Wenn Geheimnisse keine mehr sind...

Politik und Weltgeschehen
Pluto
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#21 Re: Wenn Geheimnisse keine mehr sind...

Beitrag von Pluto » Mi 30. Okt 2013, 19:07

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben: Alles was der Mensch geschaffen hat gehört zu unserer Kultur.
Gut - dann müssen wir ein anderes Wort finden für das, was große Teile der Welt mit Unbehagen in Bezug auf die USA wahrnehmen.
Können wir uns in zukunft auf Duden (oder Wiki) Definitonen einigen?

Pluto hat geschrieben:Amerika wird viel eher von den Öffnungszeiten von MacDonalds als von inrgendwelchen Gesetzten geregelt!
Das erscheint mir anders - nämlich dass mangels geistigem Überbau Orientierungspunkte im Dasein geschaffen werden. -
Da mit MacDonalds war ein Scherz.

Aber die Amis haben mehr espekt vor der Polizei als vor dem Gesetz. In vielen Orten der USA denken die Menschen, "Das Gesetz bin ICH". Wer bspw. ein Grundstück ohne Erlaubnis des Inhabers betritt, riskiert einen Ar*** voll Schrot.

allerdings kenne ich es nur von Dokumentationen und Touristen.
Deshalb meine Empfehlung mt dem Urlaub. Ich hätte das gerne mal gemacht, von einer Küste zur anderen zu fahren.

Pluto hat geschrieben:Das ist das "Herz" Amerikas.
... in dem wahrscheinlich 5% der amerikanischen Bevölkerung lebt.
Du irrst. Es ist zwar dünn besiedelt, aber dort leben weit mehr als 50%. Und quasi mitten drin verläuft die Bible Belt.

Und was heißt "Bible Belt"? Wie hoch ist dort der Anteil der Tea-Party-Anhänger?
Plus/Minus Null Prozent Tea-Party. Die Meisten leben im Nordosten uns(komischerweise) in Alaska.

Oder sind es echte Christen?[/quote] Bible-Belt Bbewohner sind i.d.R. streng evangelikal.

Jedenfalls spielt das, was aus Deiner Sicht Amerika wirklich ist, offensichtlich keine Rolle in der medialen Vermarktung. Man spürt davon nichts in Medien und Dokumentationen.
Weil die Journalisten selten ihre Är*** aus den großen Metropolen hinaus bewegen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#22 Re: Wenn Geheimnisse keine mehr sind...

Beitrag von closs » Mi 30. Okt 2013, 19:49

Pluto hat geschrieben:Können wir uns in zukunft auf Duden (oder Wiki) Definitonen einigen?
Kann man - dann muss man allerdings auch neue Worte finden für Lücken, die durch semantische Shifts entstehen.

Pluto hat geschrieben:Aber die Amis haben mehr Respekt vor der Polizei als vor dem Gesetz.
:o Die Polizei IST das Gesetz ?!?!

Pluto hat geschrieben:Es ist zwar dünn besiedelt, aber dort leben weit mehr als 50%.
Bin jetzt etwas verwirrt: Bei Google findet man Bilder, die a) den Bible Belt zeigen incl. der Ostküste runter bis runter nach Florida und den klassischen Südstaaten, oder b) sich mehr auf das Binnenland zwischen Apalachen und Beginn der Rocky Mountains.

Das würde zur nächsten Frage führen: Werden da die (oft farbigen) Südstaaten-Leute in einen Topf geworfen mit den weißen Tea-Party-Leuten?

Pluto hat geschrieben: Bible-Belt Bbewohner sind i.d.R. streng evangelikal.
Unter "evangelikal" verstehe ich in den USA Menschen, die extrem staatsgläubig auftreten. - Kalifornien und Texas werden bei wiki mit fast 30% Katholiken gelistet. Werden diese auch zum einheitlichen "Bible Belt" gezählt? - Ein verwirrend buntes Treiben, das nichts Gutes verheißt.

Pluto hat geschrieben:Weil die Journalisten selten ihre Är*** aus den großen Metropolen hinaus bewegen.
Kann gut sein - dann stellen wir uns als Modell einmal vor, dass die mediale Welt der USA und die Berichte unserer Medien über die USA bei weitem nicht der eigentlichen Realität entsprechen.

Aber das ändert doch nichts daran, wie die USA in der Welt WIRKT. ---?!?!---

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#23 Re: Wenn Geheimnisse keine mehr sind...

