Milchpreispolitik

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Magdalena61
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#1 Milchpreispolitik

Beitrag von Magdalena61 » So 25. Jun 2017, 01:42

Am Samstag waren wir im Kaufland, um für das Wochenende einiges zu besorgen.

"Deutsche Markenbutter" ist jetzt doppelt so teuer wie vor einem Jahr. 250g kosten 1,49 Euro. Vor der Preiserhöhung Anfang November 2016 waren es 75 ct.

Wer macht eigentlich diese Milchpreispolitik? Aldi?
An den Aldi-Preisen orientieren sich üblicherweise auch die Supermarkt-Riesen. Daher wird erwartet, dass weitere Lebensmittelhändler bei den Anhebungen mitziehen. Bereits Anfang November war Milch teurer geworden - sogar deutlich.

Im Detail hoben Aldi Nord und Aldi Süd Anfang Mai ihre Preise für Frischmilch und H-Milch am Dienstag um jeweils drei Cent je Liter an, wie die Unternehmen auf Anfrage mitteilten. Je nach Fettgehalt kostet der Liter damit nun 63 Cent beziehungsweise 68 Cent. Das entspricht Steigerungen von 4,6 und fünf Prozent.
n-tv.de
Aber WENN Aldi hier tonangebend ist, warum haben sie dann die Milchbauern in den letzten beiden Jahren so tief ins Minus und damit in die Krise rutschen lassen?

Wie viel von der Preiserhöhung kommt bei den Bauern wirklich an?

Neben der "Deutschen Markenbutter" steht der Karton mit irischer Butter, das 250- g- Päckchen für 1,39 €. Fast jede Woche ist irgendeine Marke, die normalerweise um die 2 Euro für 250 g kostet, im Sonderangebot. Auch holländische Butter wird immer wieder günstiger angeboten als das Erzeugnis aus heimischen Landen-- wer preisbewußt einkaufen muss, weil er große Mengen verbraucht, der unterstützt mit seinem Kauf also die irischen oder holländischen Milchbauern, die EU macht es möglich.
(Abgesehen vom Preis... ist die irische Butter streichfähiger, auch wenn sie direkt aus dem Kühlschrank kommt und schmeckt um einiges besser als deutsche Pressware).

Wollen die Verantwortlichen den deutschen Milchbauern jetzt eigentlich helfen oder wollen sie die kaputt machen?
LG
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Pluto
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#2 Re: Milchpreispolitik

Beitrag von Pluto » So 25. Jun 2017, 08:52

Magdalena61 hat geschrieben:Aber WENN Aldi hier tonangebend ist, warum haben sie dann die Milchbauern in den letzten beiden Jahren so tief ins Minus und damit in die Krise rutschen lassen?

Wie viel von der Preiserhöhung kommt bei den Bauern wirklich an?
Also, hier in Oberbayern merkt man nichts von einer Landwirtschaftskrise. Die Bauern fahren mit riesigen supermodernen Traktoren ihre Ernte ein.
Die Dinger sind leise geworden; sie brummen nicht mehr. Das Lauteste ist das Heulen des Automatik-Getriebes.

Vielleicht machen es die Bauern hier besser? Man sagt hier übrigens nicht "Bauer", sondern "Landadel" zu den Landwirten.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

ceam
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#3 Re: Milchpreispolitik

Beitrag von ceam » So 25. Jun 2017, 12:41

Pluto hat geschrieben:Also, hier in Oberbayern merkt man nichts von einer Landwirtschaftskrise. Die Bauern fahren mit riesigen supermodernen Traktoren ihre Ernte ein.
Die Dinger sind leise geworden; sie brummen nicht mehr. Das Lauteste ist das Heulen des Automatik-Getriebes.

Vielleicht machen es die Bauern hier besser? Man sagt hier übrigens nicht "Bauer", sondern "Landadel" zu den Landwirten.
Seit wann braucht ein Milchbauer (mit Kühen) einen Traktor? Obwohl es vielleicht wirklich effektiver wäre, direkt auf Vegan umzusteigen. Angeblich ist es deutlich preiswerter für Bauern die Milch produzieren wollen. Aber ob damit das Problem wirklich gelöst wird, wenn die Discounter den Preis niedrig halten.

Das habe ich darüber gefunden, offensichtlich gibt es ein Überangebot, bei stockender Nachfrage.
Was macht Milch so billig?

