Wie viel weißt du?

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Pluto
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#1 Wie viel weißt du?

Beitrag von Pluto » Fr 20. Jun 2014, 00:29

Die meisten Leute wissen heute nicht sehr viel.
Stimmt ihr dem zu? Oder glaubt ihr, dass der Durchschnittsbürger von heute mehr weiß als früher?

Heißt das, dass wir dümmer sind als früher?

In Wahrheit haben die Leute von heute viel mehr Allgemeinwissen als früher. Wir werden von Informationsquellen regelrecht überrollt.
Früher bestand der Durchschnitt aus Analphabeten; heute kann jeder mit seinem Smartphone ein einigermaßen verständliches SMS in Sekundenbruchteilen um die Welt schicken. —

Ist das nicht Fortschritt?

Das Problem ist doch, dass Wissen nicht dasselbe ist wie Verstehen.
Vielleicht liest man in der Zeitung, dass Wissenschaftler festgestellt haben Wein sei gesund (oder eher ungesund? — die Meinung der Experten wechselt ja von Tag zu Tag). Aber warum? Wie begründen diese (oft selbsternannten) Experten ihre Empfehlung? Früher hätte der Durchschnittsmensch sich nichts dabei gedacht, Medikamente vom örtlichen Apotheker in kleinen braunen Fläschchen mit handgeschriebenem Etikett zu kaufen. Woher wusste er dass es gut war? Da hat man sich auf den Nachbarklatsch verlassen. Wenn die Nachbarin sagte, Lebertran sei gut für die Kinder, damit würden sie groß und stark, hat man das halt auch gekauft. Damit hatte der Durchschnittsmensch von damals zwar Recht (Lebertran ist wirklich reich an Omega-3 Fettsäuren), aber er hatte keine Ahnung warum.

Ist das nicht der Unterschied zwischen damals und heute?
Früher verließ man sich auf den Dorfklatsch der Nachbarn, heute gibt es das Internet mit Google und Wikipedia. Wir haben heute buchstäblich alles Wissen der Welt an den Fingerspitzen verfügbar. Doch haben wir selbst dadurch mehr Wissen?

Das Internet hat viele wertvollen Infos, aber auch viel Falsches: Betrügereien, Abzocke und teilweise einfach falsche Daten. Im Ergebnis sind Hörensagen und Aberglaube immer noch "In", nur dass die Quellen sehr viel umfangreicher geworden sind. Glüclicherweise haben wir aber auch die Mittel, um die Informationen zu überprüfen, bevor wir sie an unsere Mitbürger weitergeben. —

Die Frage ist, nutzen wir diese Möglichkeiten auch?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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Janina
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#2 Re: Wie viel weißt du?

Beitrag von Janina » Fr 20. Jun 2014, 09:49

Pluto hat geschrieben:Die meisten Leute wissen heute nicht sehr viel.
Ich denke eher, dumme Leute werden heute dank Privatfernsehen mehr in die Öffentlichkeit gestellt. Früher wurde sowas schamhaft versteckt. Es gab immer Dorftrottel, sind aber früher nicht zum Sternchen aufgestiegen.

Pluto hat geschrieben:Vielleicht liest man in der Zeitung, dass Wissenschaftler festgestellt haben Wein sei gesund (oder eher ungesund? — die Meinung der Experten wechselt ja von Tag zu Tag). Aber warum? Wie begründen diese (oft selbsternannten) Experten ihre Empfehlung?
Journalisten sind keine Experten, und Experten schreiben keine Zeitung. Dass Wein gesund ist, ist eine Koinzidenz zwischen Weinkonsum und Gesundheit. Und weil Menschen nunmal nicht die Fähigkeit haben, Kausalität von Koinzidenz zu unterscheiden, macht der Journalist eine Kausalität aus einer Koinzidenz. Bloß weil Mittelmeeranrainer weniger Kreislaufkrankheiten haben als wir, ist einmal das Tannin im Rotwein, ein andermal das Olivenöl daran schuld. Eine gewisse Grundentspanntheit wurde dabei noch nicht berücksichtigt (http://www.aloj.us.es/webdeutsch/s_3/tr ... _trans.pdf). Vince Ebert, das alte Lästermaul, behauptet sogar das Gegenteil: Wer mäßig Alkohol trinkt, ist deshalb gesund, weil die, die gar keinen Alkohol trinken, bereits schwere Gesundheitsprobleme haben: Trockene Alkoholiker, Leberkranke und Schwerkranke, deren Medikamente sich nicht mit Alkohol vertragen. Auch ein Gesichtspunkt.
Kausalitäten sind häufig reine Spekulation.

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sven23
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#3 Re: Wie viel weißt du?

Beitrag von sven23 » Fr 20. Jun 2014, 12:40

Janina hat geschrieben:Ich denke eher, dumme Leute werden heute dank Privatfernsehen mehr in die Öffentlichkeit gestellt. Früher wurde sowas schamhaft versteckt. Es gab immer Dorftrottel, sind aber früher nicht zum Sternchen aufgestiegen.

Sehe ich auch so. Heute kann man eine gewisse Bekanntheit und zweifelhafte Berühmtheit erlangen, indem man seine eigene Dummheit öffentlich in den entsprechenden Fernsehformaten zelebriert.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

2Lena
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#4 Re: Wie viel weißt du?

