Versagt die Evolutionstheorie? II

Evolution vs. Schöpfung Debatte, Alter der Erde
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luett-matten
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#711 Re: Versagt die Evolutionstheorie? II

Beitrag von luett-matten » Sa 3. Nov 2018, 19:37

Gruß in die Runde.
Vor einigen Jahren war die Evolutionstheorie für mich auch noch völlig nachvollziehbar, doch ich hatte mich auch nicht weiter damit beschäftigt. Je länger ich mich jedoch damit auseinandersetze, desto unwahrscheinlicher wird mir die gängige Erklärung einer linearen Entwicklung.

Wie können aus Einzellern Mehrzeller werden? Die Einzeller vermehren sich durch Teilung. Es entstehen dabei aber immer wieder Einzeller. Ebenso die Metamorphose. Wie kann sich eine solche Umgestaltung eines Lebewesens in einer linearen Entwicklung ergeben? Es ist im Leben dieses Tieres ein großer Umbruch und keine gleichförmige Entwicklung. Eine Schmetterlingsraupe kann sich nicht mal fortpflanzen, weil sie gar keine Geschlechtsorgane besitzt. Nur der ganz entwickelte Schmetterling ist fähig sich fortzupflanzen.

Gottes Segen! :)
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closs
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#712 Re: Versagt die Evolutionstheorie? II

Beitrag von closs » Sa 3. Nov 2018, 21:55

sven23 hat geschrieben:Trotzdem kann nur eine richtig/wahr sein.
Ich finde es zwar rührend, dass Du mich ständig aus dem Jahr 2013 zitierst. - Aber das hat mit methodischen bearbeiteten Fragen und deren unterschiedlichen Antworten nichts zu tun.

Claymore
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#713 Re: Versagt die Evolutionstheorie? II

Beitrag von Claymore » So 4. Nov 2018, 00:47

closs hat geschrieben:
Claymore hat geschrieben:Was ist der Unterschied zwischen:

Versuchen, eine Aussage zu “kontrollieren”
“prüfen, ob Du erkennst […], ob er recht hat”
Meine Aussage war anders gemeint, als es hier klingt (ich musste extra nachgucken). - Meine Aussage war (in anderen Worten): "Du sollst DICH prüfen, ob Du in seinen Aussagen in Dir etwas erkennst, also folgen kannst - bzw. ob Du überhaupt etwas erkennen willst". - Wir sprechen also nicht von einem Anspruch ("Ich will kontrollieren, sonst ist es nichts wert"), sondern von einer Suche ("Finde ich etwas in mir, das als Resonanzboden schwingt, wenn ich solche Worte höre").
Aha. Nein, ich empfinde bzgl. der kath. Sexualethik nichts in mir, das als Resonanzboden schwingt.
closs hat geschrieben:
Claymore hat geschrieben:Was ist der Unterschied zwischen:

anthropozentrischer Kontrolle
Erkenntnis
"Erkenntnis" ist eben dieses SChwingen eines vorhandenen Resonanzbodens.
Gehe ich richtig in der Annahme, dass diese “Erkenntnis” für dich eine emotionale Reaktion ist?
- Vielleicht kennst Du das von Müttern, die über ihren 1Jährigen sagen: "Ich weiß ganz genau, was er mit seinem Brabbeln meint" - ich "erkenne" es.
ja, das ist ein guter Vergleich zu den Äußerungen katholischer Würdenträger. :devil:
closs hat geschrieben:- "Anthropozentrische Kontrolle" dagegen klingt nach intersubjektiv nachvollziehbarer Festlegung - was aber bei spirituellen Dingen nicht geht. - Es können sich zwar unterschiedliche Leute treffen, die vergleichbare "Resonanzböden" haben, aber das ist etwas anderes als das, was man intersubjektiv nachvollziehbare ERgebnisse nennt.
Nja… also irgendwie ist mir das noch nicht klar. Ich mein, sicher gibt es Gebiete wo bis auf ein paar “Spinner” praktisch Konsens existiert: die harten Naturwissenschaften, Mathematik, zentrale historische und geographische Fakten etc.

