Der Sinn des Patriotismus

Politik und Weltgeschehen
Abischai
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#31 Re: Der Sinn des Patriotismus

Beitrag von Abischai » Mi 25. Feb 2015, 13:02

Bei Vergleichen muß man immer auf dem Teppich bleiben, was soll der Vergleich denn sagen?
Wenn ein Zugvogel ein Nest hat, zieht er nicht. Und wenn er zieht, dann ist das eben jahreszeitbedingt. Und kehrt er zurück, geht er in sein Nest vom Vorjahr. Einige Zugvögel zumindest halten das so, vor allem der Storch.
Und was besagt der Spruch von Salomo denn?

Fernweh eine jungen Menschen ist normal. Aber auch das hat interessante Ursachen und ist nicht unbedingt gut.

Telephon und Automobil sind irreversible Entwicklungen. Aber wie das Gewehr, mit dem man Menschen töten kann nun auch nicht bedeutet, daß der Mensch sich in sein Schicksal fügen und töten lassen soll, genauso bedeuten auf Globalisierung ausgerichtete Automatismen nicht, daß man nun jegliche Protektion aufgeben sollte.
Im Gegenteil. Früher war es leicht "im Dorf" zu bleiben, heute ist es schwer, richtig ist es dennoch.
Und durch o.g. Technik muß ich mich nicht "hop oder top" für oder gegen "Dorf" entscheiden, sondern kann auch - selbst wenn es schwer und unmodern ist - back to the roots, auch ins Dorf zurückkehren, ohne dort zu verhungern.
Meine Hilfe kommt von Jahweh, der Himmel und Erde gemacht hat. [Ps 121;2]

Pluto
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#32 Re: Der Sinn des Patriotismus

Beitrag von Pluto » Mi 25. Feb 2015, 13:31

Abischai hat geschrieben:Telephon und Automobil sind irreversible Entwicklungen.
Das betrifft auch das Fernweh, was eigentlich nichts anderes ist als ganz normale menschliche Neugierde.
Diese Neugierde hat den Mensch immer wieder veranlasst, das Vertraute zu verlassen. So hat Columbus Amerika entdeckt.
Das war schon immer so, seit dem der Mensch (Homo sapiens) vor 50-60'000 Jahren Afrika verließ um die Welt zu erobern. Eigentlich war das schon bei Homo erectus so, der auszog und vor fast einer Million Jahren ganz Asien bevölkerte.

Die ganze Geschichte kann man hier nachlesen: http://de.wikipedia.org/wiki/Ausbreitung_des_Menschen

Fazit: Nix Neues unter Sonne.
Warum also, sollten wir heute plötzlich diese Neugierde als etwas Widernatürliches bezeichnen?
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Abischai
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#33 Re: Der Sinn des Patriotismus

Beitrag von Abischai » Mi 25. Feb 2015, 23:12

Neugier ist nichts widernatürliches. Aber wenn man sie unbedingt auslebt, quält man sich nur selbst. Manches geht eben nicht. Und wer sich darein fügt, lebt gesünder.
Columbus hat nicht aus Neugier die Neue Welt entdeckt, sondern aus Notwehr. Er hatte etwas entdeckt, und zwar daß die Erde rund sei und man auch auf dem anderen Weg nach Indien kommen könne. Und das wollte er beweisen. Der eigentliche Grund für den übereilten Reiseantritt war ein drohender Judenpogrom, dem er seine teilweise jüdische Mannschaft entziehen wollte, zumal er selbst wahrscheinlich Jude war.
Columbus floh sozusagen ins Ungewisse.
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#34 Re: Der Sinn des Patriotismus

Beitrag von Pluto » Mi 25. Feb 2015, 23:22

Abischai hat geschrieben:Der eigentliche Grund für den übereilten Reiseantritt war ein drohender Judenpogrom, dem er seine teilweise jüdische Mannschaft entziehen wollte, zumal er selbst wahrscheinlich Jude war.
Diese Hypothese wurde von Simon Wiesenthal vor 50 Jahren aufgestellt. Sie wurde vermutlich lediglich aus biblischen Gründen gemacht, um etwas von dem Ruhm der an Columbus haftete, für die Juden zu ergattern.

