Definition "rechtsextrem" (?)

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sven23
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#31 Re: Definition "rechtsextrem" (?)

Beitrag von sven23 » Sa 14. Okt 2017, 12:26

Novalis hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben: Jeder denkende Mensch weiß, dass es keine einzig wahren Informationsquellen gibt. Mit Russland sollten wir unsre freundschaftlichen Beziehungen pflegen und uns dafür interessieren, was sie denken. Das halte ich für selbstverständlich. Eine gute Basis für diese Freundschaft sind unsre gemeinsamen christlichen Werte.
Deshalb arbeitet Schröder jetzt auch für einen russischen Konzern, der auf der EU Sanktionsliste steht.
Natürlich nur zum Wohle des deutschen und russischen Volkes. Die 298.000 € sind nur eine kleine Aufwandsentschädigung. :lol:

Würde es Dich ebenso stören, wenn es ein amerikanischer Konzern wäre?
Meinetwegen kann er auch Hamburger bei McDonalds verkaufen. Natürlich nur im Interesse deutsch-amerikanischer Beziehungen. :lol:
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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Novas
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#32 Re: Definition "rechtsextrem" (?)

Beitrag von Novas » Sa 14. Okt 2017, 12:35

sven23 hat geschrieben:Meinetwegen kann er auch Hamburger bei McDonalds verkaufen. Natürlich nur im Interesse deutsch-amerikanischer Beziehungen. :lol:

Ja, so läuft es im globalen Kapitalismus. Eine Hand wäscht die andere Hand. Umso unglaubwürdiger wird dieses einseitige Russland-Bashing/Feindbild und die gekünstelte Empörung um Schröder. Vergleichen kann man die Beziehung von Europa und Russland mit einer Langzeit-Ehe, bei der Mann und Frau weder miteinander, noch ohne einander können. Am Ende bleibt ihnen nichts anderes übrig, als sich immer wieder zusammenraufen, da sie eine gemeinsame Wohnung teilen und gemeinsame Kinder haben. Es gibt viele russisch-deutsche Familien, wir haben gemeinsame christliche Werte, wir haben eine gemeinsame Geschichte und einen gemeinsamen eurasischen Markt. Die Russophobie ist darum ziemlich realitätsfremd (und häufig leider auch rassistisch und fremdenfeindlich gefärbt ;) )

Zuletzt geändert von Novas am Sa 14. Okt 2017, 14:25, insgesamt 1-mal geändert.

Pluto
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#33 Re: Definition "rechtsextrem" (?)

Beitrag von Pluto » Sa 14. Okt 2017, 13:42

Novalis hat geschrieben:Es gibt viele russisch-deutschen Familien, wir haben gemeinsame christliche Werte, wir haben eine gemeinsame Geschichte und einen gemeinsamen eurasischen Markt. Die Russophobie ist darum ziemlich realitätsfremd (und rassistisch und fremdenfeindlich ;) )
Wäre es nicht für den "Putinismus" der sich im eigenen Land und darüber hinaus breit macht (Annexion der Krim) könnte ich dir sogar zustimmen. Allerdings haben wir sehr viel mehr und engere Bindungen mit den USA. Die Siedler Amerikas sind zu über 90% aus Europa gekommen; wir teilen auch den Glauben mit ihnen. Unsere Parlamente sind von den amerikanischen Strukturen abgeschaut. Europa und die USA werden demokratisch regiert. Zudem spielen die Bündnisse im 20. Jahrhundert eine markante Rolle, erst gegen, später mit Deutschland. Die USA haben sehr früh bewiesen, dass sie verzeihen können.

Nicht so, Russland, das selbst 25 Jahre nach der Wiederveinigung Europas, immer noch feuchte Träume von der Großmacht UdSSR haben.

