Handeln christlich geprägte Staaten moralisch besser als andere religiöse Staaten?

Politik und Weltgeschehen
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Mez
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#1 Handeln christlich geprägte Staaten moralisch besser als andere religiöse Staaten?

Beitrag von Mez » Mi 2. Sep 2015, 13:16

Eine anhaltende Flüchtlingswelle aus Kriesenländern stellt Europa wieder auf eine neue Probe.
Deutschland scheint eines der wenigen Länder in Europa zu sein, welche Flüchtlinge nicht nur nicht abschiebt, sondern auch noch herzlich Willkommen heist.
Sind die Deutschen besonders geprägt vom Christentum und daher Nächstenliebe auch praktizieren, oder kann es sich als Staat einfach mehr leisten, weil es wirtschaftlich gut da steht, oder sieht es sogar Vorteile um billige Arbeitskräte ins Land zu holen?
Großbritanien sagt ausdrücklich sie wollen keine Flüchtlinge mehr. Italien als katholisches Land nimmt zwar gezwungenermaßen viele auf, aber versucht nur als Durchzugsland zu dienen. Die Franzosen oder Spanier wiederum halten sich sehr zurück.
Die Ungarn versuchen sich mit einem Stacheldrahtzaun zu schützen, Mazedonien versucht es mit Tränengas.
Saudi Arrabien als sehr reiches Land, wiederum schiebt alle Flüchtlinge ab, ebenso die anderen reichen Golfstaaten, sie spenden zwar viel aber von armen Flüchtlingen wollen sie nichts viel wissen.
Die Türkei, der Iran und Irak nehmen wiederum mehr Flüchtlinge auf als ganz Europa zusammen.
Glaube denen, die die Wahrheit suchen, und zweifle an denen, die sie gefunden haben.

ThomasM
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#2 Re: Handeln christlich geprägte Staaten moralisch besser als andere religiöse Staaten?

Beitrag von ThomasM » Mi 2. Sep 2015, 15:15

Einfache Antwort: Nein

Begründung: Ein "christlich geprägtes" Land ist ein Land, das kulturelle Elemente besitzt, die aus christlichen Traditionen entstanden sind.
Das hat aber nichts mit echtem Glauben zu tun, zumindest nicht notwendig.
Und in der Politik schon gar nicht.
Wie ein Politiker mal sagte "Mit der Bergpredigt kann man keine Politik machen"
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

Novas
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#3 Re: Handeln christlich geprägte Staaten moralisch besser als andere religiöse Staaten?

Beitrag von Novas » Mi 2. Sep 2015, 17:21

ThomasM hat geschrieben:Wie ein Politiker mal sagte "Mit der Bergpredigt kann man keine Politik machen"

Wie sollen wir wissen, was möglich ist und was nicht, wenn wir es gar nicht erst probieren und von vornherein mit einer zynischen und pessimistischen Haltung auf die Welt schauen, die sich als "Realismus" verkleidet?

closs
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#4 Re: Handeln christlich geprägte Staaten moralisch besser als andere religiöse Staaten?

Beitrag von closs » Mi 2. Sep 2015, 17:36

ThomasM hat geschrieben:Einfache Antwort: Nein
De facto Zustimmung (obwohl die Fragestellung nicht so einfach beantwortet werden kann).

Deshalb eine De-facto-Zustimmung, weil bspw. im armen Libanon inzwischen ein Drittel der Bevölkerung Flüchtlinge sind. - Es ist die nackte Not, die Lösungen finden kann - unabhängig von Religionen.

Novas
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#5 Re: Handeln christlich geprägte Staaten moralisch besser als andere religiöse Staaten?

Beitrag von Novas » Mi 2. Sep 2015, 17:54

closs hat geschrieben:Es ist die nackte Not, die Lösungen finden kann - unabhängig von Religionen.

In dem Kontext würde ich auch die Bergpredigt ansiedeln.

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sven23
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#6 Re: Handeln christlich geprägte Staaten moralisch besser als andere religiöse Staaten?

Beitrag von sven23 » So 6. Sep 2015, 16:31

Mez hat geschrieben: Die Türkei, der Iran und Irak nehmen wiederum mehr Flüchtlinge auf als ganz Europa zusammen.
Europa gibt hier wegen seiner Uneinigkeit kein besonders gutes Bild ab. Das katholisch geprägte Polen weigert sich, islamische Flüchtlinge aufzunehmen. Andere wollen überhaupt keine aufnehmen.
Deutschland nimmt in absoluten Zahlen die meisten Flüchtlinge auf. Sollten die Zahlen in den kommenden Jahren so hoch bleiben, dann könnte das zu einer Zerreißprobe in Europa werden.
Heidenau im Pegida-Kernland könnte dann auch in Deutschland kein Einzelfall bleiben.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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Mez
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#7 Re: Handeln christlich geprägte Staaten moralisch besser als andere religiöse Staaten?

