Existiert Materie nur als Folge von Geist?

Philosophisches zum Nachdenken
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Christian41285
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#11 Ich bin neu hier und stelle mich vor!

Beitrag von Christian41285 » So 11. Dez 2016, 14:01

Ich würde nicht sagen das es keiner versteht..ich denke ich hab die Quantentheorie ganz gut verstanden für nen Hobbyforscher

Pluto
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#12 Re: Existiert Materie nur als Folge von Geist?

Beitrag von Pluto » So 11. Dez 2016, 16:29

Christian41285 hat geschrieben:Das Ausschlaggebende ist die Information!
Entschuldige, aber ich verstehe nicht.
Welche Information meinst du?

Christian41285 hat geschrieben:Ich würde nicht sagen das es keiner versteht..ich denke ich hab die Quantentheorie ganz gut verstanden für nen Hobbyforscher
Sorry, aber das nehme ich dir nicht ab, Christian.

  • I think I can safely say that nobody understands quantum mechanics.
    -[Richard Feynman]
Wenn ein Professor auf dem Gebiet, der sein ganzes Leben damit verbracht hat die QM zu verstehen dies sagt, und mit den Feynman Diagrammen zu Ruhm kam, und sogar dafür den Nobelpreis erhielt, können weder du noch ich, noch sonst jemand hier im Forum mitreden.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Novas
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#13 Re: Existiert Materie nur als Folge von Geist?

Beitrag von Novas » So 11. Dez 2016, 18:05

Pluto hat geschrieben:
  • I think I can safely say that nobody understands quantum mechanics.
    -[Richard Feynman]
Wenn ein Professor auf dem Gebiet, der sein ganzes Leben damit verbracht hat die QM zu verstehen dies sagt, und mit den Feynman Diagrammen zu Ruhm kam, und sogar dafür den Nobelpreis erhielt, können weder du noch ich, noch sonst jemand hier im Forum mitreden.

Da stimme ich Dir zu, Pluto. Dennoch stellt sich die Frage, welche Konsequenzen die Quantenphysik für unsre Weltanschauung hat. Ich bin dafür, dass darüber nicht nur ein paar Experten nachdenken, sondern breitflächig nachgedacht wird, wie es beispielsweise Hans Peter Dürr versuchte, der von den Elfenbeintürmen des Expertentums herabstieg zu den Laien und versuchte eine möglichst einfache Sprache zu sprechen.
Der übrigens auch so viel menschliche Größe besaß, dass er nicht auf Laien herab schaute, wie die Götter vom Olymp herab auf die Sterblichen. Ein wahrhaft großer Geist hat soetwas nicht nötig (Harald Lesch beispielsweise ist erfrischend bescheiden trotz seiner unbezweifelbar überdurchschnittlichen Intelligenz...) Ich denke, je weniger Demut ein Mensch besitzt, desto größer ist der Dummkopf :)



Zwei sehr intelligente Menschen, die miteinander das Denken genießen - und bei beiden entdecke ich noch nicht mal den Hauch von Arroganz. Warum nicht? Weil sie mit dem DENKEN BESCHÄFTIGT SIND! :D In diesem Gespräch wird übrigens angesprochen, dass A.W. Whitehead der Lieblingsphilosoph von Harald Lesch ist, das ist eine ganz interessante Randnotiz, weil Whitehead ein Vertreter des PANPSYCHISMUS ist und demnach auch Lesch in diese Richtung tendiert ... jedoch müsste er sich selbst dazu äußern, damit wir Klarheit darüber haben, wie er seine Weltanschauung wirklich versteht...

Mehr Informationen dazu:

Panpsychismus (von altgriech. πᾶν pan „alles“ und ψυχή psyche „Geist, Seele“) ist eine metaphysische Theorie, der zufolge alle existenten (und nicht auf anderes reduzierbaren) Objekte geistige Eigenschaften besitzen.

