Der Fall James Damore

Politik und Weltgeschehen
ThomasM
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#1 Der Fall James Damore

Beitrag von ThomasM » Fr 11. Aug 2017, 15:02

Vermutlich hat jeder hier diesen Fall mitbekommen, James Damore, der Mitarbeiter und Programmierer von Google, der angeblich ein sexistisches Dokument verfasst hat und daraufhin von Google entlassen wurde.
Die hiesigen Informationen in den Zeitungen schien darauf hinzudeuten, dass endlich mal wieder einer der ganz bösen Sexisten sein Fett weg bekommen hat und das Gute wieder einmal gewonnen hat.

Mich hat die Sache eigentlich nicht sonderlich interessiert. Aber dann begann ich aufgrund von ein paar Bemerkungen, die ich gelesen habe, misstrauisch zu werden. Ich fragte mich, was dieser Mann denn wirklich geschrieben hat.
Über einen Link in einem aktuellen Zeitungsartikel
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/d ... 45545.html
ist dessen Dokument zugänglich (natürlich in englisch)

Ich habe es jetzt gelesen und bin erschüttert.
Das Dokument ist in keiner Weise sexistisch, sondern man merkt dem Text an, wie sehr sich der Autor bemüht hat, seine Argumentation sachlich zu formulieren und zu demonstrieren, dass er diese Diskussion, die er anstoßen wollte, haben will, gerade um Sexismus zu bekämpfen.

Dabei setzt er allerdings auf Gedanken, die in der heutigen Gesellschaft und gerade auch bei bestimmten Kreisen bei Google verboten sind. Es sind Meinungsäußerungsverbote, die nicht offiziell bestehen, bei deren Äußerungen man aber sozial abgestraft wird, Entlassung, Rufmord, Hasskampagnen, Verleumdung, Ausgrenzung.
Genau das, was James Damore dann erlebt hat.

Seine Argumente sind vielleicht falsch, aber wenn man genau hinschaut, wie er sie formuliert hat, dann glaube ich das nicht. Ich denke sogar, dass seine Argumente zum Ursprung der sogenannten "Gender-Gap" durchaus neutralen wissenschaftlichen Untersuchungen sehr gut standhalten würde.

Vorausgesetzt man kann eine solche Untersuchung durchführen. Was aber niemand machen wird, weil er dann seinen Job verliert.
Der Fall zeigt eine höchst bedenkliche Entwicklung, die auch in Deutschland stattfindet. Wer seine Meinungsfreiheit in der "falschen Richtung" benutzen wird, geht ein hohes Risiko ein.
Die Freiheit der westlichen Welt ist vielleicht bereits nicht mehr. Wie lange wird es dauern, bis jemand seinen Job verliert, weil er in einem Forum wie diesem einen Beitrag geschrieben hat, der allein auf sachlichen Argumenten beruht?
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

Pluto
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#2 Re: Der Fall James Damore

Beitrag von Pluto » Fr 11. Aug 2017, 16:05

Ich habe den Artikel gelesen, und stimme dir im Wesentlichen zu. Seine Argumente sind stark und rigoros. Der Artikel scheint mehr Google-kritisch zu sein, als den Bossen dort lieb war.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#3 Re: Der Fall James Damore

Beitrag von closs » Fr 11. Aug 2017, 16:13

ThomasM hat geschrieben:Wer seine Meinungsfreiheit in der "falschen Richtung" benutzen wird, geht ein hohes Risiko ein.
So ist es. - Gerade gestern hat mein Zahnarzt, der in der DDR großgeworden ist, gesagt: "Die medialen und gesellschaftlichen Zwangs-Inszenierungen sind aus seiner Sicht 'Honecker 2.0' ".

Pluto
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#4 Re: Der Fall James Damore

Beitrag von Pluto » Fr 11. Aug 2017, 16:33

ThomasM hat geschrieben:Wie lange wird es dauern, bis jemand seinen Job verliert, weil er in einem Forum wie diesem einen Beitrag geschrieben hat, der allein auf sachlichen Argumenten beruht?
Der Vorteil eines Forums wie diesem ist, dass man anonym schreiben kann, ohne dafür belangt zu werden. Die Administratoren sind Garanten, dass die Anonymität bewahrt wird.

