Die Streikwelle rollt- wer will nochmal, wer hat noch nicht?

[Janina]

Als die Lokführer noch Beamte waren ... Ich sage dir, du solltest dir diese Zeiten nicht zurückwünschen...

Ich habe mal gehört, dass die Bahn da auch noch pünktlich war. Und dass man beim Schaffner Fahrkarten kaufen konnte...

Heute zahlt die Bahn jährlich eine halbe Milliarde IN den Staatshaushalt.

Das Schienennetz wird von der KFZ-Steuer bezahlt.

[ThomasM]

Das Schienennetz wird von der KFZ-Steuer bezahlt.

Das Straßennetz auch

[Pluto]

Ich habe mal gehört, dass die Bahn da auch noch pünktlich war. Und dass man beim Schaffner Fahrkarten kaufen konnte...

Eben.
Da werden immer nur Verbesserungen angekündigt. Warum sieht man sie nicht?

[closs]

Warum sieht man sie nicht?

Weil die Bahn aktionärs-tauglich werden will und deshalb Leistungen zugunsten von Dividenten abbauen muss.

[ThomasM]

Warum sieht man sie nicht?

Weil die Bahn aktionärs-tauglich werden will und deshalb Leistungen zugunsten von Dividenten abbauen muss.

Es ist doch schön, wenn man sich nur noch von Vorurteilen leiten lassen muss und nicht auf wirkliche Daten zurückgreifen muss, nicht wahr closs.

Der Börsengang wurde 2010 aufgegeben, als dieselbe crashte und es vorhersehbar war, dass der ganze Zirkus nichts bringt. Seidem ist tatsächlich der Fokus von den Dividenden auf normale wirtschaftliche Leistung gewandert.

Es gab tatsächlich kurzsichtige, rein Gewinnorientierte Maßnahmen, die dann irgendwann aufs Butterende fielen (z.B. Verlängerung und Ausdünnung der Wartungsarbeiten bei der S-Bahn Berlin, mit der Folge, dass nach einem Unfall plötzlich der halbe Fahrzeugpark wochenlang lahmgelegt wurde), aber im Großen und Ganzen versucht der Vorstand der Bahn heutzutage modern, wirtschaftlich und Kundenorientiert zu denken.
Manchmal geht sogar das Mittelmanagement mit.
Und ebenso manchmal erreicht das auch den normalen Mitarbeiter.

So gab es vor drei Jahren mal eine Pünktlichkeitsoffensive.
Mit der Folge, dass die Unpünktlichkeit der Bahn aus den Medien verschwand.
Mit der Folge, dass in den Anstrengungen wieder nachgelassen wurde.
Mit der Folge, dass die Unpünktlichkeit wieder steigt. Qualität lässt sich eben nicht einfach so dauerhaft "machen".

Leider sind manche Dinge, die zur Unpünktlichkeit führen, auch nicht kontrollierbar.
So hat die Bahn in neuen S-Bahn Waggons im Frankfurter Raum Rufknöpfe angebracht, mit denen Behinderte um Hilfe beim Ein/Aussteigen anfordern können.
Wozu dann der Triebfahrzeugführer aussteigt und Hilfe leistet.
Leider machen sich viele Fahrgäste einen "Spaß" daraus, da drauf zu drücken, einfach weil es so toll ist.
Passiert das während einer Fahr 4 Mal, beträgt die Verspätung etwa 15 Minuten.

Pünktlichkeit ist ein extrem schwieriges Ziel bei einem Chaoshaufen wie Deutschland

Gruß
Thomas

[Pluto]

Warum sieht man sie nicht?

Weil die Bahn aktionärs-tauglich werden will und deshalb Leistungen zugunsten von Dividenten abbauen muss.

Da muss sie sich aber gewaltig anstrengen, will sie es wirklich noch werden. So wie die Bahn jetzt ist, will die doch kein Aktionär haben.

