Setzungen...

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closs
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#201 Re: Setzungen...

Beitrag von closs » Fr 3. Jan 2014, 01:31

Pluto hat geschrieben:Weitere Setzungen also?
Eigentlich nicht - eher logische Schlussfolgerung aus der Setzung "Gott". Man kann nicht jede Schlussfolgerung aus einer Setzung zu einer neuen Setzung machen.

Pluto hat geschrieben: das ist ebenfalls eine Setzung, und zwar eine christliche.
Das ist ebenfalls Schlussfolgerung aus der Setzung des christlichen Gottes.

Pluto hat geschrieben:Die NW setzt das nicht, sondern folgert das als Ergebnis von Evolution.
Kommt aber auf dasselbe raus (wie bei mir oben auch - EINE Setzung hat mehrere logische Folgen). - Denn wenn man Realität mit natur-wissenschaftlicher Methodik misst UND diese Methodik zudem zur Grundlage des eigenen Weltbilds macht, dann MUSS man Geist als Folge von Materie verstehen.

Pluto hat geschrieben: manche Leute können sich da besser orientieren, weil sie an die Existenz von Transzendenz glauben?
Erstmal JA zu Deiner Frage. - Darüber hinaus "glauben" diese Menschen nicht bewusst an Transzendenz (manche kennen das Wort gar nicht und müssen es auch nicht), sondern erleben einfach ohne jeglichen Denkaufwand etwas Selbstverständliches - nämlich dass es ein Sein gibt, aus dem unser Dasein kommt. - Und selbst so würden sie es nicht formulieren, weil das schon wieder viel zu intellektuell klingt. Sie nennen das einfach "Gott".

Die wirklich tief erlebenden Christen, die ich kenne, halten nichts davon, dass man dieses Selbstverständliche über Gepräche über die Transzendenz breittritt - die haben ganz andere Probleme. Dort spürt man das Gute und das Böse und kämpft gegen das Böse (und damit ist ausdrücklich NICHT das juristisch definierte Böse gemeint, sondern das geistig Böse) - das junge Frauen zu Abtreibungen bringt/das Ehen scheitern lässt/das schwere Krankheiten über Menschen bringt(das lügen lässt/das töten lässt/das Menschen in sich selber verstricken lässt/etc. - Es gibt Menschen, die das "sehen".

Solche Menschen schrecken nachts auf, weil etwas Bedrohliches unterwegs ist - leiden manchmal geradezu körperlich unter geistigen Fehlentwicklungen der Gesellschaft - sammeln sich, um dagegen anzubeten - und sind ansonsten ganz normale Männer und Frauen, die völlig unauffällig ihren Alltags-Job tun. - Solche Menschen machen sich nicht öffentlich, sondern erkennen sich nur untereinander. Da gibt es auch keine konspirativen Treffen, weil es nicht nötig ist. - Man weiß, wo der Hase läuft.

Pluto hat geschrieben: Es genügt eine einzige Person um das ganze transzendente Gerüst intersubjektiv zu Fall zu bringen.
Dann ist Intersubjektivität ein ungeeigneter Begriff für geistige Realität.

Pluto hat geschrieben:Das Problem der Spiritualität ist, dass man mit ihr nichts bestätigen kann, weil sie auf völlig willkürliche (nicht verifizierbare) Setzungen gründet.
"Willkürlich" und "nicht verifizierbar" sind ganz unterschiedliche Begriffe. - Dass etwas nicht verifizierbar ist, hat überhaupt nichts mit der Frage zu tun, ob etwas zwingend notwendig oder ob es willkürlich ist. - Wahrnehmung ("Verifizierung" IST eine Form der Wahrnehmung) und Realität sind an sich völlig verschiedene Kategorien, die man (mit gutem Grund) per Setzung verkoppeln kann. - Aber sie sind nicht "verheiratet" - wenn Wahrnehmung nicht an Realität hinreicht, ändert dies nichts an der Realität.

Pluto hat geschrieben:Der Grund liegt vielmehr darin, dass die Sprache den gemeinsamen Nenner darstellt.
Aber die Chiffre "Wort" ist doch Träger von Inhalten - und diese Inhalte sind (vor allem in Hochzeiten einer Kultur) spiritueller Natur.

