Warum fluchen wir?

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Magdalena61
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#11 Re: Warum fluchen wir?

Beitrag von Magdalena61 » Di 23. Mai 2017, 23:59

Pluto hat geschrieben:Angenommen, ich stoße mich an der Bettkante, dann rutscht mir ein "Scheiße" raus, bevor ich nur denken kann, und bevor der Frust überhaupt entsteht.
"Sch..." ist doch kein Fluch, wie kommst du darauf?
Dieser Ausdruck zählt zu den Unmutsäußerungen. Er mag nicht "schön" sein, aber er ist ehrlich.

"Fluchen" ist, wenn man jemanden verwünscht; jemandem etwas Schlechtes wünscht und das ausspricht.

--- Jetzt habe ich Wikipedia zu Rate gezogen und finde das gar nicht schlecht, was dort zu lesen ist:
Der Begriff Fluchen bezeichnet:

das Aussprechen oder Auferlegen eines schlechten Zaubers, siehe Fluch
eine Form verbaler Aggression, siehe Schimpfen
das Verwenden unschöner Worte, als sozialer Kontakt wie als Aggressionsabbau ins Leere gesprochen, siehe Vulgärsprache
Quelle
Der "schlechte Zauber" ist tabu; so etwas sollte man nicht tun, es ist okkult und Sünde.

Nr. 2, "schimpfen"... sehe ich als nicht so dramatisch an, wenn jemand sich weh tut oder ihm etwas kaputt geht.

Nr. 3 blicke ich nicht ganz. Schimpfworte zur Förderung "sozialer Kontakte"?
LG
God bless you all for what you all have done for me.

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Janina
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#12 Re: Warum fluchen wir?

Beitrag von Janina » Mi 24. Mai 2017, 06:45

Magdalena61 hat geschrieben:"Fluchen" ist, wenn man jemanden verwünscht; jemandem etwas Schlechtes wünscht und das ausspricht.
Ich weiß einen irischen Fluch: Mögest du den erbärmlichen Rest deines jämmerlichen Lebens nüchtern sein!
Und noch einen jüdischen: Sollen dir ausfallen alle Zähne, bis auf einen für Zahnweh!
Jochen Malmsheimer: Möge der Grind dein Haupt bedecken und Ungeziefer deine Arschfalte besiedeln!

Mimi
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#13 Re: Warum fluchen wir?

Beitrag von Mimi » Mi 24. Mai 2017, 08:37

Pluto hat geschrieben:
Angenommen, ich stoße mich an der Bettkante, dann rutscht mir ein "Scheiße" raus, bevor ich nur denken kann, und bevor der Frust überhaupt entsteht.
Mittlerweile wird unter "fluchen" von vielen meist die übliche Schimpferei verstanden.
Im Gegensatz zu "verfluchen". In meinem Umkreis ist das inzwischen auch so.
Aber da gibt es einen netten Spruch:
Sprüche 26,2
2 Wie ein Vogel dahinfliegt und eine Schwalbe enteilt, so ist ein unverdienter Fluch: er trifft nicht ein. :angel:
"Jedes menschliche Wunschbild,
das in die christliche Gemeinschaft mit eingebracht wird,
hindert die echte Gemeinschaft und muss zerbrochen werden,
damit die echte Gemeinschaft leben kann."
Dietrich Bonhoeffer

Pluto
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#14 Re: Warum fluchen wir?

Beitrag von Pluto » Mi 24. Mai 2017, 09:43

Mimi hat geschrieben:Mittlerweile wird unter "fluchen" von vielen meist die übliche Schimpferei verstanden.
Im Gegensatz zu "verfluchen". In meinem Umkreis ist das inzwischen auch so.
Ursprünglich stammt Fluchen tatsächlich von VERfluchen.

Die Quelle der Kraftausdrücke ist dreigeteilt:
(a) Gott & Religion. (Oh mein Gott; verdammt)
(b) Sex (Titten; Schwanz)
(c) Exkremente (Scheiße; Arschloch)
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#15 Re: Warum fluchen wir?

Beitrag von Pluto » Mi 24. Mai 2017, 10:13

Magdalena61 hat geschrieben:"Sch..." ist doch kein Fluch, wie kommst du darauf?
Warum verwendest du dann Pünktchen?
Magdalena61 hat geschrieben:Dieser Ausdruck zählt zu den Unmutsäußerungen. Er mag nicht "schön" sein, aber er ist ehrlich.
Ein besseres Wort wäre "Kraftausdruck".

Magdalena61 hat geschrieben:"Fluchen" ist, wenn man jemanden verwünscht; jemandem etwas Schlechtes wünscht und das ausspricht.
Stimmt.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Helmuth
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#16 Re: Warum fluchen wir?

