Der freie Mensch im Widerstand gegen die Maschinenwelt

Politik und Weltgeschehen
Antworten
Novas
Beiträge: 7986
Registriert: Mi 20. Jun 2018, 21:23

#1 Der freie Mensch im Widerstand gegen die Maschinenwelt

Beitrag von Novas » Mo 25. Sep 2017, 14:53

Im Gespräch: Der Schriftsteller Ilija Trojanow Der Schriftsteller Ilija Trojanow hat in einem Interview der Deutschen Welle zum breiten Widerstand gegen die digitale Massenüberwachung durch Geheimdienste aufgerufen.



Sehr viele Schriftsteller äußern sich zunehmend kritisch zum heute vorherrschenden technokratischen Paradigma und dem dazu gehörigen Weltbild, Menschenbild und Politikverständnis, welches unsre wichtigsten demokratischen Grundrechte und die damit einhergehende Würde des Menschen real bedroht. Wo dies der Fall ist, wird Widerstand zur Pflicht.

Das sagen die Autoren

US-Autor T.C. Boyle: „Während wir schliefen, haben die Maschinen die Welt übernommen. Regierungen bauen und betreiben die Maschinen, und die Maschinen sammeln Daten, die immer missbraucht werden. Es gibt kein Rückzugsgebiet mehr.“

Der deutsche Erzähler Thomas Hettche: „Der technologische Umbruch, den wir erleben (...) schickt sich an, auf den innersten Kern des Menschseins, unsere Freiheit, zuzugreifen. Wenn die Politik den Verlockungen, hinter denen sich dieser Angriff verbirgt, nicht widersteht, wird er die demokratische Gesellschaft von innen zerfressen.“

Die deutsche Autorin Antje Rávic Strubel: „Das kapitalistische System, das so gern mit der Freiheit des Indi­viduums in Verbindung gebracht wird, zeigt sich heute perfider als der Kommunismus in seinen Methoden, diese Freiheit zu beschneiden. (...) Ich aber fürchte mich, denn diesmal sind die ­Mittel von tod­sicherer ­Effizienz.“

Der chinesische Autor Liao Yiwu, Friedenspreisträger des Deutschen Buchhandels: „Im dikatorischen China habe ich mehr als die Hälfte meines Lebens unter Überwachung verbracht. Ich habe geglaubt, dass es im Westen ­keine Überwachung der ­alltäglichen Worte und ­Handlungen der Bürger gibt. Aber ich habe mich geirrt.“

Schriftsteller protestieren weltweit gegen die Überwachung

Novas
Beiträge: 7986
Registriert: Mi 20. Jun 2018, 21:23

#2 Re: Der freie Mensch im Widerstand gegen die Maschinenwelt

Beitrag von Novas » Mo 25. Sep 2017, 15:03

Juli Zeh, eine wichtige Stimme der neuen deutschen Literatur, widmet sich sehr viel diesem Thema. Sie sagt: „Wir brauchen einen Mentalitätswechsel. Einen Bewusstseinswandel wie beim Umweltschutz: Es wird sich langfristig nur etwas ändern, wenn sich auf breitester Basis durchsetzt, dass Überwachung die Demokratie gefährdet.“ ~ all jenen Politikern, die ständig für eine Überwachung argumentieren, sollte man diese Frage stellen:

„Wer kontrolliert die Kontrolleure?“



Dazu noch ein lesenswerter Artikel:

William Binney, ehemals Technischer Direktor der NSA, ist heute einer ihrer schärfsten Kritiker. Auf einer Konferenz in München erklärt er, warum er Massenüberwachung für sinnlos hält.