Amerika-Bashing scheint in Deutschland "IN" zu sein. Mich stört bei dieser Amerika-Phobie, dass viele Leute die Rosinenbomber, den Marshall-Plan, die Befreiung der KZ's und die Nürnberger Prozesse scheinbar vergessen haben. Die Russen haben sich in dieser Zeit um sich selbst und die Etablierung und Festigung der sowjetischen Militärmacht in Europa gekümmert... DDR, Ungarn und der Prager Frühling gehören zu den Höhenpunkten russischer Einmischung.
Und das sage ich obwohl ich zu 1/4 Russe bin.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Novas
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#34 Re: Definition "rechtsextrem" (?)

Beitrag von Novas » Sa 14. Okt 2017, 15:04

Pluto hat geschrieben:Nicht so, Russland, das selbst 25 Jahre nach der Wiederveinigung Europas, immer noch feuchte Träume von der Großmacht UdSSR haben

Die NATO-Streitkräfte sind es, die immer näher an die russische Grenze heran rücken, entgegen den 1990/91 getroffenen Absprachen. Wenn jemand einen Grund hat sich bedroht zu fühlen, dann ist es Russland, denn das sieht nicht nach friedlicher Entspannungspolitik aus. Wie kommt das bei Russen an? Bei sputniknews lesen wir: Heranrücken der Nato an Russlands Grenze ähnelt Vorgehen Nazideutschlands. Das letzte mal kamen feindliche Kräfte im Jahr 1941 an die Grenzen Russlands heran und das war die Invasion Nazideutschlands ;)



Amerika-Bashing scheint in Deutschland "IN" zu sein. Mich stört bei dieser Amerika-Phobi[...]

Amerikakritik und Antiamerikanismus sind zwei grundverschiedene Dinge. Wenn die Amerikaner leider immer wieder ihre Interessen im Rahmen eines skrupellosen und brutalen Imperialismus durchsetzen (was verschönigend „American Exceptionalism” genannt wird), dann ist eine kritische Haltung vollkommen gerechtfertigt. Mit einer Phobie hat das nichts zu tun.
Zuletzt geändert von Novas am Sa 14. Okt 2017, 15:13, insgesamt 1-mal geändert.

closs
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#35 Re: Definition "rechtsextrem" (?)

Beitrag von closs » Sa 14. Okt 2017, 15:13

Pluto hat geschrieben: Allerdings haben wir sehr viel mehr und engere Bindungen mit den USA.
Kulturell ist das nicht richtig.

Richtig ist, dass das Deutschland der Nachkriegszeit extrem amerikanisch geprägt ist - wir haben von den Amerikanern Demokratie gelernt (und sicher nicht von den Russen). - Aber in den vielen Jahrunderten vorher und AUCH seit der Siedlungszeit der Amerikaner war Russland näher.

Du als geborener Engländer kannst das natürlich historisch anders sehen - es ist kein Zufall, dass die Amerikaner Englisch sprechen - aber (bis auf einige in Kanada) spricht kaum einer Französisch sowie so gut wie keiner Deutsch oder Russisch. - Katharina die Große war eine Deutsche, St. Petersburg sollte das Tor zu Europa sein, kulturell ist Russland eine Fortführung des oströmischen Reichs (merkt man schon am Wort "Zar", das nichts anderes als "Caesar" heißt).

Pluto hat geschrieben:Amerika-Bashing scheint in Deutschland "IN" zu sein. Mich stört bei dieser Amerika-Phobie, dass viele Leute die Rosinenbomber, den Marshall-Plan, die Befreiung der KZ's und die Nürnberger Prozesse scheinbar vergessen haben.
Das stört mich genauso - die West-Deutschen könnten den Amerikanern dankbarer sein - da ist viel Geschichts-Vergessenheit. - Noch mehr: Da Russland immer ein unsicherer Kantonist is UND Europa im Grunde keine eigene Armee hat außer der NATO, welche de facto unter der Leitung der USA ist, brauchen wir auch heute die Amerikaner als verläßlichen Partner - wie sie uns als Markt und als Einfluss-Sphäre brauchen.