Columbus war Italiener aus der Nähe von Genua. Seine Reise hat mit einer Flucht absolut nichts zu tun. :roll:
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#35 Re: Der Sinn des Patriotismus

Beitrag von Abischai » Do 26. Feb 2015, 11:50

Du sagst das so sicher...
Es handelt sich meinerseits um eine Vermutung, die ich auch nur schwach erklären kann, aber Du kannst das andere gar nicht belegen. Wenn Columbus Italiener war, warum nicht Jude?
Der Zusammenhang der "doppelten Staatsbürgerschaft" der Juden dürfte doch hinreichend bekannt sein.
Edmond de Rothschild ist Franzose, und wie jeder weiß ist er Jude. Henry Kissinger ist Amerikaner und ebenfalls Jude. Ich verstehe das, viele andere ebenso.
Aber darum ging es eigentlich auch gar nicht.
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#36 Re: Der Sinn des Patriotismus

Beitrag von Pluto » Do 26. Feb 2015, 12:50

Abischai hat geschrieben:Es handelt sich meinerseits um eine Vermutung, die ich auch nur schwach erklären kann, aber Du kannst das andere gar nicht belegen. Wenn Columbus Italiener war, warum nicht Jude?
Weil das eine Verschwörungstheorie ist, die nicht bewiesen ist.
Weitaus wahrscheinlicher ist, das Columbus (eigentlich Colombo) ein Katholik war.
Abischai hat geschrieben:Der Zusammenhang der "doppelten Staatsbürgerschaft" der Juden dürfte doch hinreichend bekannt sein.
Seit wann ist "Jude" eine Staatsbürgerschaft?
Erst seit 1947 gibt es den Staat Israel, und die Bürger nennen sich Israelis. Dort wohnen viele Menschen jüdischen Glaubens. ;)
Abischai hat geschrieben:Edmond de Rothschild ist Franzose, und wie jeder weiß ist er Jude. Henry Kissinger ist Amerikaner und ebenfalls Jude. Ich verstehe das, viele andere ebenso.
Verwechselst du da nicht etwas?
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#37 Re: Der Sinn des Patriotismus

Beitrag von Novas » Do 26. Feb 2015, 13:30

„Jedes Ding ist, je nachdem, wie man es betrachtet, ein Wunder oder ein Hemmnis, ein Alles oder ein Nichts, ein Weg oder ein Problem. Es immer wieder anders betrachten heißt, es erneuern und vervielfältigen. Daher hat ein kontemplativer Mensch, ohne sein Dorf je zu verlassen, gleichwohl das ganze Universum zur Verfügung. Das Unendliche findet sich in einer Zelle wie in einer Wüste.“ (Fernando Pessoa, Das Buch der Unruhe)

„Die meisten reisen nur, um wieder heimzukehren.“ (Michel de Montaigne)

„Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die Weltanschauung der Leute, welche die Welt nicht angeschaut haben.“ (Alexander von Humboldt)

„Man reist ja nicht, um anzukommen, sondern um zu reisen.“ (Johann Wolfgang von Goethe)

„Eine Entdeckungsreise besteht nicht darin, nach neuen Landschaften zu suchen, sondern neue Augen zu bekommen.“ (Marcel Proust)

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#38 Re: Der Sinn des Patriotismus

Beitrag von Yusuke » Do 26. Feb 2015, 14:04

Hallo zusammen,

Pluto hat geschrieben:Weitaus wahrscheinlicher ist, das Columbus (eigentlich Colombo) ein Katholik war.

Was spricht dagegen das Kolumbus als Italiener sowohl Jude als auch Katholik gewesen ist? So weit ich weiß ist "Katholik" eine ausschliesslich religiöse Zugehörigkeit, das trifft aber auf "Jude" nicht zu. Juden wurden so wohl als 'Nation' als auch als 'Religionszugehörigkeit' verstanden; anders lässt sich der Antijudaismus der Nazis doch gar nicht erklären. Die nationalsozialistischen Deutschen Christen hatten ja auch ein Problem mit dem Alten Testament, welches die Erzählung der jüdischen Nation beschreibt. :P

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#39 Re: Der Sinn des Patriotismus

Beitrag von Pluto » Do 26. Feb 2015, 14:33

Yusuke hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Weitaus wahrscheinlicher ist, das Columbus (eigentlich Colombo) ein Katholik war.
Was spricht dagegen das Kolumbus als Italiener sowohl Jude als auch Katholik gewesen ist?
Hi Artur,

Das erkennt man schon an den ethnischen Wurzeln seines Namens. Ist "Colombo" ein typisch jüdischer Name?
Ein einzelner Mann, Simon Wiesenthal (selbst jüdischen Glaubens) hat behauptet, Columbus sei Jude, mehr nicht. Die überwegende Zahl der Experten geht davon aus, dass Columbus Katholik war.

