Scham-warum empfinden wir sie eigentlich?

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Andreas
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#11 Re: Scham-warum empfinden wir sie eigentlich?

Beitrag von Andreas » So 26. Okt 2014, 16:17

Pluto hat geschrieben:So ist Scham, wenn der Mensch am liebsten "vom Erdboden verschluckt" werden möchte .
Pluto, bist du das?

Und sie erkannten, dass sie nackt waren und schämten sich. "Denn Erde bist du, und zu Erde muss du wieder werden."

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#12 Re: Scham-warum empfinden wir sie eigentlich?

Beitrag von Pluto » So 26. Okt 2014, 16:19

Andreas hat geschrieben:Und sie erkannten, dass sie nackt waren. "Denn Erde bist du, und zu Erde muss du wieder werden."
Freud hatte Recht: Kein guter Rat für depressiv veranlagte Menschen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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Andreas
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#13 Re: Scham-warum empfinden wir sie eigentlich?

Beitrag von Andreas » So 26. Okt 2014, 17:11

"Wer hat euch gesagt, dass ihr nackt seid?" Die Schlange wars nicht und sonst war keiner da. Um zu dieser Erkenntnis der Scham zu kommen, bedarf es zweier Dinge.

1. Einen dialektischen Raum aus Thesen und Antithesen
2. Die Fähigkeit innerhalb dieses dialektischen Raumes geistig zu agieren = Erkenntnisfähigkeit.

Wie hieß der Baum mit dem das Malheur begann?
zu 1. Baum der Erkenntnis von Gut (These) und Böse (Antithese) Das ist die geschaffene Welt.

Was bewirkte das Essen der Frucht?
zu 2. Die Fähigkeit innerhalb dieses dialektischen Raumes These und Antithese wahrzunehmen. Ihnen wurden die Augen aufgetan.

So nu isser da, der geistige Mensch in der Welt und schämt sich. Das ist der Beginn der Heilsgeschichte in der es darum geht, These und Antithese auf einer höheren, transzendenten Ebene wieder aufzuheben - jenseits von Gut und Böse zu gelangen ...

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#14 Re: Scham-warum empfinden wir sie eigentlich?

Beitrag von Catholic » So 26. Okt 2014, 17:27

Andreas hat geschrieben: Und sie erkannten, dass sie nackt waren und schämten sich. "Denn Erde bist du, und zu Erde muss du wieder werden."

Siehst Du zwischen den beiden Sätzen einen Zusammenhang?

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#15 Re: Scham-warum empfinden wir sie eigentlich?

Beitrag von Catholic » So 26. Okt 2014, 17:32

Ich habe meine Kommentare farblich "zwischengeschaltet"!

sven23 hat geschrieben: Am FKK Strand oder in der Saune schämt sich keiner seiner Nacktheit, weil sie dazugehört und akzeptiert ist.

Volle Zustimmung,sven,denoch stellt sich die Frage,ob das Verhalten nur (!) auf Erziehung und kulturellen Normen beruht.

Catholic hat geschrieben: Worauf schaut Du als Erstes,wenn Du eine junge,attraktive splitterfasernackte Frau siehst?
Bitte ehrlich antworten!

Natürlich in die Augen. :lol:

Genau das meine ich,ich nehme an,würdest Du ihr zuerst in die Augen schauen,wäre unser Schamempfinden ein anderes,warum ich das so sehe,erkläre ich gerne.


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#16 Re: Scham-warum empfinden wir sie eigentlich?

Beitrag von Pluto » So 26. Okt 2014, 17:38

Andreas hat geschrieben:So nu isser da, der geistige Mensch in der Welt und schämt sich. Das ist der Beginn der Heilsgeschichte in der es darum geht, These und Antithese auf einer höheren, transzendenten Ebene wieder aufzuheben - jenseits von Gut und Böse zu gelangen ...
Naja... so sahen es zumindest die alten Bibleschreiber... so nach dem Motto, irgendeine Erklärung ist besser als gar Keine.

Jedes Gefühl beginnt mit einer körperlichen Regung, eine Emotion die dem Schutz des Leibes oder dem Ausdruck von Lust und Wohlbefinden dient.
So ist auch das Schamgefühl Folge von körperlicher Angst, die sich z. Bsp. mit dem Verdecken der wichtigsten Teile des Körpers manifestiert. Scham als Gefühl, entsteht dann in den höheren Gehirnregionen, als Reaktion auf diese körperliche Reaktion.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#17 Re: Scham-warum empfinden wir sie eigentlich?

