Paßt der Islam zu Deutschland?

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sven23
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#21 Re: Paßt der Islam zu Deutschland?

Beitrag von sven23 » Sa 29. Nov 2014, 07:40

closs hat geschrieben: Warum Enthauptungen schlimmer sein sollten als der Tod auf dem elektrischen Stuhl, erschließt sich mir auch nicht.

Weil dem elektrischen Stuhl ein hoffentlich einigermaßen ordentliches Gerichtsverfahren vorausgegangen ist. Sponatane Gewaltexzesse sind damit überhaupt nicht vergleichbar. ISIS Mörder
halten einen vollbesetzen Bus an. Wer keine Koranverse aufsagen kann, ist als Ungläubiger identifiziert und wird auf der Stelle einen Kopf kürzer gemacht.

Das Schlimme ist, die Mörder können sich auf den Koran berufen.
Hier vermisse ich eine deutlichere Distanzierung der gemäßigten Muslime. Allerdings befinden sie sich auch in einer Zwickmühle. Wenn sie am Koran als vollumfänglich göttlich/prophetisch inspirierte Schrift festhalten, müssen sie auch mit z. B. Sure 2, Vers 191 leben.
Oder sie müssen eingestehen, daß keiner weiß, was den Propheten geritten hat, solche Verse zu schreiben und man sie verwerfen sollte.
Das gleiche Dilemma hat aber auch das Christentum mit entsprechenden Gewaltstellen im AT.
Allerdings finden sich heute zum Glück kaum Christen, die sich berufen fühlen, das AT in die Praxis umzusetzen.
Das Christentum hat den Vorteil, daß es im Gegesatz zum Islam die Aufklärung durchlaufen mußte.
Das hatte eine reinigende Wirkung auf die Religion.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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sven23
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#22 Re: Paßt der Islam zu Deutschland?

Beitrag von sven23 » Sa 29. Nov 2014, 09:06

closs hat geschrieben:Das gibt es in den mosaischen Gesetzen auch: "Ex. 19,13 Wer es aber tut, soll gesteinigt oder mit Pfeilen erschossen werden." - Oder: Was soll man laut Gesetz tun, wenn ein Sohn den Eltern nicht gehorsam ist? Deut. 21,21 "Dann sollen alle Männer der Stadt ihn <den störrischen Sohn> steinigen".

Danke, mein Reden seit 33.
Die Bibel ist in puncto Gewalt nicht viel besser als der Koran.
Der gemäßigte (vernünftige) Gläubige nimmt sie halt nicht ernst oder ignoriert sie.
Allerdings fehlt es oft an kritischer Distanz zur Gewalt in den Schriften. Man kann das auch sehr schön hier im Forum beobachten. Von entsprechenden Gewaltstellen im AT wird sich nicht distanziert, sondern man relativiert sie und versucht sie irgendwie umzudeuten, zu verharmlosen und zu rechtfertigen.

closs hat geschrieben: IS ist Symptom einer politischen Krankheit - gäbe es den Islam nicht, würde sich diese Krankheit in Kommunismus oder sonst was äußern.

ISIS ist vor allem Ausdruck eines religiösen Wahns, der sich in Verbrechen gegen die Menschlichkeit äußert. Begünstigt wird das Ausleben dieses Wahns durch Machtvakuen, die sich durch Bürgerkriege und Erorberungskriege gebildet haben sowie eine Perspektivlosigkeit der Jugend. Hier schlägt Gunnar Heihnsons Geburtenüberschuss junger Männer von 15-29 voll durch.


closs hat geschrieben: Da wird die Wahrheit wohl etwa in der Mitte liegen: Sinnfreier Solipsismus im Westen contra Versklavung im Osten - beide Seiten werden der jeweils anderen Seite so kommen können.

Gleichberechtigung der Frau ist sinnfreier Solipsismus?

closs hat geschrieben: Natürlich inakzeptabel - aber: Es wäre mal eine Diskussion wert, ob unsere westlichen Status-Heiraten nicht genau dasselbe sind.

Nö, ist bei weitem nicht dasselbe.
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#23 Re: Paßt der Islam zu Deutschland?

Beitrag von closs » Sa 29. Nov 2014, 11:12

sven23 hat geschrieben:Weil dem elektrischen Stuhl ein hoffentlich einigermaßen ordentliches Gerichtsverfahren vorausgegangen ist.
Wenn das die Nerven zu schätzen wissen, wenn sie vom Strom durchgeschüttelt werden, ist ja gut. :devil:

sven23 hat geschrieben: Wer keine Koranverse aufsagen kann, ist als Ungläubiger identifiziert und wird auf der Stelle einen Kopf kürzer gemacht.
Selbstverständlich unter aller Sau.

sven23 hat geschrieben:Das Schlimme ist, die Mörder können sich auf den Koran berufen.
Säkulare Staaten berufen sich auf die nationale Sicherheit, wenn sie in fremde Länder einbrechen. - Beiden gehört der Arsch versohlt.