Beitrag von 2Lena » Fr 20. Jun 2014, 13:24

Lieber Pluto,

es reiche, sagte einer, wenn ein Mann seinen Hosengürtel ordentlich zumachen kann. Aber, wir sind so was von unzufrieden. Immer mehr ...

Pflanzenfreak
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#5 Re: Wie viel weißt du?

Beitrag von Pflanzenfreak » Fr 20. Jun 2014, 17:38

Pluto hat geschrieben: Oder glaubt ihr, dass der Durchschnittsbürger von heute mehr weiß als früher?
Ja, wir sind heute besser informiert als die Leute früher. Deshalb sind wir noch lange nicht schlauer, es sieht nur manchmal so aus.

Das Problem ist doch, dass Wissen nicht dasselbe ist wie Verstehen.
Sowohl Wissen als auch Verstehen ist nur eine bedingt nützliche Sache. Manchmal nützt das Eine manchmal das Andere und manchmal geht es nur zusammen.
Wenn ich sehe, dass meine Tomatenpflanzen Durst haben brauche ich nicht zu verstehen was da ablaufen muss, ich kann sie auch vollkommen ahnungslos giessen. Denn das ist sowieso das Einzige was hilft.
Oder: ich kenne ein kleines Kind, es ist ziemlich verpeilt, aber es spürt sehr genau wie es anderen Menschen grad geht und tut oft einfach das Richtige.

Pluto
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#6 Re: Wie viel weißt du?

Beitrag von Pluto » Fr 20. Jun 2014, 17:51

Pflanzenfreak hat geschrieben:Sowohl Wissen als auch Verstehen ist nur eine bedingt nützliche Sache.
Eben. Hinzu kommt, dass wir immer weniger im Kopf haben weil wir uns auf Gogle & Co. so sehr verlassen. Es gibt kaum ein Thema, bei dem nicht jemand zum PC greift, um andere zu beeindrucken.

Mir ging es aber auch um einen anderen Aspekt: Das Internet enthält neben dem gesammelten Wissen der Welt auch Betrügerein, Fehlinformationen und oft auch Widersprüche. Wie geht ihr damit um? Wie kan man Wissen bestätigen? Wie kann man Fehlinformationen überprüfen und korrigieren? Wie vermeidet man bewusste Fallen wie bspw. Abzocke?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#7 Re: Wie viel weißt du?

Beitrag von Pflanzenfreak » Fr 20. Jun 2014, 23:30

Pluto hat geschrieben: Das Internet enthält neben dem gesammelten Wissen der Welt auch Betrügerein, Fehlinformationen und oft auch Widersprüche. Wie geht ihr damit um? Wie kan man Wissen bestätigen? Wie kann man Fehlinformationen überprüfen und korrigieren? Wie vermeidet man bewusste Fallen wie bspw. Abzocke?
Wie wäre es mit Menschenverstand und an der Realität bleiben? Bloss weil mir Jemand freundlich anruft oder eine nette mail schickt muss ich noch lange nicht alles von mir preisgeben. Ich nehm an keinen Preisrätseln teil, also kann ich niemals bei sowas etwas gewonnen haben. Abwarten ist ebenfalls eine gute Strategie. Wenn sich Jemand bei mir in kurzer Zeit öfters meldet beunruhigt mich das. Unbekannte Namen oder Themen die ich nicht von mir aus aktiviert habe lösche ich sofort.

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#8 Re: Wie viel weißt du?

Beitrag von 2Lena » Sa 21. Jun 2014, 08:23

Pflanzenfreak hat geschrieben:Unbekannte Namen oder Themen die ich nicht von mir aus aktiviert habe lösche ich sofort.

Aber, so lebst du auf einer Insel?

Pluto hat geschrieben:Wie kan man Wissen bestätigen? Wie kann man Fehlinformationen überprüfen und korrigieren? Wie vermeidet man bewusste Fallen wie bspw. Abzocke?

Ich kenne als *Ausbildung* für viele Bereiche des Lebens das "Hohelied".
Die Jahrtausendealte Dichtung ist Seelenkunde pur.
In heutiger Zeit ist es ein "Wunder" das zu lesen. Es scheint aktueller als früher.
Damit geht ein Durchblick bei den Handlungen der Menschen,
aber auch ein Einblick in eigene Reaktionen.
Beim "Lesen" des "Liedes" geschieht ein Aufarbeiten des eigenen Lebens.
Das Denken in weit höheren Richtlinien fängt an,
das Aussortieren von Fehlern beginnt.

Nur, das "Lied", obwohl man meint, dass es das Gleiche sei, gibt das absolut nichts her als eine schöne alte Dichtung. Der Eindruck kommt, falls jemand schon mal die Kapitel überhaupt in der Bibel gefunden hat. Es war geschrieben für Leute, die sehr feinsinnig die alte Sprache beherrschten.

Wie kann man das bloß vermitteln?
Lernt zuerst mal "deutsch" (verstehen, volkstümlich reden) - ich meine eine Sprache, mit der das Wichtigste verstanden wird. Das wäre das Einfachste. Die andere Lösung ist eine lästige Stechmücke, die mit ihren "Erörterungen" nervt. Die unangenehmere Variante ist mit Prügeln gestützt, von Unglück willig, von sinnlosen Wissenschaften müde, nun zum Lernen auch ohne "Prügel" bereit. "???"

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