Beitrag von Helmuth » Do 25. Mai 2017, 08:14

Magdalena61 hat geschrieben: "Fluchen" ist, wenn man jemanden verwünscht; jemandem etwas Schlechtes wünscht und das ausspricht.
Kann ich zustimmen. Fluch ist das Gegenteil von Segen. Ich bezeichne all das, was das Leben zerstört als Fluch, all das was das Leben fördert und erhält als Segen. Somit wenn du fluchst, arbeitest du daran das Leben, sei es das eigene oder ein anderes, mit zu zerstören und wenn du segnest, dann suchst du Leben zu lassen.

Ich stimme überein, dass Kraftausdrücke wie "Scheiße" keine Fluchworte an sich sind, denn du willst ja genau das Gegenteil davon, das dir gerade widerfahren ist. Es wäre ein Fluch, wenn dir freudestrahlend Schmerzen zufügst oder aus dem Fenster springst. Dann kannst du auch "Juhu" dazu schreien und bist dennoch durch solch einen Akt verflucht.

Es stimmt aber auch, dass ein zuviel an Kraftausdrücken ein Merkmel ist, dass etwas nicht stimmt in deinem Leben. Mir fallen z.B. Leute auf, die es schaffen in jedem Satz, und ich meine in wirklich jedem, ein "Fuck" oder "Shit" zu platzieren., Das wäre dann schon ein Merkmal dafür, dass hier kein guter Geist am Wirken ist. Ganze Liedtexte werden heute so geschrieben.
Der Herr steht zu mir, deshalb fürchte ich mich nicht. Was kann ein Mensch mir anhaben?
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#17 Re: Warum fluchen wir?

Beitrag von Pluto » Do 25. Mai 2017, 12:10

Helmuth hat geschrieben:
Magdalena61 hat geschrieben:"Fluchen" ist, wenn man jemanden verwünscht; jemandem etwas Schlechtes wünscht und das ausspricht.
Kann ich zustimmen. Fluch ist das Gegenteil von Segen. Ich bezeichne all das, was das Leben zerstört als Fluch, all das was das Leben fördert und erhält als Segen. Somit wenn du fluchst, arbeitest du daran das Leben, sei es das eigene oder ein anderes, mit zu zerstören und wenn du segnest, dann suchst du Leben zu lassen.
Das ist natürlich bei unseren christlichen Wurzeln so.
Allerdings sagt man heute nicht mehr, "Mögest du ewig in der Hölle brennen", sondern man verwendet der Einfachheit halber, "fick dich". So wurde das Verfluchen um Sex und Exkremente erweitert.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Helmuth
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#18 Re: Warum fluchen wir?

Beitrag von Helmuth » Do 25. Mai 2017, 12:31

Pluto hat geschrieben: Allerdings sagt man heute nicht mehr, "Mögest du ewig in der Hölle brennen", sondern man verwendet der Einfachheit halber, "fick dich". So wurde das Verfluchen um Sex und Exkremente erweitert.
Zusätzlich meint man aber auch oft nur "lass mich in Ruhe". Jetzt mal schön formuliert, die ganze Bandbreite aufzulisten erspare ich mir. :mrgreen:
Ob du es wirklch fluchend oder bloß abwehrend anwendest kannst nur du selbst wissen.

Fluch und Segen via Worte zeigen unsere Herzenshaltung meine ich. Und die Ausdrucksweise ist oft nicht entscheidend, gibt aber schon Hinweise darauf. Akademiker sagen vielleicht: "Moge das dir nicht zuteil werden" und meinen Segensentzug, sie drücken es bloß geschickt umgekehrt aus, derbe Menschen sagen direkt und unverblümt: "I hau da es Hack'l ins Kreuz und verreck'n soll'st dabei". Ich denke man versteht es aber auch "akademisch", weil ebenso immer die nonverbale Kommunikation mitspielt.
Der Herr steht zu mir, deshalb fürchte ich mich nicht. Was kann ein Mensch mir anhaben?
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Tree of life
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#19 Re: Warum fluchen wir?

Beitrag von Tree of life » Do 25. Mai 2017, 12:49

Helmuth hat geschrieben:..., derbe Menschen sagen direkt und unverblümt: "I hau da es Hack'l ins Kreuz und verreck'n soll'st dabei".
Oder auf gut wernerisch -> kurz und bündig: Gähhhh sch......!
Ähm....tja :|

Helmuth
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#20 Re: Warum fluchen wir?

Beitrag von Helmuth » Do 25. Mai 2017, 12:57

Tree of life hat geschrieben: Oder auf gut wernerisch -> kurz und bündig: Gähhhh sch......!
Ähm....tja :|
Korrekt, mein Beispiel war die Bundesländerversion. :lol:
Der Herr steht zu mir, deshalb fürchte ich mich nicht. Was kann ein Mensch mir anhaben?
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