Beitrag von Andreas » So 26. Okt 2014, 17:39

Catholic hat geschrieben:Siehst Du zwischen den beiden Sätzen einen Zusammenhang?
Sicher, deswegen stehen sie auch in dem Zusammenhang der Schöpfungsgeschichte. Das versuche ich gerade deutlich zu machen.
Das nächste Bild in der Heilsgeschichte ist, dass Adam Eva erkennt, mit ihr schläft, eins mit ihr wird - sie liebt - und sie ihn. In diesem Moment verschwindet die Scham vorübergehend. Welches Paar schämt sich denn, wenn es gemeinsam einen Orgasmus hat? In der Liebe wird die Scham aufgehoben, weil man dann jenseits von Gut und Böse ist, EINS ist. Zumindest fühlt man sich so. Und EINS-sein ist jenseits vom Zwei-sein (Gut und Böse).

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#18 Re: Scham-warum empfinden wir sie eigentlich?

Beitrag von Pluto » So 26. Okt 2014, 17:41

sven23 hat geschrieben:Am FKK Strand oder in der Saune schämt sich keiner seiner Nacktheit, weil sie dazugehört und akzeptiert ist.
Das ist wahrscheinlich der Grund, warum ich diese Orte (zumindest öffentlich) meide.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#19 Re: Scham-warum empfinden wir sie eigentlich?

Beitrag von Catholic » So 26. Okt 2014, 17:47

Pluto,sollte man sich denn wegen seines Körpers schämen?
also grundsätzlich!

michaelit
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#20 Re: Scham-warum empfinden wir sie eigentlich?

Beitrag von michaelit » So 26. Okt 2014, 17:56

Ich finde die Paradiesgeschichte im Zusammenhang mit Scham wenig erhellend. Ich verstehe nicht genau wieso man sich nackt fühlt wenn man Erkenntnis über Gut und Böse hat. Vielleicht meinten die Bibelschreiber eine andere Art von Scham, daß die Menschen ihr neues Wissen über Gut und Böse nicht verkrafteten und erkennen mußten daß sie einherstolzierten wie der Kaiser mit neuen Kleidern, und nur Gott sagte, ihr seid nicht angezogen, ihr seid nackig, ihr wißt gar nicht was ihr da jetzt habt. Doch dann wieder handelt Gott gleich und macht uns Kleider aus Pelzen, was schonmal mehr ist als nur ein Feigenblatt.

Um die Bibelgeschichte mal anders anzugehen, ich würde mal so postulieren daß es in ihr eigentlich darum geht daß irgendjemand, ein Engel oder ein Mensch oder gar Gott selber, auf die Idee kam den Menschen zu sagen, macht alles richtig und macht nichts falsches mehr. Das klingt erst einmal gut denn es gibt ja den Zusammenhang zwischen Erfolg und Glück und dem richtigen Handeln. Doch dann kam gleich die Erkenntnis, wir können gar nicht alles richtig machen, wir machen zuviele Fehler, wir können uns auch nicht auf uns selbst verlassen. Und da fühlten alle Scham, also Nacktheit, wir wollten mehr als wir dann auch leisten konnten. Voila, das easy Paradiesleben war vorbei und die Erde wurde eine "Welt" und war nicht mehr die alte Heimat Eden.

Und irgendwann kam man auf die Idee das alles aufzuschreiben und die Bibelgeschichte ging los und es kam Idee zu Idee und Übertreibung zu Übertreibung und die Scham herrschte immer noch bis man auf die Idee kam die Schuld für das Ganze der Schlange in die Schuhe zu schieben und sie zu mythologisieren und zu überhöhen als einen gefährlichen Gegner - und Angst vor Vipern und Kobras hatte ja eh jeder damals, das Schuhwerk war dünn, es gab nur Nahkampfwaffen bzw mit einem Bogen war einer Schlange nicht einfach beizukommen, es gab keine Gegengifte. Somit hatte der satan seine Ausrüstung und konnte fortan als Feind belangt werden wenn mal irgendwas schief lief was jemandem nicht in den Kram paßte oder um jemanden schlecht zu machen wie es dann bei den Pharisäern oft passierte.

Angst und Scham bewirken daher daß sich ein Mensch verbiegt und dann auch leichter gegen die Wahrheit handelt, und wenn dann noch abzusehen ist daß man durch ein Handeln gegen die Wahrheit Vorteile hat, wenn man sozusagen durchkommt damit, dann kommt unsere ganze Weltgeschichte heraus in der sich die Starken und die Harten ihre Pfründe sichern während sich der Schwache auf Gott geworfen weiß ohne aber von den Gottesvertretern immer auch wirklich angenommen zu sein. Und oftmals dienen die Gottesvertreter dann doch ganz gerne mal den Starken und Harten oder sind die eigentlichen Machthaber bzw versuchen selbst Macht zu gewinnen. Und sobald man Macht hat, scheint die Scham aufzuhören, denn man sitzt ja oben und kann sich leicht das besorgen was dir im Leben hilft. Und wenn jemand dagegen opponiert wird ihm auch schnell mal Gottlosigkeit unterstellt. So geschah es auch bei Jesus und den Jüngern. Und die Scham und die Angst gehörten bei den Religiösen als "Furcht und Zittern" dann eben zum Leben dazu, trotz Jesus' seiner Vermittlung von Gott als einem guten und liebenden Vater.

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