Reduktionismus oder Holismus

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Pluto
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#31 Re: Reduktionismus oder Holismus

Beitrag von Pluto » Mo 2. Mär 2015, 10:31

closs hat geschrieben:Aber philosophisch sagt es aus "Ich ersetze die Bezüge unter den Dingen durch das, was ich davon erkenne, tausche also das Subjekt mit dem Objekt aus" - das geht nicht. - Wissenschaftlich geht es natürlich, weil Wissenschaft pragmatisch ist
Die Biologen und Medizinersprechen von der Homöostasis: der Erhalt vom Gleichgewicht der Lebenserhalts. Mit anderen Worten, der Mensch ist in seinem tiefsten Streben ein Pragmatiker.

closs hat geschrieben:aber gleichzeitig ist darin der Anthropozentrismus der Wissenschaft begründet.
Was meinst du mit Athropozentrismus der Wissenschaft?
Anthropozentrismus beginnt dort wo das menschliche Leben ist — wir gehen immer nur von uns aus.

closs hat geschrieben:Wissenschaft KANN gar nicht holistisch sein, sondern MUSS reduktiv sein
Das verstehe ich nicht.
Mal ein Beispiel: Wir erforschen eine Blume und stellen etwas über ihre inneren Funktionen fest, was uns die Form und Farbe ihrer Blüten erklärt.
Hat sich an der Schönheit einer Blume irgendetwas verändert?
Der einzige Unterschied den ich erkenne, ist, dass wir durch die Erforschung ihres Inneren mehr über die Ganzheit der Blume wissen als zuvor.

Deshalb verstehe ich deine irrationale Ablehnung des Reduktionismus nicht, wo er doch nur zum besseren Verständnis des Ganzen führt. Das macht mich ratlos.

closs hat geschrieben:Genau das ist heute das Problem: Wissenschaftliche Ergebnisse werden eins zu eins zur Grundlage von Entscheidungen herangezogen - weil der Materialismus nichts anderes hat.
Es ist eine Frage der richtigen Reihenfolge: Bevor man den Holismus sinnvoll einsetzen kann, sollte man erst wissen, was zu einem Ganzen zusammenfügt werden soll.
Ohne Verständnis der Einzelteile, seh ich nicht, wie man zum Verständnis des Ganzen gelangen kann.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

ThomasM
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#32 Re: Reduktionismus oder Holismus

Beitrag von ThomasM » Mo 2. Mär 2015, 10:32

closs hat geschrieben: Verstehe ich nicht. - Woraus bestünde hier "Ganzheitlichkeit?
Das Beispiel Gehirn macht es vielleicht deutlich.

Ich bleibe im Materialismus, aber innerhalb dieser Einschränkung versuche ich zu formulieren, welche Eigenschaften, Funktionsweisen, Ausdrucksweisen das Gehirn insgesamt hat.
Die ich nicht notwendig aus den Einzelteilen verstehe, die ich aber damit korrellieren kann.

Da ich materialistisch bleibe kann ich dann auch sagen, wie ich z.B. einen Computer programmieren kann (oder herausfinde, dass ich das so nicht kann), damit er dieselben Eigenschaften, Funktionsweisen und Ausdrucksweisen hervorbringt.

Ich verstehe also das Gesamtgebilde materialistisch. Aber ich weiß immer noch nicht, was Geist eigentlich ist.

Gruß
Thomas
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closs
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#33 Re: Reduktionismus oder Holismus

Beitrag von closs » Mo 2. Mär 2015, 10:53

Pluto hat geschrieben:Mit anderen Worten, der Mensch ist in seinem tiefsten Streben ein Pragmatiker.
Kein Problem - weltanschaulich würde man dies dann "Pragmatismus" nennen. - Warum verschwendet man dann Worte wie "Materialismus"?

Pluto hat geschrieben:wir gehen immer nur von uns aus.
In der Wahrnehmung - natürlich. - Wenn es aber um Sein geht, reicht das nicht aus. - Nun muss man als Pragmatiker dieses Interesse nicht haben - aber warum bemüht man dann in materialistischen Kreisen das Wort "Philosophie"?