Wenn natürlich Jemand sich mit seinem richtigen Namen anmeldet ist Hopfen und Malz verloren.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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Halman
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#5 Re: Der Fall James Damore

Beitrag von Halman » Fr 11. Aug 2017, 18:29

Pluto hat geschrieben:
ThomasM hat geschrieben:Wie lange wird es dauern, bis jemand seinen Job verliert, weil er in einem Forum wie diesem einen Beitrag geschrieben hat, der allein auf sachlichen Argumenten beruht?
Der Vorteil eines Forums wie diesem ist, dass man anonym schreiben kann, ohne dafür belangt zu werden. Die Administratoren sind Garanten, dass die Anonymität bewahrt wird.

Wenn natürlich Jemand sich mit seinem richtigen Namen anmeldet ist Hopfen und Malz verloren.
Darum sollte man dies auch nicht machen. ;)

Kleine Communities, wie unser Forum, sind gesellschafts-politisch unbedeutend. Erst ab einer Größe von zwei Millionen Usern im sozialen Netzwerk greift m. W. das NetzDG.

Zum Thema habe ich mal ein Video des YouTubers Der DoktorRant (soweit ich informiert bin, ist er Biologe) rausgesucht.


Und weil es so schön ist, hier ein Video von Sally zum Fall von James Damore.

In seinem ersten Kommentar hat er ein paar Links zum Fall ins Web gestellt.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

Martinus
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#6 Re: Der Fall James Damore

Beitrag von Martinus » Fr 11. Aug 2017, 18:59

closs hat geschrieben:Gerade gestern hat mein Zahnarzt, der in der DDR großgeworden ist, gesagt: "Die medialen und gesellschaftlichen Zwangs-Inszenierungen sind aus seiner Sicht 'Honecker 2.0' ".

Das sagt meiner auch. Er konnte vor 89 offiziell ausreisen. Das ihn das System wieder einholt, hätte er das gewußt wäre es woanders hingegangen.

Der letzte Agent von Honecker ist eine Frau, die schafft das. :thumbup:
Angelas Zeugen wissen was!

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#7 Re: Der Fall James Damore

Beitrag von Pluto » Fr 11. Aug 2017, 19:25

Randbemerkung:

In den USA gibt es keinen Mitarbeiterschutz, wie in Deutschland üblich. Also kein System von Begründung oder Abmahnung. Es gibt auch keinen Betriebsrat, der peinliche Fragen stellt.
Google brauchte also keinen Grund für die Entlassung. Dumm war nur, dass die Personalabteilung die Entlassung mit Sexismus rechtfertigte, denn das war ziemlich sicher nicht der wahre Grund.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#8 Re: Der Fall James Damore

Beitrag von closs » Fr 11. Aug 2017, 22:16

Martinus hat geschrieben:Das sagt meiner auch. Er konnte vor 89 offiziell ausreisen. Das ihn das System wieder einholt, hätte er das gewußt wäre es woanders hingegangen.
Naja - da übertreibt er - denn wohin soll er gehen? Da würde er wenige Ecken finden.

Was Deine Anspielung auf Merkel angeht, sehe ich das anders: Aus meiner Sicht ist sie eher eine, die distanziert zu den modernen Trends ist - nebenbei: Wie ich höre, hat sie bei der Ehe-Abstimmung GEGEN eine Gleichstellung gestimmt - will heißen: Sie ist nicht unbedingt eine Mainstreamerin, geht aber begnadet mit dem Mainstream um. - Distanziert und gleichzeitig für sich nutzend.

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sven23
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#9 Re: Der Fall James Damore

Beitrag von sven23 » Sa 12. Aug 2017, 10:36

closs hat geschrieben:
Martinus hat geschrieben:Das sagt meiner auch. Er konnte vor 89 offiziell ausreisen. Das ihn das System wieder einholt, hätte er das gewußt wäre es woanders hingegangen.
Naja - da übertreibt er - denn wohin soll er gehen? Da würde er wenige Ecken finden.

Was Deine Anspielung auf Merkel angeht, sehe ich das anders: Aus meiner Sicht ist sie eher eine, die distanziert zu den modernen Trends ist - nebenbei: Wie ich höre, hat sie bei der Ehe-Abstimmung GEGEN eine Gleichstellung gestimmt - will heißen: Sie ist nicht unbedingt eine Mainstreamerin, geht aber begnadet mit dem Mainstream um. - Distanziert und gleichzeitig für sich nutzend.
In Fachkreisen nennt man das Opportunismus. :lol:
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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#10 Re: Der Fall James Damore

Beitrag von closs » Sa 12. Aug 2017, 10:49

sven23 hat geschrieben:In Fachkreisen nennt man das Opportunismus.
Das ist die Kunst: Sich selber treu bleiben und gleichzeitig dem Volk seine "Panes und circenses" geben. - Da kommt man nie ganz sauber raus.

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