Aber es gibt den Konsens oftmals auch nicht – jedoch ist es da nicht notwendig gleich auf “schwingende Resonanzböden” zu verweisen.

Z.B. kann man über Belege verfügen, die man nicht teilen kann. Wie seine Erinnerungen. Wer fälschlicherweise eines Verbrechens angeklagt wird, der findet evtl. auch keinen Konsens mit dem Staatsanwalt aber da steckt nichts mysteriöses hinter dieser Meinungsverschiedenheit. Oder viel häufiger wird es der Fall sein, dass Menschen die Belege nicht gleichermaßen gewichten.

Wenn man die katholische Sexualethik also in den Bereich “Erkenntnis mit schwingenden Resonanzböden” verortet, dann sagt man damit doch aus, dass es sich hier nicht mehr nur um ein kontroverses Thema handelt – sondern schlicht um eines, das rein subjektiv ist, also komplett “undurchsichtig”. D.h. es gibt nicht mal mehr eine persönliche Schlussfolgerung, die man transparent machen kann – bei normalen “kontroversen Themen” wie “Wie schädlich sind E-Zigaretten?” geht das nämlich durchaus!
closs hat geschrieben:
Claymore hat geschrieben:Und was ist der Unterschied zwischen:

falsche Aussage
ontisch falsche Aussage
"Falsche Aussage" ist in der Regel eine logisch fehlerhafte Aussage auf Basis einer hermeneutischen Vorannahme. - "Wenn man davon ausgeht, dass alle Menschen 3 Ohren haben, ist Claymore mit seinen 2 Ohren der Normalfall" - nein, ist er ontisch nicht.

Das wäre jetzt ein Beispiel, bei dem "ontisch wahr" erkennbar ist - oft ist dies NICHT der Fall.
Das ist nun ein sehr wichtiger Punkt: Wie und wann kann man herausfinden ob etwas “ontisch wahr” ist?

Gibt es ein Kriterium nach dem man einen “Spinner” (?) wie David Icke von einem Menschen mit bloß einer anderen “Hermeneutik”* unterscheiden kann?

* nach deiner seltsamen Definition
closs hat geschrieben:- "Hatte Jesus eine Naherwartung?"
1) Hermeneutische Vorannahme A: Ja
2) dito b: Nein
Sowohl aus Sicht von A als auch von B würde der jeweils andere damit eine "falsche Aussage" treffen. - ONTISCH hätte einer recht - aber wer? - Mit anderen Worten: Eine Aussage, die man macht, kann methodisch richtig, aber ontisch falsch sein - letzteres kann man in vielen Fällen nicht überprüfen.
Also um das jetzt noch mal festzuhalten: :?:

:arrow: Falsch kann ontisch wahr sein, wahr kann ontisch falsch sein… :wave:

Dir ist aber schon klar, dass 98% der Menschen “wahr” wie dein “ontisch wahr” verstehen, oder? (Nicht als Gegenargument sondern nur als Tipp, falls du verstanden werden willst).

closs
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#714 Re: Versagt die Evolutionstheorie? II

Beitrag von closs » So 4. Nov 2018, 01:39

Claymore hat geschrieben: Nein, ich empfinde bzgl. der kath. Sexualethik nichts in mir, das als Resonanzboden schwingt.
Das glaube ich Dir wirklich - einfach, weil Menschen unterschiedlich denk-formatiert sein können. - Das muss man nicht gleich religiös sehen, da reicht ein Blick in die eigene Geschichte.

Als ich erst Student und dann Lehrer war, hatte ich keinerlei schwingenden Resonanzboden für das, wie ich in meiner nächsten Phase als Wirtschafts-Mensch denken würde. - Seit ich Rentner bin, verstehe ich immer weniger, wie ich als Wirtschaftsmensch denk-formatiert war. - Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und unheimlich anpassungsfähig.