Zwei Trends wirken in Richtung Überangebot und sinkende Preise: Die Exportnachfrage läuft nicht mehr so rund früher, während die Milcherzeugung weiter hoch bleibt. China sitzt auf großen Mengen Milchpulver, die in den Boomjahren 2013 und 2014 importiert wurden und nun im Abschwung schwer absetzbar sind. Russland hat auf die EU-Sanktionen mit einem Importverbot für Molkereiprodukte reagiert, und auch in den Golfstaaten läuft der Absatz langsamer, seitdem die Einnahmen mit den Ölpreisen schrumpfen. Im Export stoßen deutsche Molkereien zudem auf potente Konkurrenten wie die USA und Neuseeland. Nach dem Wegfall der EU-Milchquote vor gut einem Jahr schraubten viele Bauern zudem die eigene Produktion hoch, auch in Deutschland.
https://www.welt.de/wirtschaft/article1 ... mscht.html

Pluto
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#4 Re: Milchpreispolitik

Beitrag von Pluto » So 25. Jun 2017, 12:54

ceam hat geschrieben:Seit wann braucht ein Milchbauer (mit Kühen) einen Traktor?
Kann es sein, dass Bauern Beides machen?


ceam hat geschrieben:
Was macht Milch so billig?

Zwei Trends wirken in Richtung Überangebot und sinkende Preise: Die Exportnachfrage läuft nicht mehr so rund früher, während die Milcherzeugung weiter hoch bleibt. China sitzt auf großen Mengen Milchpulver, die in den Boomjahren 2013 und 2014 importiert wurden und nun im Abschwung schwer absetzbar sind. Russland hat auf die EU-Sanktionen mit einem Importverbot für Molkereiprodukte reagiert, und auch in den Golfstaaten läuft der Absatz langsamer, seitdem die Einnahmen mit den Ölpreisen schrumpfen. Im Export stoßen deutsche Molkereien zudem auf potente Konkurrenten wie die USA und Neuseeland. Nach dem Wegfall der EU-Milchquote vor gut einem Jahr schraubten viele Bauern zudem die eigene Produktion hoch, auch in Deutschland.
Die Milchbauern tun mir nur bedingt leid. Aus zwei verknüpften Gründen:
Erstens hätten sie früher auf den einträglicheren Anbau von Getreide umstellen können, und zweitens haben sie riesige EU-Subventionen erhalten, damit sie möglichst VIEL Milch produzieren. So ist die Lenkung durch die EU fehl gelaufen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#5 Re: Milchpreispolitik

Beitrag von Mimi » So 25. Jun 2017, 15:54

Pluto:
Vielleicht machen es die Bauern hier besser? Man sagt hier übrigens nicht "Bauer", sondern "Landadel" zu den Landwirten.
Hihi… :D Landadel sagt man auch außerhalb Bayerns.
Bauern/Landwirte:
Früher wurde in Radiosendungen (Landfunk) immer so begrüßt:
„Für …oder an Bauern und Landwirte“. Manche fühlten sich dadurch herabgesetzt.
Einen Bauer spricht man heute – zur besseren sozialen Verträglichkeit! - allgemein mit Landwirt an.
Dennoch gibt es den Unterschied zwischen Bauer und Landwirt bis heute.
Ein echter Landwirt hat eine abgeschlossene Berufsausbildung im landwirtschaftlichen Sektor.

LG
"Jedes menschliche Wunschbild,
das in die christliche Gemeinschaft mit eingebracht wird,
hindert die echte Gemeinschaft und muss zerbrochen werden,
damit die echte Gemeinschaft leben kann."
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#6 Re: Milchpreispolitik

Beitrag von Magdalena61 » So 25. Jun 2017, 21:03

ceam hat geschrieben:Seit wann braucht ein Milchbauer (mit Kühen) einen Traktor?
Um Grünfutter für seine Kühe zu schneiden und zu transportieren und, um Heu zu machen.
Das habe ich darüber gefunden, offensichtlich gibt es ein Überangebot, bei stockender Nachfrage.
Was macht Milch so billig?