Pluto hat geschrieben:Du kannst die Methode deiner Wahl nehmen. Nur reproduzierbar sollte sie sein.
Beliebige Reproduzierbarkeit incl. objektiven Nachweis ist (meines Wissens) nur in der naturwissenschaftlichen Methodik möglich. - Und eben diese ist ungeeignet für das beobachtete "Objekt", soweit es meta-physischer Natur ist (wie der Name "meta-physisch" schon sagt).

Naturwissenschaft kann nur deshalb objektiv arbeiten, weil sie DIESELBE Realitäts-Ebene für Subjekt (Beobachter) und Objekt (Natur) postuliert (= Setzung). Bei der christlichen Spiritualität ist das anders: Subjekt (Mensch) und Objekt (Gott) gehören verschiedenen Realitöts-Ebenen an (das ist eine notwendige Schlussfolgerung der Setzung "Gott"). - Und das ist der Grund, warum es hier keine objektiven Nachweise im Sinne der Naturwissenschaft geben KANN.

OT: Deshalb schließt ein Naturalist auch die gleichzeitige Existenz von "echtem Zufall" und "Fügung" aus, weil er es aufgrund seiner Setzung MUSS, um sich nicht zu widersprechen. - Für Christen ist das hingegen eine leichte Übung, weil es aufgrund seiner Setzung logisch ist.

Pluto hat geschrieben:Was meinst du mit gruppen-dynamisch.
Das, was Sven gemeint hat: Dass gleiches Verhalten einer Gruppe durch gegenseitige "Ansteckung" entsteht, also nicht auf eigenständige Wirkkraft beruht, sondern gegenseitig manipuliert wird - das gibt es tatsächlich oft. - Aber es ist halt nicht immer so. - Wie man das wasserdicht objektiv unterscheiden könnte, wüsste ich auch nicht. - Aber die wirklich Betroffenen interessiert das nicht, weil sie anders orientiert sind - nämlich nach innen/oben und nicht nach der Seite.

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#202 Re: Setzungen...

Beitrag von Pluto » Fr 3. Jan 2014, 02:36

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Weitere Setzungen also?
Eigentlich nicht - eher logische Schlussfolgerung aus der Setzung "Gott".
Das Problem beginnt eigentlich schon dort. Wie definiert man Gott? Ohne genaue Definition kann man keine Schlussfolgerungen schliessen, denn diese sind nur so gut wie ihr Fundament.

Pluto hat geschrieben: das ist ebenfalls eine Setzung, und zwar eine christliche.
Das ist ebenfalls Schlussfolgerung aus der Setzung des christlichen Gottes.
Dem Argument kann ich nicht folgen. Bisher haben wir auf der Basis von Spiritualität diskutiert. Ist nun Spiritualität ebenfalls ein christliche Setzung?

Pluto hat geschrieben:Denn wenn man Realität mit natur-wissenschaftlicher Methodik misst UND diese Methodik zudem zur Grundlage des eigenen Weltbilds macht, dann MUSS man Geist als Folge von Materie verstehen.
So ist es. Und es existiert auch eine logisch nachvollziehbare Kette von Schlussfolgerungen.
Wenn Jemand etwas anderes vorschlagen möchte, dann muss er zeigen warum sie die Welt besser erklären kann als die NW.
Kannst du das?
Pluto hat geschrieben: manche Leute können sich da besser orientieren, weil sie an die Existenz von Transzendenz glauben?
Erstmal JA zu Deiner Frage. - Darüber hinaus "glauben" diese Menschen nicht bewusst an Transzendenz (manche kennen das Wort gar nicht und müssen es auch nicht), sondern erleben einfach ohne jeglichen Denkaufwand etwas Selbstverständliches
Du meinst, es erscheint ihnen "vernünftig" es zu glauben?
Sie nennen das einfach "Gott".
Schön. Aber wie definiert man Gott? Ist nicht der Begriff "Gott" für jeden Menschen etwas anderes, ganz individuelles?

Es gibt Menschen, die das "sehen".
Da wären wir wieder beim Urgrund, warum sich viele Christen auf einer höheren moralischen Ebene wähnen als Nicht-Christen.
Pluto hat geschrieben: Es genügt eine einzige Person um das ganze transzendente Gerüst intersubjektiv zu Fall zu bringen.
Dann ist Intersubjektivität ein ungeeigneter Begriff für geistige Realität.
Kann man akzeptieren, aber dann stehst du in der Bringe Schuld, eine alternative Methode vorzuschlagen, und der Welt zu erklären warum es besser ist.