Der Panpsychismus bietet einen Lösungsvorschlag für das sogenannte „Leib-Seele-Problem“, das sich mit dem Verhältnis von Materie und Geist beschäftigt. Panpsychisten gehen davon aus, dass sich im Laufe der Evolution eine zunehmende Entwicklung geistiger oder mentaler Eigenschaften ereignet hat. Man kann sich nun fragen, ob und wie Geist aus der Materie hervorgehen kann. Dualisten behaupten, dass der Geist nicht aus der Materie hervorgehen kann und prinzipiell von anderer Art ist als die Materie. Materialisten hingegen behaupten, dass mentale oder geistige Eigenschaften nichts anderes sind als komplexe Anordnungen von rein materiellen Dingen. Panpsychisten verneinen die dualistische Trennung von Geist und Materie. Sie verneinen aber auch die These, dass geistige oder mentale Eigenschaften aus rein materiellen Dingen plötzlich und unvermittelt hervorgehen können. Für Panpsychisten ist die Entwicklung des Geistigen und Mentalen nur dann erklärbar, wenn Vorstufen des Geistigen oder Mentalen schon in die Grundstruktur der materiellen Welt integriert sind. Solche Vorstufen mentaler Eigenschaften werden oft „proto-mentale“ Eigenschaften genannt. Der zeitgenössische Panpsychismus behauptet daher nicht, dass Atome oder Bakterien zum Beispiel Schmerzen oder ähnliche Bewusstseinszustände erleben können. Moderne Panpsychisten nehmen daher auch nicht an, dass alle Dinge eine Seele haben.


[...]

Schöpfer des Begriffs „Panpsychismus“ war der Renaissance-Philosoph Francesco Patrizi.[1] Zeitgenössische Panpsychisten bezeichnen den geistigen bzw. proto-mentalen Aspekt, den sie allen existierenden Dingen zuschreiben, oft als phänomenale Eigenschaften oder Qualia. Der Begriff Qualia meint, dass sich etwas irgendwie anfühlt. Qualia sind eine (Vor-)Form dessen, was im Falle des Menschen als phänomenales Bewusstsein bezeichnet wird. Ähnliche Vorformen des Bewusstseins wie die Qualia bezeichnet man als Empfindung oder Erfahrung (experience). Eine panpsychistische Position, die einfache Erfahrung auf allen Ebenen der Natur kennt, steht meist in der Tradition von Alfred North Whitehead und heißt nach David Ray Griffin auch Panexperientialismus.

Neben Qualia und Erfahrungen verallgemeinern Panpsychisten auch andere Aspekte des Geistigen – darunter sind Subjektivität, die Einheit eines subjektiven Erlebens, Teleologie (Zweckgerichtetheit), Spontaneität (Entscheiden, Freiheit), Intentionalität (Gerichtetheit, Repräsentation), Wahrnehmung, Erinnerung oder gar Erkennen, Denken, Sprechen und Selbstbewusstsein. Entweder wird den kleinsten Bauteilen der Welt eine dieser Eigenschaften direkt zugesprochen oder eine Vorform davon – die jedoch nicht rein physisch aufgefasst wird.

Der Panpsychismus muss nicht zwangsläufig den kleinsten Dingen unmittelbar geistige oder proto-mentale Eigenschaften zuschreiben. Stattdessen sprechen viele (insbesondere historische) Panpsychisten der Welt als ganzer geistige Eigenschaften zu. Man unterscheidet also einerseits atomistische Panpsychisten, für die alle einzelnen Dinge einen geistigen Aspekt haben, weil es geistige Teile hat – und andererseits holistische Panpsychisten, die die Geistigkeit aller Dinge von der Geistigkeit des Ganzen ableiten.
https://de.wikipedia.org/wiki/Panpsychismus

Ich habe hier schon öfter auf den Panpsychismus hingewiesen, weil ich ihn im philosophischen Bereich für einen der (mit Abstand) besten Lösungsvorschläge für das Leib-Seele-Problem halte. Einmal weil der Dualismus vermieden wird, aber auch weil er Geist und Bewusstsein ernster nimmt, als ein oberflächlicher Materialismus. Zudem lässt der Panpsychismus einen sehr großen Spielraum für verschiedene Weltanschauungen, was ich für wichtig halte.... und von diesen inhaltlichen Gründen abgesehen... es ist eine sehr poetische Auffassung von der Welt.
Darum neigten auch große Dichter wie Goethe, Rilke oder Novalis in diese Richtung, weil es nun mal das poetische Empfinden ist, dass der Kosmos irgendwie lebendig und beseelt ist (und nicht tot und sinnleer), auch wenn sich das niemals ganz in Worte fassen lässt...damit beweist Harald Lesch in jeder Hinsicht Sinn, Verstand und guten Geschmack...

