sven23 hat geschrieben:Aber es sind keine Fälle bekannt, in denen man bei der Ermordung von Zivilisten von einem Befehlsnotstand sprechen konnte, das ist ein nachträglich entstandener Mythos
Kann ich nicht nachprüfen. - Möglicherweise hat man dann Leute versetzt - oder Soldaten sind selber in die Gaskammer, weil sie es nicht mehr ausgehalten haben (ist belegt).
Der eigentliche SChwerpunkt liegt wahrscheinlich wo ganz woanders: Die Leute haben wie überall ihren "Job" gemacht. - Natürlich ist es historisch und juristisch etwas anderes, ob man den Holocaust betreibt (Völkermord) oder den Tod von Zivilisten bei kriegerischen Handlungen de facto billigend in Kauf nimmt (man nennt das dann "Kollateralschaden") - aber psychologisch eben nicht. - Und wir reden hier ja nicht von einem historischen Vergleich, sondern wie der Mensch tickt.
Wenn ich die Stimmen der damaligen Überlebensgeneration psychologisch (!!) zusammenfasse, die aus dem einfachen Volk kommen, war der Judenmord
a) Folge eines langjährigen Ressentiments - so wie es das heute noch bei "Zigeunern" und jetzt verstärkt bei "Asylanten" und jetzt gerade besonders stark bei "Griechen" der Fall ist.
b) Transponierung dieses Ressentiments in Handlung wie etwa "Reichskristallnacht" - so wie heute Asylantenheime angezündet werden.
c) gruppen-dynamische Entgleisungen, die zum Holocaust führten.
Das Volk, das im wesentlichen nur Staatsmedien zur Information hatte, wusste von c) wirklich relativ wenig - ich habe diesbezüglich vor 20 Jahren viel mit Zeitzeugen gesprochen - übrigens auch meinem Vater, der 18jährig im Jahr 1939 als Soldat an die polnisch-russische Grenze geordert wurde und dann 1947 aus Kriegsgefangenschaft zurückkam. - Da hatte man andere Sorgen, als sich über das, was in Deutschland innenpolitisch passiert, Gedanken zu machen.
Natürlich haben viele von denen, die - das war hier das Thema - in den KZs aktiv waren, ihre "Mission", ihren "Job" mit Überzeugung getan, weil es für ihre "Nation" war. - Insofern ist es psychologisch dasselbe, ob der Einzelne es als seine "Mission" ansieht, Juden zu vergasen oder Terroristen zu waterboarden.
Damit es jetzt nicht wieder (gewollte?) Missverständnisse gibt: Wir sprechen hier NICHT von einem historischen Vergleich, sondern von einem psychologischen Vergleich in Bezug auf den Einzelnen - und Strafgerichtsprozesse (siehe Thread-Titel) sind nun mal Individual-Veranstaltungen und keine historischen Würdigungen.