Fragen an den (die) Experten: Ontologische Differenz

Philosophisches zum Nachdenken
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Münek
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#1 Fragen an den (die) Experten: Ontologische Differenz

Beitrag von Münek » Mo 5. Aug 2013, 23:21

closs hat geschrieben:
Magdalena61 hat geschrieben:Wer soll denn das verstehen, was ihr manchmal so schreibt?

Pluto hat ein ganz anderes Bezugsmodell bei seiner Argumentation als ich - er ist Agnostiker/Wissenschaftler/Naturalist und verwendet Argumente aus seinem Weltbild, das ich als Christ nicht teile. - Folge davon ist, dass wir unser jeweiliges Weltbild begründen - und dann kommt plötzlich (beispielsweise) die "ontologische Differenz", die es in seinem System gar nicht geben kann, aber als Argument wichtig ist, um offenzulegen, was unsere Weltbilder überhaupt unterscheidet

Hi Kurt,

wenn z.B. der Begriff "ontologische Differenz" in Deiner Argumentation von Wichtigkeit ist und Du diesen ja häufiger gebrauchst, was läge da näher, ihn in verständlichen Worten und Sätzen einfach mal zu erklären? Das ist doch das Mindeste, was man erwarten kann. Was glaubst, wieviele Leser mit der Umschreibung "ontologische Differenz" etwas anfangen können? Ohne hier jemanden zu nahetreten zu wollen, ich denke, fast keiner!

Überhaupt sollte man den Gebrauch von nicht so gängigen, d.h. eher unbekannten Fremdwörtern möglichst unterlassen, wenn es für sie entsprechende deutsche Wörter gibt! Was spricht dagegen? Es kann nervend sein, wenn der Inhalt eines Textes nur unter Zuhilfenahme eines Fremdwörterbuches vollständig erschlossen werden kann.


Machs gut

Münek

closs
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#2 Re: {Mi]²g³ra§nt%xe%nÄ(!)wÖ#[rte\r/}

Beitrag von closs » Di 6. Aug 2013, 00:22

Münek hat geschrieben: ihn in verständlichen Worten und Sätzen einfach mal zu erklären
Stimmt schon - anders ist es halt kürzer.

Der Spur nach wäre "ontologische Differenz"
a) im Dasein/also in unserer Welt: dass Wahrnehmung und Realität nie 100% übereinstimmen können - Wahrnehmung ist also im besten Fall ein Ausschnitt der die Wahrnehmung betreffenden Realität - dieser Ausschnitt kann gegebenenfalls (im wissenschaftlichen Sinne) objektivierbar sein
b) zwischen Mensch und Gott: dass Wahrnehmung und Realität durch eine dimensionale Schranke getrennt sind - also göttliche Realität selbst im besten Fall nie (!) bewiesen werden kann, da unserer Beweismittel aus unserer Dimension sind. Allerdings gibt es Leute, die es sehen - und das verweist auf den alten Begriff der "speculatio" ("speculare"=schauen), der früher ÜBER den objektivierenden Disziplinen eingestuft wurde, inzwischen aber aufgrund der Beschränkung auf diesseitige Phänomene abfällig als "Spekulation" bezeichnet wird.

Zwei Anmerkungen: Die Begriffsgeschichte von "ontologischer Differenz" ist sehr vielfältig, so dass jetzt der nächste kommen kann und etwas anderes sagt - deshalb muss man es tatsächlich selber definieren. - Das habe ich auch schon mehrfach gemacht - aber halt nicht jedes Mal. - Es ist einfach zu langwierig, das jedes Mal zu tun.

Nebenbei: Spirituell ist Jesus der einzige, der diese Differenz überwinden kann, weil er Mensch und Gott, als Wahrnehmung und Realität (im Sinne von "göttlichem Sein") ist - darauf beruht das, was man als "Erlösung" bezeichnet.

Martinus
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#3 Re: {Mi]²g³ra§nt%xe%nÄ(!)wÖ#[rte\r/}

Beitrag von Martinus » Di 6. Aug 2013, 00:44

closs hat geschrieben: Nebenbei: Spirituell ist Jesus der einzige, der diese Differenz überwinden kann, weil er Mensch und Gott, als Wahrnehmung und Realität (im Sinne von "göttlichem Sein") ist - darauf beruht das, was man als "Erlösung" bezeichnet.

soweit ich es wahrnehmen konnte passt das gut zum Thema.
Angelas Zeugen wissen was!