Pluto
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#14 Re: Existiert Materie nur als Folge von Geist?

Beitrag von Pluto » So 11. Dez 2016, 19:40

Novalis hat geschrieben:Da stimme ich Dir zu, Pluto. Dennoch stellt sich die Frage, welche Konsequenzen die Quantenphysik für unsre Weltanschauung hat. Ich bin dafür, dass darüber nicht nur ein paar Experten nachdenken, sondern breitflächig nachgedacht wird, wie es beispielsweise Hans Peter Dürr versuchte, der von den Elfenbeintürmen des Expertentums herabstieg zu den Laien und versuchte eine möglichst einfache Sprache zu sprechen.
Wenn du meinst Dürr würde eine einfache Sprache sprechen, hast du offensichtlich noch nie Feynman sprechen hören. Einfacher (bodenständiger) als Feynmans Sprache geht nicht — so die Meinung seiner vielen Studenten.
Er hatte die Gabe selbst komplexe Dinge auf einfache Weise darzustellen.
Feynman zur Quantedynamik:
The difficulty really is psychological and exists in the perpetual torment that results from your saying to yourself, "But how can it be like that?" which is a reflection of uncontrolled but utterly vain desire to see it in terms of something familiar. I will not describe it in terms of an analogy with something familiar; I will simply describe it. There was a time when the newspapers said that only twelve men understood the theory of relativity. I do not believe there ever was such a time. There might have been a time when only one man did, because he was the only guy who caught on, before he wrote his paper. But after people read the paper a lot of people understood the theory of relativity in some way or other, certainly more than twelve. On the other hand, I think I can safely say that nobody understands quantum mechanics. So do not take the lecture too seriously, feeling that you really have to understand in terms of some model what I am going to describe, but just relax and enjoy it. I am going to tell you what nature behaves like. If you will simply admit that maybe she does behave like this, you will find her a delightful, entrancing thing. Do not keep saying to yourself, if you can possible avoid it, "But how can it be like that?" because you will get 'down the drain', into a blind alley from which nobody has escaped. Nobody knows how it can be like that.

Novalis hat geschrieben:Der übrigens auch so viel menschliche Größe besaß, dass er nicht auf Laien herab schaute. Ein wahrhaft großer Geist hat soetwas nicht nötig. Je weniger Demut ein Mensch besitzt, desto größer ist der Dummkopf :)
Feyman sagte sogar im Rahmen seiner Vorlesung, er selbst würdedie Quantenmechanik nicht verstehen.

Dürr hingegen erzählt den Menschen zwar was die Menschen hören wollen, um ihr Esoterik-Ego zu stärken. Auf Dürr passt, wie ich meine, folgende Aussage sehr gut:
Ein Esoteriker kann in fünf Minuten mehr Unsinn behaupten, als ein Wissenschaftler in seinem ganzen Leben widerlegen kann. -[Vince Ebert]
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#15 Re: Existiert Materie nur als Folge von Geist?

Beitrag von Novas » So 11. Dez 2016, 19:50

Pluto hat geschrieben:Dürr hingegen erzählt den Menschen zwar was die Menschen hören wollen, um ihr Esoterik-Ego zu stärken. Auf Dürr passt, wie ich meine, folgende Aussage sehr gut: Ein Esoteriker kann in fünf Minuten mehr Unsinn behaupten, als ein Wissenschaftler in seinem ganzen Leben widerlegen kann. -[Vince Ebert]

Das ist m.E. arrogante und herablassende Polemik. Ich weiß nicht, warum Du etwas gegen seine Person hast (vielleicht weil er vom selbstherrlichen Elfenbeinturm der Experten herab gekommen ist?), aber das ist mit Sicherheit nicht gerechtfertigt. Mir hast Du ja auch schon vorgeworfen, dass ich wissenschaftsfeindlich sei, obwohl das nichts mit der Realität zu tun hat. Ich bin ein gläubiger spiritueller Mensch, also muss ich ein Feind der Wissenschaft zu sein :roll:

Pluto hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:Der übrigens auch so viel menschliche Größe besaß, dass er nicht auf Laien herab schaute. Ein wahrhaft großer Geist hat soetwas nicht nötig. Je weniger Demut ein Mensch besitzt, desto größer ist der Dummkopf :)
Feyman sagte sogar im Rahmen seiner Vorlesung, er selbst würdedie Quantenmechanik nicht verstehen


Auch Hans Peter Dürr hat dergleichen nie behauptet. Schließlich hat er in ausnahmslos jedem Gespräch betont, dass wir „mehr erleben, als wir begreifen“ (er schrieb sogar ein Buch mit dem Titel) und auch dieser Aussage von Feynman hätte er sicher zugestimmt.
Wir erleben mehr als wir begreifen

Bild



Dazu dieser Beitrag:


Mit Hans-Peter Dürr starb ein außerordentlich engagierter Wissenschaftler, der sich um die Verbindung von Wissenschaft und Spiritualität verdient gemacht hat. Ken Wilber hatte einmal aufgezeigt, dass viele der großen Physiker des letzten Jahrhunderts sowohl Philosophen als auch Mystiker waren. In dieser Tradition sehe ich auch Hans-Peter Dürr, der als Nachfolger von Werner Heisenberg Direktor des Max-Planck-Instituts für Physik war.
Der Physiker Richard Feynman sagte einmal: "Wer glaubt, die Quantentheorie verstanden zu haben, hat sie nicht verstanden." Was Verstehen und Erkennen hier bedeutet ist ungewiss. An den Grenzen des Wissbaren – so scheint es – ist die Trennung von Modell und Wirklichkeit nur durch einen Sprung ins Bodenlose zu überwinden. Hans-Peter Dürr sagte 2007 in einem Interview:

„Im Grunde gibt es Materie gar nicht. Jedenfalls nicht im geläufigen Sinne. Es gibt nur ein Beziehungsgefüge, ständigen Wandel, Lebendigkeit. Wir tun uns schwer, uns dies vorzustellen. Primär existiert nur Zusammenhang, das Verbindende ohne materielle Grundlage. Wir könnten es auch Geist nennen. Etwas, was wir nur spontan erleben und nicht greifen können. Materie und Energie treten erst sekundär in Erscheinung – gewissermaßen als geronnener, erstarrter Geist. Nach Albert Einstein ist Materie nur eine verdünnte Form der Energie. Ihr Untergrund jedoch ist nicht eine noch verfeinerte Energie, sondern etwas ganz Andersartiges, eben Lebendigkeit. Wir können sie etwa mit der Software in einem Computer vergleichen.“
http://www.br.de/radio/bayern2/sendunge ... f-100.html
https://www.xing.com/communities/posts/ ... 1001958352


Die Wissenschaft selbst ist an keine Weltanschauung gebunden, sie ist dahingehend neutral und erlaubt verschiedene Deutungen, auch diese von Dürr, der offenbar glaubte, dass Geist und Bewusstsein der Urgrund allen Seins ist. Wobei er hier ja sagt „Wir könnten es auch Geist nennen“ - also er lässt die Frage offen und sagt mit keinem Wort, dass jeder ihm zustimmen muss. Wenn es Materie im geläufigen Sinne gar nicht gibt, wenn da nur "Zusammenhang, das Verbindende ohne materielle Grundlage" ist, wie nennen und beschreiben wir das dann?
Ich denke, dass „Geist“ und „Lebendigkeit“ passende Begriffe sind: „Ihr (der Materie) Untergrund jedoch ist nicht eine noch verfeinerte Energie, sondern etwas ganz Andersartiges, eben Lebendigkeit“ Mein Eindruck ist, dass Dürr als Wissenschaftler mit dieser Frage sehr offen und ehrlich gerungen hat und keineswegs irgendeinen haltlosen Unsinn von sich gab, wie Du ihm das hier leider unterstellst.


Novas
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#16 Re: Existiert Materie nur als Folge von Geist?

