Das Universum als Maschine

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Pluto
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#1 Das Universum als Maschine

Beitrag von Pluto » So 20. Okt 2013, 01:21

Ist das Universum eine selbstlaufende Maschine?

Es scheint fast wie ein Naturgesetz:
Je mehr wir von der Arbeitsweise de Naturvorgänge begreifen, desto mehr wird Gott in den Hintergrund gedrängt. Daraus entsteht das moderne Bild des Kosmos als eine Maschine die nicht nur von alleine läuft, sondern sich auch nach seinen eigenen Regeln entwickelt, ganz ohne das Zutun eines Navigators oder Steuermannes. Das ist aus Sicht des Gläubigen eine sehr bedrohliche, ja fatale Entwicklung, denn Gott als Instanz wird dadurch immer mehr zum Lückenbüsser für (noch) Unbekanntes Phänomen, welche an der Zahl immer geringer werden. Für den Ungläubigen ist das nur ein Vorgang der Säkularisierung der Welt.

Oder steckt mehr dahinter?
Woher kommen dann die Kräfte, die die Welt zusammenhalten, und die Entstehung von Galaxien und Planetensystemen nicht nur zulassen, sondern sogar lenken und formen?

Welche Rolle spielt Gott noch in einem solchen System?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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Lamarck
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#2 Re: Das Universum als Maschine

Beitrag von Lamarck » So 20. Okt 2013, 06:19

Hi Pluto!

Pluto hat geschrieben: Ist das Universum eine selbstlaufende Maschine?

Es scheint fast wie ein Naturgesetz:
Je mehr wir von der Arbeitsweise de Naturvorgänge begreifen, desto mehr wird Gott in den Hintergrund gedrängt.

Je mehr Geheimnisse gelüftet werden, desto weniger Raum für anthropozentrische Illusionen.




Pluto hat geschrieben: Daraus entsteht das moderne Bild des Kosmos als eine Maschine die nicht nur von alleine läuft, sondern sich auch nach seinen eigenen Regeln entwickelt, ganz ohne das Zutun eines Navigators oder Steuermannes.

Autoorganisiertes Boolesches NK- Zufallsnetzwerk.




Pluto hat geschrieben: Das ist aus Sicht des Gläubigen eine sehr bedrohliche, ja fatale Entwicklung, denn Gott als Instanz wird dadurch immer mehr zum Lückenbüsser für (noch) Unbekanntes Phänomen, welche an der Zahl immer geringer werden.

Je nach Grad der Naivität ... .




Pluto hat geschrieben: Für den Ungläubigen ist das nur ein Vorgang der Säkularisierung der Welt.

Für die gesellschaftliche Zunahme von Selbständigkeit & Eigenverantwortung.




Pluto hat geschrieben: Oder steckt mehr dahinter?
Woher kommen dann die Kräfte, die die Welt zusammenhalten, und die Entstehung von Galaxien und Planetensystemen nicht nur zulassen, sondern sogar lenken und formen?

Aus sich selbst. Selbst das 'Nichts' ist als Objekt ein 'Selbst'.




Pluto hat geschrieben: Welche Rolle spielt Gott noch in einem solchen System?

Gott lässt sich nicht mehr denken. Das nun ist der Gott der Philosophen ... .




Cheers,

Lamarck
„Nothing in Biology makes sense, except in the light of evolution.” (Theodosius Dobzhansky)

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closs
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#3 Re: Das Universum als Maschine

Beitrag von closs » So 20. Okt 2013, 08:48

Lamarck hat geschrieben:Je mehr Geheimnisse gelüftet werden, desto weniger Raum für anthropozentrische Illusionen.
Naturwissenschaft ist anthropozentrischer als Religion.

Pluto
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#4 Re: Das Universum als Maschine

Beitrag von Pluto » So 20. Okt 2013, 10:51

Lamarck hat geschrieben:Autoorganisiertes Boolesches NK- Zufallsnetzwerk.
Ja... Aber das versteht doch kein normaler Mensch.

Das nun ist der Gott der Philosophen ... .
Sorry, ich verstehe nicht den Begriff "Gott der Philosophen". Was meinst du damit.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Pluto
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#5 Re: Das Universum als Maschine

Beitrag von Pluto » So 20. Okt 2013, 10:54

closs hat geschrieben:Naturwissenschaft ist anthropozentrischer als Religion.
Mon closs,
Naturwissenschaft ist Vieles, aber eines sicher nicht: anthropozentrisch (mit Ausnahme einiger spezifisch auf den Mensch zugeschnittener NW-Disziplinen).
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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sven23
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#6 Re: Das Universum als Maschine

Beitrag von sven23 » So 20. Okt 2013, 11:55

closs hat geschrieben:
Lamarck hat geschrieben:Je mehr Geheimnisse gelüftet werden, desto weniger Raum für anthropozentrische Illusionen.
Naturwissenschaft ist anthropozentrischer als Religion.