Claymore hat geschrieben:Gehe ich richtig in der Annahme, dass diese “Erkenntnis” für dich eine emotionale Reaktion ist?
Auch - aber nur insofern, dass spirituelle Erkenntnis genauso (wahrscheinlich noch mehr) emotional wie (als) reflektive Erkenntnis ist. - PRimär emotional wäre falsch.

Claymore hat geschrieben:Wenn man die katholische Sexualethik also in den Bereich “Erkenntnis mit schwingenden Resonanzböden” verortet, dann sagt man damit doch aus, dass es sich hier nicht mehr nur um ein kontroverses Thema handelt – sondern schlicht um eines, das rein subjektiv ist, also komplett “undurchsichtig”. D.h. es gibt nicht mal mehr eine persönliche Schlussfolgerung, die man transparent machen kann – bei normalen “kontroversen Themen” wie “Wie schädlich sind E-Zigaretten?” geht das nämlich durchaus!
Geistige Erkenntnis ist primär IMMER subjektiv - die Frage ist, ob sie sich zusätzlich intersubjektiv nachvollziehbar darstellen lässt (solche Fälle gibt es natürlich). - Üblich ist jedoch inzwischen, dass man Dinge, die jemand modellhaft intersubjektiv dargestellt hat UND (sehr wichtig!) allgemein anerkannt ist, VERTRITT (also nicht erkennt), also den eigenen, subjektiven Erkenntnis-Prozess vollkommen außen vor lässt. - Solche Leute nennen sich dann "aufgeklärt". :devil:

Claymore hat geschrieben:Das ist nun ein sehr wichtiger Punkt: Wie und wann kann man herausfinden ob etwas “ontisch wahr” ist? - Gibt es ein Kriterium nach dem man einen “Spinner” (?) wie David Icke von einem Menschen mit bloß einer anderen “Hermeneutik”* unterscheiden kann?
Das ist prinzipiell unmöglich - man kann immer nur glauben und hoffen, dass der eigene Ansatz authentisch ist zu dem, was der Fall ist.

Bei Naturwissenschaften gibt es nur prinzipiell, aber nicht pragmatisch dieses Problem: Man beschreibt Beobachtungen in einem Modell und kommt zu Ergebnissen - wenn diese Ergebnisse experimentell bestätigt werden können und das Modell somit irgendwann als "bewährt" gilt, kann man es pragmatisch mit "ontisch wahr" gleichsetzen. - Das geht jedoch außerhalt der Naturwissenschaft eher selten. Dort ist es angemessener, sich, erstens, bewusst zu sein, dass die eigenen hermeneutischen Vorannahmen falsch sein könnten (dieses Damoklesschwert hängt immer über einem, wenn solche Vorannahmen nicht falsifizierbar sind, was bei spirituellen Fragen eigentlich immer der Fall ist) - allein dieses Bewusstsein fehlt schon oft.

Zweitens sollte man andere hermeneutische Vorannahmen überprüfen, ob sie besser sind als die eigenen. - Drittens (aber das wäre jetzt die "fromme" Variante), sollte man um die Gabe der Unterscheidung der Geister bitten (damit sind NICHT Betttücher gemeint, die "huhu" machen. :engel: ). - Aber letztlich ist eine Sisyphos-Arbeit - der hermeneutische Zirkel schickt einen immer wieder zum Ausgangspunkt zurück: "Sind Deine Annahmen wirklich richtig oder hat Du Dich nur in sie verknallt?".

Claymore hat geschrieben:Also um das jetzt noch mal festzuhalten:

Für das Wort “falsch”: Ablehnung der Korrespondenztheorie der Wahrheit
Für das Wort “ontisch falsch”: Annehmen der Korrespondenztheorie der Wahrheit
Interessante Frage. - Mein erster Eindruck: Da stimmen die Vorannahmen nicht :oops: , sorry, das ist keine Ausrede.