Aber sie sind nicht "verheiratet" - wenn Wahrnehmung nicht an Realität hinreicht, ändert dies nichts an der Realität.
Hier kann man mit Wahrscheinlichkeiten abhelfen. Man kann eine Messung beliebig lang wiederholen, bis man mit dem Ergebnis zufrieden ist.

Aber die Chiffre "Wort" ist doch Träger von Inhalten - und diese Inhalte sind (vor allem in Hochzeiten einer Kultur) spiritueller Natur.
Ich weiss nicht was du damit meinst. Wieso ist ein Wort etwas spirituelles?

Bei der christlichen Spiritualität ist das anders: Subjekt (Mensch) und Objekt (Gott) gehören verschiedenen Realitöts-Ebenen an (das ist eine notwendige Schlussfolgerung der Setzung "Gott"). - Und das ist der Grund, warum es hier keine objektiven Nachweise im Sinne der Naturwissenschaft geben KANN.
Richtig. Aber das Problem liegt tiefer, wie gesagt es liegt in der Definition dessen was Gott ist.

Pluto hat geschrieben:Was meinst du mit gruppen-dynamisch.
Dass gleiches Verhalten einer Gruppe durch gegenseitige "Ansteckung" entsteht, also nicht auf eigenständige Wirkkraft beruht, sondern gegenseitig manipuliert wird - das gibt es tatsächlich oft.
Sicher. Und aus diesem Grund ist auch Intersubjektivität gefragt, denn nur sie ist in der Lage hier objektiv die Dinge auseinander zu halten.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#203 Re: Setzungen...

Beitrag von sven23 » Fr 3. Jan 2014, 08:13

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Die Transsubstantiation läßt auch nicht mal spirituell nachweisen
Wer spricht denn von "Nachweisen"? - Wenn Du "nachweisen" sagst, meinst Du, dass etwas naturalistisch nachweisbar wäre.

Ich meine noch nicht mal naturalistisch nachweisen, sondern spirituell. Der Zermonienmeister müßte doch das Ergebnis seiner rituellen Handlung spirituell erspüren können.
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#204 Re: Setzungen...

Beitrag von closs » Fr 3. Jan 2014, 10:41

Pluto hat geschrieben:Wie definiert man Gott? Ohne genaue Definition kann man keine Schlussfolgerungen schliessen
Von den Rahmenbedingungen kann man das schon - ein Versuch: Gott ist das Sein, in dem alle geistigen Fragen ohne Rest widerspruchsfrei beantwortet sind.

Pluto hat geschrieben:Dem Argument kann ich nicht folgen. Bisher haben wir auf der Basis von Spiritualität diskutiert.
Spiritualität (= Geistig-Keit) im christlichen Sinne ist eine christliche Setzung - denn Gott = Geist.

Pluto hat geschrieben:Wenn Jemand etwas anderes vorschlagen möchte, dann muss er zeigen warum sie die Welt besser erklären kann als die NW. Kannst du das?
Spiritualität kann Sein und Dasein umfassender erklären - NW ist aus meiner Sicht eine Teilmenge der Spiritualität.

Pluto hat geschrieben:Du meinst, es erscheint ihnen "vernünftig", es zu glauben?
Der Spur nach JA - man wird aber das Wort "vernünftig" nicht verwenden. - So, wie Du es wahrscheinlich meinst, würden sie JA sagen.

Pluto hat geschrieben: Aber wie definiert man Gott? Ist nicht der Begriff "Gott" für jeden Menschen etwas anderes, ganz individuelles?
Das eine schließt das andere nicht aus. - Diesbezügliche Wahrnehmung des Einzelnen ist ein jeweiliger Mini-Ausschnitt dessen, was Gott ist.

Pluto hat geschrieben:Da wären wir wieder beim Urgrund, warum sich viele Christen auf einer höheren moralischen Ebene wähnen als Nicht-Christen.
Oha - das tun aber echte Christen NICHT. - Ich würde eher unterscheiden zwischen mehr oder weniger erkennenden Menschen - oder in Worten Goethes:

"Der gute Mensch in seinem dunklen Drang/
Ist sich des rechten Weges wohl bewusst"

Konkret heißt das, dass Du als Agnostiker incognito ein besserer Christ sein könntest als ein bekennender Christ. - Möglicherweise bist Du seit Jahrzehnten Christ und weisst es nicht.