Portugal war zu jener Zeit extrem antisemitisch. Das war auch der Grund, warum viele Portugiesen jüdischen Glaubens nach den Niederlanden auswanderten.
Weiter spricht dagegen, dass Columbus nicht nur eine, sondern insgesamt vier Reisen nach Amerika unternahm, und dazwischen in Portugal jeweils als Nationalheld gefeiert wurde.
Nun frage ich in die Runde:
Wie passt diese Ehrung, in einem Land das stark vom Antisemitismus geprägt war, zu Columbus' angeblichen jüdischen Wurzeln?

Yusuke hat geschrieben:Was spricht dagegen das Kolumbus als Italiener sowohl Jude als auch Katholik gewesen ist? So weit ich weiß ist "Katholik" eine ausschliesslich religiöse Zugehörigkeit, das trifft aber auf "Jude" nicht zu.
Sehe ich nicht so. "Jude" ist ähnlich wie Muslim oder Christ, eine Bezeichnung einer Religion, NICHT eine Staatszugehörigkeit.

Yusuke hat geschrieben:Juden wurden so wohl als 'Nation' als auch als 'Religionszugehörigkeit' verstanden; anders lässt sich der Antijudaismus der Nazis doch gar nicht erklären. Die nationalsozialistischen Deutschen Christen hatten ja auch ein Problem mit dem Alten Testament, welches die Erzählung der jüdischen Nation beschreibt. :P
Das stimmt. Und was war die Folge?
Was du da ansprichst führt direkt zur Eugenik des Nazi-Regimes und den tragischen Folgen des daraus resultiernden Pogroms.
War das ncht ein falscher Weg?

Juden, wie Christen auch, sind Bürger ganz unterschiedlicher Nationen. Nochmals, diejenigen die im heutigen Israel leben, nennt man Israelis. Dass viele von ihnen auch jüdischen Glaubens sind, bestreitet doch Niemand.
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#40 Re: Der Sinn des Patriotismus

Beitrag von Yusuke » Do 26. Feb 2015, 17:32

Pluto hat geschrieben:Ist "Colombo" ein typisch jüdischer Name?
Nein, du hast Recht der Name ist definitiv nicht typisch jüdisch. Aber reicht dieses Argument, das Colombo kein jüdischer Name ist, aus um auszuschließen, dass er keine jüdischen Wurzeln hat? Schon die biblischen Erzählungen machen deutlich das es Vermischungen zwischen den Völkern gab.

Pluto hat geschrieben:Wie passt diese Ehrung, in einem Land das stark vom Antisemitismus geprägt war, zu Columbus' angeblichen jüdischen Wurzeln?
Stimmt, es passt nicht. Es sei denn, der Antijudaismus der Portugiesen war nicht konsequent, wie es bei den Nazis gewesen ist. Aber grundsätzlich hast du Recht.

Pluto hat geschrieben:Sehe ich nicht so. "Jude" ist ähnlich wie Muslim oder Christ, eine Bezeichnung einer Religion, NICHT eine Staatszugehörigkeit.
Das kannst du gerne so sehen, aber die Frage ist doch, wie realistisch ist deine Überzeugung? Die biblischen Erzählungen berichten über ein 'nationales' Israel- und Judenvolk, im ersten Jahrhundert verstanden sich Juden auch nicht nur als Anhänger einer Religion. Die Menschen vor und im dritten Reich verstanden Juden als Volk und zu guter letzt auch heute (in besondere seit 1948) verstehen sich 'zionistische' Juden auch als Nation.

Oder mal anders gefragt: Gibt es für dich Unterschiede zwischen Staatsangehörigkeit und Volks-/Nationszugehörigkeit? Wenn ja, welche?

Pluto hat geschrieben:Was du da ansprichst führt direkt zur Eugenik des Nazi-Regimes und den tragischen Folgen des daraus resultiernden Pogroms. War das ncht ein falscher Weg?
Was hat das mit der Frage zu tun das das Judentum eine Nation ist? - Völkermorde wurden auch an anderen Völkern durchgeführt, nicht nur Juden.

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