Denn (1) was soll der Satz "Danach sind subjektive Aussagen genau dann wahr, wenn sie mit den Tatsachen in der objektiven Welt übereinstimmen (korrespondieren)", wenn man nicht weiß, was objektiv wahr ist? - Eigentlich ist das ontisch gesprochen ein Zirkelschluss: "Ich definiere subjektiv (hier gemeint als "als Mensch"), was objektiv ist und was in einer objektiven Welt Tatsache ist, und stelle dann eine Korrespondenz mit dem fest, das diese objektive Tatsache festgestellt hat". - Insofern ist Dein "falsch" für diesen Fall richtig - das funktioniert nicht.

Es ist ein für den sog. "Realismus" typisches Manöver, das Objektive zum Büttel des Subjektiven zu machen. - Man setzt zwar, dass vom menschlichen Bewusstsein unabhängige Phänomene existieren (klingt erstmal gut - das wäre der ontische Ansatz), kassiert das aber gleich wieder, indem man den Menschen zum Steuermann des Seins macht. - Das führt dann soweit, dass man einen Begriff "ontologischen Naturalismus" ermöglicht, was in etwa so widersinnig ist wie "vogelfreie Versklavung".

Weil man dann irgendwann merkt, dass das nicht funktioniert, definiert man in Neusprech Grundbegriffe um, damit es dann doch funktioniert, was zu einem Ergebnis führt, dessen Entstehung am besten durch einen der besten Witze, den ich kenne, erklärt werden kann:
Frage: "Wie sperrt ein Mathematiker einen Löwen in den Käfig?" - Antwort: "Er setzt sich selber in den Käfig und bezeichnet den durch den Käfig definierten Raum als 'außen' ". - Das ist eigentlich das, was ich die ganze Zeit sagen wollte (merke ich gerade).

Bei (2) stimmt die Korrespondenz-Theorie - ganz recht. - Aber sie bedeutet dort etwas anderes.

Claymore hat geschrieben:Falsch kann ontisch wahr sein, wahr kann ontisch falsch sein…
Nee - "Wahrnehmungs-mäßig als 'falsch' Bezeichnetes kann ontisch wahr sein und wahrnehmungs-mäßig als 'wahr' Bezeuíchnetes kann ontisch falsch sein". - So würde es stimmen.

Claymore hat geschrieben:Dir ist aber schon klar, dass 98% der Menschen “wahr” wie dein “ontisch wahr” verstehen, oder?
Ein Wissenschaftler DARF es nicht so verstehen - er muss wissen, dass er nur Modelle zu Beobachtungen der Wirklichkeit bearbeitet und nicht Beobachtungen der Wirklichkeit.

Das ist doch mein großer Kritik-Punkt in puncto "Kommunizierung von Wissenschaft". - Man darf wissenschaftliche Ergebnisse nur als Modell-Ergebnisse kommunizieren und nicht als ontische Ergebnisse (was natürlich oft zusammenfällt). - Ich könnte Dir mühelos wissenschaftlich saubere Ergebnisse zur SELBEN Fragestellung präsentieren, die komplett wiedersprüchlich sind - das ist normal. - Also: Vorsicht mit Worten wie "ontisch", wenn es um methodische Ergebnisse geht.

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#715 Re: Versagt die Evolutionstheorie? II

Beitrag von sven23 » So 4. Nov 2018, 06:26

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Trotzdem kann nur eine richtig/wahr sein.
Ich finde es zwar rührend, dass Du mich ständig aus dem Jahr 2013 zitierst. - Aber das hat mit methodischen bearbeiteten Fragen und deren unterschiedlichen Antworten nichts zu tun.
Doch, genau damit hat es zu tun. Du bist immer noch der irrigen Meinung, eine Aussage könne gleichzeitig wahr und falsch sein. Und das von jemandem, die die "ontische" Wahrheit ständig im Munde führt. :roll:
Die Erde kann nicht Milliarden Jahre alt sein und gleichzeitig nur 10000 Jahre alt sein. Nur eins von beiden kann richtig sein (oder keines).
Da bringt auch dein Hermeneutikwechsel nichts.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#716 Re: Versagt die Evolutionstheorie? II