Pflanzenfreak
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#4 Re: {Mi]²g³ra§nt%xe%nÄ(!)wÖ#[rte\r/}

Beitrag von Pflanzenfreak » Di 6. Aug 2013, 10:34

Du liebe Zeit closs,
bleib lieber bei ontologischer Differenz. Mit der meterlangen Erklärung fang ich nämlich auch nicht mehr an. Und dann muss ich wenigstens nicht soooo viel lesen.

Grüssle, Pflanzenfreak

Pluto
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#5 Re: {Mi]²g³ra§nt%xe%nÄ(!)wÖ#[rte\r/}

Beitrag von Pluto » Di 6. Aug 2013, 12:34

Pflanzenfreak hat geschrieben:Du liebe Zeit closs,
bleib lieber bei ontologischer Differenz. Mit der meterlangen Erklärung fang ich nämlich auch nicht mehr an. Und dann muss ich wenigstens nicht soooo viel lesen.
Heidegger ist zwar nicht meine Fall, aber ich versuchs mal so.

Heidegger postuliert einerseits ein Dasein aus der naturalistischen (messbaren) Welt der Natur. Nun wird ein Sein hinzu postuliert, was das Dasein plus alles was (angeblich) zur spirituellen Realität gehört, mit einschließt. Die Differenz zwischen Sein und Dasein ist die ontologische Differenz.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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Tara
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#6 Fragen an den (die) Experten: Ontologische Differenz

Beitrag von Tara » Di 6. Aug 2013, 13:29

Fremdwörter stören mich eigentlich nicht, sie sind oft sinnvoll, denn sie können kurz und treffend Dinge ausdrücken, die man sonst weitschweifend umschreiben müsste. Ich finde es nur lächerlich und lästig wenn sie aus Profilierungsgründe benutzt werden um kompetent zu wirken. Bild

Foristen (die wirklich gebildeteten) bei denen Fremdwörter einfach zum normalen Sprachgebrauch gehören, wenden diese in der Regel flüssig und ohne Krampf an und sind relativ einfach zu unterscheiden von Foristen die krampfhaft versuchen ihre Sätze mit Fremdwörter zu füllen, vllt. um ein Defizit zu verarbeiten...? Bild(kam auch noch vor dass es im falschen Zusammenhang stand) aber solche Beiträge lese ich erst gar nicht.

Was ich aber schlimmer, als Fremdwörter finde ist "Denglisch" Bild

Bild
Der 8te Himmel gehört den Atheisten die der Überzeugung sind, dass die Realität zwar hart sein kann, aber umso wertvoller ist als alle schöne und sanfte Märchen zusammen.

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Magdalena61
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#7 Re: {Mi]²g³ra§nt%xe%nÄ(!)wÖ#[rte\r/}

Beitrag von Magdalena61 » Di 6. Aug 2013, 13:41

Pflanzenfreak hat geschrieben:Du liebe Zeit closs,
bleib lieber bei ontologischer Differenz. Mit der meterlangen Erklärung fang ich nämlich auch nicht mehr an. Und dann muss ich wenigstens nicht soooo viel lesen.

Grüssle, Pflanzenfreak
:thumbup: Meine Rede. :D


Mie scheint, unsere Professoren wissen selber nicht so richtig, was "ontologische Differenz" eigentlich ist, weil sie, um sie zu erklären, wieder eine Menge Migrantenwörter oder philosophische Redewendungen bemühen. Sie "fühlen" vielleicht, so eine Art Gemeinschaftsgefühl, aber wir fühlen es (noch) nicht, und deshalb haben wir ein Kommunikationsproblem.

Aber wir geben nicht auf.... wir wollen jetzt wissen, was eine "ontologische Differenz" ist, und zwar in heutigem Deutsch.

Bitte ins Detail gehen, und zwar hier:
Fragen an den (die) Experten: Ontologische Differenz

:angel: .... und wir werden so lange [d]dumme Fragen stellen[/d] nachfragen , bis wir das endlich verstanden haben.
(Da können jetzt die Sprachkundigen vielleicht einmal ein wenig nachfühlen, wie es den Übersetzern geht... die aus dem Hebräischen oder aus dem Griechischen ins Deutsche übersetzen müssen und so oft gescholten werden, weil die Aussage der Verse unvollständig nicht richtig wiedergegeben ist.)