Pluto hat geschrieben:Der einzige Unterschied den ich erkenne, ist, dass wir durch die Erforschung ihres Inneren mehr über die Ganzheit der Blume wissen als zuvor.
Wenn man DAS als Holismus versteht, reden wir von zwei komplett unterschiedlichen Dingen. - Du meinst mit Holismus das Zusammenfügen von Einzelteilen bei begrenzten Phänomenen ("Blume"), die keine spirituelle Komponente haben. - Ich verstehe darunter das Gesamte an sich und dessen Interaktion mit dem Einzelnen.

Pluto hat geschrieben:Deshalb verstehe ich deine irrationale Ablehnung des Reduktionismus nicht
Methodischer Reduktionismus steht außer Frage. - Die Frage ist, welche Instanz in offenen Systemen ("Mensch") entscheiden soll: Die reduktiv wissenschaftliche oder die holistisch Spirituelle.

Pluto hat geschrieben:Ohne Verständnis der Einzelteile, seh ich nicht, wie man zum Verständnis des Ganzen gelangen kann.
Das ist wahrscheinlich falsch. - Meine Frau kann ich (theoretisch) nur als Ganzes verstehen - wenn ich sie in ihre Einzelteile zerlege, ist das eine Straftat. :geek:

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#34 Re: Reduktionismus oder Holismus

Beitrag von closs » Mo 2. Mär 2015, 11:02

ThomasM hat geschrieben:Die ich nicht notwendig aus den Einzelteilen verstehe, die ich aber damit korrellieren kann.
Ja - schon verstanden und natürlich einverstanden. -Wichtig ist Deine Einschränkung "die ich nicht notwendig aus den Einzelteilen verstehe", denn damit postulierst Du NICHT, dass das Verständnis aller Einzelteile zwingend zum Verständnis des Ganzen fürhen würde.

ThomasM hat geschrieben:Ich verstehe also das Gesamtgebilde materialistisch. Aber ich weiß immer noch nicht, was Geist eigentlich ist.
Genau - der Geist wäre das eigentlich Holistische und ist nur annäherbar ("Hermeneutischer Zirkel").

In der Praxis bedeutet dies, dass man das, was man vom Geist erkennt, zum Maßstab macht ÜBER reduktive Erkenntnisse - wenn man holistisch (in meinem Verständnis) denkt. - Genau das aber wird heute nicht verstanden, weil sich der Mensch inzwischen selber derart reduktiv definiert, dass er die Differenz zwischen sich und reduktiven Erkenntnissen nicht mehr erkennt, mithin diese Erkenntnisse zum Maßstab seiner Entscheidungen macht.

Damit wir uns nicht missverstehen: Es wird in der Regel keinen Konflikt zwischen reduktiven Erkenntnissen und holistischen Erkenntnissen geben - aber nicht, weil beide kausal verbunden wären, sondern weil sie oft koinzidieren. - Pragmatisch gesagt: Man wird in aller Regel wissenschaftliche Erkenntnisse geistig übernehmen können - aber eben nicht immer, gerade wenn es um materialistisch nicht-begrenzte Systeme wie "Mensch" geht.

Pluto
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#35 Re: Reduktionismus oder Holismus

Beitrag von Pluto » Mo 2. Mär 2015, 11:13

closs hat geschrieben:Warum verschwendet man dann Worte wie "Materialismus"?
Keine Ahnung. Du verwendest das Wort sehr viel häufiger als ich. :P

closs hat geschrieben:Wenn es aber um Sein geht, reicht das nicht aus. - Nun muss man als Pragmatiker dieses Interesse nicht haben.
Hier sollte man tatsächlich mal definieren, was wir unter "Sein" überhaupt verstehen.

closs hat geschrieben:Du meinst mit Holismus das Zusammenfügen von Einzelteilen bei begrenzten Phänomenen ("Blume"), die keine spirituelle Komponente haben.
"spirituell Komponente" — Was ist das überhaupt? Ist es ein erdachtes "Etwas" was irgendwie fehlt?
Wie würdest du es beschrieben? Was ist eine "spiritiuelle Komponente"?

closs hat geschrieben:Ich verstehe darunter das Gesamte an sich und dessen Interaktion mit dem Einzelnen.
Hmm... :? Und wie willst du wissen was das Einzelne ist, womit interagiert wird, wenn du Reduktionismus ablehnst?