Pluto hat geschrieben:Kann man akzeptieren, aber dann stehst du in der Bringe Schuld, eine alternative Methode vorzuschlagen
Die einzige Methode, die aus meiner Erfahrung wirklich funktioniert, ist das gegenseitige Erkennen. - Beispiel:

Wenn ich meine Enkelin frage, woran sie erkennt, dass ihr kleiner Bruder ihr Bruder ist, wird sie keine objektive Methode vorschlagen können (mit DNA-Analyse hat man es in diesem Alter noch nicht so sehr) - aber sie "ERKENNT" ihren Bruder.

Genauso geht es mir mit wildfremden Leuten (passiert leider nicht oft), die man nach 5 Minuten "erkennt" (und umgekehrt). - Man kann mit solchen Leuten nach 5 Minuten reden, arbeiten, etc, als kännte man sich seit 5 Jahren.

Pluto hat geschrieben:Wieso ist ein Wort etwas spirituelles?
Ein Wort ist zunächst einmal eine Abfolge von Konsonanten und Vokalen. - Durch Vereinbarung entsteht aus Worten eine Sprache - Sprache kümmert sich um Inhalte - Gottfried Benn:

Ein Wort, ein Satz, aus Chiffren steigt, erkanntes Leben, jäher Sinn".

Das Wort ist also ein Statthalter für Inhalte. - Diese Inhalte können Alltags-Charakter haben ("Marmelade") oder spirituellen Charakter haben ("Geist").

sven23 hat geschrieben: Der Zermonienmeister müßte doch das Ergebnis seiner rituellen Handlung spirituell erspüren können.
Das wird so sein. - Ich kenne einige katholischen Priester, für die solche "Zeremonien" unmittelbare Wirkung haben.

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#205 Re: Setzungen...

Beitrag von sven23 » Fr 3. Jan 2014, 11:04

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Der Zermonienmeister müßte doch das Ergebnis seiner rituellen Handlung spirituell erspüren können.
Das wird so sein. - Ich kenne einige katholischen Priester, für die solche "Zeremonien" unmittelbare Wirkung haben.

Wie sehen diese Wirkungen aus? Können sie denn spirituell unterscheiden, ob Hostien und Wein die Verwandlung durchgemacht haben, also unterscheiden zwischen vorher und nachher?
Das sollte mich doch sehr wundern?
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#206 Re: Setzungen...

Beitrag von Pluto » Fr 3. Jan 2014, 11:58

closs hat geschrieben:ein Versuch: Gott ist das Sein, in dem alle geistigen Fragen ohne Rest widerspruchsfrei beantwortet sind.
Deine Definition wird tausend weitere Fragen auf.
z. Bsp. Was genau ist Sein?

Spiritualität (= Geistig-Keit) im christlichen Sinne ist eine christliche Setzung - denn Gott = Geist.
Also wir Spiritualität vom Christentum vereinnahmt?
Ist das der einzig wahre Gaube?
Spiritualität kann Sein und Dasein umfassender erklären.
Wie erklärt Spiritualität den Unterschied zwischen Sein und Dasein. Worin besteht eigentlich der Unterschied (was ist ontologische Differenz)?
Pluto hat geschrieben:Du meinst, es erscheint ihnen "vernünftig", es zu glauben?
Der Spur nach JA - man wird aber das Wort "vernünftig" nicht verwenden. - So, wie Du es wahrscheinlich meinst, würden sie JA sagen.
Hmm... Aber Glauben ist bekanntlich nicht Wissen.
Diesbezügliche Wahrnehmung des Einzelnen ist ein jeweiliger Mini-Ausschnitt dessen, was Gott ist.
Mit anderen Worten, Gott bedeutet für Jeden unterschiedlich, so dass es zu einer Teilung der Gesellschaft in tausende Glaubensrichtungen kommt.
oder in Worten Goethes:

"Der gute Mensch in seinem dunklen Drang/
Ist sich des rechten Weges wohl bewusst"
Allein schon das unterstellt etwas Seherisches, eine besondere Gabe, die andere Menschen nicht haben, die den Gläubigen von anderen abhebt. Genau das ist ja die höhere moralische Ebene auf die sich viele Gläubige gern berufen. (Ich sehe etwas, was du nicht siehst...).
Konkret heißt das, dass Du als Agnostiker incognito ein besserer Christ sein könntest als ein bekennender Christ. - Möglicherweise bist Du seit Jahrzehnten Christ und weisst es nicht.
Das hat eine ganz einfache Erklärung. Ich, Du, wir alle hier sind etwa zu 50% durch Jahrmillionen der Evolution geprägt. Den (mehr oder weniger ehrenhaften) Rest haben wir von unsern Eltern und in der Schule in Form von "Verhaltensregeln" mitbekommen.
Wenn ich meine Enkelin frage, woran sie erkennt, dass ihr kleiner Bruder ihr Bruder ist, wird sie keine objektive Methode vorschlagen können... aber sie "ERKENNT" ihren Bruder.
Vielleicht weil man es ihr gesagt hat, oder einfach weil Geschwister die gleichen Eltern haben? Spirituell ist das allerdings nicht.
Genauso geht es mir mit wildfremden Leuten (passiert leider nicht oft), die man nach 5 Minuten "erkennt" (und umgekehrt). - Man kann mit solchen Leuten nach 5 Minuten reden, arbeiten, etc, als kännte man sich seit 5 Jahren.
Im Grunde beruht das auf ganz simplen Prinzipien der Empathie.
Weisst du was Spiegelneuronen sind?
Gottfried Benn:

Ein Wort, ein Satz, aus Chiffren steigt, erkanntes Leben, jäher Sinn".
Ich weiss zwar nicht wer Gottfried Benn ist, aber der Spruch klingt nach einer nebligen Plattitüde.
Das Wort ist also ein Statthalter für Inhalte. - Diese Inhalte können Alltags-Charakter haben ("Marmelade") oder spirituellen Charakter haben ("Geist").
Ein Wort ist eine selbstständige sprachliche Einheit. -- Nicht mehr und nicht weniger. Die Inhalte werden durch menschliche Konventionen geschaffen. Das hat a priori mit Spiritualität nichts zu tun.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#207 Re: Setzungen...

Beitrag von closs » Fr 3. Jan 2014, 15:46

Pluto hat geschrieben:Was genau ist Sein?
Was unabhängig von eigener Wahrnehmung "ist".

Pluto hat geschrieben:Also wir Spiritualität vom Christentum vereinnahmt?
Was heißt "vereinnahmt"? - Ohne Geist geht es halt nicht.

Pluto hat geschrieben:Ist das der einzig wahre Gaube?
Der einzig wahre Glaube orientiert sich am Satz : "Gott IST die Liebe" - wobei "Liebe" (u.a.) dadurch definiert wäre, dass sie für das "Alles in Einem" steht, also jegliche Polarität und Dialektik aufgehoben ist. - An welcher Stelle in der Welt dieser Satz geglaubt/gelebt wird, ist eigentlich unmaßgeblich.

Allerdings kenne ich keine andere Religion als das Christentum, in dem dieser Satz (zumindest verbal) formuliert ist. Auch Jesus als Gott im Menschen kennt meines Wissens keine "Konkurrenz" in anderen Religionen. - Insofern sehe ich zur Zeit nur im Christentum die Voraussetzungen erfüllt, dass der Mensch durch Gott aufgehoben wird in das "Alles in Einem".

Unabhängig davon gilt für andere Religionen, dass deren Anhänger dem christlichen Gott näher sein können als Christen, wenn ihr Zielpunkt die Aufhebung des Daseins (Mensch) ins Sein (Gott) ist. - Insofern wird es im Sinne des "Die ersten werden die letzten sein" wohl Überraschungen geben können.

Pluto hat geschrieben:Wie erklärt Spiritualität den Unterschied zwischen Sein und Dasein.
"Die" Spiritualität gibt es nicht - das heisst ja nur, dass sich der Mensch über die Physik hinaus orientiert. - Ansonsten gibt es erhebliche und auch widersprüchliche Unterschiede - insofern kann ich Dir nur meinen eigenen Erkenntnis-Stand präsentieren.

"Dasein" wäre demnach das, was der Mensch wahrnimmt (sich selber/das Gegenüber/ die Sonne/seine Gedanken/seine Messreihe/sein Bauchweh/etc.). Insofern sind "Dasein" und "Wahrnehmung" koinzident. - "Dasein" wäre also "Wahrnehmungs-Welt".

Das "Sein" wäre das, was mit oder ohne unsere Wahrnehmung dasselbe ist. - Ist also das Universum (wie wir setzen) real, dann "ist" es mit oder ohne unsere Wahrnehmung dasselbe. - Ist Gott (wie einige von uns es setzen) real, dann "ist" es mit oder ohne unsere Wahrnehmung dasselbe.