Aber alle Dankbarkeit und strategische Partnerschaft darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die USA ein kulturell weit entferntes Land sind - die europäischen Wurzeln dort sind archaisch und in Bezug auf das Christentum weitgehend ein Rückschritt in ein Macho-Verständnis des AT.

Novas
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#36 Re: Definition "rechtsextrem" (?)

Beitrag von Novas » Sa 14. Okt 2017, 15:33

closs hat geschrieben:Aber alle Dankbarkeit und strategische Partnerschaft darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die USA ein kulturell weit entferntes Land sind - die europäischen Wurzeln dort sind archaisch und in Bezug auf das Christentum weitgehend ein Rückschritt in ein Macho-Verständnis des AT.

Die Amerikaner sehen sich als das auserwählte Volk Gottes an. Nicht die ganze Menschheit, sondern einzig und allein das amerikanische Volk. Daraus erwächst dann eine mitunter sehr ignorante und selbstsüchtige Politik im Umgang mit der restlichen Welt. Die Theorie des Amerikanischen Exzeptionalismus ist sehr religiös gefärbt. So sagte beispielsweise Dick Cheney, dass Amerika „die machtvollste, gute und ehrenwerte Nation in der Geschichte der Menschheit, die Ausnahme-Nation“ sei (Exceptional: Why the World Needs a Powerful America)

Im 21. Jahrhundert bezeichnet amerikanischer Exzeptionalismus die politische Kernideologie der USA. Er drückt sich, wie Stephen Kinzer schreibt, auch darin aus, dass die USA die einzigen in der Geschichte der Neuzeit sind, die überzeugt sind, dass sie Gottes Werk verrichten, indem sie ihr politisches und wirtschaftliches System anderen bringen.
Wegen ihrer Einzigartigkeit seien die USA an völkerrechtliche Vereinbarungen grundsätzlich nur insoweit gebunden, wie ihnen dies nützt. Auch ließen sich ihre Taten grundsätzlich nicht nach den moralischen Normen bewerten, nach denen die USA die Taten anderer Nationen bewerten. Denn es könne grundsätzliche keine „moralische Äquivalenz“ zwischen den USA und anderen Staaten in der Bewertung ihrer Taten geben, da sich Verbrechen von ‚wesenhaft Guten‘ nicht mit Maßstäben bewerten ließen, die man an Verbrechen von ‚wesenhaft Schlechten‘ anlegt. Folglich mögen die USA zwar gelegentlich ‚Fehler‘ machen, können jedoch aus grundsätzlichen Gründen keine Kriegsverbrechen begehen – weder in Vietnam, noch im Irak oder in Syrien. Und aus ebenso grundsätzlichen Gründen können sie auch keine Zivilisten ermorden, sondern Zivilisten sterben einfach als ‚kollaterale‘ Folge bester Intentionen. Da die USA wesenhaft gut seien, entzögen sich ihre Taten auch grundsätzlich einer Bewertung nach völkerrechtlichen Normen
Amerikanischer Exzeptionalismus

Wenn ich diese Ideologie kritisch betrachte, dann vertrete ich deshalb keine antiamerikanische Denkweise. Ich denke nur, dass sich die Amerikaner ebenso an das Völkerrecht halten sollten, wie alle anderen auch. Es gibt sehr wohl „moralische Äquivalenz“ zwischen den USA und anderen Staaten in der Bewertung ihrer Taten und wenn es ein auserwähltes Volk gibt, dann ist es die ganze Menschheit und nicht nur Amerika...

Da Russland immer ein unsicherer Kantonist is UND Europa im Grunde keine eigene Armee hat außer der NATO, welche de facto unter der Leitung der USA ist, brauchen wir auch heute die Amerikaner als verläßlichen Partner - wie sie uns als Markt und als Einfluss-Sphäre brauchen.