sven23 hat geschrieben:Hier vermisse ich eine deutlichere Distanzierung der gemäßigten Muslime.
Tun sie doch.

sven23 hat geschrieben:Das Christentum hat den Vorteil, daß es im Gegesatz zum Islam die Aufklärung durchlaufen mußte.
Die Tragödie des Christentums war nie das NT, sondern seine Säkularisierung durch Theodosius.

sven23 hat geschrieben:Die Bibel ist in puncto Gewalt nicht viel besser als der Koran.
Aber nur dann, wenn man sie falsch interpretiert - im übrigen gibt es das Christentum erst seit dem NT, welches ALLEIN maßstäblich ist.

sven23 hat geschrieben:Von entsprechenden Gewaltstellen im AT wird sich nicht distanziert, sondern man relativiert sie und versucht sie irgendwie umzudeuten
Das tue ich auch - man muss das AT in der Tat als Ausdruck der damaligen Lebenswirklichkeit verstehen und nicht als Maßstab für das Christentum ab Jesus. - Jesus hat zwar das AT erfüllt, aber eben im Sinne des NT.

sven23 hat geschrieben:ISIS ist vor allem Ausdruck eines religiösen Wahns, der sich in Verbrechen gegen die Menschlichkeit äußert.
Stimmt - der Wahn gewinnt an Eigendynamik. - Fliegen gedeihen im Sumpf.

sven23 hat geschrieben:Gleichberechtigung der Frau ist sinnfreier Solipsismus?
Nein - sondern das, was daraus werden kann, wenn sie libertär, also geistig anarchisch gedeutet wird. - Das gilt für die Männer selbstverständlich genauso.

sven23 hat geschrieben:ist bei weitem nicht dasselbe.
Psychologisch kann ich bisher keine wesentlichen Unterschiede erkennen.

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#24 Re: Paßt der Islam zu Deutschland?

Beitrag von sven23 » Sa 29. Nov 2014, 11:40

closs hat geschrieben: Aber nur dann, wenn man sie falsch interpretiert - im übrigen gibt es das Christentum erst seit dem NT, welches ALLEIN maßstäblich ist..

Was kann man denn an konkreten Handlungsanweisungen falsch interpretieren?
Ein Aufforderung zum Töten ist nun mal eine Aufforderung zum Töten, das läßt sich nicht schön reden.

closs hat geschrieben: Das tue ich auch - man muss das AT in der Tat als Ausdruck der damaligen Lebenswirklichkeit verstehen und nicht als Maßstab für das Christentum ab Jesus. - Jesus hat zwar das AT erfüllt, aber eben im Sinne des NT.

Wieso das? Gelten die 10 Gebote nicht für das Christentum? Im übrigen hat sich Jesus nie vom AT distanziert.

closs hat geschrieben: Psychologisch kann ich bisher keine wesentlichen Unterschiede erkennen.

Ist es nicht ein Unterschied, ob eine Minderjährige gegen ihren Willen mit einem alten Sack zwangsverheiratet wird, oder ob eine Erwachsene das für sich entscheidet?
Was genau vestehst du unter Status-Heirat?
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#25 Re: Paßt der Islam zu Deutschland?

Beitrag von sven23 » Sa 29. Nov 2014, 12:05

closs hat geschrieben:Wenn das die Nerven zu schätzen wissen, wenn sie vom Strom durchgeschüttelt werden, ist ja gut. :devil:

Ich bin ein Gegner der Todestrafe. Trotzdem ist es ein Unterschied, ob jemand in einem rechtsstaatlichen Verfahren des Mordes überführt wurde oder ob das Verbrechen darin besteht, kein Moslem zu sein.
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#26 Re: Paßt der Islam zu Deutschland?

Beitrag von closs » Sa 29. Nov 2014, 12:08

sven23 hat geschrieben:Ein Aufforderung zum Töten ist nun mal eine Aufforderung zum Töten,
Das meine ich mit "Lebenswirklichkeit einer Epoche". - Ob man tötet, indem man jemanden eigenhändig erschlägt oder indem man Aktien von Rüstungsfirmen kauft, ist egal. - Insofern halte ich persönlich das AT für "moderner", da säkularer, als das NT.

Das AT ist aus meiner Text-Erfahrung ein säkulares Schriftwerk, in dem immer wieder einmal sensationelle geistige Passagen vorkommen - Lichter in der Dunkelheit. - Es ist ganz einfach blödsinnig, das AT wörtlich als Handlungs-Vorlage des Christentums zu verstehen.

sven23 hat geschrieben:Im übrigen hat sich Jesus nie vom AT distanziert.
Er hat es erfüllt ("aufgehoben" würde der Dialektiker sagen). - Vor Jesus war die Torah das Gesetz - mit Jesus ist Jesus das Gesetz ("Ich aber sage Euch").

sven23 hat geschrieben:Was genau vestehst du unter Status-Heirat?
Man sucht sich bewusst oder unbewusst aus, der den gesellschaftlichen Zwängen entspricht, denen man bewusst oder unbewusst unterliegt.

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#27 Re: Paßt der Islam zu Deutschland?