William Binney hält wenig von Geheimdiensten. "Die raten nur, immer. Das sind Idioten", sagt er. Nach den Skandalen der vergangenen Jahre ist der Ruf der NSA miserabel, insofern wirkt solche Kritik nicht ungewöhnlich - doch Binney arbeitete 37 Jahre lang für den größten US-Auslandsgeheimdienst. Die Datensammelwut der USA brachte ihn nach dem 11. September dazu, seinen Job als Technischer Direktor zu kündigen.

süddeutsche.de: Geheimdienste raten nur. Das sind Idioten

Martinus
Beiträge: 3059
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:17
Wohnort: Kasane

#3 Re: Der freie Mensch im Widerstand gegen die Maschinenwelt

Beitrag von Martinus » Mo 25. Sep 2017, 16:22

Der Blockwart war irgendwie ........persönlicher.
Angelas Zeugen wissen was!

Novas
Beiträge: 7986
Registriert: Mi 20. Jun 2018, 21:23

#4 Re: Der freie Mensch im Widerstand gegen die Maschinenwelt

Beitrag von Novas » Di 26. Sep 2017, 18:26

Martinus hat geschrieben:Der Blockwart war irgendwie ........persönlicher.

Ich verstehe leider nicht, was Du sagen möchtest :?: :) erwähnenswert finde ich im Hinblick auf dieses Thema die Kritik von Papst Franziskus am „technokratisches Paradigma“ (Laudato si 108) in seiner Umweltenzyklika „Laudato si“ („Gelobt seist du“) formuliert er nicht nur eine schonungslose Analyse und Kritik der heute herrschenden Verhältnisse, sondern er wendet sich ausdrücklich an jeden Menschen, der diese Erde bewohnt. Darin finden sich solche bemerkenswerten Aussagen:

„Das technokratische Paradigma ist nämlich heute so dominant geworden, dass es sehr schwierig ist, auf seine Mittel zu verzichten, und noch schwieriger, sie zu gebrauchen, ohne von ihrer Logik beherrscht zu werden. Es ist ‚kulturwidrig‘ geworden, wieder einen Lebensstil mit Zielen zu wählen, die zumindest teilweise von der Technik, von ihren Kosten und ihrer globalisierenden und vermassenden Macht unabhängig sein können.“ (Laudato si’, S.118)

Damit ist er absolut auf der Höhe der Zeit. Doch er sagt auch, dass nur kosmetische Korrekturen am technokratischen Paradigma nicht ausreichend sind, denn es braucht einen fundamentalen Geisteswandel, einen „neuen Menschen“. (Vgl. Laudato si’, S.128) dabei ist die Verantwortung jedes Einzelnen gefragt:

„Es ist nützlich, immer daran zu erinnern, dass der Mensch ‚fähig‘ ist, ‚in eigener Verantwortung sein materielles Wohl, seinen sittlichen Fortschritt, seine geistige Entfaltung in die Hand zu nehmen‘.“ (Laudato si’, S.136; vgl. auch S.21f.)

Durch unsre persönliche Lebensführung können wir das technokratische Paradigma durch ein neues, spirituelles Paradigma ersetzen, welches die globale Einheit der Menschheit in den Blick nimmt (Franziskus spricht von einer „Humanökologie“)

„Man kann wenig benötigen und erfüllt leben, vor allem, wenn man fähig ist, das Gefallen an anderen Dingen zu entwickeln und in den geschwisterlichen Begegnungen, im Dienen, in der Entfaltung der eigenen Charismen, in Musik und Kunst, im Kontakt mit der Natur und im Gebet Erfüllung zu finden.“ (Laudato si’, S.226)

Das ist die persönliche Ebene, da kann jeder Einzelne ansetzen. Auf der politischen Ebene braucht es eine international vernetzte Klima- und Umweltpolitik. (Vgl. Laudato si’, S.171ff.) jenseits des nationalistischen Egoismus. Das wiederum setzt einen gemeinsamen Weltethos voraus:

„Eine Weltepoche, die anders als jede frühere geprägt ist durch Weltpolitik, Welttechnologie, Weltwirtschaft und ​Weltzivilisation, bedarf eines Weltethos.“ - Hans Küng, 1993
http://www.weltethos.org/ :wave:

Antworten