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Ohne Verständnis der Einzelteile, seh ich nicht, wie man zum Verständnis des Ganzen gelangen kann.
Das ist wahrscheinlich falsch.
:? Kannst du auch erklären was daran "wahrscheinlich" falsch ist?

closs hat geschrieben:Meine Frau kann ich (theoretisch) nur als Ganzes verstehen - wenn ich sie in ihre Einzelteile zerlege, ist das eine Straftat. :geek:
Frauen sind nicht so schwer zu verstehen. :lol:

Aber eine Straftat? :shock:
Um grundsätzliche Dinge über einen Menschen zu erfahren braucht man doch nicht gleich zum Messer zu greifen. :shock:
Mir erscheint es irrational, die Vielfalt die man an einem Menschen erkennt, nicht im Einzelnen verstehen zu wollen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#36 Re: Reduktionismus oder Holismus

Beitrag von closs » Mo 2. Mär 2015, 11:35

Pluto hat geschrieben:Hier sollte man tatsächlich mal definieren, was wir unter "Sein" überhaupt verstehen.
Alles, was auch ohne unsere Wahrnehmung der Fall ist. - Konkret: Das, was dazu führt, dass Du es als "rot" wahrnehmen kannst.

Pluto hat geschrieben: wie willst du wissen was das Einzelne ist, womit interagiert wird, wenn du Reduktionismus ablehnst?
Nee - es geht nicht um die Ablehnung des reduktiv Erkannten, sondern um dessen Stellenwert im Verhältnis zum holistisch Erlebten. - Wenn beides nicht übereinstimmt, gibt es einen Konflikt.

Ganz einfaches Beispiel: Wenn ein Wissenschaftler mit einem Messgerät auf den Spielplatz geht und abliest, dass der konkrete Schrei eines Kindes aufgrund einer Studie ein Schrei der Kategorie A ist und folgendes ... zu bedeuten hat, und die Mutter sagt "Quatsch", hat wahrscheinlich die Mutter recht.

Pluto hat geschrieben:Was ist eine "spiritiuelle Komponente"?
Der menschliche Instinkt, dass es über der Materie etwas gibt, von dem die Materie abhängt. - Es ist nicht falsifizierbar.

Pluto hat geschrieben:Kannst du auch erklären was daran "wahrscheinlich" falsch ist?
Wenn Du einen Sonnenuntergang wahrnimmst, nimmt man dies als Ganzes wahr. - Naturwissenschaftliches Wissen dazu trägt dazu nichts bei (wiewohl es natürlich hochinteressant ist).

Pluto hat geschrieben:Mir erscheint es irrational, die Vielfalt die man an einem Menschen erkennt, nicht im Einzelnen verstehen zu wollen.
Wer spricht von "nicht wollen"? - Die Frage ist, wofür Analyse im Einzelfall gut ist. - Naturwissenschaftlich ist es der einzige Weg - aber damit kann man nicht zur Erkenntnis beitragen zur Feststellung "Ich kenne meine Tochter seit Geburt an - ich verstehe sie als Ganzes" (selbst wenn dies nie perfekt gelingt).

Pluto
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#37 Re: Reduktionismus oder Holismus

Beitrag von Pluto » Mo 2. Mär 2015, 12:10

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Hier sollte man tatsächlich mal definieren, was wir unter "Sein" überhaupt verstehen.
Alles, was auch ohne unsere Wahrnehmung der Fall ist.
Darunter verstehe ich ganz einfach materielle Existenz.

closs hat geschrieben:Konkret: Das, was dazu führt, dass Du es als "rot" wahrnehmen kannst.
Nee, nee. Ich kann "rot" gar nicht wahrehmen.
Ich nehme eine Empfindung wahr, die ich gelernt habe, als "rot" zu bezeichnen. Ich weiß aber immer noch nicht, ob diese Empfindung nicht für andere etwas sein könnte, was für ihnen grün erscheint.
Dass das selbst bei klarer semantischer Unterscheidung nicht eindeutig ist, beweist übrigens die rege Debatte über das blau-schwarze oder weiß-goldene Kleid, welche man in den letzten Tagen im Internet beobachten konnte.