Beitrag von Pluto » Mi 30. Okt 2013, 21:27

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Können wir uns in zukunft auf Duden (oder Wiki) Definitonen einigen?
Kann man - dann muss man allerdings auch neue Worte finden für Lücken, die durch semantische Shifts entstehen.
Dann machen wir das so. Ich interpretiere die Wörter laut Wörterbuch. Wenn du bspw. von Kultur redest, aber nur Ethik und Moral meinst, dann solltest du das so sagen.

Die Polizei IST das Gesetz ?!?!
Wie bitte?
Das Gesetz ist die Verfassung, plus Strafgesetz, usw. Die Polizei ist das Organ welches für die Einhaltung der Gesetze sorgt.

Bin jetzt etwas verwirrt: Bei Google findet man Bilder, die a) den Bible Belt zeigen incl. der Ostküste runter bis runter nach Florida und den klassischen Südstaaten, oder b) sich mehr auf das Binnenland zwischen Apalachen und Beginn der Rocky Mountains.
Der Wiki Artikel zeigt den Südosten inkl. Texas. Schließt aber Utah aus, weil es dort 90% Mormonen gibt (was ich aber aus religiösen Gründen dazu zählen würde).
Eigentlich zähl ich alles, außer dem Nord-Osten, die Westküste und der äußerste Süd-Westen zur Bible-Belt.

Das würde zur nächsten Frage führen: Werden da die (oft farbigen) Südstaaten-Leute in einen Topf geworfen mit den weißen Tea-Party-Leuten?
:shock: Auf keinen Fall!
Die Tea-Party is zuallererst eine politische des Weißen Mannes. Neben Alaska, ist der äußerste Nord-Osten (New Jersey usw.) eine ihrer Stärken.
Die Südstaatler sind hauptsächlich Baptisten oder Katholiken. Die weiße Bevölkerung, konservative Republikaner, und die Farbigen + Latinos liberale Demokraten.

Unter "evangelikal" verstehe ich in den USA Menschen, die extrem staatsgläubig auftreten.
Staatsgläubig? Nee. Sie sind meistens fundamentale Baptisten oder Methodisten, plus einge Adventisten.
Kalifornien und Texas werden bei wiki mit fast 30% Katholiken gelistet.
Kalifornien, ja, aber Texas eher nein, außer im äußersten Westen.

Aber das ändert doch nichts daran, wie die USA in der Welt WIRKT. ---?!?!---
Auf mich mirkt wirkt sie nicht so. Vielleicht ist das eher eine deutsche Sicht.
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#24 Re: Wenn Geheimnisse keine mehr sind...

Beitrag von closs » Mi 30. Okt 2013, 21:46

Pluto hat geschrieben:Wenn du bspw. von Kultur redest, aber nur Ethik und Moral meinst, dann solltest du das so sagen.
Eigentlich meine ich viel mehr: Kultur ist in der deutschen Sprache seit Ende des 17. Jahrhunderts belegt und bezeichnet hier von Anfang an ... die „Pflege der geistigen Güter“ (auch wiki - was man halt gerade rauskopiert). - Jedefalls war es von mir so gemeint: „Pflege der geistigen Güter“.

Pluto hat geschrieben:Die Polizei ist das Organ welches für die Einhaltung der Gesetze sorgt.
Natürlich - die Exekutive für das, was legislativ vorgegeben ist. - Auch hier: Meine Aussage ging dahin, dass in den USA eine sehr starke Tendenz besteht, eigene Wertebindung an weltlichen Konstrukten ("Staat") zu orientieren.

Pluto hat geschrieben:Auf keinen Fall!
Eben - da war aber eine Grafik im Netz, die es genau so dargestellt hat.

Pluto hat geschrieben:Die Tea-Party is zuallererst eine politische des Weißen Mannes. Neben Alaska, ist der äußerste Nord-Osten (New Jersey usw.) eine ihrer Stärken.
Und scheint bei ca. 50% der USA-Bevölkerung Symphatien zu finden. Aus meiner Sicht antichristlich bis in die Knochen.

Pluto hat geschrieben: Vielleicht ist das eher eine deutsche Sicht.
Kann sein - ich komme halt aus den Post-68ern.