Beitrag von Novas » So 11. Dez 2016, 20:38

Dazu noch dieser Nachruf von Konstantin Wecker über seinen Freund Hans Peter Dürr.... den er als Brückenbauer bezeichnete, der es als Wissenschaftler wagte zwischen den Welten zu tanzen... es gibt natürlich Menschen, die damit Probleme haben... die gar nicht wollen, dass Brücken gebaut werden...

»Wenn er lachte, ging mir das Herz auf«

Konstantin Wecker würdigt seinen Freund, den am 18. Mai 2014 verstorbenen großen Physiker, Philosophen, Umwelt- und Friedensaktivisten Hans-Peter Dürr. Sein Engagement, seine Menschlichkeit, sein umfassendes und integrierendes Denken, das Spiritualität nicht nur einschloss, sondern ihr eine großen Stellenwert einräumte, werden uns schmerzlich fehlen. Als wahrhaft weiser Mensch konnte Dürr nicht nur brillant denken, sondern auch tanzen, sich freuen und staunen.

Es ist unendlich traurig, dass mein verehrter und geliebter Freund Hans-Peter Dürr gestorben ist. Hans-Peter, der Weise, der Mystiker, der Tänzer. Er liebte es zu tanzen, privat und als Wissenschaftler zwischen den Welten. Zu tanzen und Brücken zu bauen. Nie habe ich ihn so fröhlich und ausgelassen gesehen wie beim Tanz mit seiner großartigen Frau Sue.

»Für mich als Naturwissenschaftler bedeutet Versöhnung, dass wir nicht auf das Spirituelle verzichten können. Das Spirituelle kommt ohne das naturwissenschaftliche Denken aus, aber nicht umgekehrt. Das heißt, das Spirituelle ist sozusagen das größere Holon, in dem die Naturwissenschaft eine Art Unterholon ist. Die Naturwissenschaft hat das Ohr der Welt, weil sie angesehen wird als etwas, was Macht gibt – und deshalb werden Naturwissenschaftler anerkannt. Aber die Naturwissenschaft, wenn sie eine Verbindung zur Religion findet, könnte auch die Tendenz zur Weisheit verstärken und nicht nur zur Macht. Wissen ist für mich nicht nur ein Mittel zur Macht, sondern auch zur Einsicht und zur Weisheit. Wir müssen unbedingt die spirituelle Komponente wieder in diese Welt bringen, sonst gehen wir einem unendlichen Leid entgegen. Ich fühle mich verantwortlich. Daher auch die Frage, inwieweit Religion ebenfalls eine neue Verantwortung in der Welt übernehmen muss, wenn es darum geht, etwas tun zu wollen«.

Als Albert Schweitzer im Jahr 1954 den Friedensnobelpreis im Alter von 79 Jahren in Empfang nahm, studierte der 25 Jahre junge Hans-Peter Dürr aus Stuttgart an der Elite-Universität Berkeley/Kalifornien und promovierte 1956 als Physiker bei dem legendären »Vater der Wasserstoffbombe« Edward Teller. Im Jahr 1995 nahm der Friedensaktivist Hans-Peter Dürr mit seinen Kollegen und Freunden von Pugwash in Oslo den Friedensnobelpreis entgegen. Professor Dürr wurde eine führende Kapazität im Bereich der Quantenphysik. Er war farbenblind und sah von Kindheit an nur auf dem rechten Auge. »Mein Weg zum Dritten Auge führt zunächst über das zweite Auge, das ich gar nicht nutzen kann«, sagte er oft lächelnd, in Anspielung auf angeblich Sehende, die das Wesentliche zu erkennen glauben.

Mit einer Delegation der »Kultur des Friedens« reiste dieser liebenswerte Mensch noch im Dezember nach Athen, auch um Mikis Theodorakis zu treffen. Es tut mir so leid, dass ich damals aus Zeitgründen nicht mit konnte. Im Nachhinein denke ich, ich hätte alles andere absagen sollen. Wenn er lachte, ging mir das Herz auf. Er nahm sich immer wieder die Zeit, mir, dem Laien die Quantenphysik, etwas näher zu bringen. Er gehörte zu den wenigen Wissenschaftlern die kein Geheimnis um ihr Wissen machen wollten, sondern verstanden werden wollten.