Beitrag von Detlef » So 4. Nov 2018, 11:03

luett-matten hat geschrieben:Gruß in die Runde. Vor einigen Jahren war die Evolutionstheorie für mich auch noch völlig nachvollziehbar, doch ich hatte mich auch nicht weiter damit beschäftigt. Je länger ich mich jedoch damit auseinandersetze, desto unwahrscheinlicher wird mir die gängige Erklärung einer linearen Entwicklung.
Für mich ist nicht nachvollziehbar, wie etwas für jemanden nachvollziehbar gewesen ist, mit dem er sich nicht weiter beschäftigt hat. ;)

luett-matten hat geschrieben:Wie können aus Einzellern Mehrzeller werden?
Dann hast du dich wohl ausgerechnet mit der Frage, die stellst, bisher n i c h t auseinandergesetzt? Dazu gibt es unendlich viel wissenschaftliches Material. Ein Anfang wäre : https://de.wikipedia.org/wiki/Entwicklu ... ielzellern
bzw. die Berücksichtigung der dortigen Quellenangaben.

Was hat diese Beschreibung von Lebensformen
luett-matten hat geschrieben:Die Einzeller vermehren sich durch Teilung. Es entstehen dabei aber immer wieder Einzeller. Ebenso die Metamorphose. Wie kann sich eine solche Umgestaltung eines Lebewesens in einer linearen Entwicklung ergeben? Es ist im Leben dieses Tieres ein großer Umbruch und keine gleichförmige Entwicklung. Eine Schmetterlingsraupe kann sich nicht mal fortpflanzen, weil sie gar keine Geschlechtsorgane besitzt. Nur der ganz entwickelte Schmetterling ist fähig sich fortzupflanzen.Gottes Segen! :)
mit dieser Schlussfolgerung
luett-matten hat geschrieben:Je länger ich mich jedoch damit auseinandersetze, desto unwahrscheinlicher wird mir die gängige Erklärung einer linearen Entwicklung.
zu tun?
Die Wahrheit lässt sich pachten, mit dem Glauben an des Gottes Sohn, doch die Thesen sind vergänglich, allen Gläubigen zum Hohn! (Gert Reichelt)

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#717 Re: Versagt die Evolutionstheorie? II

Beitrag von closs » So 4. Nov 2018, 11:13

sven23 hat geschrieben:Doch, genau damit hat es zu tun. Du bist immer noch der irrigen Meinung, eine Aussage könne gleichzeitig wahr und falsch sein.
Ich weiß wirklich nicht, ob Du mich kabarett-artig reizen willst ("Versteckte Kamera") oder wirklich nicht kapierst, dass ontische Wirklichkeit und methodische Wirklichkeit zwie komplett unterschiedliche Kategorien abbilden.

sven23 hat geschrieben:Die Erde kann nicht Milliarden Jahre alt sein und gleichzeitig nur 10000 Jahre alt sein. Nur eins von beiden kann richtig sein (oder keines).
So ist es - das ist ontische Kategorie.

sven23 hat geschrieben:Da bringt auch dein Hermeneutikwechsel nichts.
Natürlich nicht, da die Wahrnehmungs-Kategorie damit nichts zu tun hat. - Die Frage ist, ob man in der Wahrnehmungs-Kategorie die richtigen VOrannahmen hat, damit ein methodisches Ergebnis authentisch ist zur ontischen Wahrheit (falls es überhaupt eine zu einer Fragestellung gibt - es gibt Fragestellungen OHNE ontische Wahrheits-Antwort).

