und Frieden. - Wer geistige Orientierung sucht, ist hier eher am falschen Ort.
Und nochmal:
Ich würde keinen Rückzieher von meiner Aussage machen, dass unser westliches System keine geeignete Quelle ist, geistige Orientierung zu erwerben
Auf die Frage, wo dieses gelobte Land sein soll, hast du Rußland ins Spiel gebracht. Aber nicht den europäischen Teil, sondern jenseits des Ural.

Und warum Frieden geistiger Orientierung abträglich sein soll, bleibt wohl clossens Geheimnis.


closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Nein, es gibt nun mal widersprüchliche Aussagen zur Ankunft der Gottesherrschaft.
Stimmt - das weiß die Theologie seit ewigen Zeiten.
Aber erst seit Beginn der historischen Jesusforschung geht sie damit redlich um. Einfach Widersprüche wegglauben ist nicht die Lösung.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Naherwartung und Parusieverzögerung können nicht gleichzeitig richtig sein.
Richtig.
Deshalb ist die Naherwartung Konsens in der Forschung. :thumbup:

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Diese Widersprüche lassen sich nur durch die chronologische Rekonstruktion auflösen.
Falsch - und da sind wir beim Thema "methodisch". - Die HKM verfährt nach dem Grundsatz "je älter, desto wahrer" - kann man machen. - Hermeneutisch arbeitende Methodik verfährt nach dem Grundsatz "Was wurde wann geschrieben (soweit wie HKM) und was hat sich daraus an (wahrer und falscher) Erkenntnis entwickelt. - Also etwas ganz anderes.
Hermeutisch kommt man dann nach 2000 Jahren zu der Erkenntnis, dass Jesus Vegetarier war. :lol: Das führt nur zu Projektionen, die historisch nicht untermauert werden können.
In der historischen Forschung ist die HKM das Mittel der Wahl. Da können sich Glaubensdogmatiker auf den Kopf stellen.


closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Sehr unwahrscheinlich, wenn man immer nur auf kritisches Nachfragen neue Legenden erfinden muss.
:?: - Vergiß nicht, dass man immer neue Chiffren/Bilder/Gleichnisse/etc. braucht, um geistige Inhalte in jeder Zeit adäquat zu vermitteln. - Ob ein kerygmatisches Bild substantiell historisch kompatibel ist, kann die HKM nicht entscheiden.
Eigentlich schon, denn die Diskrepanz zwischen historischem Jesus und kerymatischen Christus ist Konsens in der Forschung und darüber hinaus.
Mit anderen Worten: die Evangelisten und die Kirche haben aus dem historischen Jesus einen ganz anderen (verklärten) Jesus gemacht. Wie Albert Schweitzer richtig sagte: Der Jesus der Evangelien hat nie existiert.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Also halten wir fest: Menschen, die geistige Orientierung suchen, müssen sich hinter den Ural begeben.
Du hast mein Beispiel absichtlich oder unvermögend von Anfang an entfremdet. - So wie ich es gemeint habe, meine ich es auch jetzt noch - und habe es erneut ausführlichst erklärt.
Falsch, ich habe dich exakt zitiert. Du hast nur nicht den Mumm, einen Fehler einzugestehen. Ist ja nicht das erste Mal. :roll:

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Vor allem konnten sich alle Thyrannen, Despoten und Feudalherren auf diese von Gott gewollte Ordnung berufen. Das hat lange Zeit jeden sozialen und gesellschaftlichen Fortschritt verhindert.
Auch das ist Urban Legend - Fortschritte sind nicht davon abhängig, ob ein Herrscher sich auf Gott oder auf Lenin oder auf George Washington beruft.
Dann hast du wenig Ahnung von der historischen Wirklichkeit. Die Kirche und der streng gelebte Glaube waren immer ein Bremsklotz für Wissenschaft und neue Erkenntnisse. Veränderungen der gesellschaftlichen Ordnung (etwas des Feudalismus) konnten immer durch Verweis auf die Bibel abgeschmettert werden. Wer gegen die gottgewollte Ordnung verstieß, versündigte sich. Wer arm geboren war, sollte es auch bleiben. Herrschern und Reichen spielte das natürlich in die Karten. So ergaben sich zwangläufig symbiotische Allianzen zwischen der herrschenden Klasse und der Kirche. (Halt du das Volk dumm, ich halte es arm...)

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Sie ist auch deshalb zweischneidig, weil sie vermutlich nicht die Meinung Jesu widergibt. Seine antirömische Gesinnung hälte solche Äußerungen sicher nicht zugelassen.
Das kommt auf die Interpretation an - in der Intepretation "Jede Bürde ist gottgewollt" würde vermutlich auch Jesus zustimmen.
Das ist ein gefährlicher religiöser Fatalismus und hat immer wieder Despotismus und Unterdrückung legitimiert. Wer glaubt, dies sei gottgewollt, wird sich nicht dagegen auflehnen.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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#179 Re: Die ethnisch-demographische Wahl

Beitrag von closs » Sa 2. Dez 2017, 18:41

sven23 hat geschrieben:Ich habe überhaupt nichts entfremdet, sondern exakt zitierst
Die Zitate sind ok - genauso so habe ich es gesagt.