Pluto hat geschrieben:Was ist ontologische Differenz
Da muss man jetzt aufpassen, weil es dazu eine Begriffs-Geschichte gibt. - Im spirituellen Sinn unserer Diskussion ist es die Differenz zwischen Wahrnehmung und Realität - das gilt sowohl horizontal zwischen Beobachter (Mensch) und Objekt der Beobachtung (Natur) als auch vertikal zwischen Mensch und Gott. - Im spirituellen Sinn ist nur die vertikale Version interessant.

Pluto hat geschrieben:Aber Glauben ist bekanntlich nicht Wissen.
"Wissen" tut man nur innerhalb von Koordinaten-Systemen, die man sich selber eingerichtet hat.

Pluto hat geschrieben:Mit anderen Worten, Gott bedeutet für Jeden unterschiedlich, so dass es zu einer Teilung der Gesellschaft in tausende Glaubensrichtungen kommt.
Ja - wobei es dann trotzdem entscheidende Unterschiede gibt - Beispiel:

Stelle Dir einen Kreis mit einem Kreis-Mittelpunkt M vor. - Sitzt man im oberen Kreis-Segment, muss man nach "Süden", um zu M zu kommen - sitzt man im unteren Kreis-Segment, muss man nach "Norden", um zu M zu kommen - das heißt: Die Angabe "Nord" und "Süd" ist nicht hinreichend, weil die Richtung zu M vom Standpunkt des Betrachters abhängig ist.

So kann man auch unterschiedliche Glaubensrichtungen verstehen, die aus ihrem jeweiligen Standpunkt aus den Weg zu M (= G = Gott) suchen - das wäre der beste Fall. - Nun gibt es - der sub-optimale Fall - allerdings auch Menschen und Glaubensrichtungen, die im oberen Kreis-Segment sitzen und trotzdem nach "Norden" gehen, weil sie meinen sie säßen selber im unteren Kreis-Segment. - Mit anderen Worten:

Man kann auf Wahrnehmungsebene ("Dasein") nie beurteilen, ob der andere auf dem richtigen oder falschen Weg ist. Denn es ist nicht damit getan, dass jemand dieselbe Richtung geht wie man selbst. - Das wäre das grundlegende Argument, warum Gott sagt: "Richtet nicht, damit Ihr nicht gerichtet werdet".

Pluto hat geschrieben:Ich sehe etwas, was du nicht siehst...
Es gibt sehr viele Tauf-/Kirchensteuer-Christen, die GAR nichts sehen, sondern einfach gesellschaftliche Eingebundenheit suchen.

Davon abgesehen kenne ich das auch, dass ich etwas glasklar sehe, was 95% der Bevölkerung nicht sehen - ob das bei Bach oder bei Shakespeare ist. - Umgekehrt gibt es Bereiche, in denen ich komplett taub zu sein scheine. - Das scheint normal zu sein.

Pluto hat geschrieben:eine besondere Gabe, die andere Menschen nicht haben, die den Gläubigen von anderen abhebt
Man muss da unterscheiden zwischen dem, was man als Mensch "hat", und dem, was einem als Mensch davon bewusst ist.

Potentiell "haben" tut es meines Erachtens jeder, dass er geistig/spirituell "unterwegs" sein kann - im Gegensatz zu Tieren. - Die Frage lautet, wie sehr es verschüttet ist (sei es aus Gründen der eigenen Lebensgeschichte oder aufgrund gesellschaftlicher Leitbilder). - Dran kommt es unweigerlich - und das ist KEINE Drohung.

Pluto hat geschrieben: Ich, Du, wir alle hier sind etwa zu 50% durch Jahrmillionen der Evolution geprägt.
Und da ist halt die Frage, aus was die Evolution kommt: Aus sich selbst (also aus nichts) oder aus einem Sein über dem Dasein (also aus Gott).

Pluto hat geschrieben:Spirituell ist das allerdings nicht.
Im engeren Sinne des Wortes ist es das wirklich nicht. - Es ging aber darum, dass sichere Wahrnehmung möglich ist, ohne dass der Wahrnehmende dies objektiv begründen könnte ("Nachweis").