Farbe ist immer "individuelle Einbildung" wie es Thomas sehr richtig formulierte.

closs hat geschrieben:es geht nicht um die Ablehnung des reduktiv Erkannten, sondern um dessen Stellenwert im Verhältnis zum holistisch Erlebten. - Wenn beides nicht übereinstimmt, gibt es einen Konflikt.
Koflikte enstehen i.d.R. wenn man zu wenig Informationen hat um Ergebnisse zu vergleichen.
Genau da hat sich der Reduktionismus bewährt.

closs hat geschrieben:Ganz einfaches Beispiel: Wenn ein Wissenschaftler mit einem Messgerät auf den Spielplatz geht und abliest, dass der konkrete Schrei eines Kindes aufgrund einer Studie ein Schrei der Kategorie A ist und folgendes ... zu bedeuten hat, und die Mutter sagt "Quatsch", hat wahrscheinlich die Mutter recht.
Auch das ist nur ein Beispiel von mangelhafter Definition der Kritierien bzw. einem Mangel an Daten.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Was ist eine "spiritiuelle Komponente"?
Der menschliche Instinkt, dass es über der Materie etwas gibt
Instinkte können irren. Du scheinst zudem ein falsches Verständnis des Begriffs "Instinkt" zu haben.
Instinkte sind in der Evolution entstanden, um reflexive Handlungen auszulösen. Wenn eine Gazelle ein Rascheln im Gras verimmt, so kann dies ein harmloser Windhauch, aber genauso das Zeichen eines sich heranpirschenden Leopard sein. Der Istinkt leitet die Flucht ein, unter der Annahme, besser davon laufen und weiterleben, als zum Mittagessen einer Raubkatze zu werden.

closs hat geschrieben:Wenn Du einen Sonnenuntergang wahrnimmst, nimmt man dies als Ganzes wahr. - Naturwissenschaftliches Wissen dazu trägt dazu nichts bei (wiewohl es natürlich hochinteressant ist).
Das ist nachweislich falsch. Selbstverständlich trägt naturwissenschaftliches Wissen etwas bei.
Die alten Maya glaubten jeden Tag ein Kind opfern zu müssen, damit die Sonne am nächsten Tag wieder aufgeht. Diese Befürchtung brauchen wir dank wissenschaftlicher Erkenntnis heute nicht mehr haben.

Übrigens ist das Maya Besipiel ein gutes Beispiel davon, wie trügerisch Instinkte ohne Erkenntnis sein können.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#38 Re: Reduktionismus oder Holismus

Beitrag von closs » Mo 2. Mär 2015, 12:21

Pluto hat geschrieben:Darunter verstehe ich ganz einfach materielle Existenz.
Beispielsweise.

Pluto hat geschrieben:Ich nehme eine Empfindung wahr, die ich gelernt habe, als "rot" zu bezeichnen. Ich weiß aber immer noch nicht, ob diese Empfindung nicht für andere etwas sein könnte, was für ihnen grün erscheint.
Stimmt - genau das ist Wahrnehmung. - Insofern verstehe ich Dein "nee" nicht.

Pluto hat geschrieben:Farbe ist immer "individuelle Einbildung" wie es Thomas sehr richtig formulierte.
Genau das ist Wahrnehmung.

Pluto hat geschrieben:Koflikte enstehen i.d.R. wenn man zu wenig Informationen hat um Ergebnisse zu vergleichen.
Kann sein, muss nicht sein.

Pluto hat geschrieben:Auch das ist nur ein Beispiel von mangelhafter Definition der Kritierien bzw. einem Mangel an Daten.
Moment: Üblich wäre, dass der Wissenschaftler zur Mutter sagt: "Deine Einschätzung als 'Quatsch' ist Folge einer subjektiven Wahrnehmung - ich weiss es besser, weil meine Studie objektiv ist".

Pluto hat geschrieben:Du scheinst zudem ein falsches Verständnis des Begriffs "Instinkt" zu haben.
Ja - das kann missverständlich sein. - Dann nennen wir es "Bewusstsein".

Pluto hat geschrieben:Die alten Maya glaubten jeden Tag ein Kind opfern zu müssen, damit die Sonne am nächsten Tag wieder aufgeht.
Was hat das damit zu tun? - Es ging hier um die ganzheitliche Wahrnehmung eines Sonnenuntergangs.

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#39 Re: Reduktionismus oder Holismus

Beitrag von ThomasM » Mo 2. Mär 2015, 12:26

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Hier sollte man tatsächlich mal definieren, was wir unter "Sein" überhaupt verstehen.
Alles, was auch ohne unsere Wahrnehmung der Fall ist. - Konkret: Das, was dazu führt, dass Du es als "rot" wahrnehmen kannst.
Hier hast du das Problem.