sven23 hat geschrieben:Auf die Frage, wo dieses gelobte Land sein soll, hast du Rußland ins Spiel gebracht. Aber nicht den europäischen Teil, sondern jenseits des Ural.
:lol: Ich erkläre es Dir nicht nochmal - gerade im letzten Post habe ich es ERNEUT ausführlich getan.

sven23 hat geschrieben:Und warum Frieden geistiger Orientierung abträglich sein soll, bleibt wohl clossens Geheimnis.
Auch ein interessanter Gedanke - aber bitte nicht von mir. - Ich weiß zwar in etwa, worauf Du Dich da beziehst, aber so habe ich es ganz sicher nicht gesagt.

sven23 hat geschrieben:Eigentlich schon, denn die Diskrepanz zwischen historischem Jesus und kerymatischen Christus ist Konsens in der Forschung und darüber hinaus.
Auf jeden Fall ist die Diskrepanz zwischen kerygmatischen Jesus und dem historisch-kritisch ermittelten Jesus sehr groß - und das meinst Du wahrscheinlich. - Ansonsten müsste man prüfen, welche kerygmatische Einzelaussage überhaupt historisch nachweisbar ist. - Wie auch immer: Kerygmatische Aussagen KÖNNEN (nicht "müssen") im Einzelfall näher an der historischen Realität Jesu sein als es die HKM sagt - einfach weil sie methodisch anders vorgeht und dabei wichtige Dinge nicht beachten KANN.

sven23 hat geschrieben:Die Kirche und der streng gelebte Glaube waren immer ein Bremsklotz für Wissenschaft und neue Erkenntnisse.
Ganz sicher nicht "immer". - Richtig ist, dass das Bürgertum mit dem damit verbundenen Selbstbewusstsein offener für Modernität war.

sven23 hat geschrieben:Das ist ein gefährlicher religiöser Fatalismus und hat immer wieder Despotismus und Unterdrückung legitimiert. Wer glaubt, dies sei gottgewollt, wird sich nicht dagegen auflehnen.
Das kann so passieren - andererseits: Was nützt das, wenn heute neue Götter über die Gesellschaft gestellt werden? - Das Volk hat sich im Wesentlichen nicht sehr geändert (positiv wie negativ), seitdem der MAterialismus obenauf ist.

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#180 Re: Die ethnisch-demographische Wahl

Beitrag von sven23 » So 3. Dez 2017, 07:33

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Ich habe überhaupt nichts entfremdet, sondern exakt zitierst
Die Zitate sind ok - genauso so habe ich es gesagt.
Also warum regst du dich auf?
Deine Kernaussage war: in Europa findet man keine geistige Orientierung. Punkt.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Auf die Frage, wo dieses gelobte Land sein soll, hast du Rußland ins Spiel gebracht. Aber nicht den europäischen Teil, sondern jenseits des Ural.
:lol: Ich erkläre es Dir nicht nochmal - gerade im letzten Post habe ich es ERNEUT ausführlich getan.
Also gehört in clossens Welt Putins gelobtes Land westlich des Urals nicht zu Europa. Interessante Behauptung.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Und warum Frieden geistiger Orientierung abträglich sein soll, bleibt wohl clossens Geheimnis.
Auch ein interessanter Gedanke - aber bitte nicht von mir. - Ich weiß zwar in etwa, worauf Du Dich da beziehst, aber so habe ich es ganz sicher nicht gesagt.
Doch, hast du:

Wer geistig gefestigt ist, findet in Europa den besten Ort der Welt in puncto Wohlstand und Frieden. - Wer geistige Orientierung sucht, ist hier eher am falschen Ort.

Du willst hier einen künstlichen Gegensatz von "geistiger Orientierung" einerseits und Wohlstand und Frieden andererseits aufbauen. Warum sollen beide nicht vereinbar sein?

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Eigentlich schon, denn die Diskrepanz zwischen historischem Jesus und kerymatischen Christus ist Konsens in der Forschung und darüber hinaus.
Auf jeden Fall ist die Diskrepanz zwischen kerygmatischen Jesus und dem historisch-kritisch ermittelten Jesus sehr groß - und das meinst Du wahrscheinlich. - Ansonsten müsste man prüfen, welche kerygmatische Einzelaussage überhaupt historisch nachweisbar ist. - Wie auch immer: Kerygmatische Aussagen KÖNNEN (nicht "müssen") im Einzelfall näher an der historischen Realität Jesu sein als es die HKM sagt - einfach weil sie methodisch anders vorgeht und dabei wichtige Dinge nicht beachten KANN.
Du verkennst die Situation. Die Diskrepanz ist nicht zu leugnen und wird auch von Vertretern der Systematischen Theologie eingestanden.
Schon Albert Schweitzer hat dies erkannt: der Jesus der Evangelien hat nie existiert.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Die Kirche und der streng gelebte Glaube waren immer ein Bremsklotz für Wissenschaft und neue Erkenntnisse.
Ganz sicher nicht "immer". -
Nach der Aufklärung nicht mehr. Begünstigt durch den Machtverlust der Kirche konnte sich eine freieres Klima für Wissenschaft und Forchung entwickeln.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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