Konkret: a) Jesus hatte eine Naherwartung oder nicht - beides gleichzeitig geht nicht - ontisch.
b) Je nach Vorannahme kommt man zu unterschiedlichen Ergebnissen.
c) Diese Ergebnisse sind widersprüchlich.
d) Niemand weiß, welches Ergebniss authentisch ist zur ontischen Wahrheit (siehe a)), weil niemand weiß, welche Vorannahmen richtig sind.
e) Beide Ergebnisse sind aber trotz ihrer Widersprüchlichkeit "wahr im Sinne der jeweiligen Vorannahmen".

Sag mir jetzt wenigstens ehrlich, ob Du die Kabarett-SChiene fährst oder dies wirklich schwer zu verstehen ist.

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#718 Re: Versagt die Evolutionstheorie? II

Beitrag von Claymore » So 4. Nov 2018, 12:42

closs hat geschrieben:kann man es pragmatisch mit "ontisch wahr" gleichsetzen.
Also mir wird das jetzt zu wirr und auf weitere Verhörarbeit habe ich keine Lust. Sauber müsste man jetzt eigentlich eine Diskussion über das “pragmatisch ontisch wahr” aufmachen.

Genau das hat sich vorher bereits mit deiner Einteilung in praktische und theoretische Hermeneutik angekündigt. Und ja, diese Bezeichnung stammt von mir. Aber inhaltlich hast du so eine Unterscheidung getroffen: (a) das Problem mit den verschiedenen Perspektiven und Vorannahmen ist offensichtlich relevant und (b) das Problem existiert nur rein theoretisch – wie bei Skepsis gegenüber der Außenwelt.
closs hat geschrieben:Geistige Erkenntnis ist primär IMMER subjektiv - die Frage ist, ob sie sich zusätzlich intersubjektiv nachvollziehbar darstellen lässt
aber ob es sich beim bilden einer Überzeugung um Erkenntnis handelt (nicht wieder verwechseln mit “ob wir wissen, dass es sich um Erkenntnis handelt…”) oder einen Irrtum, ist nicht subjektiv …

naja egal

Im Endeffekt scheint's trotz all der endlosen Schnörkel und idiosynkratischen Sprache doch nur wieder das übliche zu sein: Internet-Trivial-Relativismus.
closs hat geschrieben:
Claymore hat geschrieben:Das ist nun ein sehr wichtiger Punkt: Wie und wann kann man herausfinden ob etwas “ontisch wahr” ist? - Gibt es ein Kriterium nach dem man einen “Spinner” (?) wie David Icke von einem Menschen mit bloß einer anderen “Hermeneutik”* unterscheiden kann?
Das ist prinzipiell unmöglich - man kann immer nur glauben und hoffen, dass der eigene Ansatz authentisch ist zu dem, was der Fall ist.
:arrow:
  • “Königin Elisabeth II. ist ein Reptil”
  • “Königin Elisabeth II. ist kein Reptil”
– Aussagen von Menschen mit unterschiedlicher ‘Hermeneutik’. Beide gleich berechtigt. :wave:

Um es zusammenzufassen: Man bringt sich in einen Zustand, wo man “Die Queen ist ein Reptil” für eine ganz normale, persönliche Meinung hält, fühlt aber dann den spirituellen Resonanzboden schwingen: “Masturbation, Verhütung, Homosexualität ist eine Sünde!” Und wie könnte das was anderes sein, als eine ganz normale persönliche Meinung? :devil:

Wobei dann mal interessant wäre, mit welchem Recht du überhaupt St. Thomas' “Masturbation, Verhütung, Homosexualität ist verwerflicher als Vergewaltigung!” als Irrtum bezeichnen konntest… alle deine lustigen skeptischen Manöver würden auch jede Kritik an St. Thomas zersetzen.

Das war's. Schade, dass es so EXTREM lange gedauert hat.
closs hat geschrieben:Das glaube ich Dir wirklich - einfach, weil Menschen unterschiedlich denk-formatiert sein können.
Ja, ich verurteile ungern Menschen für etwas, das absolut niemandem schadet.