[closs]

Seidem ist tatsächlich der Fokus von den Dividenden auf normale wirtschaftliche Leistung gewandert.

Es geistert aber noch rum - man sieht es als Zielmarke.

Pünktlichkeit ist ein extrem schwieriges Ziel bei einem Chaoshaufen wie Deutschland

Da sprichst Du allerdings etwas Wahres aus - die schleichende Verwahrlosung einer Gesellschaft. - Nicht nur die "Jokes", die man sich leistet, sondern das viel Alltäglichere - denn: Was wäre naheliegender, dass Mit-Fahrgäste einfach zupacken, wenn ein Rollstuhl-Fahrer kommt - dazu braucht man kein Personal.

Aber dann geht's schon wieder los, dass irgendein Passagier-Depp oder Medien-Depp eine Story draus macht: "Ja - bin ich dann eigentlich versichert?" - "*empör* Das ist menschen-unwürdig" (Nicht mal denen, die solch einen Scheiß von sich geben, möchte man wünschen, am eigenen Leib zu spüren, was "menschen-unwürdig" WIRKLICH ist).

Unsere Gesellschaft ist so was von dekadent - stop - im Alltag sind die Leute dann doch viel instinktsicherer, als das öffentliche und veröffentlichte Bild glauben lassen müsste. - Hoffentlich lässt sich diesbezüglich ein ausreichend hohes Maß an Widerstandskraft bewahren.

[Janina]

Das Schienennetz wird von der KFZ-Steuer bezahlt.

Das Straßennetz auch

Und der Rest stopft Haushaltslöcher.

[piscator]

Nachdem ein großer, wenn nicht sogar der überwiegende Teil der Passagiere an den Haltestellen, Bahnhöfen und in den Zügen eh nur stur aufs Handydisplay glotzt, könnte man in Zukunft getrost auf die Instandhaltung und Reinigung der Haltestellen, Bahnhöfe und Züge verzichten, da der Passagier seine Umgebung eh nur noch im Augenwinkel verschwommen wahrnimmt.
Die Einsparungsmöglichkeiten wären gigantisch.

[ThomasM]

So wie die Bahn jetzt ist, will die doch kein Aktionär haben.

Es gibt die Bahn eigentlich auch nicht mehr.
DB Netz ist ausschließlich Staatsorientiert und lebt auch von Stuermitteln. Es war schon immer geplant, diesen Teil voll in der Hand des Bundes zu lassen. Ist auch durchaus sinnvoll. Infrastruktur ist Staatsaufgabe.

Der öffentliche Nahverkehr ist das eigentliche Sahnestück. Die öffentliche Hand bietet hier ein gutes Auskommen und regelmäßige Bezahlung. Daher drängen auch viele Konkurrenten auf den Markt und verdrängen die DB. Bis 2018 wird mehr als 50% aller regionalen Schienenleistungen durch nicht-DB Unternehmen geleistet.
Das ist politisch so gewollt. Und die GDL sorgt dafür, dass DB Regio wirklich kaum noch konkurrenzfähig ist.
Also Leute: Bitte ab 2018 nicht mehr über die DB aufregen. Dann sind andere am Zug (im wahrsten Sinne des Wortes).

DB Schenker Rail ist sehr abhängig von der Konjunktur. Bleibt die gut, ist auch DB Schenker gut im Geschäft. Durch die Kombination LKW-Schiene ist auch der richtige Mix vorhanden, um auf Marktsituationen zu reagieren. Doch die Enge des Schienennetzes und die Präferenz des Personenverkehrs sind noch ein Hindernis.

Bleibt noch Fernverkehr. Hier haben die Busse in letzter Zeit massiven Konkurrenzdruck ausgeübt. Und er hat gewirkt. Unter der Oberfläche sind viele Veränderungen im Gang. In unseren Gängen gibt es viele, neue und interessante Ideen.
Ob und welche Auswirkungen das haben wird, werden wir in etwa 4-5 Jahren sehen.

Gruß
Thomas