Pluto hat geschrieben:Weisst du was Spiegelneuronen sind?
Klingt gut. - Wäre aus spiritueller Sicht ein weiterer Hinweis darauf, wie geschickt sich geistiges Sein im Dasein umsetzt. - Wir kommen immer wieder an die Frage, ob die Daseins-Welt eine Von-Selbst-Veranstaltung ist oder Folge von etwas ist - beides kann man setzen und hat jeweilige Erklärungsmuster als Folge daraus.

Pluto hat geschrieben:aber der Spruch klingt nach einer nebligen Plattitüde
Uuuuuuh - das ist keine Plattitüde und sehr konkret. - Sprache als Matrix für Inhalt - Inhalt, der eine Matrix braucht, um kommunizierbar zu sein.

Das heisst auch, dass Sprache an sich kein Sinn ist, sondern nur Sinn-Träger - so wie ein Muli Sachen transportiert.

PS: G. Benn war ein sehr bekannter Dichter des 20. Jh und ebenso Arzt - sein bekanntestes Gedicht ist die "Krebsbaracke". - Guckst Du bei Googel, da ich zu doof bin, Links zu machen.

Pluto hat geschrieben:Das hat a priori mit Spiritualität nichts zu tun.
Stimmt - wie gesagt: Das Wort ist ein Lastenträger.

sven23 hat geschrieben: Können sie denn spirituell unterscheiden, ob Hostien und Wein die Verwandlung durchgemacht haben, also unterscheiden zwischen vorher und nachher?
Man könnte ja mal eine Testreihe machen, die neuro-wissenschaftlich das Vorher und Nachher festhält.

Im übrigen geht es hier nicht um den EINEN Klick-Moment, sondern um die innere Öffnung. - Davon abgesehen ist "Transsubstantiation" ein ziemlich kompliziertes Thema, das kontrovers zwischen katholischen und evangelischen Kirchen diskutiert wird - eigenes Thema.

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#208 Re: Setzungen...

Beitrag von sven23 » Fr 3. Jan 2014, 16:24

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Können sie denn spirituell unterscheiden, ob Hostien und Wein die Verwandlung durchgemacht haben, also unterscheiden zwischen vorher und nachher?
Man könnte ja mal eine Testreihe machen, die neuro-wissenschaftlich das Vorher und Nachher festhält.

Och, es würde schon die Aussage des Priesters reichen, ob er es spirituell spüren kann. Neurowissenschaftler brauchts dafür gar nicht.

closs hat geschrieben: Davon abgesehen ist "Transsubstantiation" ein ziemlich kompliziertes Thema, das kontrovers zwischen katholischen und evangelischen Kirchen diskutiert wird - eigenes Thema.

In der Tat ist die katholische Setzung in dem Punkt sehr bizarr. Und auch spirituell nicht belegbar, selbst nicht vom Pabst, dem Stellvertreter Gottes auf Erden.
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#209 Re: Setzungen...