Die Denkformatierung, die mit der kath. Sexualethik harmoniert, ist auch generell sehr viel seltener geworden. Und um da das Ruder wieder herumzureißen, braucht's mehr als Internet-Trivial-Relativismus und eine auf den Sieg durch “sapienti sat” kalkulierende Argumentationsstrategie.

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#719 Re: Versagt die Evolutionstheorie? II

Beitrag von sven23 » So 4. Nov 2018, 12:43

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Doch, genau damit hat es zu tun. Du bist immer noch der irrigen Meinung, eine Aussage könne gleichzeitig wahr und falsch sein.
Ich weiß wirklich nicht, ob Du mich kabarett-artig reizen willst ("Versteckte Kamera") oder wirklich nicht kapierst, dass ontische Wirklichkeit und methodische Wirklichkeit zwie komplett unterschiedliche Kategorien abbilden.
Auch methodisch kann es nicht sein, dass eine Aussage gleichzeitig wahr und falsch sein kann. Dann stimmt mit wenigestens einer Methodik etwas nicht. Aber als Meister der Beliebigkeit geht dir das wohl nicht in den Kopf. :roll:

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Die Erde kann nicht Milliarden Jahre alt sein und gleichzeitig nur 10000 Jahre alt sein. Nur eins von beiden kann richtig sein (oder keines).
So ist es - das ist ontische Kategorie.
In der wissenschaftlichen Kategorie ist sie Milliarden Jahre alt, mit glaubensideologischer "Methodik" kann man zu dem Ergebnis kommen, dass sie nur 10000 Jahre alt ist. Ist aber definitiv falsch.

closs hat geschrieben: Konkret: a) Jesus hatte eine Naherwartung oder nicht - beides gleichzeitig geht nicht - ontisch.
Eben.
closs hat geschrieben: b) Je nach Vorannahme kommt man zu unterschiedlichen Ergebnissen.
Ja, kann man, aber nur eins kann richtig sein. Darum geht es.

closs hat geschrieben: c) Diese Ergebnisse sind widersprüchlich.
In der Tat.

closs hat geschrieben: d) Niemand weiß, welches Ergebniss authentisch ist zur ontischen Wahrheit (siehe a)), weil niemand weiß, welche Vorannahmen richtig sind.
Deshalb weist die Forschung auch darauf hin, dass sie Ergebnisse auf Basis der Textquellen vorlegt. Was anderes haben wir nun mal nicht und Forschung ist kein beliebiges Wunschkonzert.

closs hat geschrieben: e) Beide Ergebnisse sind aber trotz ihrer Widersprüchlichkeit "wahr im Sinne der jeweiligen Vorannahmen".
Nein, nur eines kann wahr sein.
1+1 = 3 wird nicht dadurch wahr, dass man voranstellt, dass 1+1=2 falsch ist.
Und nein, das ist kein Kaberett, sondern ernst gemeint.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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#720 Re: Versagt die Evolutionstheorie? II

Beitrag von closs » So 4. Nov 2018, 13:48

Claymore hat geschrieben:Im Endeffekt scheint's trotz all der endlosen Schnörkel und idiosynkratischen Sprache doch nur wieder das übliche zu sein: Internet-Trivial-Relativismus.
Ganz und gar nicht. - Ich tippe eher darauf, dass das Rütteln an denk-formatorisch eingeprägten Grundlagen unerwünscht ist.

Claymore hat geschrieben:Aussagen von Menschen mit unterschiedlicher ‘Hermeneutik’. Beide gleich berechtigt.
Moment: Wir hatten darüber gesprochen, dass hermeneutische Vorannahmen nicht weit kommen, wenn sie dem darauf folgenden Test durch den hermeneutischen Zirkel nicht standhalten. - In Deinem Beispiel würde das heißen:

* Was ist Queen Elisabeth nach unserer Sprache? - Ein Mensch.
* Was ist ein Reptil nach unserer Sprache? - Kein Mensch.
Also kann Elisabeth kein Reptil sein.