Um auf den obigen Punkt zu kommen: Die USA wird von vielen Menschen in der Welt verstanden nicht als "Pfleger der geistigen Güter", sondern als Zerstörer der geistigen Güter. - Das trifft wahrscheinlich in etwa das, was wir vorher in puncto nah-, mittel- und fern-östliche (inzwischen auch europäische) Vorbehalte diskutiert hatten. Man hält sie ganz einfach für Barbaren - jetzt mal egal, ob zurecht oder nicht.

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#25 Re: Wenn Geheimnisse keine mehr sind...

Beitrag von Pluto » Mi 30. Okt 2013, 22:02

closs hat geschrieben:Jedefalls war es von mir so gemeint: „Pflege der geistigen Güter“.
Zu Kultur schreibt Kant:
I. Kant hat geschrieben:Wir sind im hohen Grade durch Kunst und Wissenschaft cultivirt. Wir sind civilisirt bis zum Überlästigen, zu allerlei gesellschaftlicher Artigkeit und Anständigkeit. Aber uns für schon moralisirt zu halten, daran fehlt noch sehr viel. Denn die Idee der Moralität gehört noch zur Cultur; der Gebrauch dieser Idee aber, welcher nur auf das Sittenähnliche in der Ehrliebe und der äußeren Anständigkeit hinausläuft, macht blos die Civilisirung aus.

Und scheint bei ca. 50% der USA-Bevölkerung Symphatien zu finden. Aus meiner Sicht antichristlich bis in die Knochen.
Verstehe nicht, wo du die 50% her hast. Wiki schreibt dazu:
Bei einer landesweiten Umfrage im April 2010 von New York Times und CBS News gaben 18 Prozent der Befragten an, Unterstützer der Tea-Party-Bewegung zu sein.

Um auf den obigen Punkt zu kommen: Die USA wird von vielen Menschen in der Welt verstanden nicht als "Pfleger der geistigen Güter", sondern als Zerstörer der geistigen Güter. -
Aus deiner subjektiven Sicht ist das wohl richtig.
Ob das obkjektiv gesehen auch richtig ist, ist eine ganz andere Frage.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#26 Re: Wenn Geheimnisse keine mehr sind...

Beitrag von closs » Mi 30. Okt 2013, 22:16

Pluto hat geschrieben:Verstehe nicht, wo du die 50% her hast.
Kam neulich in einer Medien-Meldung - allerdings in Bezug auf die Haushaltspläne. Das hat sich inzwischen auch wieder geändert, aber es zeigt, dass die Tea-Party stark genug ist, mit allen geistigen KuKlux-Clanern und Wirtschafts-Stalinisten irgendwann mal eine Mehrheit zu schaffen. - Milliardäre sind genug da, um das Geld dazu beizusteuern.

Pluto hat geschrieben:Ob das obkjektiv gesehen auch richtig ist, ist eine ganz andere Frage.
Das ist nur objektivierbar, wenn man "geistige Güter" definiert. Käme es soweit, würde als erstes die Retour-Kutsche kommen, dass Todesstrafe, Tea-Party und Guantanamo selber "geistige Güter" seien. :lol: - So kommt man also nicht weiter.

Mir geht es auch gar nicht um meine subjektive Meinung, sondern um die eminent große Kluft der Amerikaner zwischen Selbst- und Fremd-Sicht. - Eine befreundete Arabistin hat mir mal erklärt, dass die USA von allen (untereinander verfeindeten) moslemischen Gruppierungen als geistiges Übel verstanden wird - und sie oft gefragt wurde, warum die Europäer so sehr an den USA festhielten, wo doch Europa "kultiviert" sei.

Es ist also NICHT so, dass die USA im Islam oder in Russland oder in China als Kulturnation beneidet werden würde (im Gegenteil: sie wird diesbezüglich verachtet). - ABER: Man fürchtet die Macht der USA und will die Dollars der USA. - Da stehen wir Europäer im Urteil der Welt besser da.

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#27 Re: Wenn Geheimnisse keine mehr sind...

Beitrag von Pluto » Mi 30. Okt 2013, 22:38

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Ob das obkjektiv gesehen auch richtig ist, ist eine ganz andere Frage.
Das ist nur objektivierbar, wenn man "geistige Güter" definiert. Käme es soweit, würde als erstes die Retour-Kutsche kommen, dass Todesstrafe, Tea-Party und Guantanamo selber "geistige Güter" seien. :lol: - So kommt man also nicht weiter.
Tea-Party hin, Guantanamo her....