Beitrag von Mez » Fr 11. Sep 2015, 22:54

ThomasM hat geschrieben:Einfache Antwort: Nein

Begründung: Ein "christlich geprägtes" Land ist ein Land, das kulturelle Elemente besitzt, die aus christlichen Traditionen entstanden sind.
Das hat aber nichts mit echtem Glauben zu tun, zumindest nicht notwendig.
Und in der Politik schon gar nicht.
Wie ein Politiker mal sagte "Mit der Bergpredigt kann man keine Politik machen"

Christliche Traditionen entstanden aber hauptsächlich durch das Christentum. Ohne diesen Glauben hätten wir heute in Europa ganz andere Werte
und Traditionen.
Mutti Merkel hat in der Flüchlingsfrage ausserordentlich christlich entschieden. Moralisch gesehen kamen ihre christlichen WErte sehr zum Vorschein,vielleicht stecken aber auch wirtschaftliche Interessen dahinter. Weil Deutschland zur Zeit wirtschaftlich sehr stark ist, kann man es sich auch leisten, soviel Verständnis für Flüchtlinge aufzubringen.
Polen ist ein armes Land im Verhältnis zu Deutschland, aber religiös aktiver und trotzdem wehrt man sich gegen vermehrter Flüchtlingsaufnahme, mit Italien ist es genau so. Zu guter letzt entscheidet wohl das Geld ,aber auch welche Religionszugehörigkeit Flüchtlinge haben.

Ganz anders sieht es bei den reichen Ölscheichs aus. Kürzlich im Spiegel: Reiche Golfstaaten: Flüchtlinge? Nicht willkommen.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/f ... 51885.html

Eigentlich müsste man zum Entschluss kommen, die reichen Staaten im nahen Osten mit islamischen Werten handeln moralisch schlechter als die Europäer. Von Nächstenliebe keine Spur. In diesem Zusammenhang aber doch ein dickes Plus für christlich geprägte Länder. Ob sich dies mittelfristig weiterhin bewährt, wird sich noch zeigen.
Glaube denen, die die Wahrheit suchen, und zweifle an denen, die sie gefunden haben.

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#8 Re: Handeln christlich geprägte Staaten moralisch besser als andere religiöse Staaten?

Beitrag von 2Lena » Sa 12. Sep 2015, 08:04

Mez hat geschrieben:Saudi Arrabien als sehr reiches Land, wiederum schiebt alle Flüchtlinge ab, ebenso die anderen reichen Golfstaaten, sie spenden zwar viel aber von armen Flüchtlingen wollen sie nichts viel wissen. Die Türkei, der Iran und Irak nehmen wiederum mehr Flüchtlinge auf als ganz Europa zusammen.
Letzteres hängt mit Traditionen der Gastfreundschaft zusamen, und vor allem sind ihnen die Menschen "bekannter". Ungarn ist schon von der Sprache her ganz anders. Ihre Ängste sind vielleicht Restbarrieren aus den Mongolenstürmen der Vorzeit.

Ich allein kriege die Frage nicht hin, wieso jetzt - nach fünf Jahren Krieg, Flüchtlingsströme kommen - und hauptsächlich junge Männer. Seltsam ist es zudem, dass Jungendliche aus europäischen Staaten dorthin in den Krieg zogen.

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#9 Re: Handeln christlich geprägte Staaten moralisch besser als andere religiöse Staaten?

Beitrag von Pluto » Sa 12. Sep 2015, 13:27

sven23 hat geschrieben:Heidenau im Pegida-Kernland könnte dann auch in Deutschland kein Einzelfall bleiben.
Ja.
Diese Gefahr besteht tatsächlich. Am Beispiel Schweiz mit einem Ausländeranteil von über 20% erkennt man allerdings, dass bei vernünftiger Integration die Grenze des "Erträglichen" noch lange nicht erreicht ist.

Ich sehe aber die Gefahren weinger in der religiösen Ausrichtung der "Gastgeber", als in der Einstellung der Bürger. Bayern ist schließlich nicht weniger katholisch als Polen. Wie die Bayern, das gegenwärtige Problem lösen ist echt bewundernswert.

Die reichen Golfstaaten wie Saudi Arabien sind ein Sonderfall den ich nicht verstehe. Einerseits sind sie mit schuld an der Krise, denn es fließen aus dieser Region Milliarden zum IS, andererseits bekämpfen sie im Inland eben diesen Terrorismus. Und zur Lösung des Flüchtlingsproblems tragen sie (wie schon andere gesagt haben) absolut nichts bei.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#10 Re: Handeln christlich geprägte Staaten moralisch besser als andere religiöse Staaten?

Beitrag von sven23 » Sa 12. Sep 2015, 13:46

Pluto hat geschrieben: Die reichen Golfstaaten wie Saudi Arabien sind ein Sonderfall den ich nicht verstehe. Einerseits sind sie mit schuld an der Krise, denn es fließen aus dieser Region Milliarden zum IS, andererseits bekämpfen sie im Inland eben diesen Terrorismus. Und zur Lösung des Flüchtlingsproblems tragen sie (wie schon andere gesagt haben) absolut nichts bei.
Sie haben aber angekündigt, in Deutschland Moscheen finanzieren zu wollen für die muslimischen Flüchtlinge.
Man spricht für dieses Wochende von weiteren 40000 Flüchtlingen. Auf Facebook und anderen sozialen Netzwerken werden Gerüchte gestreut, daß Deutschland händeringend Arbeitskräfte suche und praktisch jeder Asylantrag genehmigt würde. Man fragt sich, wer wohl hinter diesen Falschinformationen steckt.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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