Ob hermeneutische Vorannahmen berechtigt sind, wird auf ontischer Ebene entschieden. - Nur ist da keiner.

Claymore hat geschrieben:Man bringt sich in einen Zustand, wo man “Die Queen ist ein Reptil” für eine ganz normale, persönliche Meinung hält
Nein. - Die Erkenntnis, dass jede menschliche Erkenntnis auf hermeneutischen Vorannahmen fußt, heißt nicht, dass hermeneutische Vorannahmen ontisch gleichwertig sind.

Claymore hat geschrieben:“Masturbation, Verhütung, Homosexualität ist eine Sünde!” Und wie könnte das was anderes sein, als eine ganz normale persönliche Meinung?
"Persönlich" darf nicht "willkürlich" heißen. - Die RKK begründet ihre Sexualethik sehr fundamental und widerspruchsfrei. - Dein Vergleich passt nicht.

Man muss aber natürlich den Vorannahmen der katholischen Position nicht folgen - aber man sollte sie redlich VERSTEHEN - und wenn es nur aus Neugierde ist.

Claymore hat geschrieben:Die Denkformatierung, die mit der kath. Sexualethik harmoniert, ist auch generell sehr viel seltener geworden.
Richtig - das wird zur Zeit nicht verstanden (dazu geht es uns wahrscheinlich zu gut).

Claymore hat geschrieben:Und um da das Ruder wieder herumzureißen, braucht's mehr als Internet-Trivial-Relativismus und eine auf den Sieg durch “sapienti sat” kalkulierende Argumentationsstrategie.
Intellektuell erklären bringt eh nur was für Menschen, die an Metaebene interessiert sind. - Das Entscheidende ist, was Menschen in sich selber erkennen - völlig unintellektuell. - Das, was dabei rauskommt, ist ein Gradmesser für Kultur.

sven23 hat geschrieben:Auch methodisch kann es nicht sein, dass eine Aussage gleichzeitig wahr und falsch sein kann. Dann stimmt mit wenigestens einer Methodik etwas nicht.
Schlicht falsch und mehrfach widerlegt. - Zigaretten, Extremismus, Eiweiß - Du erinnerst Dich.

sven23 hat geschrieben:In der wissenschaftlichen Kategorie ist sie Milliarden Jahre alt, mit glaubensideologischer "Methodik" kann man zu dem Ergebnis kommen, dass sie nur 10000 Jahre alt ist. Ist aber definitiv falsch.
Richtig. - Denn geistige/geistliche Exegese darf überhaupt nichts mit naturwissenschaftlichen Fragen zu tun haben.

Oder nimm ET: Es ist (angeblich) naturwissenschaftlich nachgewiesen, dass es keine Teleologie in der biologischen Evolution gibt (glaube ich gerne). - Es kann aber genauso gut sein, dass in der geistigen Evolution (Heilsgeschichte) eine Teleologie vorhanden ist. - Das ist kein Widerspruch. --- Es ist auch kein Widerspruch, dass es ÜBER der Biologie-Ebene eine Teleologie gibt.

sven23 hat geschrieben:Ja, kann man, aber nur eins kann richtig sein.
Ontisch richtig - nach wie vor.

sven23 hat geschrieben: closs hat geschrieben:
e) Beide Ergebnisse sind aber trotz ihrer Widersprüchlichkeit "wahr im Sinne der jeweiligen Vorannahmen".


Nein, nur eines kann wahr sein.
Falsch - nochmal: NICHT "ontisch" sind beide wahr, sondern "wahr im Sinne der jeweiligen Vorannahmen". - Die HKE hält doch im Rahmen ihrer Vorannahmen die Aussage "Jesus hatte eine Naherwartung" für wahr, oder nicht? - Zumindest hat es Thaddäus gemeint.

sven23 hat geschrieben:1+1 = 3 wird nicht dadurch wahr, dass man voranstellt, dass 1+1=2 falsch ist.
Richtig - aber was soll das hier?

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