Die amerikanischen Militärstrategen haben etwas gegen die deutsch-russische Freundschaft, weil Europa und Russland zusammen eine ernstzunehmende Gegenmacht darstellen. Doch warum sollte uns das interessieren?

Der Chef des privaten Geheimdienstes Stratfor hat erstmals offengelegt, dass die US-Regierung als oberstes strategisches Ziel die Verhinderung einer deutsch-russischen Allianz betrachte. Ein solcher Block sei der einzige, der als alternative Weltmacht in der Lage sei, den Amerikanern ihre dominante Stellung streitig zu machen.
Deutsche Wirtschaftsnachrichten, Stratfor: USA wollen deutsch-russische Allianz verhindern

closs
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#37 Re: Definition "rechtsextrem" (?)

Beitrag von closs » Sa 14. Okt 2017, 16:05

Novalis hat geschrieben:Die amerikanischen Militärstrategen haben etwas gegen die deutsch-russische Freundschaft, weil Europa und Russland zusammen eine ernstzunehmende Gegenmacht darstellen. Doch warum sollte uns das interessieren?
Weil Balance immer das Beste ist. - Europa sollte sich aus meiner Sicht äquidistant zur USA, Russland und China stellen - für niemanden eine Bedrohung, für jeden ein wertvoller Markt-Partner.

Novas
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#38 Re: Definition "rechtsextrem" (?)

Beitrag von Novas » Sa 14. Okt 2017, 16:11

closs hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:Die amerikanischen Militärstrategen haben etwas gegen die deutsch-russische Freundschaft, weil Europa und Russland zusammen eine ernstzunehmende Gegenmacht darstellen. Doch warum sollte uns das interessieren?
Weil Balance immer das Beste ist

Es würde den Amerikaner gut tun, wenn es endlich mal wieder eine Gegenmacht gibt, die ein Gleichgewicht der Kräfte ermöglicht. Die alleinige Hegemonie einer einzigen Nation über die restliche Welt halte ich für eine pathogene Konstellation. Meine persönliche Meinung ist, dass wir derzeit beobachten können, wie die alte, unipolare Weltordnung unter amerikanischer Führung zerfällt und eine neue multipolare Weltordnung entsteht, die eine größere Balance besitzt. Die Karten werden neu gemischt, so wie das in der Natur unablässig geschieht :thumbup: das wird sehr heilsam für die Welt und nicht der Weltuntergang sein.

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#39 Re: Definition "rechtsextrem" (?)

Beitrag von closs » Sa 14. Okt 2017, 16:53

Novalis hat geschrieben:Meine persönliche Meinung ist, dass wir derzeit beobachten können, wie die alte, unipolare Weltordnung zerfällt und eine neue multipolare Weltordnung entsteht, die eine größere Balance besitzt. Die Karten werden neu gemischt, so wie das in der Natur unablässig geschieht :thumbup: das wird sehr heilsam für die Welt und nicht der Weltuntergang sein.
Im Prinzip ja - allerdings gilt meine größte Sorge in der Tat dem Umstand, dass die USA komplett unberechenbar werden könnten, wenn ihnen plötzlich klar wird, dass ihr Exzeptionalismus nichts mehr wert ist. - Hier fürchte ich eine Supernova, bevor der einst leuchtende Stern in sich zusammenfällt. - Echt - da bin ich konkret besorgt.

Pluto
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#40 Re: Definition "rechtsextrem" (?)

Beitrag von Pluto » Sa 14. Okt 2017, 19:37

closs hat geschrieben:allerdings gilt meine größte Sorge in der Tat dem Umstand, dass die USA komplett unberechenbar werden könnten, wenn ihnen plötzlich klar wird, dass ihr Exzeptionalismus nichts mehr wert ist.
Die USA hat ein viel zu gutes "Checks & Balances" System, dass das verhindert was du befürchtest.
Ich vermute, du überbewertest die Aussagen Trumps. Er ist NICHT die USA.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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