Häh?

Es war doch die Naturwissenschaft, die das anthropozentrische Weltbild der Religionen zurechtgerückt hat. Der Mensch ist nicht die Krone der Schöpfung, auch wenn er manchmal einen in der Krone hat. :lol:
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

closs
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#7 Re: Das Universum als Maschine

Beitrag von closs » So 20. Okt 2013, 13:21

sven23 hat geschrieben:Häh?
Dass das aus Selbstsicht zu einem "Häh?" führt, war zu erwarten - zur Erinnerung:

Der Mensch setzt seine eigene Wahrnehmung (anthropozentrisch) als übereinstimmend mit der Realität und formuliert aus dieser Wahrnehmung (Natur-) Gesetze. Das ist auch ok (irgend etwas MUSS man setzen). - Aber es ist anthropozentrisch.

Der Gegenpol dazu ist das Theozentrische, dass die eigene Wahrnehmung der Realität Gottes unterstellt (welche natürlich AUCH eine Setzung ist - aber sie ist eben nicht anthropozentrisch).

sven23 hat geschrieben:Es war doch die Naturwissenschaft, die das anthropozentrische Weltbild der Religionen zurechtgerückt hat.
Ich verstehe Dich aus Deiner Logik - es könnte aber genauso umgekehrt sein.

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Thaddäus
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#8 Re: Das Universum als Maschine

Beitrag von Thaddäus » So 20. Okt 2013, 14:12

Lamarck hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben: Ist das Universum eine selbstlaufende Maschine?

Es scheint fast wie ein Naturgesetz:
Je mehr wir von der Arbeitsweise de Naturvorgänge begreifen, desto mehr wird Gott in den Hintergrund gedrängt.

Je mehr Geheimnisse gelüftet werden, desto weniger Raum für anthropozentrische Illusionen.
Illusionen sind stets anthropozentrisch, denn meines Wissens ist der Mensch das einzige Wesen, welches sich Illusionen machen kann, und zwar auch Illusionen von der Arbeitsweise der Naturvorgänge, wenn man nämlich davon ausgeht, dass man auf diese Weise jedes Geheimnis lüften könnte. Die Welt, mit all ihren Phänomenen, ist nicht identisch mit dem Gegenstandsbereich der Physik. ;)




Lamarck hat geschrieben:
Autoorganisiertes Boolesches NK- Zufallsnetzwerk.
Damit vermag man allerdings nur zu beschreiben, wie sich Genome höherer Lebewesen aus chaotischem Verhalten durch Selbstorganisation herausbilden können, und dieses beschreibende Simulationsmodell ist brauchbar, weil damit Vorhersagen über die spontane Bildung von Ordnung in Gen-Regulationssystemen getroffen werden können.
Damit ist aber nicht erklärt, warum die Vererbung nach diesem Ordnungsprinzip funktioniert? Und danach fragt Pluto ja oben.
Modelle wie dieses beschreiben Prozesse, sie erklären aber nicht, warum mit dem Modell ein natürlicher Prozess beschrieben werden kann?
Das Gravitationsgesetz beschreibt einen Aspekt des Verhaltens von Materie und erklärt damit, wie sie sich unter bestimmten Bedingungen verhält und in Zukunft verhalten wird. Es erklärt aber nicht, warum Materie sich so verhält. Das versuchen wiederum andere Modelle aus der Quantenmechanik, die aber wiederum nicht sich selbst dahingehend erklären können, warum ihre Beschreibungen auf das Beobachtete passen.




Lamarck hat geschrieben:
Je nach Grad der Naivität ... .
Naivität findet sich überall und auch in jeder Wissenschaft.



Lamarck hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben: Oder steckt mehr dahinter?
Woher kommen dann die Kräfte, die die Welt zusammenhalten, und die Entstehung von Galaxien und Planetensystemen nicht nur zulassen, sondern sogar lenken und formen?

Aus sich selbst. Selbst das 'Nichts' ist als Objekt ein 'Selbst'.
Du glaubst, das Nichts ist ein Objekt? :D




Lamarck hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben: Welche Rolle spielt Gott noch in einem solchen System?

Gott lässt sich nicht mehr denken. Das nun ist der Gott der Philosophen ... .
Nun lässt sich allerdings ausschließlich der Gott der Philosophen denken, denn sie versucht ihn ja gerade begrifflich exakt zu bestimmen und zu definieren und wahlweise über rein rationale Gottesbeweise zu beweisen oder seine Existenz als unwahrscheinlich zu begründen.
Theologisch wird Gott eher als das "ganz Andere", eben rational Undenkbare und nicht Erfassbare bestimmt (Karl Barth/Rudolf Bultmann) oder existenzialistisch als "Dasjenige, was uns unbedingt angeht" (Paul Tillich).

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