Er wird der Friedensbewegung fehlen und all jenen, die über den Tellerrand der Wissenschaft hinauszuschauen wagen. Ich durfte unvergessliche Stunden mit ihm verbringen. Es ist nicht allzulang her, dass wir zusammen mit seiner Frau Sue einen Abend lang gegessen, getrunken und gelacht haben. Hans-Peter war so ausgelassen und fröhlich. Wir sprachen über Politik und Philosophie, und er hatte so viel zu sagen und sagte es wie immer so bescheiden. Hans-Peter hat sich bis zu seinem Tod das Staunen bewahrt, das Geheimnis großer Geister. Mein lieber Freund, es tut unendlich weh, nun diese gefährlichen Zeiten ohne deinen Rat durchwandern zu müssen. Ich war so stolz als du mir sagtest, du würdest gerne vor dem Einschlafen einige meiner Lieder hören.

Du fehlst. Nicht nur deinen Lieben und mir. Du fehlst all jenen, denen die Ratio viel, aber eben nicht alles bedeutet. All jenen, die wie du daran glauben, dass die Liebe – wie du eines deiner Bücher genannt hast – die Urquelle des Kosmos ist. Du fehlst allen, die guten Willens sind. Deine Ideen bleiben und haben sich für immer in das Gedächtnis der Welt gegraben.


Konstantin Wecker


Ja, der Hans Peter Dürr war eben ein Mensch, dem die Ratio viel, aber auch nicht alles bedeutet hat... der die Wissenschaft liebte, aber auch die Religion sehr wertschätzte... der es wagte, über den Tellerrand der Wissenschaft hinaus zu sehen... dann sagte er noch, dass die Liebe die „Urquelle des Kosmos“ ist... und das genügt eigentlich schon, um die „Das ist ein Esoteriker“-Keule raus zu holen... :wave:


Liebe - Urquelle des Kosmos
Genügen die Naturwissenschaften, um die Welt zu verstehen? Oder bedarf es ihrer spirituellen Einbettung, um zu einer tieferen Sicht des Lebens und der Wirklichkeit zu gelangen? Bilden Wissenschaft und Religion eine Einheit oder stehen sie letztendlich im Widerspruch zueinander? Es sind die ganz grundlegenden philosophischen Fragen, die an der Tiefe des Lebens rühren, mit denen sich der berühmte Quantenphysiker Hans-Peter Dürr und der weltbekannte Religionsphilosoph Raimon Panikkar hier beschäftigen. In einem respektvollen Dialog auf Augenhöhe ringen sie um Antworten, nähern sich an und stoßen sowohl auf Gemeinsamkeiten wie auf Widersprüche. Der Religionsphilosoph und Herausgeber Roland R. Ropers macht in seiner Einleitung deutlich, warum die Auseinandersetzung zwischen Naturwissenschaft und Religion auch im 21. Jahrhundert von entscheidender Bedeutung ist. „Es ist erstaunlich, dass die Wissenschaft auf dem falschen Wege erkennt, dass sie gar nicht auf dem richtigen Weg ist:“ Hans-Peter Dürr
https://www.amazon.de/Liebe-Urquelle-Ko ... des+kosmos

@Pluto: was spricht eigentlich gegen einen respektvollen Dialog auf Augenhöhe, wie ihn Hans Peter Dürr (Quantenphysiker) und Raimon Panikkar (Religionsphilosoph) geführt haben? Es muss wirklich anstrengend für Dich sein, dass Du diese Rolle des Experten ständig spielen musst, der sich zu dieser Augenhöhe nicht herablassen kann, weil er sonst sein Ansehen gefährden würde. Was sollen nur die anderen Experten denken? :D Mich würde interessieren, zu welchen Gesprächen Du fähig bist, wenn Du über diese Rolle hinaus gehst. Dieses Forum war eigentlich ursprünglich dazu gedacht!

ThomasM
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#17 Re: Existiert Materie nur als Folge von Geist?

Beitrag von ThomasM » Mo 12. Dez 2016, 11:26

Pluto hat geschrieben: Feyman sagte sogar im Rahmen seiner Vorlesung, er selbst würdedie Quantenmechanik nicht verstehen.
Aber Feynman hat nicht gut dargestellt, WARUM er die Quantenmechanik nicht versteht.
Sonst hättest du nämlich nicht wochenlang mit Agent Scully herumdiskutiert.