"Differenz" bedeutet "Unterschied". Die eine Hälfte hätten wir also schon einmal.
LG
God bless you all for what you all have done for me.

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Magdalena61
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#8 Re:Fragen an den (die) Experten: Ontologische Differenz

Beitrag von Magdalena61 » Di 6. Aug 2013, 13:54

Pluto hat geschrieben:Heidegger postuliert einerseits ein Dasein aus der naturalistischen (messbaren) Welt der Natur. Nun wird ein Sein hinzu postuliert, was das das Dasein plus alles was (angeblich) zur spirituellen Realität gehört, mit einschließt. Die Differenz zwischen Sein und Dasein ist die ontologische Differenz.
..."postulieren" ist auch ein Spezialbegriff.
Was heißt das?
(Ich möchte jetzt nicht im Duden nachschauen... es wäre besser, diese Spezialbegriffe IM Forum zu erklären)

Meinst du die unterschiedliche Wahrnehmungen / Wertungen... einmal die der Materialisten, die lediglich die Welt, die mit unseren fünf Sinnen wahrgenommen werden kann anerkennen... und dann die der Gläubigen/ Spiritualisten (wenn man das so sagen kann), die die übernatürliche/ geistliche/ transzendentale Welt in ihr Weltbild/ Leben mit einbeziehen?
LG
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#9 Re: Re:Fragen an den (die) Experten: Ontologische Differenz

Beitrag von Pluto » Di 6. Aug 2013, 13:59

Magdalena61 hat geschrieben:postulieren" ist auch ein Spezialbegriff.
Was heißt das?
Huch!! Sorry :oops:

Ein Postulat ist ein begründeter Vorschlag, so was wie eine bedachte Behauptung.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#10 Re: Fragen an den (die) Experten: Ontologische Differenz

Beitrag von closs » Di 6. Aug 2013, 14:08

Martinus hat geschrieben:soweit ich es wahrnehmen konnte passt das gut zum Thema.
Ich habe Deine Lernfähigkeit unterschätzt.

Pflanzenfreak hat geschrieben: Mit der meterlangen Erklärung fang ich nämlich auch nicht mehr an.
Siehst Du - jetzt erkläre ich es, und dann ist es auch nicht recht. :lol:

Pluto hat geschrieben:Heidegger postuliert einerseits ein Dasein aus der naturalistischen (messbaren) Welt der Natur. Nun wird ein Sein hinzu postuliert, was das Dasein plus alles was (angeblich) zur spirituellen Realität gehört, mit einschließt. Die Differenz zwischen Sein und Dasein ist die ontologische Differenz.
Ja - so sehe ich das auch. - Und damit hast Du kurz und prägnant die Grundlagen des Christentums beschrieben.

Tara hat geschrieben:Foristen (die wirklich gebildeteten) bei denen Fremdwörter einfach zum normalen Sprachgebrauch gehören, wenden diese in der Regel flüssig und ohne Krampf an
Stimmt - aber es kann trotzdem unfair sein. - Das Problem ist ganz einfach, dass - wie Du sagst - ein geeignetes Fremdwort viele Sätze vermeiden kann, aber gleichzeitig in eine Sprachwelt hineinführt, die auch nicht das Gelbe vom Ei ist.

Dann kommt noch dazu: Es muss eine Möglichkeit geben, dem individualistischen Meinungs-Gebolze halbwegs schlüssige Begriffe entgegenzuhalten. - Diese Begriffe stehen aber oft in einem geistes-geschichtlichen Zusammenhang und sind dementsprechend formuliert - man kann sie dann nicht so einfach ändern, will man das Rad nicht neu erfinden.

Magdalena61 hat geschrieben:wir wollen jetzt wissen, was eine "ontologische Differenz" ist
Zu einem Christen kann man das leicht sagen: Der Mensch kann Gott nicht erfassen, egal wie man sich als Mensch anstellt. :) - Für einen Agnostiker muss man es anders ausdrücken (Pluto hat es gerade getan).

Jetzt sagt natürlich ein Christ: "Habe ich schon vorher geglaubt - siehe Bibelstelle x. - Aber dass das nicht so ist, WEIL es in der Bibelstelle x steht, sondern weil diese Aussage in sich selber (auch ohne Bibel) schlüssig ist, macht halt Philosophie aus - und dann kommen halt solche Begriffe raus.

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