Da wir als Menschen ohne Wahrnehmung (mindestens innere Wahrnehmung, d.h. Wahrnehmung unserer Gedanken bzw. unserer Gefühle) nichts erkennen können, auch nicht, ob etwas der Fall ist, ist das keine wirkliche Definition. Ein entscheidender Punkt fehlt noch. Das sei dir an den beiden folgenden Überlegungen dargestellt:

Möglichkeit 1:
Axiom:
Es gibt Eigenschaften, die einem Objekt / Ding anhaften, selbst wenn man sie nicht wahrnehmen kann. Diese Eigenschaften sind eindeutig definiert, selbst wenn zwei Wahrnehmungen widersprüchliche Ergebnisse dieser Eigenschaft ergeben.

Definition:
Diese Eigenschaften nennen wir Sein.

Möglichkeit 2:
Axiom:
Jede Eigenschaft kann nur durch Wahrnehmung festgestellt werden. Ergeben zwei Wahrnehmungen einer Eigenschaft Unterschiede, dann ist es nicht dieselbe Eigenschaft.

Definition:
Alles, was auch ohne unsere Wahrnehmung der Fall ist, ist Sein.

Satz:
Es gibt kein Sein.

Du siehst: Zwei verschiedene Axiome, dieselbe Definition, vollkommen unterschiedliche Schlussfolgerung.
Du müsstest also dein Axiom begründen oder zumindest motivieren. (beweisen brauchst du das nicht, denn es ist ein Axiom).

Allerdings hast du mit deinem Axiom bereits das vorausgesetzt, was du folgern willst.

Gruß
Thomas
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

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#40 Re: Reduktionismus oder Holismus

Beitrag von Pluto » Mo 2. Mär 2015, 13:05

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Darunter verstehe ich ganz einfach materielle Existenz.
Beispielsweise.
Das Universum.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Ich nehme eine Empfindung wahr, die ich gelernt habe, als "rot" zu bezeichnen. Ich weiß aber immer noch nicht, ob diese Empfindung nicht für andere etwas sein könnte, was für ihnen grün erscheint.
Stimmt - genau das ist Wahrnehmung. - Insofern verstehe ich Dein "nee" nicht.
Es gibt einen Unterschied zwischen Einbildung und Wahrnehmung.
Wahrnehmung ist die Reaktion der Nerven auf das Eintreffen der Photonen auf der Retina des Auges. Farbe ist etwas anderes. Es ist die Ableitung dieser Wahrnehmung, die wir als Einbildung verstehen (es gibt kein "rot").
Im günstigsten Fall ist diese Einbildung durch semantische Vereinbarungen gesichert. Aber selbst dann kann es zu Verwirrungen kommen.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Auch das ist nur ein Beispiel von mangelhafter Definition der Kritierien bzw. einem Mangel an Daten.
Moment: Üblich wäre, dass der Wissenschaftler zur Mutter sagt: "Deine Einschätzung als 'Quatsch' ist Folge einer subjektiven Wahrnehmung - ich weiss es besser, weil meine Studie objektiv ist".
So was tut ein guter Wissenschaftler doch niemals.
Man sollte einer Zeugenaussage nicht mit Besserwisserei entgegnen, sondern sie zunächst als Meinung akzeptieren. Vermutlich haben die beiden Kontrahenden nur unterschiedliche Vorstellungen vom Schrei des Kindes. Da hilft nur mehr Daten sammeln und auswerten.

closs hat geschrieben:Dann nennen wir es "Bewusstsein".
Das ist etwas ganz anderes als Instinkt, aber auch Bewusstsein kann in die Irre führen.
Schau her: "Trug die Kassierin am Samstag bei Aldi ein blaue oder eine schwarze Brille, oder gar keine Brille?"
Verstehst du jetzt wie irreführend das Bewusst ist, wenn man nicht nachprüfen kann?

closs hat geschrieben:Es ging hier um die ganzheitliche Wahrnehmung eines Sonnenuntergangs.
Ja, auch.
Aber im tierferen Sinn ging es darum dass Glaube ohne wissenschaftliche Erkenntnis untauglich ist. Kinder zu opfern war er Fehlleistung der Maya die ursächlich in einem primitiven und unaufgeklärten Glauben lag.
Es ist der beste Beweis dafür wie es mit Glaube allein, ohne nachweisbare Kausalität zu solchem Wahnsinn (aus heutiger Sicht) komen kann.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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