Der Grund liegt an der Basis dessen, was Physik tut und was Physik nicht tut. Du hast das Problem in dem thread "Was ist Gravitation" schon angesprochen, aber meinen wesentlichen Punkt nicht aufgegriffen.

Was Physik tut:
Physik stellt ein logisch-mathematisches Modell auf, das alle Eigenschaften enthält, um 1. die Beobachtungen zu beschreiben und 2. aus dem Modell Vorhersagen zu generieren, die man ebenfalls über Beobachtungen prüfen kann.
Beobachtungen sind dabei einfach die Ergebnisse von Messungen.

Die Bestandteile (Objekte) des Modells sind NICHT die Beobachtungen. So ist es (um auf den Gravitationsthread zu referenzieren) vollkommen egal was Gravitation IST, egal ob Kraft, Krümmung oder Austauschteilchen. Alles, was gemessen wird, ist dasselbe, eine Abweichung eines Testobjektes von der Bahn.

Was Physik nicht tut:
Physik beschreibt nicht das, was die jeweiligen Dinge SIND, beschreibt nicht die tatsächliche Natur der Dinge.
Menschen sind zwar schnell dabei, aus dem modellmäßigen Objekten auf die tatsächliche Natur der Dinge zu schließen, aber dieser Schluss ist nicht korrekt.

Aus dieser Differenz kommt die Unverständlichkeit der Quantenmechanik. Wir haben ein (sehr erfolgreiches) Modell. Die Objekte des Modells sind aber so, dass wir sie uns nicht vorstellen können. Das, was wir als "Natur der Dinge" sehen, passt dort nicht herein.
Aber das, was wir als "Natur der Dinge" sehen ist nichts weiter als Weltanschauung, unsere persönliche Sicht, unsere Meinung, aber nichts, was durch die Physik wirklich gedeckt ist.

Pluto hat geschrieben: Dürr hingegen erzählt den Menschen zwar was die Menschen hören wollen, um ihr Esoterik-Ego zu stärken. Auf Dürr passt, wie ich meine, folgende Aussage sehr gut:
Ein Esoteriker kann in fünf Minuten mehr Unsinn behaupten, als ein Wissenschaftler in seinem ganzen Leben widerlegen kann. -[Vince Ebert]
Das sagst du nur, weil du dessen Weltbild nicht teilst.
Du behauptest aber denselben Unsinn, nämlich DEIN Weltbild, das du in die Lücke steckst, die die Physik zwangsläufig hinterlässt.

Du machst denselben Fehler, wie Christian oder auch Dürr (Feynman war da vorsichtiger). Ihr unterscheidet nicht zwischen Weltbild und Physik.
Sondern auch du willst die Physik missbrauchen, um dein Weltbild zu untermauern.
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

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#18 Re: Existiert Materie nur als Folge von Geist?

Beitrag von Novas » Mo 12. Dez 2016, 11:31

ThomasM hat geschrieben:Du machst denselben Fehler, wie Christian oder auch Dürr (Feynman war da vorsichtiger). Ihr unterscheidet nicht zwischen Weltbild und Physik. Sondern auch du willst die Physik missbrauchen, um dein Weltbild zu untermauern.

Was macht Dich denn so sicher, dass Dürr dergleichen getan hat? Ich denke, dass er klar zwischen seiner wissenschaftlichen Arbeit und seiner persönlichen Weltanschauung unterschieden hat. Wir leben eben in einer Zeit, in der die materialistische Weltanschauung im Grunde die global herrschende Weltanschauung geworden ist. Er hat den „Fehler“ begangen, dass er diese Weltanschauung hinterfragt hat. Wenn Wissenschaftler soetwas tun, werden sie schnell in die Esoteriker-Schublade gesteckt. Dabei schreibt die Wissenschaft gar keine Weltanschauung vor, sie überlässt das jedem einzelnen Menschen. Das kann auch eine religiös-spirituelle Weltanschauung sein.

Welche Rolle spielt es ob ein Wissenschaftler an die Existenz von Engel glaubt, solange das seine wissenschaftliche Arbeit nicht beeinträchtigt und ihm bewusst ist, dass es sich um Weltanschauung handelt?