Beitrag von Pluto » Fr 3. Jan 2014, 17:39

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Was genau ist Sein?
Was unabhängig von eigener Wahrnehmung "ist".
...und was ist das genau?
Pluto hat geschrieben:Also wir Spiritualität vom Christentum vereinnahmt?
Was heißt "vereinnahmt"?
Das bedeutet, das Christentum erhebt den Alleinanspruch auf Spiritualität .... Juden, Moslems,Buddhisten, usw. gehen leer aus?
Pluto hat geschrieben:Ist das der einzig wahre Gaube?
Der einzig wahre Glaube orientiert sich am Satz : "Gott IST die Liebe" -
Huch...! Da hätten wir ja schon wieder eine neue Setzung. ;)
Insofern sind "Dasein" und "Wahrnehmung" koinzident. - "Dasein" wäre also "Wahrnehmungs-Welt".
Besser könnte ich es auch nicht sagen. :D
Ist Gott (wie einige von uns es setzen) real, dann "ist" es mit oder ohne unsere Wahrnehmung dasselbe.
Also eine reine Glaubensfrage?
Pluto hat geschrieben:Was ist ontologische Differenz
Da muss man jetzt aufpassen, weil es dazu eine Begriffs-Geschichte gibt. - Im spirituellen Sinn unserer Diskussion ist es die Differenz zwischen Wahrnehmung und Realität...
Noch 'ne Setzung? ;)
Pluto hat geschrieben:Aber Glauben ist bekanntlich nicht Wissen.
"Wissen" tut man nur innerhalb von Koordinaten-Systemen, die man sich selber eingerichtet hat.
Koordinaten sind Orientierungshilfen im Universum. Wissen ist aber unabhängig von solchen Hilfskonstruktionen (s. Laplace Transformationen die die Invarianz von Zustände von einem zum anderen Koordinatensystem ermöglichen :geek: ).
Stelle Dir einen Kreis mit einem Kreis-Mittelpunkt M vor. - Sitzt man im oberen Kreis-Segment, muss man nach "Süden", um zu M zu kommen - sitzt man im unteren Kreis-Segment, muss man nach "Norden", um zu M zu kommen.
Ein Kreis hat nun mal keine bevorzugte Konfiguration, d.h. es gibt kein "oben" und "unten" weil er drehsymmetrisch ist.
Pluto hat geschrieben:Ich sehe etwas, was du nicht siehst...
Es gibt sehr viele Tauf-/Kirchensteuer-Christen, die GAR nichts sehen, sondern einfach gesellschaftliche Eingebundenheit suchen.
Du weichst aus. Womit nimmt einer etwas wahr, was der andere nicht sieht?
Davon abgesehen kenne ich das auch, dass ich etwas glasklar sehe, was 95% der Bevölkerung nicht sehen - ob das bei Bach oder bei Shakespeare ist. - Umgekehrt gibt es Bereiche, in denen ich komplett taub zu sein scheine. - Das scheint normal zu sein.
Das ist ja das Besondere am Gehirn, dass es uns immer wieder solche "privaten" Dinge suggeriert, die wir mit Niemanden teilen können.
Man muss da unterscheiden zwischen dem, was man als Mensch "hat", und dem, was einem als Mensch davon bewusst ist.
...Noch 'ne Setzung, lieber closs...
Sind für meinen Geschmack langsam gar viele Setzungen. ;)
Potentiell "haben" tut es meines Erachtens jeder, dass er geistig/spirituell "unterwegs" sein kann
Dann erkläre das mal anatomisch: mit welchem Organ ist man spirituell unterwegs?
Und da ist halt die Frage, aus was die Evolution kommt: Aus sich selbst (also aus nichts) oder aus einem Sein über dem Dasein (also aus Gott).
Evolution kommt nicht irgendwo her.
Evolution ist einfach Veränderung mit Selektion (Anpassung an die Umwelt). Evolution ist also ein Prinzip.
Pluto hat geschrieben:Weisst du was Spiegelneuronen sind?
Klingt gut. - Wäre aus spiritueller Sicht ein weiterer Hinweis darauf, wie geschickt sich geistiges Sein im Dasein umsetzt.
Noch eine Setzung? :lol:
Spiegelneuronen existieren aber wirklich. Sie spiegeln im Gehirn die Handlungen/Regungen unseres Gegenüber und helfen uns z. Bsp. bei der Interprettion von Gesichtsausdrücken.
Das heisst auch, dass Sprache an sich kein Sinn ist, sondern nur Sinn-Träger - so wie ein Muli Sachen transportiert.
Das ist zu platt. Die Sprache ist viel mehr als nur ein Kommunikationsmittel. Sie ist Unmittelbar an unserer Phantasie beteiligt, essentiell für Planung und Gstaltung, und bei der Suche nach Optionen (Alternativen) unersetzlich.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

barbara
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#210 Re: Setzungen...

Beitrag von barbara » Fr 3. Jan 2014, 17:44

sven23 hat geschrieben: Ein Gemälde ist im naturwissenschaftlichen Sinn nicht meßbar. Es macht keinen Sinn, ein Gemälde in Quadratmeter oder Kilo zu bewerten. Ist es deshalb transzendent? Nein, es Farbe, die in mehr oder weniger kunstvoller Weise auf einer Leinwand verteilt wurde, also ein naturalistischer Vorgang.

Ein Gemälde hat materielle und transzendente Aspekte.

Die chemische Zusammensetzung und Verteilung der Farbe ist eine naturalistische Sache.

Der Grund, warum Gemälde a im Met oder Louvre hängt und Gemälde b nicht, ist ein transzendeter. Da geht es nie um "dieses Bild ist so toll weil Molekül XYZ mehr als 40% ausmacht". Da geht es um "das Lächeln der Mona Lisa ist so geheimnisvoll" und ähnlich nicht-materiell-messbare Dinge, die oft auch sehr schwer in Worte zu fassen sind - die aber dennoch eindeutig, konstant, über lange Zeit, vom Grossteil der Menschen übereinstimmend so gefühlt werden.

gruss, barbara

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