Beitrag von sven23 » Sa 29. Nov 2014, 12:19

closs hat geschrieben:Das meine ich mit "Lebenswirklichkeit einer Epoche". - Ob man tötet, indem man jemanden eigenhändig erschlägt oder indem man Aktien von Rüstungsfirmen kauft, ist egal. -

Kannst ja mal einen Selbstversuch starten. Mal sehen, ob die Gerichte das auch so beurteilen. :lol:


closs hat geschrieben: Man sucht sich bewusst oder unbewusst aus, der den gesellschaftlichen Zwängen entspricht, denen man bewusst oder unbewusst unterliegt.

Das kann man aber nicht ernsthaft mit Zwangsverheiratung vergleichen.
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#28 Re: Paßt der Islam zu Deutschland?

Beitrag von closs » Sa 29. Nov 2014, 12:22

sven23 hat geschrieben: Trotzdem ist es ein Unterschied, ob jemand in einem rechtsstaatlichen Verfahren des Mordes überführt wurde oder ob das Verbrechen darin besteht, kein Moslem zu sein.
Stimmt - aber unchristlich ist beides - aus christlicher Sicht wird in beiden Fällen Gott das Recht über Leben und Tod genommen.

Was mich stört, ist die oberflächliche Empörung. - Da sieht man, wie ein Kopf abgeschnitten wird - und schon gehen die Hormone hoch. - Als ob es etwas anderes wäre als das Kind in Afrika, das wegen arroganter Entwicklungshilfe-Verweigerung verreckt.

Ein anderes Beispiel: Es war Ausdruck lächerlichster Verirrung, den Abschuss des niederländischen Flugzeugs als Wichs-Vorlage für Empörungs-Orgasmen zu verwenden. - Natürlich waren die Opfer komplett unschuldig - aber das sind die Zivilisten in Donezk doch auch - und eigentlich auch die Soldaten, die entweder ideologisch verblendet oder in diesen Krieg hineingejagt werden. - Welcher 25Jähriger wüsste denn, was er da tut?

Diese Unterschiede zwischen rechtsstaatlichem Töten und nicht-rechtsstaatlichen Töten haben allein die Funktion, sich selbst zu täuschen. - Säkular sind sie wichtig (Ordnungs-Funktion der staatlichen Gewalten) - geistig sind sie irrelevant.

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#29 Re: Paßt der Islam zu Deutschland?

Beitrag von closs » Sa 29. Nov 2014, 12:25

sven23 hat geschrieben:Das kann man aber nicht ernsthaft mit Zwangsverheiratung vergleichen.
Zivilisatorisch nicht, historisch nicht - aber psychologisch sehr wohl. - Ob man vom Vater zwangsverheiratet wird oder von eigenen inneren Zwängen, ist vom Ergebnis her so ziemlich das Gleiche. - Wir haben keine echte Befreiung in unserer Gesellschaft - auch nicht durch Gleichberechtigung, etc.

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#30 Re: Paßt der Islam zu Deutschland?

Beitrag von sven23 » Sa 29. Nov 2014, 13:13

closs hat geschrieben:Stimmt - aber unchristlich ist beides - aus christlicher Sicht wird in beiden Fällen Gott das Recht über Leben und Tod genommen.

Moment, es gibt aber die entsprechenden Stellen, in denen Gott explizit zum Töten anleitet. Entweder wurden diese Stellen gegen den Willen Gottes geschrieben und in die Bibel aufgenommen oder aber man muß das ganze System in Frage stellen. Daraus erklärt sich IMO der Eiertanz, der beim Koran ja ähnlich ist. Den letzten konsquenten Schritt scheuen eben viele, weil dadurch ihr Glaubenssystem ins Wanken gerät.

closs hat geschrieben: Was mich stört, ist die oberflächliche Empörung. - Da sieht man, wie ein Kopf abgeschnitten wird - und schon gehen die Hormone hoch. - Als ob es etwas anderes wäre als das Kind in Afrika, das wegen arroganter Entwicklungshilfe-Verweigerung verreckt.

Ein muslimischer Journalist schrieb neulich ähnlich. Er rügte, daß sich der Westen erst empörte, als es westliche Journalisten und Helfer betraf. Man hätte sich schon viel früher empören können, als die IS "nur" Muslime ermordete.

closs hat geschrieben: Ein anderes Beispiel: Es war Ausdruck lächerlichster Verirrung, den Abschuss des niederländischen Flugzeugs als Wichs-Vorlage für Empörungs-Orgasmen zu verwenden. - Natürlich waren die Opfer komplett unschuldig - aber das sind die Zivilisten in Donezk doch auch - und eigentlich auch die Soldaten, die entweder ideologisch verblendet oder in diesen Krieg hineingejagt werden. - Welcher 25Jähriger wüsste denn, was er da tut?

Na ja, eigentlich ist es doch ein gutes Zeichen, wenn man sich darüber noch empört. Viel schlimmer wäre es, man empfände es als normal, wenn ein ziviles Verkehrsflugzeug mal so eben abgeschossen wird.
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