"Je suis Charlie"

Politik und Weltgeschehen
Pluto
Administrator
Beiträge: 43975
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:56
Wohnort: Deutschland

#361 Re: "Je suis Charlie"

Beitrag von Pluto » Fr 6. Mär 2015, 19:43

closs hat geschrieben:Es tut mir leid - ich kann nach wie vor keinen entscheidenden Unterschied zwischen Saudi Arabien und den USA erkennen (außer in der formalen Ausgestaltung der Rechtsform). - Ob man Water Boarding macht oder Leute auspeitscht, sollte kein großer Unterschied sein. - Ob man Leute enthauptet oder auf den elektrischen Stuhl setzt, auch nicht. - Ob man (unter Narkose) Gliedmaßen abtrennt oder ein ordentliches Sozialsystem verweigert, ohne das Millionen Leuten die Zähne (ohne Betäubung) rausfallen, ist für mich kulturell kein Unterschied - beides ist barbarisch.
Mir scheint, du kennst diese Länder nicht, und solltest mal in Beiden Urlaub machen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#362 Re: "Je suis Charlie"

Beitrag von closs » Sa 7. Mär 2015, 00:35

Pluto hat geschrieben:Mir scheint, du kennst diese Länder nicht, und solltest mal in Beiden Urlaub machen.
So ist das nicht gemeint - mir geht es um den Umgang mit Menschenrechten, der es der USA nicht erlaubt, sich über Enthauptungen in Saudi Arabien zu empören. - Natürlich würde ich mich ansonsten in den USA wohler fühlen. - Solange man nicht negativ auffällt, sind die USA ein freies Land.

Benutzeravatar
sven23
Beiträge: 23476
Registriert: Fr 10. Mai 2013, 15:55

#363 Re: "Je suis Charlie"

Beitrag von sven23 » Sa 7. Mär 2015, 07:10

closs hat geschrieben: Trotzdem kann ich mich diesem rituellen Sich-in-die Brust-Werfen-Empörungs-Gedöns nicht anschließen - dazu ist der mentale Unterschied zu gering. - Wer 13Jährige zu 150 Jahren Knast ohne Möglichkeit der Begnadigung verurteilt, hat kein Recht, sich über Enthauptungen zu empören.

Man sollte aber nicht den Fehler machen, das eine Unrecht mit einem anderen zu rechtfertigen.
Was aber auffällt ist doch, daß es hochproblematisch ist, wenn antiquierte Gesetze und Regeln nicht an die Zeit angepaßt werden, egal ob es ich um religiöse oder säkulare Gesetze und Regeln handelt.
Und es ist kein Zufall, daß gerade im amerikanischen Bible Belt die Zustimmung zur Todesstrafe auch heute noch am größten ist, von anderen Abartigkeiten wie Sklaverei, Rassismus und Ku Klux Klan ganz zu schweigen.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#364 Re: "Je suis Charlie"

Beitrag von closs » Sa 7. Mär 2015, 09:41

sven23 hat geschrieben:Man sollte aber nicht den Fehler machen, das eine Unrecht mit einem anderen zu rechtfertigen.
Natürlich nicht. - Unrecht an sich ist nie relativerbar durch Vergleiche.

Andererseits ist es dann doch schon ein Unterschied für den Verurteilenden, ob er im Glashaus sitzt oder nicht. - Und das ist der Punkt, den ich kritisiere. - Man kann nicht WaterBoarding und Elektrischen Stuhl für rechtstaatlich und deshalb un-barbarisch finden und gleichzeitig Empörungs-Rituale abziehen, wenn in einem anderen Staat nach dessen Rechtssystem dasselbe con variazione gemacht wird. - Diese Verlogenheit nervt.

sven23 hat geschrieben:Und es ist kein Zufall, daß gerade im amerikanischen Bible Belt die Zustimmung zur Todesstrafe auch heute noch am größten ist
Stimmt - weshalb ich persönlich der Meinung bin, dass die USA es in einigen bedeutenden Denominationen geschafft haben, das Christentum zu satanisieren.

Benutzeravatar
sven23
Beiträge: 23476
Registriert: Fr 10. Mai 2013, 15:55

#365 Re: "Je suis Charlie"

Beitrag von sven23 » Sa 7. Mär 2015, 10:59

closs hat geschrieben: - Man kann nicht WaterBoarding und Elektrischen Stuhl für rechtstaatlich und deshalb un-barbarisch finden und gleichzeitig Empörungs-Rituale abziehen, wenn in einem anderen Staat nach dessen Rechtssystem dasselbe con variazione gemacht wird. - Diese Verlogenheit nervt.

Ich bezweifele, daß Waterboarding oder Folter generell rechtsstaatlich ist. Nicht umsonst haben die Amerikaner mit Guantanamo einen rechtsfreien Raum geschaffen, in dem Folter praktiziert wird. Wenn man so etwas macht, hat man das Recht verwirkt, den moralischen Zeigefinger zu heben.
Und nicht umsonst führt der IS die Geiseln stets in orangefarbenen Guantanomo-Overalls vor, bevor sie ermordet werden.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#366 Re: "Je suis Charlie"

Beitrag von closs » Sa 7. Mär 2015, 11:09

sven23 hat geschrieben:Und nicht umsonst führt der IS die Geiseln stets in orangefarbenen Guantanomo-Overalls vor, bevor sie ermordet werden.
Ist mir noch gar nicht aufgefallen - tja, das ist der Fluch der bösen Tat.