Was Physik nicht tut:
Physik beschreibt nicht das, was die jeweiligen Dinge SIND, beschreibt nicht die tatsächliche Natur der Dinge.
Menschen sind zwar schnell dabei, aus dem modellmäßigen Objekten auf die tatsächliche Natur der Dinge zu schließen, aber dieser Schluss ist nicht korrekt.

Aus dieser Differenz kommt die Unverständlichkeit der Quantenmechanik. Wir haben ein (sehr erfolgreiches) Modell. Die Objekte des Modells sind aber so, dass wir sie uns nicht vorstellen können. Das, was wir als "Natur der Dinge" sehen, passt dort nicht herein.
Aber das, was wir als "Natur der Dinge" sehen ist nichts weiter als Weltanschauung, unsere persönliche Sicht, unsere Meinung, aber nichts, was durch die Physik wirklich gedeckt ist.

Damit bin ich vollkommen einverstanden. Das hat auch Hans Peter Dürr immer wieder betont. Ich würde einfach sagen, dass er im Alter "weise" geworden ist. Ich war tief betroffen, als er "das Zeitliche segnete". Zwar wird ständig vom "Brückenbauen" gesprochen, aber es gibt sehr wenige, die es wirklich versuchen. Oft ist es nur ein leeres Lippenbekenntnis.

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#19 Re: Existiert Materie nur als Folge von Geist?

Beitrag von Christian41285 » Mo 12. Dez 2016, 13:55

Pluto hat geschrieben:
Christian41285 hat geschrieben:Weil nur in Verbindung mit Geist (Doppelspalt Experiment) Materie existieren kann muss auch schon beim Urknall ein lebendiger Geist existiert haben und da sehe ich persönlich Gott.
Das ist eine falsche, weil oberflächliche Schlussfolgerung.
Es ist NICHT der Geist, sondern jede Messung verändert den Ausgang des Ergebnisses des Zerfalls der Wellengleichung die ein Teilchen beschreibt.

In dem Zusammenhang: Der "Zerfall der Wellengleichung" ist vermutlich auch falsch und nur ein Konstrukt in der Kopenhagener Deutung.
Die Wirklichkeit ist in der Quantenwelt für uns Menschen einer "Makrowelt" mit unseren Mitteln der Analogie nicht beschreibbar.
Deshalb sagte auch ein großer Quantenpysiker des 20. Jahrhunderts, Richard Feynman:
  • I think I can safely say that nobody understands quantum mechanics.

Stimmt!Aber eine Messung macht nur dann Sinn,wenn das Ergebnis auch ausgewertet wird.Geist schaltet in jedem Falle die Materie!

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#20 Re: Existiert Materie nur als Folge von Geist?

Beitrag von Christian41285 » Mo 12. Dez 2016, 13:59

Pluto hat geschrieben:
Christian41285 hat geschrieben:Das Ausschlaggebende ist die Information!
Entschuldige, aber ich verstehe nicht.
Welche Information meinst du?

Christian41285 hat geschrieben:Ich würde nicht sagen das es keiner versteht..ich denke ich hab die Quantentheorie ganz gut verstanden für nen Hobbyforscher
Sorry, aber das nehme ich dir nicht ab, Christian.

  • I think I can safely say that nobody understands quantum mechanics.
    -[Richard Feynman]
Wenn ein Professor auf dem Gebiet, der sein ganzes Leben damit verbracht hat die QM zu verstehen dies sagt, und mit den Feynman Diagrammen zu Ruhm kam, und sogar dafür den Nobelpreis erhielt, können weder du noch ich, noch sonst jemand hier im Forum mitreden.

Da hast du Recht!In der Bibel sagt Gott das man durch Nachdenken auf ihn schließen kann und deswegen denke ich das es alles im Grunde genommen nicht so kompliziert ist..ich glaube die wichtigsten Dinge in unserer Welt,kann jeder verstehen...Natürlich kann ich nicht mit jemanden mithalten,der es studiert hat.Dennoch:die wichtigsten Fakten sind für jeden Menschen nachvollziehbar..ich meine also das,was wichtig ist.

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