Zwei Trends wirken in Richtung Überangebot und sinkende Preise: Die Exportnachfrage läuft nicht mehr so rund früher, während die Milcherzeugung weiter hoch bleibt. China sitzt auf großen Mengen Milchpulver, die in den Boomjahren 2013 und 2014 importiert wurden und nun im Abschwung schwer absetzbar sind. Russland hat auf die EU-Sanktionen mit einem Importverbot für Molkereiprodukte reagiert, und auch in den Golfstaaten läuft der Absatz langsamer, seitdem die Einnahmen mit den Ölpreisen schrumpfen. Im Export stoßen deutsche Molkereien zudem auf potente Konkurrenten wie die USA und Neuseeland. Nach dem Wegfall der EU-Milchquote vor gut einem Jahr schraubten viele Bauern zudem die eigene Produktion hoch, auch in Deutschland.
https://www.welt.de/wirtschaft/article1 ... mscht.html
Zu dieser Jahreszeit müssten die Kühe auch wieder viel Milch geben. Frühjahr, Frühsommer, und neue Kälbchen...
Aber Milch und Milchprodukte sind trotzdem teuer. Und das ist gewollt.

Wenn Milch & Co. teuer sind, kauft ein Verbraucher, dem nur ein bescheidenes Budget zur Verfügung steht, weniger bzw. weicht auf alternative Produkte aus.


@ceam, wenn du von einer anderen Webseite zitierst, musst du den Link der Seite als Quelle angeben. Das ist gesetzlich vorgeschrieben. Wenn die Quelle fehlt, ist das ein Verstoß gegen das Urheberrecht und kann eine strafrechtliche Verfolgung nach sich ziehen.

Ich habe den Text gesucht und die Quelle nachträglich eingefügt. Aber bitte denke in Zukunft daran, o.k.?

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#7 Re: Milchpreispolitik

Beitrag von Magdalena61 » So 25. Jun 2017, 21:06

Mimi hat geschrieben:Einen Bauer spricht man heute – zur besseren sozialen Verträglichkeit! - allgemein mit Landwirt an.
Man sagt aber immer noch "Milchbauer" und nicht "Milchlandwirt".
Ein echter Landwirt hat eine abgeschlossene Berufsausbildung im landwirtschaftlichen Sektor.
Meines Wissens müssen auch Hoferben, die mit dem Beruf aufgewachsen sind, so etwas wie eine staatlich anerkannte Grundausbildung absolvieren, etwa in einer "Landwirtschaftsschule". Das hat mir in den 80ern mein Bäuerlein erzählt.

Wer's besonders gut machen will, geht studieren.
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#8 Re: Milchpreispolitik

Beitrag von ThomasM » Mo 26. Jun 2017, 08:58

Magdalena61 hat geschrieben: "Deutsche Markenbutter" ist jetzt doppelt so teuer wie vor einem Jahr. 250g kosten 1,49 Euro. Vor der Preiserhöhung Anfang November 2016 waren es 75 ct.

Wie viel von der Preiserhöhung kommt bei den Bauern wirklich an?
Laut der folgenden Webseite sind die Erzeugerpreise, also das, was die Bauern bekommen, im letzten Jahr um 20% gestiegen.
https://www.agrarheute.com/news/milchpr ... molkereien

Wie so oft, kommt das, was die Kunden mehr zahlen, nur etwa zur Hälfte bei den Erzeugern an, der Rest bleibt im Zwischenhandel
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

Pluto
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#9 Re: Milchpreispolitik

Beitrag von Pluto » Mo 26. Jun 2017, 09:07

Mimi hat geschrieben:Ein echter Landwirt hat eine abgeschlossene Berufsausbildung im landwirtschaftlichen Sektor.
An der Uni nannten wir diejenigen die Agrarwissenschaften studierten, die "Bauern".
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

piscator
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#10 Re: Milchpreispolitik

Beitrag von piscator » Mo 26. Jun 2017, 09:40

ThomasM hat geschrieben:Wie so oft, kommt das, was die Kunden mehr zahlen, nur etwa zur Hälfte bei den Erzeugern an, der Rest bleibt im Zwischenhandel
Viele Landwirte in meiner Gegend vermarkten ihre Produkte zunehmend selbst. Entweder geschieht das in eigenen Bauernläden oder mit Hilfe von Milch- oder Eierautomaten.

Sogar die örtlichen REWE haben spezielle Abteilungen eingerichtet, in denen Produkte aus der unmittelbaren Region durch Direkteinkauf vermarktet werden.
Meine Beiträge als Moderator schreibe ich in grün.

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