Pluto
Administrator
Beiträge: 43975
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:56
Wohnort: Deutschland

#367 Re: "Je suis Charlie"

Beitrag von Pluto » Sa 7. Mär 2015, 11:11

closs hat geschrieben:Man kann nicht WaterBoarding und Elektrischen Stuhl für rechtstaatlich und deshalb un-barbarisch finden und gleichzeitig Empörungs-Rituale abziehen, wenn in einem anderen Staat nach dessen Rechtssystem dasselbe con variazione gemacht wird. - Diese Verlogenheit nervt.
Die Verlogenheit fängt da viel früher an, in der Aburteilung (mit oder ohne Gericht) von Menschen und ihren Motiven.
Schon mal überlegt, welche Rolle der christliche Grundgedanke von der Schuld des Menschen in solchen Handlungen spielt?

Anders gefragt: Wie kann es sein, dass ein Volk das sich zu 90% zum Christentum bekennt, solche Strafen dultet?

closs hat geschrieben:weshalb ich persönlich der Meinung bin, dass die USA es in einigen bedeutenden Denominationen geschafft haben, das Christentum zu satanisieren.
Die Amerikaner sehen sich als Volk von gläubigen Katholiken, Baptisten, Mormonen...

Worauf basiert denn deine Meinung?
Du sagst selbst, unsere Medien seien manipulierend und deshalb ungeeignet, ein gerechtes Bild zu vermitteln. Wenn man ein Land nur aus den gefilterten Informationen der Medien kennt, dann ist es allzu leicht nach der "Verbrennung der Hexen" zu rufen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#368 Re: "Je suis Charlie"

Beitrag von closs » Sa 7. Mär 2015, 15:21

Pluto hat geschrieben:Schon mal überlegt, welche Rolle der christliche Grundgedanke von der Schuld des Menschen in solchen Handlungen spielt?
Wenn man den Schuld-Begriff WIRKLICH christlich versteht, hat es damit so gut wie nichts zu tun. - Das Problem besteht wirklich darin, dass das Christentum um-säkularisiert wurde und dementsprechend entstellt ist. Wie möglicherweise beim Islam auch.

Pluto hat geschrieben:Wie kann es sein, dass ein Volk das sich zu 90% zum Christentum bekennt, solche Strafen dultet?
Das frage ich mich auch - mich würde in diesem Zusammenhang interessieren, wo da die Katholiken stehen. Sie dürften EIGENTLICH nicht zu Todesstrafe, Folter, etc. stehen.

Pluto hat geschrieben:Worauf basiert denn deine Meinung?
Aus der leidlichen Kenntnis dessen, was EIGENTLICH Christentum ist. - Vielleicht erinnerst Du Dich an die kleine persönliche Geschichte aus meiner Jugend - hier nochmals:

Als ich als junger Mensch einen Dollar-Schein in der Hand hatte, auf dem steht "In God wie trust", habe ich naiverweise WIRKLICH gemeint, dass damit gemeint war: "Wir sind ein materialistisches Volk und bekennen uns dazu, indem wir auf die Geldnoten schreiben, was wir glauben: Unser Gott ist das Geld" - Das fand ich ehrlich. - Bis ich herausfand, dass das NICHT so gemeint war, sondern wirklich der christliche Gott gemeint war - mir kam es schon damals so vor, als würde man Nutten Nonnen nennen - also die absolute Entstellung ins Gegenteil - und genau ist ja die Definition des Satanischen.

Pluto hat geschrieben:Wenn man ein Land nur aus den gefilterten Informationen der Medien kennt, dann ist es allzu leicht nach der "Verbrennung der Hexen" zu rufen.
Das ist schon richtig - und ein System sagt ja nichts über Menschen aus, die darin wohnen. - Natürlich ist der durchschnittliche Amerikaner genauso menschenfreundlich wie eine Europäer oder Russe - es geht um das System.

ThomasM
Beiträge: 5866
Registriert: Mo 20. Mai 2013, 19:43

#369 Humor und seine Folgen

Beitrag von ThomasM » Di 4. Aug 2015, 12:23

Ich habe den Zusammenhang nicht gesehen.

Aber in der aktuellen Zeit wird ein Zusammenhang zwischen Charlie Hebdo und dem kürzlichen Berufsverbot des Nobelpreisträgers Hunt gezogen.
Nur diesmal waren die, die keinen Spaß verstehen die radikalen Feministinnen.
Die offensichtlich nur unwesentlich weniger extrem sind, wie die Terroristen.

Bedenkenswert
http://www.zeit.de/zeit-magazin/2015/29 ... erze-witze
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

Benutzeravatar
Janina
Beiträge: 7431
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:12

#370 Re: Humor und seine Folgen

Beitrag von Janina » Di 4. Aug 2015, 12:56

ThomasM hat geschrieben:Nur diesmal waren die, die keinen Spaß verstehen die radikalen Feministinnen.
Die offensichtlich nur unwesentlich weniger extrem sind, wie die Terroristen.
Die Radikalen, die Extremisten, das "Böse", ... erkennt man nicht an der Frisur.

Antworten