Objektiv ist die USA die einzige Nation, die bereit ist, für die Idee der Freiheit zu kämpfen (und zu sterben). Diese Bereitschaft, die Polizei der Welt zu spielen, mit all den Kosten und der Häme die ihr zuteil wird, zeugt von einer immnsen innerlichen Kraft.
Ich kenne keine andere Nation, die bereit wäre diese Verantwortung zu übernehmen.

Und genau das, diesen Mut den sie offenbart, rechne ich diesem Land hoch an.

PS:
Ich glaube nicht, dass die Tea Party jemals in der Politik-Szene der USA bedeutend werden wird.
Sie entspricht in etwa der deutschen Piraten-Partei... sie hatten ihre 15 Minuten Ruhm, und haben sie "versemmelt".
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#28 Re: Wenn Geheimnisse keine mehr sind...

Beitrag von closs » Mi 30. Okt 2013, 22:51

Pluto hat geschrieben:Sie entspricht in etwa der deutschen Piraten-Partei...
Wenn sie die Republikaner nicht am Nasenring vorführen kann, ist es ja gut.

Pluto hat geschrieben:Objektiv ist die USA die einzige Nation, die bereit ist, für die Idee der Freiheit zu kämpfen
Dazu zwei ganz verschiedene Haltungen:

a) Rein eigennützig bin ich auch froh, dass die USA diese Rolle spielt - denn die USA ist (geschichtlich gesehen) ein Europa-Ableger, im Land selbst sehr tief mit Europa verbunden und braucht auch Europa aus Gründen seiner eigenen Identität. -Wir als MArktwirtschaft können uns (SO gesehen) darüber freuen - es macht im Ernstfall unser Leben sicherer.

b) Unabhängig davon ist es für einen geistig Interessierten sehr schwierig, "anzudocken", wenn man vor einem Land steht,
* das unter Strafe stellt, wenn jemand eine etwas zu enge Badehose anhat und sich deshalb seine Geschlechtlichkeit topographisch abzeichnet,
* aber gleichzeitig nichts dabei findet, wenn man Sturmgewehre sammelt.

* das sich christlich nennt,
* aber gleichzeitig 20% aller Häftlinge weltweit bei sich einbunkert (manchmal sogar lebenslang - und das gilt auch im Ernstfall für 15-Jährige).

Unterm Strich: Die USA sind manchmal dem Vatikan und manchmal Nordkorea ähnlich - vollkommen willkürlich, wie es scheint. - Da scheint es keine interne Vernetzung zu geben - deshalb mein Eindruck: Kollektive dissoziative Identitätsstörung.

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#29 Re: Wenn Geheimnisse keine mehr sind...

Beitrag von Pluto » Mi 30. Okt 2013, 23:40

closs hat geschrieben:b) Unabhängig davon ist es für einen geistig Interessierten sehr schwierig, "anzudocken", wenn man vor einem Land steht,
* das unter Strafe stellt, wenn jemand eine etwas zu enge Badehose anhat und sich deshalb seine Geschlechtlichkeit topographisch abzeichnet,
* aber gleichzeitig nichts dabei findet, wenn man Sturmgewehre sammelt.
Wo steht das mit der Badehose?

Übrigens...
Der Durchschnitts-Amerikaner findet es ziemlich kurios, dass es in "Little Germany" Leute gibt, die ihre Autos als Waffe benutzen dürfen, um mit 250 Sachen andere Kraftfahrer von der Straße zu drängen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#30 Re: Wenn Geheimnisse keine mehr sind...

Beitrag von closs » Do 31. Okt 2013, 00:18

Pluto hat geschrieben:Wo steht das mit der Badehose?
War kürzlich im TV "Dos and Donts" in Amerika.

Pluto hat geschrieben:Der Durchschnitts-Amerikaner findet es ziemlich kurios, dass es in "Little Germany" Leute gibt, die ihre Autos als Waffe benutzen dürfen, um mit 250 Sachen andere Kraftfahrer von der Straße zu drängen.
Klar - bei sich selbst sieht man die Widersprüche am wenigsten.

Welche Beispiele man auch immer nennt: Sie gelten immer als Gleichnis für etwas generell Empfundenes. - Und das generelle Empfinden ist außerhalb der USA relativ homogen. - Die Differenz aus Selbstsicht und Fremdsicht scheint dagegen bei den Amis außerordentlich hoch zu sein. Momentan kann man sich das noch leisten.

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